Weichwanzen

Familie der Ordnung Schnabelkerfe (Hemiptera)
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Weichwanzen (Miridae), auch als Blindwanzen bezeichnet, sind weltweit verbreitet und mit mehr als 10.000 bekannten Arten die artenreichste Familie der Wanzen (Heteroptera). In Europa sind sie mit etwa 1.170 Arten und Unterarten vertreten. In Deutschland und Österreich sind mit etwa 400 Arten auch heute noch nicht erkannte, unbeschriebene Arten zu erwarten.

Weich-, Blindwanzen
Gemeine Wiesenwanze (Lygus pratensis)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subphylum: Sechsfüßer (Hexapoda)
Vorlage:Classis: Insekten (Insecta)
Vorlage:Ordo: Schnabelkerfe (Hemiptera)
Vorlage:Subordo: Wanzen (Heteroptera)
Vorlage:Familia: Weich-, Blindwanzen
Wissenschaftlicher Name
Miridae
Hahn, 1831

Namen

Der deutsche Name Weichwanzen bezieht sich auf die im Vergleich mit anderen Wanzenarten schwach verhärteten (sklerotisierten) Körperdecken. Der Begriff Blindwanzen nimmt dagegen Bezug auf das überwiegende Fehlen der Punkt- oder Stirnaugen (Ocelli).

Merkmale

 
Eichen-Schmuckwanze (Calocoris striatellus)

Die Weichwanzen sind mit zwei bis 15 Millimetern Körperlänge kleine bis mittelgroße Arten. Sie variieren sehr stark in ihrem äußeren Erscheinungsbild und in ihrer Färbung. Viele Vertreter dieser Familie haben einen ovalen, länglich gestreckten Körperumriss. Es gibt aber auch sehr schmale, lange oder kurze und plumpe Formen. Wieder andere Arten, wie beispielsweise die Ameisenwanze (Myrmecoris gracilis) sehen Ameisen zum Beispiel der Roten Waldameise (Formica rufa) sehr ähnlich. In der Körperfärbung überwiegen grünliche und bräunlich-gelbe Tarnfärbungen. Auch schwarze Tiere sind sehr häufig (z.B. Gattung Capsus). Seltener sind auffällige gelb-schwarze oder rot-schwarze Musterungen vertreten.

Weichwanzen haben viergliedrige Fühler. Den meisten Arten fehlen Punktaugen. Ihre Tarsen haben drei Segmente. Die Vorderflügel (Hemielytren), die bei den Wanzen charakteristisch aufgebaut sind, sind vergleichsweise schwach ledrig verhärtet. Vor der Membran (in manchen Fällen reduziert) befindet sich kleines dreieckiges Feld (Cuneus). Dieses Merkmal unterscheidet die Weichwanzen von den meisten anderen Familien der Wanzen. Die Membran hat meist zwei seltener eine Zelle an der Basis. Innerhalb mancher Arten liegt ein Flügeldimorphismus vor.

Lebensweise

 
Grüne Futterwanze (Lygocoris pabulinus)

Fast alle Weichwanzen sind phytophag, das heißt sie ernähren sich von Pflanzensäften, die sie durch Anstechen der Pflanzen mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen saugen. Dabei sind die meisten monophag auf eine bestimmte Pflanzenart oder oligophag auf einen engeren Kreis von Pflanzen angewiesen. Es gibt aber auch ausgeprägt polyphage Arten, die wenig wählerisch hinsichtlich ihrer Wirtspflanzen sind. Einige andere wiederum ernähren sich ausschließlich räuberisch, etliche sind Gemischtköstler, sogenannte Zoophytophage.

Die Weibchen besitzen eine Legescheide, mit welcher sie ihre Eier mehr oder weniger tief in weiches oder verholztes Wirtspflanzengewebe einbohren. Die Larven durchlaufen fünf durch Häutungen getrennte Larvenstadien. Die meisten mitteleuropäischen Arten überwintern im Eistadium.

Systematik

 
Deraeocoris ruber
 
Deraeocoris ruber saugt an einer Blattlaus. Sowohl Larven als auch erwachsene Wanzen ernähren sich von Aphiden.

Nach der heute verwendeten Systematik werden den Weichwanzen sieben Unterfamilien zugerechnet:

Arten und Gattungen in Europa (Auswahl)

Bedeutung

Manche Arten können einerseits in der Landwirtschaft durch das saugen an Pflanzen und dem damit verbundenen Absterben von Pflanzenteilen oder der gesamten Pflanze sowie Fehlbildungen als Kulturpflanzenschädlinge auftreten. Für etliche Arten wird andererseits deren Eignung als Räuber (Prädatoren) von anderen Pflanzenschädlingen im biologischen Pflanzenschutz untersucht.

Besonderheiten

An das Leben auf fleischfressenden Pflanzen sind die nicht in Europa beheimateteten Arten der Gattungen Pameridea und Setocoris auf besondere Weise angepasst.

Referenzen

  • Miridae. Fauna Europaea, abgerufen am 15. November 2006.
  • E. Wachmann: Wanzen beobachten - kennenlernen. J. Neumann - Neudamm, Melsungen 1989, ISBN 3-7888-0554-4
  • E. Wachmann, A. Melber & J. Deckert: Wanzen Band 2: Cimicomorpha: Microphysidae (Flechtenwanzen), Miridae (Weichwanzen). Neubearbeitung der Wanzen Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz, Goecke & Evers, Keltern, 2004. ISBN 3-931-37457-2

Weiterführende Literatur

  • E. Wachmann, A. Melber & J. Deckert: Wanzen. Band 1: Dipsocoromorpha, Nepomorpha, Gerromrpha, Leptopodomorpha, Cimicomorpha (Teil I), Neubearbeitung der Wanzen Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz, Goecke & Evers, Keltern, 2006. ISBN 3-931374-49-1
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