John Irving ist ein US-amerikanischer Romanautor. Die unwahrscheinlichsten, oftmals äußerst skurrilen und makaberen Begebenheiten, die gleichzeitig wiederum ins Urkomische übergehen, zeichnen John Irvings Romane aus. Ein weiteres Hauptthema sind die zwischenmenschlicher Beziehungen, die er meistens überdeutlich und krass darstellt. Irvings größtes literarisches Vorbild ist Charles Dickens.
Werdegang
- John Winslow Irving wurde am 2. März 1942 in Exeter, New Hampshire, USA geboren. Sein Vater war Professor für russische Geschichte, und seine Mutter Krankenschwester. Mit 14 Jahren begann John zu ringen und zu schreiben, hatte aber wegen seiner Legasthenie in der Schule große Schwierigkeiten. Mit 19 wusste er genau was er wollte: Ringen und Romane schreiben.
- Dazu meint Irving: "Schreiben ist wie Ringen. Man braucht Disziplin und Technik." Er studierte an der Universität von New Hampshire und im Rahmen eines Auslandsstudienprogramms auch in Wien - am Institute for European Studies, wo er die Idee zu seinem ersten Roman fand. Er verbrachte seine Zeit im Tiergarten und in Kaffeehäusern (da es in seinem Zimmer zu kalt war), fuhr Motorrad, las Günter Grass´ Blechtrommel und schrieb darüber inspiriert "Lasst die Bären los!". Dieses, sein erstes Buch (Setting free the Bears) wurde 1968 veröffentlicht.
- 1987 schaffte er dann mit "Garp und wie er die Welt sah" den Durchbruch, und konnte sich ob des großen Erfolgs von da an voll der Schriftstellerei widmen.
Bücher
- "Lasst die Bären los!" ("Setting Free the Bears"), 1968. Der Erstlingsroman von John Irving erzählt die Geschichte von Siggi Javotnik und Hannes Graff, zwei nicht gerade erfolgsverwöhnten Studenten. Unter anderem treffen wir in dieser Geschichte auf ein großstadtsüchtiges Mädel vom Land, den österreichischen Bundesadler, Nachtwächter im Tiergarten Schönbrunn, einen mystischen Motorradmeister, Honigbienen, die Benno-Blum-Bande und einen asiatischen Kragenbären. Es ist eine tragisch-komische und skurrile Geschichte. Aus heutiger Sicht wieder sehr interessant, sind die in dieser Geschichte verpackten zeitgeschichtlichen Betrachtungen der südosteuropäischen Kriegs- und Nachkriegsjahre. Dieses Buch weist bereits alle Vorzüge auf, die Irvings spätere Bücher in noch größerem Ausmaß auszeichnen.
- "Die wilde Geschichte vom Wassertrinker" ("The Water-Method Man"), 1972. Eine skurrile Geschichte um Fred "Bogus" Trumper mit Hang zur Situationskomik. Dahinter verbirgt sich aber die Geschichte, wie Bogus "sich selbst findet" bzw. "sein Leben ordnet".
- "Eine Mittelgewichtsehe" ("The 158-pound marriage"), 1974. In diesem Werk geht es um Partnertausch mit Folgen.
- "Garp - und wie er die Welt sah" ("The world according to Garp"), 1978. Die Welt des Schriftstellers Garp ist bevölkert von Lehrern und Huren, Spießern und Randexistenzen, Verlagslektoren und Mördern, Transsexuellen und Sittenstrolchen, Männern, Frauen und Kindern - grotesk, brutal, banal, perfide. Ein Pandämonium: unsere Welt. Es geht um Missverständnisse, Beziehungsprobleme, Treue, Loyalität, Freundschaft, Liebe, Lust, Schmerz, Tod und Verzweiflung; dem Leser aber dennoch das Gefühl der immer währenden Hoffnung vermittelnd.
- "Das Hotel New Hampshire" ("The hotel New Hampshire"), 1981. Eine gefühlvolle Familiengeschichte, in der motorradfahrende und feministische Bären, weiße Vergewaltiger und schwarze Rächer, ein Wiener Hotel voller Huren und Anarchisten, ein Familienhund mit Flatulenz im Endstadium, Arthur Schnitzler, Moby-Dick, der große Gatsby, Gewichtheber, Geschwisterliebe und Freud vorkommen - nicht der Freud, sondern Freud der Bärenführer. Witz und Tragik liegen hier dicht beisammen. Der Prototyp eines Irving-Romans.
- "Gottes Werk und Teufels Beitrag" ("The Cider House Rules"), 1985. Menschlich und anrührend sind die Protagonisten in John Irvings Roman. Wilbur Larch, der väterliche Leiter eines Waisenhauses, befürwortet und betreibt illegale Abtreibung. Sein Ziehsohn Homer Wells lehnt sie ab. Beide haben durchaus stichhaltige Argumente, beide verstehen die Nöte der betroffenen Frauen. Um diese Kontroverse hat Irving ein großartiges Ensemble von differenziert gezeichneten Personen geflochten, jede für sich liebenswert, sei es die gewalttätige Melony, der noble Wally oder der selbstgerechte Mr. Rose. Ein Buch, das ohne mahnenden Zeigefinger zur Toleranz ermahnt, zur Großherzigkeit und zum Verständnis und dabei gespickt ist mit hochdramatischen Szenen, absurden Zufällen und prosaischen Wahrheiten, wie sie nun mal zum Menschsein gehören. Der Roman ist ein Epos und dreht sich um Waisen, Liebe, Leben, Freundschaft, Abtreibung und Geburt. Es ist tragisch, manchmal auch komisch, berührend und voll von einprägsamen einzigartigen Charakteren.
- "Owen Meany" ("A Prayer for Owen Meany"), 1989. Dieser Roman erzählt die Geschichte der einzigartigen Freundschaft zwischen Owen Meany und John Wheelwright: Man schreibt den Sommer des Jahres 1953, als beim Baseballspiel der beiden elfjährigen Freunde ein fürchterliches Unglück passiert... John Irving erzählt mit dieser Geschichte die Geschichte seiner Generation. Die Zeit der Kindheit in den 50er Jahren, die Jahre der Aufbruchstimmung unter John F. Kennedy und des Kampfes für die Gleichberechtigung der Rassen, die immer stärker werdende Verwicklung der USA in den Vietnamkrieg, der Kampf gegen diesen Krieg und das Trauma einer ganzen Nation nach der Niederlage, die Utopien und Träume von einer friedlichen, gewaltfreien Welt in den 60er Jahren, bis hin zu jenem Schauspieler als Präsident im Weißen Haus, seinen Verwicklungen in die schmutzigen Affären der 80er Jahre und seinem Versuch, die sandinistische Revolution zu ersticken. Owen Meany ist John Irvings Auseinandersetzung mit einem halben Jahrhundert amerikanischer Geschichte und mit der Frage nach dem Glauben in einer chaotischen Welt. Es ist ein großartiger Roman - erschreckend und komisch zugleich. Er beinhaltet eine anhaltende Spannung, denn Owen weiß durch eine Vision, wann er sterben wird. Die Frage ist nur wie, und warum ... .
- "Rettungsversuch für Piggy Sneed", 1993. Eine Sammlung von sechs Kurzgeschichten.
- "Zirkuskind" ("A Son of the Circus"), 1995. Wiedereinmal taucht der Leser in eine kleine Welt ein, wie Panoptikum voll mit skurrilen Figuren und Geschichten. Diesmal spielt die Geschichte in Indien.
- "Die imaginäre Freundin" ("The imaginary Girlfriend"), 1996. Autobiographie.
- "Witwe für ein Jahr" ("Widow for a year"), 1998. Das ist der erste Roman John Irvings, in dem eine Frau die Hauptrolle spielt. Erzählt wird ihre Familiengeschichte anhand von drei Wendepunkten in ihrem Leben. 1958, als sie gerade vier Jahre alt ist und ihre Eltern im Begriff sind, sich zu trennen. 1990, als sie eine erfolgreiche Schriftstellerin ist, deren Privatleben allerdings mit "schlimmen Freunden" gespickt ist, und 1995, als sie sich als 41jährige Mutter und Witwe das erste Mal wirklich verliebt. Eine Tragikomödie, die auch wieder von Irvings Thema des unüberwindbaren Verlusts eines Kindes handelt. Zugleich eine vielschichtige Liebesgeschichte und eine Geschichte über das Erwachsenwerden.
- "My Movie Business" ("My Movie Business"), 1999. John Irvings autobiographische Skizze über seine Erfahrungen mit dem Filmgeschäft schildert die verschlungenen Wege vom Roman "Gottes Werk und Teufels Beitrag" zum selbstgeschriebenen Drehbuch und zum unter Mitarbeit des Autors fertig abgedrehten Film. Es beschreibt den Werdegang vom Schriftsteller zum Drehbuchschreiber und schildert geglückte und misslungene Adaptionen anderer Irving Romane. In Erster Linie aber ist "My Movie Business" die Geschichte von Irvings Figuren, ihren Vorbildern im wirklichen Leben, ihrer Entwicklung in der Phantasie des Autors, im Zuge der Niederschrift des Romans, des Drehbuchs und in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Regisseuren, Produzenten und Schauspielern, die alle die Romanvorlage durch ihre persönliche Brille sehen und darstellen. Dadurch bringt Irving das Kunststück fertig, den Lesern die Handlung auf völlig neue Art und aus immer neuen Blickwinkeln zu erzählen, wie sie ist, wie sie auch hätte werden können - und schon sind wir gleichsam mitten in seinem neuen Roman. Eine spannende Arbeits-Biographie - Werkstattbericht und ein Stück lebendige, uneitle Autobiographie eines der größten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart in einem. (Klappentext).
- "The Fourth Hand", im Original am 3. Juli 2001 veröffentlicht. Mehr dazu auf der entsprechenden vom Verlag eingerichteten Webseite.
Verfilmungen
- Verfilmt wurde "Garp" mit Robin Williams und Glenn Close, sowie "Hotel New Hampshire" mit Jodie Forster und Beau Bridges. An beiden Drehbüchern hat John Irving mitgeschrieben. Owen Meany wurde 1998 unter dem Titel "Simon Birch" verfilmt, u.a. mit Jim Carrey. Dieser Film wurde in Deutschland nur auf Video vertreiben. Anscheinend ist die Umsetzung dieses großartigen Romans aber nicht besonders gelungen.
- Das bis dato letzte Buch von John Irving, "My movie busines", erzählt von der Umsetzung seiner Romane in Drehbücher und enthält viele interessante, witzige biografische Anmerkungen. Hauptsächlich wird von seinem Werk "Cider House Rules" (Gottes Werk und Teufels Beitrag) erzählt, dass er in den letzten 13 Jahren für vier verschiedene Regisseure immer wieder neu adaptiert hat. Der Film kam Ende 1999 in den USA in die Kinos, und zwar mit Michael Caine in der Rolle des Dr. Wilbur Larch, der für diese Darstellung seinen zweiten Oscar erhielt. Der Film "Cider House Rules" war in sieben Kategorien nominiert, auch John Irving selbst, der für das Beste Drehbuch (nach der Vorlage seines eigenen Romans) ebenfalls einen Oscar erhielt. John Irving war auch am Schnitt, am Aussuchen der Besetzung und als Schauspieler beteiligt. Auch sein Sohn Colin ist im Film zu sehen.
Verweis
- Umfangreiche Informationen auf Helenas John Irving Seiten.