Jungnau

Stadtteil von Sigmaringen, Baden-Württemberg, Deutschland
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Jungnau ist Ortsteil der Stadt Sigmaringen im Landkreis Sigmaringen (Deutschland). Bis zur Kreisreform in Baden-Württemberg war Jungnau eine selbständige Gemeinde. Im Februar 1974 wurde der Ort in die Kreisstadt Sigmaringen eingegliedert.

Wappen von Jungnau
Wappen von Jungnau
Wappen von Sigmaringen
Wappen von Sigmaringen
Jungnau
Gemeindeteil von Sigmaringen
Koordinaten 48° 8′ 24″ N, 9° 12′ 34″ OKoordinaten: 48° 8′ 24″ N, 9° 12′ 34″ O.
Höhe ca. 610 m ü. NN .
Fläche 22,35 km²
Einwohner 800
Bevölkerungsdichte 36 Einwohner/km²
Eingemeindung  1974
Postleitzahlen 72488, (alt: 7481)
Vorwahl 07577
Adresse der
Verwaltung
Bruckstraße 1
72488 Sigmaringen-Jungnau
Tel.: 07577/3204
Fax: 07577/925789
Website http://www.jungnau.de
Politik
Ortsvorsteher Anton Fetscher
Verkehrsanbindung
Bundesstraße B32
Eisenbahn Hohenzollerische Landesbahn
Bus Hohenzollerische Landesbahn

Lage

Jungnau, rund sieben Kilometer nördlich von Sigmaringen im unteren Laucherttal und dem Naturpark Obere Donau gelegen, umfasst eine Gemarkung von circa 2235 ha. Das Dorf liegt auf 610 m über Normalnull, wobei die höchsten Erhebungen der Gemarkung knapp an 800 m über Normalnull reichen.

Geschichte

Die Region war schon sehr früh besiedelt, wie die Funde im nahe gelegenem Veringenstadt belegen. Die älteste Siedlung auf der Gemarkung Jungnau ist Hoppental (um 800 v.Chr). In diesem Zusammenhang wird auf einen Friedhof in der Bronzezeit hingewiesen. Dort wurde auch ein mit zwei Armringen aus Bronze versehenes Sklett gefunden.

Etwa um 400 v. Chr. wurden die Kelten in der Gegend sesshaft. Von Ihnen soll der Name Lauchert stammen (Lochert-Luchat, später Luachert).

Den Kelten folgenten die Römer, die die keltischen Stämme besiegten und über die Donau nach Norden vordrangen. Etwa um 80 n. Chr. war das Land in Ihrer Gewalt. Die Römer erschlossen die Gegend und legten u.a. die so genannten Römerstraßen an, auf deren Trassen z.B. die alte Straße von Sigmaringen nach Jungnau und das Hochsträß liegen. Weitere Zeugen dieser Epoche wurden im Jahre 1841 (Geräte aus Eisen, eine Pflugschar und Hacke, Meißel und Pfeile) und 1881 (eine römische Münze aus Bronze) beim Nollhof gefunden.

Um 260 n. Chr. drangen Alemannen in das damals römische Gebiet ein und drangen bis zur Schwäbischen Alb und dem Neckar vor. Sie gründeten Ortschaften, deren Namen auf „-ingen“ enden. Ämpfingen und Indefingen, abgegangene Weiler auf der Gemarkung Jungnau, sind darauf zurückzuführen - beide sind heute noch als Flurnamen erhalten geblieben. Der Name der erstgenannten Siedlung wurde von deren Gründer (Ampho) abgeleitet und bedeutet sinngemäß „bei den Angehörigen der Sippe des Ampho“. Die Gründungen werden in das 4.-5. Jahrhundert n. Chr. datiert.

Um 1100 wurde auf der Gemarkung circa 2,5 Kilometer südlich von Jungnau die Burg Isikofen errichtet. 1385 wurde sie nur noch als Burgstall erwähnt. Reste der Umfassungsmauer als Mauerschutt und Reste eines Gebäudes sind heute noch erkennbar. Im 13. Jahrhundert gab es eine Burg Schiltau (Schiltowe, Schiltow), welche die Herren von Schiltau als Lehen der Herrschaft Gammertingen im Besitz hatten. Der Herr von Schiltau wurde 1200 als Zeuge genannt (mit ihm seine Burg mit einer Siedlung). Jungnau (als Name einer Burg: Jungenowe (bedeutet soviel wie „Platz im Wiesental der Herren von Jungingen“), Jungnow) an sich wird erstmals 1333 bei der Güterschenkung der Guta von Affelstetten an das St. Nikolausalmosen in Überlingen erwähnt. Kurz zuvor entstand der Ort, als 1316 die Herren von Jungingen die Burg Schiltau mit Siedlung erwarben und in unmittelbarer Nähe eine neue Burg (Jungnau) errichteten. Von der Burg Schiltau sind heute nur noch durch Wohnhäuser und Gartenanlagen überbaute Mauerreste erhalten. Der Bergfried der Burg Jungnau steht heute noch als Wahrzeichen im alten Dorfkern. Im 14. und 15. Jahrhundert gehen die unten genannten Weiler und Dörfer in Jungnau auf. In dieser Zeit wird der Ort gelegentlich auch als Städtchen bezeichnet.

Chronik

  • vor 1200: Bau der Burg Schiltau und Entstehung einer Siedlung
  • 1316: Kauf der Burg Schiltau durch die Herren von Jungingen und in Folge Errichtung der Burg Jungnau
  • 1355: Beide Burgen gehen an die Adelsfamilie Hohenfels-Jungingen
  • 1367: Die Herren von Reischach erwerben die Herrschaft Jungnau (Jungnau mit Burg und Vorhof, Burg Schiltau mit Vorhof und weiter Orte)
  • 1385: Jungnau wird hohenbergisches Lehen (weiterhin im Besitz der Herren von Reischach)
  • 1418: Die Grafen von Werdenberg erwerben die Herrschaft (darunter Jungnau die Feste und das „stattlin“)
  • 1423: Die Burg Schiltau wird erstmals nur noch als Burgstall erwähnt
  • 1444: Die Burg Schiltau wird nochmals als „Veste“ bezeichnet. Dies ist aber die letzte Erwähnung als Burgsitz.
  • 1534: Die Herrschaft geht nach dem Aussterben des aktuellen Herschergeschlechts als Allod an die Grafen von Fürstenberg. Unter den Fürstenbergern erhielt Jungnau ein Obervogteiamt.
  • 1806: Das Obervogteiamt ging an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, wobei jedoch die Fürstenberger die Niedrige Gerichtsbarkeit und die Polizeigewalt behielten. Deshalb wurde ein Patrimonalamt eingerichtet. Dieses umfasste neben Jungnau auch die Orte Blättringen, Inneringen, Hochberg, Vilsingen, Nickhof, Thiergarten, Storzingen, Dietfurt, Ober- und Unterschmeien.
  • 1840: Die Fürstenberger geben die Niedere Gerichtsbarkeit an Hohenzollern-Sigmaringen ab. Deshalb wird zum 31. Oktober des Jahres das Patrimonalamt aufgelöst. Fortan gab es ein (ab 1850 preußisches) Oberamt.
  • 1925: Jungnau wir durch die Zusammenlegen der preußischen Oberämter Sigmaringen und Gammertingen Teil des daraus entstehenden Landkreises Sigmaringen.
  • 1974: Im Zuge der Gemeidereform wird im Februar die Gemeinde Jungnau als Ortsteil in die Stadt Sigmaringen eingegliedert.

Verkehr

In Jungnau liegt eine Haltestation der Hohenzollerischen Landesbahn. Die Bundesstraße 32 bildet die Durchgangstraße.


Ehemalige Weiler und Dörfer auf der Gemarkung

Apfelstetten

Frauenberg

Empfingen

Isigkofen

Indelfingen und Indelkofen

Aussiedlerhöfe auf der Gemarkung Jungnau

  • Großwieshof: nach 1855 erbaut
  • Hoppental: 1536 erwähnt, 1887 gab es noch Höfe, jedoch wurden die letzten Häuser 1927 abgebrochen. Auch hier ist noch eine Verbindung im Flurnamen erhalten.
  • Nollhof: nach 1860 erbaut
  • Rauschberg: nach 1840 erbaut

Literatur

  • Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2: Kreis Sigmaringen. W. Speemann, Stuttgart 1948.