Andrea Levy

britische Autorin
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Andrea Levy (* 1956, London) ist eine britische Autorin.

Biographie

Andrea Levy wurde als Kind eines jamaikanischen Einwandererehepaars in London geboren. Ihr Vater und kurz darauf ihre Mutter kamen im Jahre 1948 nach England, um dort ein neues Leben zu beginnen. Für Andrea Levy bedeutete das als Farbige in einem sehr weißen London aufzuwachsen. Diese Erfahrung hat sie u.a. eindrucksvoll in ihrem Roman Eine englische Art von Glück (Originaltitel: Small Island) verarbeitet, der drei bedeutende Auszeichnungen erhielt.

Andrea Levy wuchs nicht weit entfernt vom Schauplatz von Small Island auf. Rassismus wurde in ihrem Elternhaus nicht erwähnt. Andrea hat fast ausschließlich weiße Freunde, und sie tut, was alle Working-Class-Kinder tun: hört Musik, schaut Fernsehen, ignoriert Bücher weitgehend und studiert Textildesign.

Mit Mitte Zwanzig arbeitet Andrea Levy für eine soziale Einrichtung und muss sich mit der Abwehr rassistischer Übergriffe beschäftigen. In dieser Zeit erfährt sie eine Art Erweckungserlebnis: Sie, die zwischendurch in der Kostümabteilung der BBC arbeitete und mit ihrem (weißen) Mann Bill Mayblin eine Firma für Grafik-Design gründete, entdeckt ihre eigene Identität als Frau und als Farbige. Gleichzeitig bemerkt sie die Wirkungskraft von Büchern. Sie fängt exzessiv an zu lesen: Während es ihr nicht schwer fällt Literatur farbiger AutorInnen aus den Vereinigten Staaten zu finden, trifft sie fast nie auf Literatur farbiger AutorInnen aus dem Vereinigten Königreich.

Mit Mitte 30 beginnt sie selbst zu schreiben, was sie wissen will. Literatur wird für sie ein Weg der Selbstfindung – der Weltfindung durch Welterfindung. Andrea Levy studiert kreatives Schreiben in London und findet sogar einen Agenten, was als Black British Writer in London Anfang der Neunziger nicht selbstverständlich ist.

In ihren ersten drei Romanen setzt sie sich mit den Träumen schwarzer Immigranten in Londen und den Problemen, mit denen diese konfrontiert werden, auseinander. Ihr erster - semi-authobiographischer - Roman Every Light in the House Burnin' handelt von einer jamaikanischen Familie im London der 70er Jahre. Obwohl es anfangs unmöglich scheint, einen solchen Roman außerhalb der "Community" unterzubringen, wie ihr halb offiziell beschieden wird, erschien der Roman 1994 trotzdem. Der zweite Roman der Pionierin wider Willen, Never Far from Nowhere spielt im Jahre 1970 und erzählt die Geschichte zweier, sehr unterschiedlicher Schwestern, die in einer Sozialwohnungssiedlung heranwachsen. Er erscheint 1996 und landet prompt auf der Longlist für den Orange Prize for Fiction . In Fruit of the Lemon (1999) erlebt eine junge schwarze Frau während ihres Besuchs in London einen Nervenzusammenbruch und erfährt ihre eigene bisher unbekannte Geschichte.

Dann kam die Halbjamaikanerin Zadie Smith – und brach ihrem megabestsellenden Roman Zähne zeigen endgültig den Bann, der auf der multiethnischen britischen Gegenwartsliteratur gelegen hatte. Für ihren bisher erfolgreichsten Roman Eine englische Art von Glück schließlich kann Andrea Levy die Position derjenigen, die zwischen den Stühlen der Kulturen sitzt, perfekt nutzen.

Andrea Levy ist Londonerin mit Herz und Seele. London ist der zentrale Ort, an dem alle ihre Romane spielen. Neben ihren Romanen verfasst sie Kurzgeschichten, die über unterschiedliche Medien veröffentlicht werden. Andrea Levy fungiert als Preisrichterin bei der Vergabe des Orange Prize for Fiction, des Orange Futures Prize und des Saga Prize.

Bibliographie

  • Andrea Levy: Every Light in the House Burnin', 1994
  • Andrea Levy: Never Far from Nowhere, 1996
  • Andrea Levy: Niemals weit von nirgendwoe, 1998
  • Andrea Levy: Fruit of the Lemon, 1999
  • Andrea Levy: Small Island, USA, Picador 2005, ISBN: 0-7553-3126-5 / 9780755331260 (Originalausgabe)
  • Andrea Levy: Die englische Art von Glück, Eichborn Verlag 2007, ISBN: 3821857722 / 978-3821857725