Das Landesmuseum Mainz ist eines der ältesten Museen in Deutschland. Seine Vorgängerinstitution, die Städtische Gemäldesammlung, wurde bereits 1803 von Napoléon Bonaparte durch eine Schenkung von 36 Gemälden gegründet. Das Museum, welches sich heute im ehemaligen kurfürstlichen Marstall befindet, gehört zusammen mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum und dem Gutenbergmuseum zu den bedeutenden Museen in Mainz. Seine kunst- und kulturgeschichtliche Sammlung erstreckt sich von der Vorgeschichte über die römische Zeit, dem Mittelalter und Barock bis hin zur Jugenstilzeit und der Kunst des 20. Jahrhunderts.
Geschichte
1803 schenkte Napoléon der „bonne ville de l'Empire“ und Hauptstadt des Département du Mont Tonnerre (Donnersberg) Mayence 36 Gemälde zur Gründung einer Gemäldegalerie. Diese Gemäldesammlung wurde zusammen mit der Sammlung römischer Funde, vor allem Steindenkmäler, in einer so genannten Antiquitätenhalle ausgestellt. Im gesamten 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert wurde die Gemäldesammlung fortlaufend erweitert. Dies geschah z.B. durch die Zusammenlegung der Gemäldegalerie mit dem städtischen Kupferstichkabinett oder der 1903 erfolgten Schenkung von ca. 13.000 Graphiken durch A. M. Laské. Die Sammlung der vor allem römischen Funde wurde im Altertumsmuseum zusammengefasst und ebenfalls ausgebaut. Die bedeutende Sammlung der römischen Steindenkmäler erfuhr durch die intensiven Baumaßnahmen in dieser Zeit großen Zuwachs wie z.B. den Dativius-Victor-Bogen oder die Große Mainzer Jupitersäule.
1937 erfolgte der Umzug des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie in den ehemaligen kurfürstlichen Marstall. Das wegen der überlebensgroßen goldenen Pferdefigur auf dem Dach im Volksmund als "Golden-Ross-Kaserne" bezeichnete Gebäude steht an der Großen Bleiche und damit in direkter Nachbarschaft zum Römisch-Germanischen Zentralmuseum im Kurfürstlichen Schloss. Trotz Zerstörung des Gebäudes bei Fliegerangriffen überstanden die Sammlungsbestände fast unbeschadet den Zweiter Weltkrieg. 1962 konnte nach umfangreichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen die Wiedereröffnung am alten Standort gefeiert werden. 1967 übernahm das Land Rheinland-Pfalz die Finanzierung und es kam zu einem Zusammenschluß von Altertumsmuseum und Gemäldegalerie zum „Mittelrheinischen Landesmuseum Mainz“.
1978 wurde der Museumskomplex mit dem Wiederaufbau des Seitenflügels und der Errichtung eines Ausstellungspavillons im Innenhof des Marstalls erweitert. 1986 wurde im Zuge neuer kulturpolitischer Schwerpunktbildungen des Landes eine Umbenennung in „Landesmuseum Mainz“ vorgenommen. 2006 begannen am Landesmuseum Mainz umfangreiche Umbauarbeiten, die zu einer mehrmonatigen Schließung führten. Seit Mai 2007 sind erste Teile der Sammlungen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, einige Abteilungen und Sammlungen sind allerdings bis 2010 geschlossen.
Die Sammlung
Das Landesmuseum Mainz weist einen thematisch breitgefächerten Sammlungsbestand auf. Die Kunstsammlung gilt als die als größte und bedeutendste ihrer Art in Rheinland-Pfalz. Mit über 2000 Einzelexemplaren zählt die Sammlung römischer Steindenkmäler ebenfalls zu den bedeutenderen Sammlungen in Deutschland und nördlich der Alpen und weist zudem Exponate mit hohem Bekanntheitsgrad wie z.B. die Große Mainzer Jupitersäule auf. Die Graphische Sammlung weist über 45.000 Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphiken sowie Mittelalterliche Miniaturen des 14. bis 16.Jahrhunderts und Ansichten von Mainz auf.
Erwähnenswert sind außerdem noch die Sammlungen von Jugendstilglas und Höchster Porzellan aus der ehemaligen kurfürstlichen Porzellanmanufaktur sowie die in die Abteilung 20. Jahrhundert integrierte größte Tàpiessammlung Deutschlands.
Vorgeschichtliche und Römische Abteilung
Diese Abteilung der Sammlung des Landesmuseums umfasst Exponate aus der Zeit von ca. 300.000 bis um Christi Geburt, welche im Raum Mainz gefunden wurden. Bei den älter datierten Sammlungsstücken ist die „Venus vom Linsenberg“, eine Frauenstatuette aus der Altsteinzeit (datiert ca. 23.000 v. Chr.) erwähnenswert. Zusammen mit einer weiteren, fragmentarisch erhaltenen ähnlichen Figur, können Sie als die ältesten im Mainzer Raum erhaltenen Kunstwerke angesehen werden. [1] Auch der ausgestellte Beildepotfund aus Mainz-Gonsenheim hat eine überregionale Bedeutung. Es handelt sich um fünf polierte flache Jadeitbeile aus der späten Jungsteinzeit (2800 v. Chr. bis 2200 v. Chr.).
Aus jüngerer Zeit, nämlich dem 2. Jh. v. Chr., datiert der so genannte „Glashund von Wallertheim“. Die nur 2,1 cm lange und 1,6 cm hohe Figur aus blauem, mit weißen und gelben Glasfäden verziertem, Glas fand sich in einem keltischen Doppelgrab in der rheinhessischen Gemeinde Wallertheim. Ebenfalls aus keltischer Zeit sind die Beigaben des „Fürsten- oder Wagengrabes aus Armsheim“.
Römische Funde aus Glas, Keramik und Bronze, Kunst- und Alltagsgegenstände, Wandmalerei. Eine umfangreiche römische Glassammlung, die eine der bedeutendsten nördlich der Alpen ist, sowie eine Vielzahl weiterer Funde aus frührömischer Zeit ergänzen die Ausstellungsstücke der Abteilung.
Römische Abteilung (Steindenkmäler)
Die Sammlung der römischen Steindekmäler umfasst über 2000 einzelne Stücke. Davon sind ca. 1050 vollständig oder fast vollständig erhalten. [2] Die in der Sammlung enthaltenen Denkmäler umfassen (vorwiegend) militärische und zivile Grabsteine, Altäre und Weihungen, Legionsinschriften, Viergöttersteine, Reliefs, Sarkophage, Plastiken, Kaiserinschriften, Architekturteile und Meilensteine. Die Sammlung wird in der so genannten „Steinhalle“, der ehemaligen Reithalle des Marstalls präsentiert.
Die ältesten Stücke der heutigen Sammlung wurden bereits im 18. Jahrhundert von Pater Joseph Fuchs in seinem bedeutenden Werk „Alte Geschichte von Mainz“ beschrieben und als Kupferstiche gestochen worden. Nach Fuchs' richtungsweisender Arbeit rückte die Erweiterung, Untersuchung und publizistische Auswertung der Sammlung in den Vordergrund. Friedrich Lehne erweiterte Anfang des 19. Jahrhunderts die Sammlung durch Grabungen im ehemaligen römischen Militärfriedhof im Zahlbachtal, nachhaltig unterstützt durch den damaligen französischen Präfekten Jeanbon St. André. Goethe besuchte 1815 eigens Mainz „um die Altertumssammlung und eine Anzahl schätzbarer Gemälde“ anzuschauen. Goethe wies später in einem eigenen Aufsatz und mehreren Briefen auf die Bedeutung der Mainzer Sammlung hin.
Zu den besonders hervorzuhebenden Ausstellungsstücken gehören:
Kopf einer Göttin
1844 wurden im heutigen Mainzer Vorort Finthen die Überreste eines dem Merkur geweihten Heiligtümern entdeckt. Neben mehreren ihm geweihten Altären fand sich dort auch der lebensgroße Kopf einer Göttin aus Bronze (Inv. Nr. R 631), der als Bildnis der keltischen Göttin Rosmerta angesprochen wird. Diese wurde häufig in Kultgemeinschaft mit dem römischen Gott Merkur bzw. seinem keltischen Pedant verehrt.
Kopf eines Angehörigen des Julisch-Claudischen Kaiserhauses (auch: „Mainzer Marmorkopf“)
Gefunden wurde der lebensgroße Marmorkopf eines jungen Mannes am 12. Mai 1961 bei Ausschachtungsarbeiten in der Josefstraße in der Mainzer Neustadt. Von Experten wurde der Kopf sehr schnell als frühkaiserzeitliches Portrait eines Prinzen aus dem julisch-claudischen Kaiserhaus angesprochen. Neuere Deutungen gehen allerdings von einem Portrait des Typs „Jugendlicher Augustus“ aus. Die hohe Qualität der Arbeit ließ die Archäologen auf das Werk von griechischen Künstlern aus den kaiserlichen Werkstätten in Rom schließen. [3] Aufgrund der unklaren Fundumstände - es handelte sich um einen eher zufälligen Baggerfund ohne weiteren Fundkontext - wurde der Fund von einigen Wissenschaftlern als neuzeitliches Werk des 19. Jahrhunderts oder sogar als Fälschung bezeichnet. Mehrere sich anschließende Untersuchungen, zuletzt durch Petrikovits sowie Materialuntersuchungen konnten diesen Verdacht allerdings schlüssig entkräften. Die Qualität und Lokalisierung des Marmorkopfes steht sehr ahrscheinlich im Zusammenhang mit der in der Nähe gefundenen Großen Mainzer Jupitersäule und dem Dimesser Ort, einem der Siedlungskerne des antiken Mogontiacums.
Große Mainzer Jupitersäule
Die Große Mainzer Jupitersäule (Inv. Nr. S 137) ist ein in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts in Mogontiacum errichtetes Denkmal zu Ehren des römischen Gottes Jupiter. Sie gilt als die größte und aufwändigste Jupitersäule im deutschsprachigen Raum und war Vorbild für weitere, vor allem im 2. und 3. Jahrhundert errichtete, Denkmäler. Sie wurde in der Spätzeit des römischen Reiches zerstört und 1904/1905 wiederentdeckt.
Siehe auch: Große Mainzer Jupitersäule
Dativius-Victor-Bogen
Die baulichen Überreste des Dativius-Victor-Bogens (Inv. Nr. S 685) wurden zwischen 1898 und 1911 bei Abbrucharbeiten der römisch-mittelalterlichen Stadtmauer im Bereich des Gautores gefunden. Der Dativius-Victor-Bogen in Mainz gehört zu den eindrucksvollsten Monumenten der römischen Epoche nördlich der Alpen. Das Bauwerk stammt vermutlich aus der Mitte des 3. Jahrhundert und umspannte einst den Mitteldurchgang einer Säulenhalle eines öffentlichen Gebäudes in Mogontiacum. Vollständig erhalten ist die Stifterinschrift, wonach die Söhne des verstorbenen decurios (Ratsherrn) Dativius Victor den Bogen und eine Portikus (Säulenhalle) in dessen Vermächtnis, zu Ehren des Kaiserhauses und des Gottes Jupiter errichten ließen.
Eine Nachbildung des Bogens wurde bereits 1962 anlässlich der Mainzer 2000-Jahr-Feier auf dem Ernst-Ludwig-Platz in der Nähe des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums aufgestellt.
Siehe auch: Dativius-Victor-Bogen
Grabstein des Blussus
Der „Grabstein des Blussus“ (Inv. Nr. S 146) wurde bereits 1848 im heutigen Mainz-Weisenau gefunden. Der Grabstein, der zu den interessantesten kulturgeschichtlichen Zeugnissen der frühen römischen Geschichte von Mainz gehört, zeigt den keltischen nauta (Schiffer oder Schiffsbesitzer) Blussus, seine jüngeren Frau Menimane und seinen Sohn Primus. Er entstand um die Mitte des 1. Jahrhunderts und gilt als deutlicher Beleg für die schnelle Romanisierung der keltischen Bevölkerung des vorrömischen Vicus in Weisenau. Der auf beiden Seiten reich skulpturierte Grabstein zeigt die drei genannten Personen sehr detailliert teils in keltischer, teils in römischer Tracht. Vorder- und Rückseite tragen fast gleichlautende Inschriften die den Dargestellten als „Blussus, des Atusirius Sohn, Schiffer, 75 Jahre alt...“ ausweisen
Prinz Johann Georg-Sammlung
Namensgeber dieser Sammlung ist Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, und Bruder Friedrich August, des letzten regierenden Königs von Sachsen. Die Sammlung umfasst schwerpunktmäßig mittelalterliche Ikonen, Aegyptiaca sowie byzantinische und koptische Kunst. Johann Georg bereiste selbst zu Beginn des 20. Jahrhundert mehrfach den Vorderen Orient und erwarb dort zahlreiche Gegenstände der Sammlung. Das Land Rheinland-Pfalz erwarb die Sammlung 1949/50 und überliess diese dem Kunstgeschichtlichen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 1981 befindet sich die Sammlung als Dauerleihgabe im Landesmuseum Mainz.
Mittelalter Abteilung
Die Mittelalter Abteilung umfasst den Zeitraum von 500 bis 1500 und weist eine Frühmittelalterliche Sammlung (5. bis 10. Jahrhundert) und eine Mittelalter Sammlung (10. bis 16. Jahrhundert) auf. Somit fällt die zeitliche Einordnung eines Großteils der dort gezeigten Exponate in die Glanzzeit des mittelalterlichen Mainz. Ausstellungsstücke der Abteilung sind im frühmittelalterlichen Bereich Einzelfunden aus archäologischer Ausgrabungen sowie im Spät- und Hochmittelalter vor allem Kunstwerke aus Mainz und seiner näheren Umgebung. Dazu zählen Bauplastiken von nicht mehr existierenden Mainzer Gebäuden wie z.B. der „Mainzer Kurfürstenzyklus“ aus dem frühen 14. Jahrhundert oder der gerettete gotische Figurenschmuck des Portals der Liebfrauenkirche sowie Tafelgemälde vor allem aus der zeit des Hochmittelalters.
Zu den besonders hervorzuhebenden Ausstellungsstücken gehören:
Byzantinischer Spangenhelm aus dem Fürstengrab von Planig
Aus einem 1939 bei Planig in der Nähe von Bad Kreuznach gefundenen fränkischen Grab stammt der ausgestellte Spangenhelm byzantinischen Typs (Inv. Nr. 39/9). Aufgrund der reichen Ausstattung des Grabes wird es als Fürstengrab angesprochen; neben dem Helm fand man noch eine reichhaltige Waffenausstattung mit Schild, Lanze, Streitaxt, Wurfsperr und einem kostbar verzierten Schwert. Der reich ornamentierte und gut erhaltene Helm mit Goldverzierung dokumentierte als Würdezeichen den hohen Rang des Trägers.
Große Adlerfibel
Die so genannte Große Adlerfibel (Inv.Nr. 0/1518) stammt aus einem 1880 in Mainz bei Kanalarbeiten entdeckten Schatzfund, der aus 27 Einzelstücken bestand und auch unter dem Namen „Schmuck der Kaiserinnen“ bekannt ist. Der größte Teil des Fundes gelangte über Kaisers Wilhelm II. in das Kunstgewerbemuseum in Berlin.
Die Fibel wird um 980-1000 datiert und stammt somit aus ottonischer Zeit. Stilistische Ähnlichkeiten bestehen zur deutschen Kaiserkrone. Aufgrund der verwendeten Materialien (Gold, Email und Edelsteine) sowie der verwendeten Formen und Motive handelt es sich hier mit ziemlicher Sicherheit um den Staatsschmuck einer Kaiserin. Wurde die Fibel früher der deutschen Kaiserin Gisela zugeschrieben geht die moderne Forschung mittlerweile eher von Agnes von Poitou als Besitzerin aus. Ausgestellt wird die Große Adlerfibel zusammen mit kleineren Goldschmuckexponaten aus dem Schatzfund, die ebenfalls in Mainz verbleiben.
Elfenbeinmadonna
Die aus einem vollständigen Elfenbeinzahn geschnitzte thronende Madonna mit Christuskind (Inv. Nr. 0/1517) entstand ebenfalls um das Jahr 1000. Die Figur ist fast vollplastisch als Hochrelief aus dem Zahn herausgeschnitzt und lässt sich stilistisch mit den Großplastiken ottonischer und frühsalischer Zeit vergleichen wobei Byzantinische Einflüsse deutlich erkennbar sind. Wahrscheinlich diente die Figur als Frontverkleidung (Antependium) eines Altares oder schmückte einen Buchdeckel eines liturgischen Werkes.
Mainzer Kurfürstenzyklus
Hier handelt es sich um Reliefzinnen vom ehemaligen Kaufhaus am Brand. Diese zeigen den Schutzpatron von Mainz, St. Martin zu Pferd, den römischen König Ludwig der Bayer und die sieben Kurfürsten (die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, den König von Böhmen, den Pfalzgraf bei Rhein, den Herzog von Sachsen und den Markgraf von Brandenburg). Die Sandsteinreliefs gehören zum ältesten Bestand des Landesmuseums Mainz. Nachdem das frühgotische Kaufhaus am Brand bei der Belagerung von Mainz 1792/93 stark beschädigt wurde, wurde die Überreste zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissen wobei die Reliefbilder vor der Zerstörung bewahrt wurden. Bemerkenswert ist neben dem guten Erhaltungszustand die detailgenaue zeitgenössische Darstellung von Rüstung und Bewaffnung der Personen.
Gemäldezyklus „Mainzer Marienleben“
Der neunteiligen Bilderzyklus „Mainzer Marienleben“ gehört zu den ausgetsellten Werken des Landesmuseums mit großer internationaler Bedeutung. Der Zyklus wird dem so genannten „Hausbuchmeister“ zugeschrieben und ist um das Jahr 1500 entstanden.
Der neunteilige Bilderzyklus zeigt Darstellungen aus dem Leben der Gottesmutter Maria. Da einige wichtige Abschnitte wie z. B. Geburt, Himmelfahrt oder Krönung fehlen, geht man davon aus, dass der Zyklus nicht vollständig erhalten ist. Die Gemälde stehen in der Formensprache der Zeit um 1500 und zeigen sehr detailliert auch modische Kleidungsstücke und Gebrauchsgeräte der damaligen Zeit.
Darstellungen der Heiligen Andreas und Columba
Das Tafelgemälde mit der Darstellung der Heiligen Andreas und Columba datiert ebenfalls in die Zeit des Hochmittelalters. Es handelt sich um den rechten Seitenflügel eines Triptychons, das Gegenstück dazu befindet sich heute in der National Gallery in London. Die Tafel wird dem Kölner „Meister des Bartholomäus-Altars“ zugeschrieben und gilt als Vertreter der Hochblüte des spätmittelalterlichen Kunstschaffens an dem Übergang zur Renaissance.
Renaissance Abteilung und Niederländische Malerei
Mittelpunkt der Renaissance-Abteilung bilden die für den damaligen Kunststil als typisch anzusehenden Gemälde „Madonna mit Christuskind“ von Lorenzo di Credi und „Elternpaar der Menschheit“ (auch bekannt als „Adam und Eva“), eine vermutlich von Baldung Grien ausgeführte Kopie des berühmten Werkes von Albrecht Dürer welches sich heute im Prado in Madrid befindet.
Beide Werke befanden sich schon im 18. Jahrhundert in Mainzer Besitz. Nach der Eroberung von Mainz 1792 wurden sie von Kunstkommissaren der französischen Revolutionsarmee beschlagnahmt und nach Paris gebracht. Zusammen mit 34 weiteren Bildern wurden sie aber aufgrund eines Dekrets von Napoleon 1803 zurück nach Mainz überwiesen und gehören somit zum Grundstock der heutigen Gemäldesammlung des Mainzer Landesmuseums.
Die Sammlung Niederländische Malerei des Landesmuseums besteht fast ausschließlich aus Gemälden von eher weniger bekannten Künstlern. Sie stammen aus verschiedenen Malerei-Schulen der Niederlande und Flandern.
Beispiele besonders nennenswerter Gemälde der Sammlung sind ein Peter Binoit (*?, †1632) zugeschriebenes Gemälde „Blumenstrauß“ (Inv. Nr. 83). Das um 1620 wahrscheinlich in Hanau entstande Bild bedient sich des zu damaliger Zeit beliebten Sujets der Malerei von opulenten Blumensträußen, welches neben der korrekten Wiedergabe botanischer (und zoologischer) Details auch ein künstlerisches Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens war. Paul de Vos (*um 1591, †1678) großformatiges Bild „Allegorie der ehelichen Treue“ (Inv. Nr. 73) entstand um 1650. Auch dieses Gemälde gehörte zu der 1803 von den Franzosen nach Mainz geschickten Bildersammlung. Es trug damals den Titel „Frau im Geflügelhof“. Da dem Bild aber eine deutliche Bildsymbolik vor allem bei der Wahl der Tiere und den dazugehörenden moralischen Attributen innewohnt, wurde dies in der Mainzer Gemäldesammlung neu betitelt. Ein um 1640 entstandenes „Stillleben“ (Inv. Nr. 598) von Willem Claesz. Heda (*1593/94?, †1680/82) vertritt auch diese Stilrichtung in der Sammlung. Heda gilt als einer der wichtigsten Vertreter der holländischen Stilllebenmalerei. Auch hier bedient sich das Bild einer zu dieser Zeit beliebten tiefergehenden Symbolsprache.
Gemäldesammlung 19. und 20. Jahrhundert
Graphische Sammlung
Die Graphische Sammlung besteht aus ca. 45.000 Blättern und ist die umfangreichste derartige Sammlung in Rheinland-Pfalz. Sie setzt sich zusammen aus Aquarellen, Handzeichnungen, Druckgraphiken, Künstlerautographen und alte Fotografien. Die Sammlungsstücke stammen aus einem Zeitraum der 5 Jahrhunderte, beginnend mit dem 15. Jahrhundert, umschließt. Schwerpunkt der sammlung ist allerdings der Zeitraum der deutschen Romantik im 19. Jahrhundert.
Der Grundstock für die Graphische Sammlung in ihrer heutigen Form wurde 1895 gelegt. In diesem Jahr wurden entsprechenden Einzelsammlungen der Stadtbibliothek und der Gemäldegalerie zu einem Kupferstichkabinett im Kurfürstlichen Schloss vereint. Die Graphische Sammlung wurde immer wieder mit Schenkungen bedacht, so z. B. durch das Vermächtnis des Mainzer Oberbürgermeisters Dr. Konrad Alexis Dumont 1885, dessen Sammlung den Grundstock der Abteilung der Druckgraphiken werden sollte. Die ca. 13.400 Blätter umfassende Sammlung des Mainzer Justizrates Adolf Laské von 1903 war ebenfalls ein Vermächtnis an das Museum. Sie ermöglichte eine Erweiterung der druckgraphischen Sammlung um Exponate des 16. bis späten 19. Jahrhunderts.
Erst nach 1900 wurde die Sammlung professionell betreut und es fand eine systematische Ankaufspolitik statt. Es folgte der Ankauf von Blättern bedeutender zeitgenössischer deutscher Graphiker wie Max Klinger, Käthe Kollwitz und Max Liebermann. In den 20-er und frühen 30-er Jahren wurde die Sammlung um bedeutende Druckgraphiken des deutschen Expressionismus erweitert. Diese Werke fielen allerdings 1937 der Aktion „Entartete Kunst“ des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer. Während des 2. Weltkrieges wurde die Graphische Sammlung nach Thüringen ausgelagert. In dieser Zeit gingen wichtige Werke wie z.B. Graphiken von Albrecht Dürer verloren.
1950 schenkte der französischen Hohe Kommissar dem Museum Blätter von Edgar Degas, Paul Signac, Alfred Sisley und Pablo Picasso um der Arbeit des Museum in der Nachkriegszeit neue Impulse zu verleihen. Die folgenden Nachkriegsjahren waren allerdings von Stagnation und nur wenigen Zukäufen geprägt. Erst ab Anfang der 90-er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden wieder geeignete Rahmenbedingungen für den Ausbau der Sammlung und einer adäquaten wissenschaftlichen Betreuung und Bearbeitung der Sammlungsstücke hergestellt.
Zu den besonders hervorzuhebenden Ausstellungsstücken gehören:
Blätter aus dem „Missale Hallense“ (Miniaturenwerk)
Die Blätter aus dem „Missale Hallense“ (Inv. Nr. GS 1919/75) sind Teile des liturgischen Miniaturenwerks Missale Hallense. Es entstand 1524 und wurde von Nikolaus Glockendon (*?, †1534) im Auftrag des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Albrecht von Brandenburg angefertigt. In der Graphischen Sammlung befinden sich vier vollständige Seiten und mehrere herausgeschnittene Initialen.
„Mainz von Süden“ (Aquarell)
Das Aquarell „Mainz von Süden“ (Inv. Nr. GS 1994/62) wurde 1817 von dem bekannten englischen Maler William Turner (*1775, †1851) gemalt. Turner besuchte im August 1817 im Rahmen einer Rheinreise auch Mainz, das er in diesem Aquarell von seiner Südansicht her zeichnete. Wahrscheinlich entstand das Bild aber erst später im Jahr in London wobei sich Turner an vor Ort angefertigte Handskizzen orientierte.
„Das Chorgestühl des Mainzer Domes“ (Gouache)
„Das Chorgestühl des Mainzer Domes“ (Inv. Nr. GS 1959/18) ist eine 1869 entstandene Gouache von Adolph von Menzel (*1815, †1905). Zeitgleich malte Menzel noch eine Ölskizze und eine weitere Gouache zu diesem Thema. Das Landesmuseum erwarb die Gouache 1959 womit es eine der wenigen bekannteren neuerwerbungen in der Nachkriegszeit war.
„Die Frau im Bade“ (Pastell)
Eines der 1950 von dem französischen Hohen Kommissar dem Museum geschenkten Werke war das Pastell „Die „Frau im Bade“ (Inv. Nr. GS 1950/3) von Edgar Degas (*1834, †1917). Das Werk wird um 1900 und damit in Degas späte Schaffensphase eingeordnet.
„Hilf! Schlange ist da/ kann nicht!“ (Zeichnung)
Das 1932 entstandene expressionistische Werk „Hilf! Schlange ist da/ kann nicht!“ (Inv. Nr. GS 1993/121) von Paul Klee (*1879, †1940) ist eines der wenigen Werke dieses Kunststils der Graphischen Sammlung, welches der Zerstörung durch die Nationalsozialisten entging. Es entstand in der nur zwei Jahre dauernden Tätigkeit von Klee an der Düsseldorfer Akademie bis zu seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten 1933. Die Zeichnung gehört zu den dort entstandenen, von Klee selbst als „psychische Improvisationen“ bezeichnete Reihe von Zeichnungen.
Sammlung Mainzer Barock und Stadtgeschichte Mainz
Judaica
Die Sammlung Judaica repräsentiert die 1000-jährige Geschichte des jüdischen Magenza. Ältestes Exponat der Sammlung ist der Grabstein des Jehuda, Sohn des Schneor. Das Todesjahr ist in der Inschrift mit 1049 angegeben, womit der Grabstein des alten Jüdischen Friedhofs in Mainz der älteste noch lesbare jüdische Grabstein Mitteleuropas ist.
Die überwiegende Anzahl der Exponate sind allerdings jüdische Kultgegenstände des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Gold- und Silberschmiedearbeiten stammen aus der Sammlung des 1925 gegründeten "Vereins zur Pflege jüdischer Altertümer in Mainz". Sie wurden von 1926 an in einem "Museum jüdischer Altertümer" in einem Seitentrakt der 1912 eingeweihten Hauptsynagoge in der Mainzer Neustadt ausgestellt. Das Museum wurde 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen. Der wegen seiner jüdischen Abstammung des Amtes enthobene Konservator der Gemäldegalerie, Dr. Rudolf Busch, versteckte die wertvollsten Gegenstände der Sammlung allerdings in einer mit einem Hakenkreuz gekennzeichneten Holzkiste im Depot der Gemäldegalerie. Dort wurde sie erst 1958 wieder aufgefunden. Als Sammlung "Judaica" wurden die Kultgegenstände seit 1983 als Dauerleihgabe der Jüdischen Gemeinde Mainz im Museum der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Im Rahmen der Umbauarbeiten wird die Sammlung erst wieder ab 2010 zu sehen sein.
Museumspädagogik und Veranstaltungen
Der kurfürstliche Marstall: Die „Golden Ross-Kaserne“
Umbauarbeiten
Das Landesmuseum Mainz wurde 2006 wegen beginnenden Umbauarbeiten komplett geschlossen. Im Mai 2007 wurden eine erste Teileröffnung vorgenommen. Im Zuge der Umbauarbeiten wurden bzw. werden auch modernste Techniken der Museumspräsentation eingesetzt und die Exponate entsprechend neu präsentiert.
Neben allgemeinen Räumen im Eingangs- und Kassenbereich und Ausstellungsräumen wurden erste Abteilungen wieder eröffnet. Zu besichtigen sind derzeit die Abteilung „Renaissance Abteilung und Niederländische Malerei“, „Kunsthandwerk“ sowie Teile der Gemäldesammlung. Alle anderen Abteilungen sin weiterhin geschlossen und werden bis einschließlich 2010 wiedereröffnet.
Einzelnachweise
- ↑ Karl Viktor Decker in: Franz Dumont (Hrsg.), Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz: Mainz - Die Geschichte der Stadt.
- ↑ Wolfgang Selzer, Karl-Victor Decker, Anibal Do Paco:Römische Steindenkmäler. Mainz in römischer Zeit.
- ↑ Wolfgang Selzer, Karl-Victor Decker, Anibal Do Paco:Römische Steindenkmäler. Mainz in römischer Zeit. S. 86 ff.
Literatur
- Siegrun Paas, Sabine Mertens (Hrsg.): Beutekunst unter Napoleon. Die „französische Schenkung“ an Mainz 1803. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2003, ISBN13 978-3-8053-2950-7
- Heidrun Ludwig: Die Gemälde des 18. Jahrhunderts im Landesmuseum Mainz. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2007, ISBN13 978-3-8053-3747-2
- Wolfgang Selzer, Karl-Victor Decker, Anibal Do Paco:Römische Steindenkmäler. Mainz in römischer Zeit. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1988, ISBN 3-8053-0993-7
- Landesmuseum Mainz und Arbeitsbereich Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte am Institut für Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Hrsg.): Sammler–Pilger–Wegbereiter. Die Sammlung des Prinzen Johann Georg von Sachsen. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2004, ISBN13 978-3-8053-3447-1
- Gisela Schulze-Dörrlamm: Die Salier: Der Mainzer Schatz der Kaiserin Agnes aus dem mittleren 11. Jahrhundert. Neue Untersuchungen zum so genannten Gisela-Schmuck. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Band 24, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 1991, ISBN 978-3-7995-4137-4
Eine umfangreiche Liste mit Bestandskatalogen und eine erweiterte Auswahl von Publikationen zum Museumsbestand findet sich hier: Landesmuseum Mainz-Publikationen
Weblinks
Kategorie:Museum in Rheinland-Pfalz Kategorie:Bauwerk in Mainz Kategorie:Mainz Kategorie:Kultur (Mainz)