Jazzclub

Lokalität in der Jazzkonzerte stattfinden
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Jazzclub bezeichnet ursprünglich eine vereinsmäßige Organisation von Jazzanhängern, zumeist zum Zwecke des Meinungsaustausche, gemeinsamen Schallplattenhörens und der Organisation von Konzerten. Heute bezieht er sich auch allgemeiner auf Lokalitäten, in denen für ein zahlendes Publikum mehr oder minder regelmäßig Jazzkonzerte stattfinden. Dabei handelt es sich teilweise auch um die Kooperation von Jazzliebhabern mit einem Gastwirt.

Geschichte

Jazzclubs entstanden zunächst aus dem Zusammenschluss von Jazzfans, die sich gegenseitig mit Vorträgen und Schallplattenabenden über die sich rasch entwickelten Jazzmusik und ihre neuesten Tendenzen, die nur z.T. über die Radiosender oder bei den Auftritten von Bands in Tanzcafés oder Varietés zu erfahren waren, informierten. Es kam daher schon in den 1930ern zur Gründung von sog. Hot-Clubs, die zum Teil zunächst einen informellen Charakter hatten. Insbesondere in Deutschland war dies auch geboten, da die Swingjugend während des Nationalsozialismus offiziell verboten und teils mit Internierung bestraft wurde, aber dennoch (z.B. in Berlin und in Frankfurt am Main) entsprechende Clubs tätig waren. Insbesondere in Westdeutschland wurden nach dem Krieg weitere Hot-Clubs gegründet.

Durch die Entwicklung des Modern Jazz, der sich wenigstens tendenziell nicht mehr als Tanzmusik verstand, verschärfte sich in allen Ländern der Bedarf an Auftrittsorten für tourende Musiker, Amateurjazzer und Konzertprogrammreihen weiter. Die Clubs fungierten nun auch als Veranstaltungsort für Tournee-Konzerte und Sessions. Von den Anfängen im Mutterland des Jazz, USA, sprang der Funke bald nach Europa über, zunächst vor allem nach der französischen Hauptstadt, wo viele US-Amerikaner vorübergehend Wohnsitz nahmen, und von dort dann auch nach Mitteleuropa und Skandinavien.

Insbesondere in den 1950ern gedieh der Jazz im Untergrund. Keller, Katakomben, ausgediente Fabriken und Baracken werden von den Clubmitgliedern eigenhändig ausgestaltet. In Mittelstädten gab es teilweise mehrere Jazzclubs nebeneinander, insbesondere als die Richtungen zu stark auseinander driften – einerseits Dixieland, andererseits Cool Jazz. Ein wichtiger Vorteil der Clubs gegenüber regulären Lokalen war, dass keine Schankerlaubnis erforderlich war. Mit Hilfe von Tagesmitgliedschaften konnten auch Vereinsgäste an den Konzerten teilnehmen bzw. Clubs auf kommerzieller Basis aufgezogen werden. Auch die Deutsche Jazz Föderation, die Dachorganisation der Jazzclubs in Westdeutschland, förderte mit ihrem Veranstaltungsreferat, das die Clubs zunehmend zum Austragungsort von Tourneen wurden. Nur ein geringer Teil der Clubs, wie der Jazzkeller Frankfurt, fungierten teilweise auch als Musikertreffs, so dass es dort regelmäßig zu hochkarätigen Jamsessions und unter Umständen auch zur musikalischen Weiterentwicklung kam. In Zürich hatte das nicht mehr bestehende Jazzcafé Africana eine entsprechende Funktion.

Aktueller Stand

Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung ist es heute kaum noch möglich, dass tourende Jazzmusiker „für die Tür“ (d.h. ausschließlich für die Eintrittseinnahmen) spielen können, da Hotelkosten anfallen, Familien versorgt werden müssen usw. Viele Jazzclubs haben daher den Charakter von Jazzkneipen nach dem Motto "Bier und Jazz" angenommen; die gastronomischen Einnahmen finanzieren dann wesentlich den künstlerischen Betrieb mit und bestimmen ihn auf diese Weise zumindest tendenziell. Ein kleinerer Teil der Jazzclubs sind Konzertklubs mit hohem künstlerischen Anspruch, der finanziell vor allem durch öffentliche Förder- und privatwirtschaftliche Sponsorengelder realisiert wird. Einnahmen aus der Gastronomie sind in diesen Fällen eher ein Zubrot.

Bekannte Veranstaltungsorte

Bekannte Veranstaltungslokale mit Clubcharakter in Deutschland sind der Jazz Club Hannover, die "Unterfahrt" in München, der "Stadtgarten" in Köln, das "Jazzhaus" in Freiburg, das "domicil" und der Hot Club in Dortmund, das "Quasimodo" und "A-Trane" in Berlin, das "Birdland" in Neuburg an der Donau, der Jazzclub Villingen, das "Jazzstudio" in Nürnberg, das Blue Note - Jazzclub und Bar mit täglichen Konzerten gegen die Tür und der "Jazzclub Neue Tonne" in Dresden. In der süddeutschen Provinz ist der Club W71 in Weikersheim zu erwähnen.

In der Schweiz blühen bis heute die Jazzclubs: In größeren Orten wie Basel, Bern oder Genf existieren z.T. noch mehrere Clubs, während selbst in Orten wie Rheinfelden noch eche Clubs und mit Lokalen wie der "Mühle Hunziken" in Rubigen auch überregional attraktive Spielstättten bestehen.

In Österreich sind aktuell das Porgy und Bess oder das Birdland in Wien besonders zu erwähnen, aber auch in der Provinz, z.B.in Dornbirn oder in Lustenau, gibt es aktive Clubs, die immer noch ein anspruchsvolles Programm bieten.

Wichtigster Club in Prag ist das Reduta, gegründet 1958. Seit einem Saxophon-Auftritt des damals amtierenden US-Präsidenten Bill Clinton ist der Club auch in Übersee bekannt. Clinton kam damals als Gast des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel in den Club. Havel schenkte ihm ein Saxophon, welches Clinton umgehend mit den Reduta All Stars einweihte. Der gespielte Song war der Klassiker Summertime von George Gershwin.

Vorkommen in Medien der Gegenwart

Literatur

  • John Murray: "Jazz, etc." Hexham : Flambard Press [u.a.], 2003. 261 p. ISBN 1-87322-662-4
  • Hans-Jürgen Schaal: "Jazz-Standards : das Lexikon". 2. Aufl. - Kassel [u.a.] : Bärenreiter-Verl., 2002. 589 S. ISBN 3-7618-1414-3