Alter Friedhof (Erkelenz)

Friedhof in Deutschland
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Der Alte Friedhof in Erkelenz ist der ehemalige Friedhof an der Brückstraße. Obwohl seit Entstehung im städtischen Besitz, wird er oft für einen katholischen Friedhof gehalten. Der Hintergrund dieser Vorstellung liegt in dem Sachverhalt begründet, dass in Erkelenz bis 1900 fast nur Katholiken wohnten. Bestattet wurden hier also die Angehörigen der katholischen Pfarre St. Lambertus, die im 19. Jahrhundert Erkelenz und die umliegenden Ortschaften Buscherhof, Oestrich, Bellinghoven, Tenholt, Genehen, Scheidt, Commerden, Matzerath, Mennekrath, Terheeg und Wockerath umfasste. Die wenigen evangelischen Bürger wurden auf dem Friedhof in Schwanenberg beerdigt. Die Überlieferung besagt, dass nur eine evangelische Person auf dem Alten Friedhof begraben worden ist, ein Major des hiesigen Bezirkskommandos. Der Grabstein ist noch erhalten. Seit 2006 steht der Friedhof unter Denkmalschutz. Der gesamte Friedhof ist von einer hohen Mauer umgeben, die nur von zwei Toren an der Brückstraße unterbrochen wird. Mit seinen alten Grabstätten, hohen Bäumen und Sträuchern besitzt der Friedhof einen eigentümlichen Charme und bietet einen Platz der Stille inmitten der Stadt.

Das Hochkreuz von 1884


Geschichte

Bis in die 1820er Jahre befand sich der Friedhof in Erkelenz rund um die Pfarrkirche, also mitten im Stadtzentrum. Aus hygenischen Gründen und aufgrund der räumlichen Enge wurde er geschlossen und ein neuer auf dem Feld an der Brückstraße zwischen Erkelenz und Östrich angelegt. 1820 wurde das Gelände gekauft und 1824 mit einer Mauer umfriedet. Der Friedhof wurde 1825 eingeweiht. An den Wegen wurden zwölf Weymouthkiefern gepflanzt, die im Volksmund später "Die 12 Apostel" genannt wurden. 1832 wurde die Friedhofsmauer fertiggestellt, hierfür wurden Steine aus der teilweise abgebrochenen Stadtmauer verwandt. Die Bauarbeiten wurden finanziert, indem entlang der Innenmauer Familiengrabstätten verkauft wurden.

1864 erfolgte eine südliche Erweiterung, die 1865 mit einer Mauer versehen wurde.

In den 1880er Jahren wurde der Friedhof wiederum vergrößert, indem eine Parzelle Richtung Oestrich gekauft wurde. Der Friedhof umfasste nun fast einen Hektar. 1888/1889 erfolgte der Bau der Mauer. Auch dieser neuer Friedhofsteil erhielt ein Tor von der Brückstraße aus.

1923 wurde ein neuer Friedhof an der Wassenberger Straße angelegt, eingeweiht wurde er erst 1934. Im gleichen Jahr wurde der Alte Friedhof für Reihengräber geschlossen, die Familiengräber hingegen durften weiterhin genutzt werden. Am 31. Dezember 1969 wurde der Alte Friedhof endgültig geschlossen.


Hochkreuze

Zwei Hochhreuze stehen auf dem Friedhof, jeweils auf dem ältesten und neuesten Teil der Anlage.

  • Das barocke Hochkreuz von 1827 trägt die lateinische Jahreszahl seiner Aufstellung sowie die Inschrift "Ex mortuis primo genitus" (Als erster von den Toten aufgestanden).
  • Das neugotische Kreuz von 1884 trägt auf der Vorderseite die Inschrift "Mein Jesus Barmherzigkeit" und auf der Rückseite den Namen der verwitweten Stifterin und die Jahreszahl "Donavit Wwe Herm. Claessen Erkelenz 1884".


Grabstätten

Auf dem Friedhof sind viele Gräber von Persönlichkeiten und Familien zu finden, die im 19. und 20. Jahrhundert eine tragende Rolle in der Stadt und den oben erwähnten Dörfern spielten. Die Angehörigen der Familie Spiess sind auf drei Familiengräbern bestattet worden. Die Bürgermeister Bernhard Hahn und Johannes Spitzlei, der Notar Hermann Joseph Gormanns, aus desssen Nachlass das Krankenhaus erbaut worden ist, und der Landrat Gustav Claessen liegen hier begraben. Der Zeitungsverleger Joseph Hahn, an den Folgen seiner KZ-Haft gestorben, fand auf dem Friedhof 1944 seine letzte Ruhe.

An der südlichen Innenmauer befindet sich die Priestergrabstätte mit einer Statue des Guten Hirten. Ihr gegenüber liegt ein kleiner Ehrenfriedhof für Opfer des Ersten Weltkrieges. Hier liegen achtzehn gefallene Soldaten aus Erkelenz und zwei russische Kriegsgefangene begraben. Das Kriegerdenkmal mit der Widmung Den gefallenen Kriegern der Stadtgemeinde Erkelenz 1914 1918 wurde 1926 errichtet. Der lokale Bildhauer Franz-Xaver Haak schuf hierzu ein Relief mit einer Kreuzigungsgruppe.


 

Hinter dieser Anlage erinnert ein Denkmal mit einem russischen Kreuz und in kyrillischer Schrift an sowjetische Zwangsarbeiter, die im zweiten Weltkrieg starben.

1944 wurde Roger Paul Louis Chalbert (?), ein französischer Kriegsgefangener auf dem Friedhof bestattet, 1949 erfolgte seine Umbettung nach Frankreich.

Literatur

  • Josef Lennartz, Die Erkelenzer Friedhöfe, in: Heimatkalender der Erkelenzer Lande 1969, S. 108-117
  • Hans Josef Broich, "Ein feiner stiller Ort", in: Aus der Gschichte des Erkelenzer Landes S. 265-273, Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V., Band 20, Erkelenz 2006
  • Paul Blaesen, Zeichen am Wege. Dokumentation christlicher Kleindenkmäler in der Stadt Erkelenz, Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e. V., Band 17, Erkelenz 1998