Der Tō-ji (jap. 東寺, wörtlich: „Ost-Tempel“) ist ein buddhistischer Tempel im Stadtbezirk Minami der Stadt Kyōto in Japan.

Geschichte
Die Bauarbeiten begannen im Jahr 793 auf Befehl des Kammu-tennō. Er fungierte zunächst als Schutztempel für Kyōto (damals noch Heian-kyō) und war darin auch als Kyō-ō-gokokuji (教王護国寺) bekannt. Er stand an einer Seite des Rashōmon, einem der zwei großen Stadttore der damaligen Hauptstadt des Landes, auf der anderen Seite der (heute nicht mehr existente) Sai-ji („West-Tempel“). Dieses Muster sollte dem der beiden großen Tempel in der alten Hauptstadt Nara (Tōdai-ji und Saidai-ji) entsprechen.
823, die Bauarbeiten waren immer noch nicht abgeschlossen, wurde er vom kurz danach abdankenden Saga-tennō dem Mönch Kūkai übereignet, der dort mit der Erlaubnis des Junna-tennō 50 Mönche der von ihm begründeten Shingon-shū unterbrachte und damit den Tempel in die ausschließliche Kontrolle seiner Schule brachte. Durch die schriftliche Fixierung dieses Vorgangs in den amtlichen Dokumenten, in denen das erste Mal das Wort "Shingon-shū" auftauchte, war auch die offizielle Anerkennung der Schule seitens der Regierung vollzogen.
Im Jahr 828 eröffnete Kūkai am Tō-ji die erste allgemein zugängliche Schule in Japan, die Shugeishuchiin (綜芸種智院) mit einem Curriculum, das hauptsächlich aus buddhistischen, konfuzianistischen und daoistischen Studien bestand. Diese Schule blieb allerdings ein kurzfristiges Experiment und wurde 847 wieder geschlossen.
831 legte Kūkai aus Gesundheitsgründen sein Amt als Vorsteher am Tempel nieder und übergab es Jitsue (実恵; 786–847), während er seine dort gesammelten Schriften Shinga (真雅; 801–79), anvertraute, dessen Schüler Shinnen (真然; 804–91) später zum Kōyasan wechselte und die Schriften dorthin mitnahm. Zwischen Shinnen und Jitsues Schüler, Shūei (宗叡; 809–84), brach über den rechtmäßigen Verbleib der Schriften ein erbitterter Streit aus, der sich bis ins 10. Jahrhundert fortsetzte.
Shūeis Nachfolger am Tō-ji wurde sein Schüler Yakushin (益信; 827–906), der im Jahr 901 am Tempel den abgedankten Uda-tennō ordinierte.
Spätere wichtige Vorsteher des Tō-ji waren Shinnens Schüler Shōbō (聖宝; 832–909) und dessen Schüler Kangen (観賢; 853–925), der die Shingon-shū als gleichzeitiger Vorsteher am Daigo-ji und am Kongōbu-ji vereinte.
In der frühen Kamakura-Zeit war der Tempel weitgehend in Vergessenheit geraten und in marodem Zustand. Erst mit Hilfe des abgedankten Go-Uda-tennō konnte er Stück für Stück wieder restauriert werden. Er erreichte seine einstige Glorie als ein Zentrum der Shingon-shū allerdings nie wieder und spielte seit dem Abstieg der sie bisher unterstützenden Aristokratie in der Muromachi-Zeit nur noch eine unwesentliche Rolle.
Die Studienhalle (Kodo) des Tō-ji beherbergt gegenwärtig die ältesten, noch erhaltenen Statuen des Shingon-Buddhismus in Japan. Die fünf-stöckige Pagode des Tempels, ein nationales Kulturgut, ist weithin in Kyōto sichtbar und ist mit einer Höhe von 57 Metern die größte Pagode in ganz Japan. Sie wurde in ihrer heutigen Form in der Edo-Zeit auf Befehl von Tokugawa Iemitsu wiederaufgebaut.
1994 wurde der Tō-ji zusammen mit anderen historischen Stätten in Kyōto von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.
Am 7. Juli 2007 fand auf dem Gelände des Tempels ein Sonderkonzert der weltweiten Benefiz-Veranstaltungsreihe Live Earth statt. Zu den mitwirkenden Musikern gehörten Bonnie Pink, Michael Nyman, Rip Slyme, UA und Yellow Magic Orchestra.
Weblinks
- Informationsangebot der Präfektur Kyōto (Englisch)
- Informationsangebot der Stadt Kyōto (Englisch)