Europa-Universität Viadrina
Die Europa-Universität Viadrina ist die Universität in Frankfurt (Oder). Der Name Viadrina bedeutet auf Deutsch die an der Oder gelegene. Sie besitzt eine:
- Juristische Fakultät
- Kulturwissenschaftliche Fakultät
- Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Europa-Universität Viadrina | |
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[[Datei:Siegel der Europ-Universität Viadrina Frankfurt a. d. Oder|frameless|200x125px|alt=|Logo]] | |
Gründung | 26. April 1506 |
Ort | {{{Ort}}} |
Bundesland | Brandenburg |
Land | Deutschland |
Leitung | Prof. Dr. Gesine Schwan |
Studierende | 5.001 (WS 2006/07) |
Mitarbeiter | 450 (2007) |
davon Professoren | 60 (2007) |
Die Viadrina bietet damit einen vergleichsweise schmalen Fächerkanon, der nicht den Ansprüchen einer klassischen Universität genügt, gleichwohl hat sie das Promotions- und Habilitationsrecht und darf sich Universität nennen.
Ein Schwerpunkt der Universität ist der Ausbau der Kontakte nach Polen, so wird gemeinsam mit der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen das Collegium Polonicum in Słubice betrieben. Aus diesem Grund findet jährlich die viadukt – Jobmesse für Deutschland und Polen – statt. Außerdem unterhält die Viadrina zu über 140 Einrichtungen weltweit Kontakte.
Im Wintersemester 2006/07 waren an der Universität 5.001 Studierende immatrikuliert. Davon waren etwa 33,4% Ausländer aus insgesamt 75 Nationen. Begünstigt durch die Grenzlage sind 23,8% der Studenten Polen. Wegen ihrer internationalen Ausrichtung bietet sie für alle Studierenden moderne Sprachausbildung nach europäischen Standards (UNIcert).
Präsidentin der Viadrina ist die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan.
Geschichte
Papst Julius II. genehmigte am 15. März 1506 die Errichtung der Universität. Von ihrer Gründung durch Kurfürst Joachim I. am 26. April 1506 bis zur Schließung 1811 war die Alma Mater Viadrina zu Frankfurt (Oder) die erste Brandenburgische Landesuniversität. Sie hatte vier Fakultäten: die juristische, theologische, medizinische und philosophische. Schon im ersten Jahr ihres Wirkens immatrikulierten sich dort über 900 Studenten aus den deutschen Gebieten und aus Polen, Schweden, Norwegen und Dänemark; die Stadt Frankfurt hatte damals 5000 Einwohner. Bis zu ihrer Verlegung nach Breslau studierten dort 55.000 Personen. Zu den berühmtesten von ihnen zählen Ulrich von Hutten, Thomas Müntzer, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Carl Philipp Emanuel Bach und Heinrich von Kleist. Hauptgebäude der damaligen Universität war das Collegienhaus.
Die im Jahre 1810 in Berlin eröffnete Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) warf einen großen Schatten auf die Alma Mater Viadrina, so dass diese im Jahre 1811 ihre Pforten schloss. Das Inventar und ein großer Teil der Professoren siedelten nach Breslau über und dienten ab sofort der dortigen Leopoldina. Andere Professoren setzten ihre Lehre in Berlin fort.
180 Jahre später begann im Oktober 1992 die wiedergegründete Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) ihr erstes akademisches Jahr.
Im Jahr 2004 erlangte die Europa-Universität zusätzliche Bekanntheit durch die Nominierung ihrer Rektorin Gesine Schwan zur Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten durch die Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen.
Im Sommersemester 2006 wurden an der Viadrina die Feierlichkeiten zur 500-Jahrfeier der Universität begangen.
Geschichte der Juden an der Viadrina
Bei der Eröffnung der Universität war es, wie in den größten Teilen Europas, den Juden verboten sich zu immatrikulieren. Als der Kurfürst Johann Sigismund 1613 zur reformierten Kirche übertrat entwickelte sich die Frankfurter Universität mehr zu einer calvinistischen Universität. Professor Johann Christoph Beckmann besuchte unter anderem die für jüdische Studenten geöffnete Universität Leiden und ließ sich danach in Amsterdam vom Rabbiner Jacob Abendana „... im Talmudischen und in der arabischen Sprache unterrichten“[1]. Am 29. April 1678 erteilte der Kurfürst Friedrich Wilhelm Gabriel Moschowitz[2] und Tobias Moschowitz[3] als ersten jüdischen Studenten das Recht an der Universität zu studieren. Das Studieren war allerdings durch die Kränkungen und abfällige Bemerkungen über das Judentum durch die Professoren nicht einfach. Ihre Promotion erlangten beide später in Pdau, da es ihnen in Frankfurt verwehrt blieb. Tobias wurde später Leibarzt des Sultans in Konstantinopel. Salomon Liebmann war der nächste erfasste Jude welcher ebenfalls auf besonderen Geheiß des Kurfürsten ab 1695 an der Viadrina studierte. Die erste Promotion eines Juden erfolgte am 15. Oktober 1721. Den Doktorgrad erhielt Moses Salomon Gumpertz welcher zuvor an der Karls-Universität Prag studiert hatte. Bis 1794 promovierten 29 Juden in Medizin, unter ihnen Marcus Elieser Bloch. Der letzte immatrikulierte jüdische Student der alten Universität war Wilh. Salomon Hirschel welcher sich am 28. September 1810 einschrieb. Sein Studium konnte er aber durch die Schließung der Universität in Frankfurt nicht beenden. Insgesamt hatten bis dahin etwa 140 Juden in Frankfurt studiert, die meisten von ihnen aus Polen, aber auch aus Prag, Amsterdam und einer aus London.[4]
Studentische Organisationen
Die studentischen Organisationen und Initiativen der Viadrina haben ihren Sitz seit kurzem in der am 29. Juni 2006 eingeweihten Studentenloge, kurz auch nur Loge genannt:
- AIESEC Internationale Vereinigung von Studierenden der Wirtschaftswissenschaften als Lokalkomitee von AIESEC in Deutschland
- European Law Student's Association Internationale Vereinigung von Jurastudierenden und jungen Juristen
- Akademischer Chor CP & EUV
- Lahoda – Studenteninitiative Belarus e.V.
- Interstudis e.V. – Tutorien für ausländische Gaststudierende an der Viadrina
- Institut für angewandte Geschichte / transkultura e.V.
- KUNSTGRIFF. Sieć kulturalna - Netzwerk für Kultur e.V
- VIASION – Medien & Kunst an der Viadrina
- Viaphoniker e.V.
- vivadrina – das Studierendenmagazin der Viadrina
- ViaVocale
- Viadrina Consulting Group e.V. – studentische Unternehmensberatung
- ViaMUN - Viadrina Model United Nations, die UNO-Hoschulgruppe der Viadrina
- bdvb Hochschulgruppe Frankfurt/Oder
- attac
- :grotte e.V. - Studentenclub
Parteinahe studentische Organisationen (zum Teil nicht sicher, inwieweit die genannten Organisationen sich an den Parteien nur orientieren oder doch offiziell dazugehören):
- LiCa (Liberaler Campus) – Liberale Hochschulgruppe
- Juso Hochschulgruppe
- Grüne Hochschulgruppe (grün-nahe, aber nicht bündnisgrün)
- RCDS (angetreten unter dem Namen: 2004/05 Viadrina X, 2005/06 Viadrina Go!, 2006/07 teAM Zukunft)
Organe der verfassten Studierendenschaft
- Allgemeiner Studentischer Ausschuss – AStA
- Studierendenparlament
- Fachschaftsrat Jura
- Fachschaftsrat Wirtschaftswissenschaften
- Fachschaftsrat Kulturwissenschaften
- Sprachenbeirat
Auszeichnungen
Alljährlich vergibt die Europa-Universität den Viadrina-Preis an Personen, die sich um die deutsch-polnische Verständigung verdient gemacht haben. Bisherige Preisträger: Karl Dedecius, Adam Michnik, Günter Grass, Janusz Reiter, Markus Meckel, Włodzimierz Borodziej, Rudolf von Thadden und Adam Krzemiński.
Kooperation
In Zusammenarbeit mit der Virtual Global University bietet die Viadrina den englischsprachigen Online-Studiengang "International Master of Business Informatics" an.
Bekannte Persönlichkeiten an der Universität Viadrina
Literatur
- Jahresberichte des Fördervereins zur Erforschung der Geschichte der Viadrina. Bisher erschienen: Band 1 (1998) - 5 (2005/06). Schöneiche bei Berlin: scrîpvaz-Verlag
- Modrow, Irina: Wonach in Frankfurt "jeder, der nur wollte, gute Studien machen konnte..." Eine kleine Geschichte der Viadrina. Schöneiche bei Berlin: scrîpvaz-Verlag 2006
- Höhle, Michael: Universität und Reformation. Die Universität Frankfurt (Oder) von 1506 bis 1550. Köln: Böhlau 2002
- Knefelkamp, Ulrich (Hrsg.), 'Blütenträume' und 'Wolkenkuckucksheim' in 'Timbuktu' – 10 Jahre Europa-Universität Viadrina. Berlin: scrîpvaz-Verlag 2001
- Hasse, Günther / Winkler, Joachim (Hrsg.): Die Oder-Universität Frankfurt. Beiträge zu ihrer Geschichte, Weimar: Böhlau 1983
Weblinks
Fußnoten
- ↑ B. Brilling, Gründung und Privilegien der hebräischen Buchdruckerei in Frankfurt a.O., Breslau 1936, S. 267. Hier nach Ralf-Rüdiger Targiel, Mitteilungen Frankfurt Oder, 1999, S. 10
- ↑ auch Gabriel ben Mose
- ↑ auch Tobias ben Mose aus Metz
- ↑ Ralf-Rüdiger Targiel, Mit kurfürstlicher Genehmigung, immatrikuliert in Frankfurt – Jüdische Studenten an der Viadrina, in Mitteilungen Frankfurt (Oder), Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V. (Hrsg.), 1999 Heft 1, S. 10-16
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