Pimpf ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für einen Jungen vor dem Stimmwechsel.
Wortgeschichte
Bums, Pumps, Pumpf sind onomatopoetische Wörter für die hörbare Flatulenz. Dazu das Geschehenswort pumpern <furzen> und das zusammengesetzte Wort Pumpernickel (Pumper <Bums = Furz> und Nickel <Koseform von Nikolaus>). Vom Diminutiv Pümpflein hergeleitet wurde die Form Pimpf gebräuchlich, noch kürzer und mit noch hellerer Lautgebung als Pümpflein.
Bedeutungswandel
Jugendbewegung
Mit der Bedeutung <[kleiner] Furz> war Pimpf zunächst ein Scheltwort, wurde aber um 1920 zur herablassend-scherzhaften Bezeichnung der jüngsten Angehörigen in der Jugendbewegung. Auf ältere Kameraden angewandt, behielt das Wort Pimpf seine milde abwertende Bedeutung.
Deutsches Jungvolk
In absichtlicher Aufwertung der Nebenbedeutung wurden im Dritten Reich die Mitglieder des Deutschen Jungvolks (10- bis 14-jährige Jungen) offiziell Pimpfe genannt und hatten sich auch selbst als Pimpf zu bezeichnen.
- Vorschriftsmäßige Meldung beispielsweise:
- Pimpf Otto Schulze [meldet sich] zurück vom Geländelauf.
Ein Neuling im Deutschen Jungvolk durfte sich sogar erst dann Pimpf nennen, wenn er die "Pimpfenprobe" bestanden hatte. Erst dann durfte er zur Jungvolkuniform außer Diensthose, Lederkopppel mit Koppelschloss, Braunhemd, Halstuch und Lederknoten auch den Schulterriemen und das HJ-Fahrtenmesser tragen.
Uniformierung nach dem Muster 1934
Die Uniformierung der Pimpfe war in der Bekleidungsvorschrift, herausgegeben von der Abteilung I der Reichsjugendführung streng vorgegeben. Sie unterschied sich nach jahreszeitlichen Gesichtspunkten (Sommeruniform und Winteruniform) und nach der Art des Dienstes (Kleiner Dienst und Großer Dienst).
Der Kleine Dienst umfaßte Aktivitäten, die vorwiegend in Innenräumen durchgeführt wurden. Der Große Dienst umfaßte solche, die sich draußen, im Gelände, bei Geländespielen und bei mehrtägigen Fahrten abspielten. Je nach den zu erwartenden Anforderungen konnte die volle Ausrüstung des Großen Dienstes auch stufenweise auf Befehl um bestimmte (nicht notwendige) Ausrüstungsstücke verringert werden. Das betraf z.B. den Tornister (Affen) mit Schlafdecke und Zeltbahn, das Eßgeschirr, die Feldflasche usw..
Uniformierung zu späteren Zeitpunkten
Bestimmte vorgeschriebene Elemente der Uniformierung nach Muster 1934 erwiesen sich in der Folge als unzureichend oder erforderten bestimmte sonstige Modifierungen.
So wurde bei der Jungvolkbluse der Winteruniform der große (Kieler) Kragen ersetzt durch einen normalen kleineren Umschlagkragen.
Das Schiffchen, das eine vorrangig dekorative Rolle spielte und funktionell sinnlos war, wurde bei der Sommeruniform weggelassen (es wurde bei dieser im praktischen Dienst sowieso meist auf der Schulter unter dem Schulterriemen getragen). Das Schiffchen wurde bei der Winteruniform ersetzt durch die neu eingeführte DJ-Winterdienstmütze mit Abzeichen und Schweißleder.
Bei der Winteruniform erwiesen sich die vorgeschriebenen kurzen Hosen mit bloßen Knien bei kaltem Wetter als unzureichend. Bald wurde den Pimpfen gestattet, lange gestrickte wollene Strümpfe oder selbst gestrickte Gamaschen zur Winteruniform zu tragen. Weil das sicher nicht zu Unrecht als sehr unattraktiv angesehen wurde, bürgerte es sich ein, zur Winteruniform die lange dunkelblaue DJ-Skihose (sogenannte Überfallhose) zu tragen. Ursprünglich entstammte diese Überfallhose der normalen Ausrüstung von DJ-Sonderformationen (den Ski-Sport-Einheiten). Damit verschwanden so langsam die kurzen Hosen zur Winteruniform.
(Wer hat weitere Informationen zur Entwicklung der Pimpfenuniformierung? Bitte ergänzen!)
Pimpfenprobe
Auf die Pimpfenprobe wurden die Jungen in Heimnachmittagen, auf dem Sportplatz und mit der Teilnahme an „Fahrten“ (z.B. Zeltlagern) vorbereitet.
Die Prüfungsbestimmungen vom 1. Februar 1938 lauteten:
- 60 m Lauf 12 Sekunden
- Weitsprung 2,75 m
- Schlagballweitwerfen 25 m
- Teilnahme an einer eintägigen Fahrt
- Kenntnis des Aufbaus und der Führerschaft des DJ-Fähnleins
- Kenntnis des Deutschlandliedes, des Horst-Wessel-Liedes und des Hitlerjugend-Fahnenliedes
- Kenntnis der "Schwertworte des Hitlerjungen" (für Jungvolkjungen abgewandelt mit dem Wort "Jungvolkjungen":
- Jungvolkjungen sind hart, schweigsam und treu.
- Jungvolkjungen sind Kameraden.
- Des Jungvolkjungen Höchstes ist die Ehre.
In manchen Einheiten musste der Neuling auch den Lebenslauf des Führers aufsagen können (etwa sechs bis zehn Sätze).
Das Ergebnis der Pimpfenprobe wurde in das "DJ-Leistungsbuch" eingetragen. Der Erwerb dieses Buches kostete im Jahre 1941 30 Reichspfennige.
Dies und das
Hans Pfitzner soll erzählt haben, Baldur von Schirach habe ihn gebeten, er möge doch ein Werk eigens für die Hitler-Jugend komponieren. Pfitzners Kommentar: "Was erwartet er von mir? Eine Pimpfonie in Ball-Dur?"