Zimmerer

Beruf des Holzbaugewerbes
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Ein Zimmermann ist ein Holz-Handwerker.

Der Beruf des Zimmermanns ist wohl neben dem Schmied einer der ältesten der Welt. Schon Joseph, der Vater Jesus' war ein Zimmermann.

In frühen Zeiten war wohl jeder Hausbesitzer auch ein Zimmermann, da er sich sein Haus meist selbst zimmerte. Später als sich die Berufe mehr und mehr spezialisierten wurde auch der Zimmerberuf eigenständig.

Durch die Herausbildung von Gilden im Mittelalter und deren Geheimhaltung besonders wichtiger und interessanter Arbeitstechniken (Dachausmittlung, Schiftung oder Vergatterung) wurde der Zimmermann vor allem in der Stadt unentberlich.

Vorallem die in der Stadt errichteten Prestigebauten, wie Rathäuser oder Zunfthäuser, mit ihren aufwendigen Dachformen konnten von keinem Laien mehr ohne weiteres gebaut werden. Ein erfahrener Zimmermeister wurde verpflichtet. Dieser hütete seine Kunst und gab sie nur an einen auserwählten Zunftkollegen, meist auch ein Meisterssohn, weiter. Selbst gegenüber seinen Gesellen blieb er vorsichtig. Wichtige Arbeiten wie das Aufschnüren des Daches auf dem Reißboden übernahm er selbst.

Die Blütezeit des Zimmerhandwerk war sicherlich das Mittelalter mit seinen gewagten großen stadtischen Fachwerkbauten. Beispiele sind vor Allem: das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim, das Rathaus in Wernigerode sowie die gesamte Altstadt (Weltkulturerbe). Den absoluten Höhepunkt der Dachkonstruktion erreichten die französischen Zimmermeister, die maitrè de charpentier, etwa um 1900 mit ihren geschwungenen und in einanderübergehenden verdrehten und gewölbten Dachflächen. Diese Kunst beherrscht heute kaum noch jemand. Wunderschöne Beispiele der dörflichen Zimmerkunst kann man im Freilichtmuseum Detmold betrachten. Auch der Dorfzimmermann verstand es dem nüchternen und funktionalen Haus einen eigenen Charakter zu geben. Selbst an der armlichsten Bauernkate wurden Schmuck und Zierrat nicht vergessen.

Heutzutage hat sich das Bild des Zimmermanns sehr geändert. Er arbeitet nicht mehr nur mit Holz sondern kennt sich auch mit vielen anderen Materialien aus und weiß sie kunstvoll zu verbauen. Schwerpunkt seiner Arbeit ist heute der Dachstuhlbau, der Holzrahmenbau, der Treppenbau sowie der Innenausbau. Der Zimmerer absolviert eine 3jährige Lehre und kann danach selbstständig nach einem Plan z.B. einen Dachstuhl abbinden. Weiterbildungsmöglichkeiten wären Zimmerpolier, Zimmermeister und Restaurator im Zimmerhanwerk.

Die Zimmerleute sind im heutigen Bauhandwerk eine der wenigen Berufsgruppen die noch sehr viel Wert auf ihre Traditionen legen. Siehst du auf der Straße einen mit schwarzer Cordkluft, Manchesterjacket und Weste bekleideten jungen Mann unterwegs mit Schlapphut, Stenz und Bündel ist das einer der wenigen letzten Wanderburschen von denen nur einige Hundert pro Jahr in Europa und Übersee unterwegs sind. Früher waren die Straßen voll von Ihnen. Heute sind allen voran die Schächte der Zimmerleute und Schieferdecker diejenigen die das alte Brauchtum hochhalten. Sprich den Kunden an, spendier ihm ein Bier und laß dir von seinen Erlebnissen auf der Walz erzählen.

Literatur

Fachliteratur zum Beruf Zimmermann ist recht rar auf gegenwärtigem Markt- oder wegen der Vielfalt der Herausgeber nicht leicht zu finden. Beliebte Fachliteratur gab es durch Generationen hindurch vom Bruder-Verlag, Karlsruhe.

Berühmtestes Werk und für lange Zeit das klassische Fachbuch schlechthin war Der Zimmermann von Fritz Kress. Das Lieferprogramm des Bruder-Verlages umfasste eine Menge Ausgaben anderer Verlage und etliche eigene Ausgaben. Der Katalog bot ergo einen guten Überblick auf das gesamte deutschsprachige Angebot an berufsbezogener Literatur.

Im Bruder-Verlag erschienen an hauseigenen Auflagen Bücher zum traditionellen Brauchtum im Beruf und zur Berufsaus- und Fortbildung. Es erschienen sowohl wertvolle Faksimiles als auch fortlaufend aktualisierte bautechnische Zahlentafeln, Bauordnungen und baurelevante Gesetzeskommentare. Es gab einen preiswerten Dienst beratender Ingenieure (Statik und Zeichnungen, fertig zum Einreichen bei Bauämtern), dazu Periodika, zum Beispiel

  • Bauen mit Holz - Monatsschrift gehobenen Anspruchs für Meister und Ingenieure
  • Der Zimmermann - Monatsschrift, Fallbeispiele aus der Gesellenpraxis, Berufshistorie

Der Anzeigenteil dieser Zeitschriften bedeutete eine besondere Bereicherung. Er vermittelte Mitarbeiter an Arbeitsplätze, er bot sowohl Baumaterial als auch Holzbearbeitungsgeräte und war zudem ein Kalender für Seminare, Tagungen und Treffen von Interessengruppen. Außerdem erschienen zahlreiche Angebote an Messeneuheiten.

Der Bruder-Verlag wurde vor einigen Jahren verkauft und sein Angebot erschien dann in einer gekürzten Form unter anderem Namen. Jedermann konnte seine Artikel der Redaktion vorlegen um sie bei Eignung in einer der Zeitschriften veröffentlichen zu lassen. Das ergab einen Zusammenhalt der Leserschaft, die auf diese Weise viel Wissen aus dem Fach und um die Geschichte des Zimmerer-Handwerks zusammentrug. Alte Jahrgänge der Zeitschriften stehen darum hoch im Kurs. Kennzeichen für die familiäre Atmosphäre war auch eine Sammlung von Handwerkerliedern, die von der Leserschaft zusammengetragen wurde und die in vielen Auflagen erschien.

Mit dem Verschwinden des Bruder-Verlages ging eine Epoche zu Ende.