Jägersprache

von Jägern benutzte Fach- und Berufssprache
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Juli 2007 um 15:23 Uhr durch 84.132.229.88 (Diskussion) (B). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Jägersprache oder Waidmannssprache ist keine eigentliche Sprache, sondern setzt sich zusammen aus ca. 3.000 gebräuchlichen und weiteren nahezu 10.000 dem passiven Wortschatz zuzurechnenden Fachwörtern aus dem jagdlichen Brauchtum.

Die Ausdrücke sind oft regionalspezifisch; viele sind schon etliche Jahrhunderte alt und seit ihrer Prägung teilweise auch in die Umgangssprache übernommen worden ("Jemandem eins hinter die Löffel geben").

Jägersprache zählt zu den ältesten Fachsprachen und ist eine der Standessprachen mit den meisten Begriffen überhaupt. Es gibt historisch bedingt zwei Schreibweisen, nämlich Waidmannsprache und Weidmannssprache. Waidmannssprache kommt aus dem Althochdeutschen waidewerg = Waydwerk, waydlich, d.h. jagdgemäß. Weiterhin steht fest, dass die "ai"-Schreibweise meistens in Süddeutschland und die "ei"-Schreibweise in Norddeutschland und in den neuen Bundesländern Verwendung findet. Über die weitere Historie der Schreibweisen findet man unterschiedliche Erklärungen in der Literatur.

Die Jägersprache hat ihre Ursprünge zum einen in der präzisen Beschreibung von Naturbeobachtungen und Zeichen des zu erlegenden Wildes (als reine Jagdsprache), zum anderen in der bewussten Absetzung zum "gemeinen Volk" (insbesondere den weniger zur Verklärung neigenden "Bauernjägern").

Andere Theorien führen die Sondersprache der Jäger auf einen ehemaligen Aberglauben zurück, der in fast allen Völkern herrschte und herrscht. Die eigentliche Sprache wird während der Jagd vermieden, da man glaubte, allzu klare Worte und Absichten würden den Wald und das Wild vorwarnen, weshalb man sich höchstens mit Hilfe von Ersatzworten verständigte (Meister Petz, etc.).

Die Verwendung und Pflege der Jägersprache gehört zum jagdlichen Brauchtum. Nichtjägern gegenüber verwendet der (rücksichtsvolle) Jäger die Jägersprache nach Möglichkeit nicht, um Verständnisprobleme zu vermeiden.

Zu unterscheiden ist die Jägersprache vom Jägerlatein. Hier wird eine übertriebene Erlebnisgeschichte darstellt, in denen sich der Erzähler meist der Jägersprache bedient. Manchmal verwendet der Jäger das Jägerlatein ähnlich wie der Seemann den Seemannsgarn zum Scherz um den Unkundigen in die Irre zu führen oder unwahre Geschichten zu erzählen. So entstehen denn auch seltsame Wildarten wie unter anderem der Rasselbock oder der Wolpertinger.


Beispiele

A

  • Aasjäger
  • Achtender
  • Abbaumen: Wild verlässt einen erhöhten Platz, auch Verlassen einer jagdlichen Einrichtung wie Hochsitz, Ansitzleiter u.ä. durch den Jäger
  • Abnicken: verletztes Wild nach Schuss oder Unfall mit einer blanken Waffe (Jagdmesser = Nicker oder Knicker) töten; meist hinter dem Haupt am „Genick“, daher der Ausdruck „Abnicken“
  • Abkommen: Trefflage beim Schuss; „Ich bin gut abgekommen“ heißt, der Schuss ging dahin, wo ich ihn hinhaben wollte
  • Abwurfstange: das abgeworfene Geweih von Cerviden (Geweihträgern)
  • Affe: Junges des Murmeltiers
  • Äser: Maul des Haarwildes. Mit dem Äser wird Äsung, d.h. Nahrung, aufgenommen
  • Äsung: bezeichnet die Nahrung des Wildes, außer bei Schwarz- und Raubwild, insbesondere von Rehen sowie Dam- und Rothirsch. „Äsen“ ist der Vorgang der Nahrungsaufnahme.
  • Aufbaumen: das Setzen oder sich Niederlassen von Wild auf einem erhöhten Platz wie z.B auf einem Ast. Auch der Jäger, der seinen Hochsitz besteigt, baumt auf
  • Aufbruch: Gesamtheit der im Schädel und in den großen Körperhöhlen (Thorax, Abdomen, Becken) gelegenen inneren Organe
  • Aufgang: Beginn der Jagdsaison nach der Schonzeit
  • Aufwerfen: plötzliches Anheben des Hauptes z.B. bei Störungen/Geräuschen/Bewegungen zum Lokalisieren derselben
  • äugen: sehen

B

Vorlage:Top

C

D

Vorlage:Top

  • Damwild: Damhirsch
  • Decke: Fell von Wildtieren
  • Dublette: Erlegung von zwei Stück Wild aus der selben Waffe, in unmittelbarer zeitlicher Abfolge. Außerdem das Beschießen von zwei gleichzeitig gestarteten Tontauben beim Skeet-Schießen.
  • Durch die Lappen gehen: eine Redensart, die sich aus der Jägersprache ableitet
  • Doppeln: unbeabsichtigtes Lösen von gleichzeitig zwei Schüssen aus ein und derselben mehrläufigen Waffe

E

  • Einlauf: eine Öffnung in einem Gatter, durch das das Wild zwar herein- aber nicht mehr hinauslaufen kann
  • Einstand: eine Rückzugsregion oder eine Rückzugsfläche für Wildtiere, die diese meist nachts, aber auch tagsüber zum Schutz aufsuchen
  • Einstecklauf: ein meist für Jagdwaffen verwendeter Lauf, der in den eigentlichen Lauf der Waffe eingesteckt und verriegelt wird, um ein anderes Kaliber oder eine andere Art von Munition mit ein und der selben Waffe verschießen zu können.

F

Vorlage:Top

G

Vorlage:Top

  • Gefege: die haarigen Fasern, die nach dem Fegen des Bastes entstehen.
  • Gehöre: die Ohren des Schwarz-, Raub- und Rotwilds
  • Geweih: der „Kopfschmuck“ von männlichen Tieren, die zu den Cerviden gerechnet werden
  • Grandeln: die Eckzähne von Wiederkäuern (in der Regel von Hirschen). Auch die ersten Federn vom Schwingenbug des Auerhahns
  • Gewaff, auch Gewehr: untere Eckzähne beim Keiler (männliches Wildschwein)
  • Gehörn: Das Geweih des Rehwildes wird als Gehörn bezeichnet

H

Vorlage:Top

I

J

  • Jägerlatein: die mehr oder weniger wahren Erzählungen von Jägern, die die Zahl und besonders die Größe der erlegten Tiere übertreiben.

K

Vorlage:Top

L

Vorlage:Top

M

N

O

P

Vorlage:Top

Q

R

Vorlage:Top

S

Vorlage:Top

  • Sau: Wildschwein
  • Schale: die Klauen des wiederkäuenden Haarwildes und des Wildschweins
  • Schalenwild: Wildarten mit Schalen (Klauen), also wiederkäuendes Haarwild und Wildschweine
  • Scherenfalle: ein früher gebräuchliches Fanggerät, das aus Knüppeln gebaut wurde und sich besonders zum Fang von Mardern eignete
  • Schmelz: Ausscheidungen von Greifvögeln
  • Schrank: der seitliche Abstand der Tritte des rechten Laufpaares vom linken in der Schrittfährte
  • Schränken: das Nebeneinandersetzen der Läufe (Beine), abweichend von der geraden Linie
  • Schweiß: das Blut des Wildes und des Jagdhundes, sobald es die Blutbahn des Körpers verlassen hat
  • Schweißhunde: Jagdhunde, die darauf spezialisiert sind, krankes (verletztes), schweißendes (blutendes) Schalenwild im Rahmen der Nachsuche zu suchen und zu stellen
  • Schussfest: ist ein Jagdhund, wenn er bei Abgabe eines Schusses nicht erschrickt
  • Schusshitzig: ist ein Jagdhund, der gleich nach Abgabe eines Schusses das Wild nachsuchen möchte
  • Spiegel: die helle Fellfärbung am Hinterteil von Hirsch und Reh
  • Spiel: Gesamtheit der Schwanzfedern beim Birkhahn
  • Sprengruf: der Kampfschrei eines Platzhirsches, um Nebenbuhler zu vertreiben
  • Sprung: a) das hintere Bein des Feldhasen, b) eine Gruppe von Rehen
  • Spurlaut: beschreibt den auf der Spur oder Fährte des Wildes lautjagenden, also bellenden Jagdhund
  • Standarte: der Schwanz des Fuchses und des Wolfs
  • Stern: die Iris beim Wild
  • Stoß: die Gesamtheit der Schwanzfedern
  • Stück: allgemeiner Zahlklassifikator für Dinge und Tiere (ohne Plural, also z.B. zwei Stück Rehwild)
  • Schürze: beim weiblichen Rehwild eine herzförmige Form mit einem herabhängendem Haarbüschel um das weibliche Geschlechtsteil

T

Vorlage:Top

U

  • Überläufer : Wildschwein im Alter zwischen 12 und 24 Monaten

V

  • Vorstehhunde: Jagdhunderassen, die die Eigenschaft des „Vorstehens“ ausgeprägt vorweisen, d.h. sie zeigen dem Jäger entdecktes Wild durch „Vorstehen“ an
  • vernehmen = hören

W

Vorlage:Top

  • Wedel: Schwanz bei Hirschen und Rehwild
  • Welpe: Jungtiere von Raubtieren, also prinzipiell auch von Katzen, meist jedoch von Hundeartigen
  • Witterung: Geruchssinn
  • Waidmanns Heil: Traditionelle Begrüßungs- oder Gratulationsformel unter Jägern
  • Waidmanns Dank: Antwort auf als Gratulation gedachtes „Waidmanns Heil“
  • Weidloch : After oder auch Enddarm des Wildes
  • Wundbett: Stelle, an der sich ein verletztes Wild niederlegt und gegebenenfalls verendet
  • Windfang: Nase des Rehwildes
  • winden: riechen

X

Y

Z

Vorlage:Top

siehe auch

Jargon

Literatur

Müller, F., Müller, D. G. (Hrsg) (2004): Wildbiologische Informationen für den Jäger - Band 1 Haarwild, Verlag Kessel, www.forstbuch.de, ISBN 3935638515, 324 S.(mit Jägersprache)

Müller, F., Müller, D. G. (Hrsg) (2006): Wildbiologische Informationen für den Jäger - Band 2 Federwild, Verlag Kessel, www.forstbuch.de, ISBN 3935638604, 729 S. (mit Jägersprache)

Uta K. Jäger als Eltern

Wiktionary: Jägersprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen