Briefmarken und Poststempel aus Braunschweig sind ein eigenständiger Bereich Altdeutschlands innerhalb der Philatelie [1]. Die erste Braunschweiger Briefmarke erschien am 1. Januar 1852; die Ausgabe eigener Briefmarken wurde ab dem 31.12.1867 eingestellt. Poststempel gab es schon früher; in diesem Beitrag geht es um historische Poststempel der Stadt Braunschweig.
Braunschweiger Poststempel
Poststempel dienen größtenteils praktischen Zwecken. In Zeiten, als die Tarife für Postsendungen noch nach Entfernung und Gewicht berechnet wurden, dienten sie hauptsächlich zur Feststellung des Portos. Das Beförderungsentgelt wurde gewöhnlich noch vom Empfänger eingezogen. Es galt als Beleidigung das Porto im voraus zu zahlen, hieß es doch, man wurde für zu arm gehalten diese Summe aufzubringen.
Auf Briefen aus dem 16., bis hin ins 19. Jahrhundert findet man häufig kunstvolle Schnörkeladressen, allerdings gewöhnlich noch ohne postalische Vermerke. Es gilt die Regel, je reicher die Schnörkel, desto älter der Brief.
Die Briefe wurden, mit ihren Besonderheiten, noch einzeln in das Briefeintragungsbuch und in die Karte eingetragen. Eine solche Karte wurde für jeden Postbeutel gefertigt, beim Wechsel in ein anderes Felleisen entkartiert und weiterbefördert. In der Weiterentwicklung übertrug man diese Vermerke auch auf die Briefadresse, in der oberen rechten Ecke. Schwere Briefe erhielten einen Gewichtsvermerk und unten links das zu zahlende Porto und/oder einen Hinweis auf die Art der Beförderung.
Hinzu kamen handgeschriebene Postortsangaben. Auf Adressen aus der Stadt Braunschweig finden wir handschriftlichen Angabe „de Bronsvic“ oder „de Braunschweig“, wie die Beispiele zeigen. Nach Bade ist davon auszugehen, dass es sich um Briefe oder Paketadressen der Thurn und Taxisschen Post handelt. Handschriftliche Aufgabe-Angaben finden sich fast von allen Orten im Fürstentum Braunschweig
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Briefinhalt von 1686
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Schnörkelbrief mit Ortsangabe „de brons“
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„de Brons“ als Aufgabevermerk
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Einzeiler „Braunschweig“
Ab 1781 lässt sich für Braunschweig, wie auch in anderen Orte im Fürstentum, ein Einzeilerstempel „Braunschweig“, bis nach 1840 in sehr unterschiedlichen Formen und Schriften nachweisen.
Königlich Westfälische Post
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„Dienstbrief“ aus der westfälischen Zeit 1811
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Zweizeiler „Braunschweig“ und Portofreiheitsvermerk
In einem General-Circular der Kgl. Westfälischen Post vom 20. September 1808 wird die Einführung von vier Poststempeln verfügt. Neben dem Zweizeiler „Braunschweig/Tag (in Ziffern) Monat (in Buchstaben)“ gab es einen Frankostempel, einen „Déboursés“ (Auslagen) Stempel für die Berechnung des Portos bei fehlgeleiten Sendungen, und einen „Charge“-Stempel für mit Geld beschwerte (Geldsendungen) und eingeschriebene Sendungen. Es ist dies die erste, bekannte, offizielle Einführung von Stempeln. Die Portofreiheit war genau geregelt, so war es Pflicht den Bürostempel auf die Adresse zu setzen.
Es müssen mehrere Stempel angeschafft worden zu sein, jedenfalls gibt es auch unterschiedliche Abschläge. Diese Stempelform wurde bis 1852 nachgewiesen.
Herzoglich Braunschweigische Landespost
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Rundstempel „Braunschweig“
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Bogenstempel „Braunschweig“ auf Auslagenbrief
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Zweikreistempel „Braunschweig“
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Zweikreisstempel „Braunschweig“
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Rechteckstempel und Rostgitterstempel
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Rostgitterstempel „8“ und Zweikreisstempel
Der erste Stempel der braunschweigischen Post, ein Rundstempel mit Kreis und zwei Zeilen „Braunschweig / Monat (in Buchstaben) und Tag (in Ziffern)“ ist, mit unterschiedlicher Rosette, zwischen 1819 und 1824 bekannt. Die alten Stempel wurden durch die neue Stempelform erst bei Verschleiß oder erweitertem Bedarf ausgewechselt.
Als nächste Stempelform kam ein Textbogenstempel mit einer Zeile „Braunschweig/Tag und Monat (in Ziffern)“ zwischen 1828 bis 1857 zur Anwendung. Seit 1842 wird er durch einen kleinen Ellipsenstempel mit der Angabe der Uhrzeit bei der Aufgabe ergänzt.
1841 kommt ein neue Stempelform hinzu. Der Zweikreissehnenstempel war bis zum Ende der Braunschweigischen Post im Einsatz. Zwischen 1843, möglicherweise auch schon 1842, und 1856 kam bei der Postexpedition am neuen Bahnhof ein etwas kleinerer Stempel der gleichen Form „Braunschweig E.B.H.“ zu Anwendung.
In Anlehnung an die preußische Stempelform (oder war es Stempel der Bahnverwaltung ?) wurde 1855 ein Rechteckstempel mit zwei Zeilen „Braunschweig/Datum, Sternchen und Uhrzeit (jeweils in Ziffern)“ eingeführt dessen Verwendung bis 1863 bekannt ist.
Am 1. Januar 1852 gab das Herzogtum Braunschweig eigene Briefmarken heraus. Am 5. Dezember 1851 wurde Braunschweig Mitglied des Deutsch-Österreichischen Postvereins. Schon im nächsten Monat wurde die „mangelhafte Entwertung der Marken“ gerügt.
Im „Circular der herzoglichen Eisenbahn und Postdirektion“ vom 17. April 1956 heißt es über die Einführung des Rostgitterstempels: Die Stempel haben die Form eines Quadrats mit Parallenstrichen in der Mitte durchbrochen von einem Raume, in welchem eine Ziffer sich befindet”. Für jede Postanstalt wurde eine Nummer vergeben. Das Braunschweiger Hof-Postamt erhielt die Nummer „8“ das Bahnpostamt die Nummer „9“, insgesamt waren 48 Postanstalten zu versorgen.
Die später in Braunschweig verwendeten Stempel wurden von der Reichspost eingeführt.
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Einkreisstempel Postamt 2, am Bahnhof und Rechteckstempel „Aus dem Briefkasten“
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Einkreisstempel Postamt 1
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Einkreisstempel „F“ Portofreistempel
Literatur
- ↑ Michel-Katalog Deutschland 1999/2000 (Broschiert), Verlag: Schwaneberger Verlag GmbH (1999), ISBN 3 87858 028 2
- Bade, Henri: „333 Jahre Braunschweigische Post“, Braunschweig 1960, Karl Pfankuch & Co.
- Anderson, Hans-Joachim: „Die Bezeichnung der Poststempelformen“ Düseldorf 1970, Poststempelgilde „Rhein-Donau e. V.“ (Der Versuch des Bundes Deutschen Philatelisten eine Einheitlichkeit in den Stempelbeschreibungen zu erreichen)
- Steven, Werner: „Inhaltsübersicht der postalisch relevanten Braunschweigischen Circulare, Gesetze und Verordnungen, von 1807 bis 1867“ Braunschweig 2006, Arbeitsgemeinschaft Braunschweig und Hannover.
Siehe auch
- Braunschweig (Postgeschichte und Briefmarken) Kurze Postgeschichte, unter anderem mit den Inlands-Posttarifen
- Braunschweiger Postanstalten Die Postanstalten der Stadt Braunschweig und der eingemeindeten Orte
- Braunschweigische Finanzgesetze Die Finanzgesetze im Herzogtum Braunschweig
- Braunschweiger Münzgeschichte Die gangbaren Münzen im Herzogtum