Belagerung von Paris (1870–1871)

Schlacht des Deutsch-Französischen Kriegs
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Die Belagerung von Paris, die vom 19. September 1870 bis zum 28. Januar 1871 dauerte, führte zur Niederlage der Franzosen im Deutsch-Französischen Krieg und zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs.

Belagerung von Paris 1870/71
Teil von: Deutsch-Französischer Krieg

Am 18. Januar 1871 wird im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Kaiserreich ausgerufen
Datum 19. September 1870 bis 28. Januar 1871
Ort Paris, Frankreich
Ausgang Deutscher Sieg
Konfliktparteien

Preußen, Baden
Bayern, Württemberg
(später:
Deutsches Reich)

Frankreich

Befehlshaber

Wilhelm I.
Helmuth von Moltke
Otto von Bismarck

Louis Jules Trochu
Joseph Vinoy

Truppenstärke

240.000

400.000

Verluste

12.000

24.000 Tote und Verwundete,
146.000 Kriegsgefangene,
47.000 zivile Opfer

Hintergrund

Schon seit August 1870 war die 3. Preußische Armee unter Kronprinz Friedrich Wilhelm (dem späteren Kaiser Friedrich III.) auf Paris zumarschiert, wurde aber zurückgerufen, um sich um die französischen Truppen, die von Napoléon III. persönlich angeführt wurden, zu kümmern.

Diese Truppen wurden in der Schlacht von Sedan vernichtet und der Weg nach Paris stand offen.

Wilhelm I., der die preußischen Truppen selbst anführte, vereinigte seine Armee mit den frischen Kräften Prinz Alberts von Sachsen und marschierte beinahe ohne Widerstand auf Paris zu.

In Paris stellte der Oberbefehlshaber der Stadtverteidigung, General Louis Jules Trochu, eine Truppe von Soldaten auf, die es geschafft hatten, unter Joseph Vinoy aus Sedan zu entkommen, und zusätzlich die Nationalgarde und eine Brigade von Matrosen. Diese Truppen hatten zusammen eine ungefähre Stärke von 400.000 Mann.

Die Belagerung

Die deutschen Armeen erreichten rasch Paris und am 15. September beantragte Moltke Mittel für die Eroberung der Stadt. Die Armee des Kronprinzen Albert schloss Paris von Norden widerstandslos ein, während die Truppen des Kronprinzen Friedrich von Süden herannahten.

Am 17. September griff eine Armee unter Vinoy Friedrichs Truppen nahe Villeneuve Saint Georges an um das dortige Versorgungslager zu schützen, wurden allerdings von Artilleriefeuer zurückgedrängt.

Die Eisenbahn nach Orléans wurde unterbrochen und Versailles am 18. September eingenommen. Das Schloss diente daraufhin der 3. Armee und Wilhelm als Hauptquartier.

Am 19. September war Paris vollständig umzingelt und die Belagerung begann.

Der preußische Ministerpräsident Bismarck schlug vor, Paris mit Artillerie zu beschießen, um eine schnelle Aufgabe der Stadt zu erzwingen und alle französischen Versuche, die Stadt zu befreien, abzuwehren. Aber das deutsche Oberkommando, angeführt vom König von Preußen, lehnten einen Artillerieangriff ab, da ein solcher die Zivilbevölkerung betreffen, die Regeln des Kampfes verletzen und Drittstaaten wie England gegen Deutschland aufhetzen würde. Es wurde auch befürchtet, dass eine schnelle französische Kapitulation die frischen französischen Truppen unbesiegt zurücklassen würde, was den Franzosen die Möglichkeit gäbe, schon bald einen neuen Krieg anzuzetteln. Die französischen Truppen müssten zuerst vernichtet und Paris ausgehungert werden.

Trochu hatte wenig Vertrauen in die Fähigkeiten der Nationalgarde, die die Hälfte der zur Stadtverteidigung bestimmten Truppen ausmachte. Also hoffte er, anstatt zu versuchen, einem Angriff der Deutschen zuvorzukommen, dass Moltke versuchen würde, die Stadt rasch einzunehmen und die Franzosen dann auf die Stadtverteidigung vertrauen könnten.

Moltke hatte jedoch keinerlei Bedürfnis, Paris anzugreifen und dies wurde bereits kurz nach Beginn der Belagerung deutlich.

Also änderte Trochu seinen Plan und erlaubte Vinoy, ein Zeichen gegen die Deutschen westlich der Seine zu setzen. Daraufhin griff Vinoy am 30. September Chevilly mit 20.000 Soldaten an und wurde von der 3. Armee augenblicklich zurückgeschlagen. Am 13. Oktober wurde das 2. Korps der Bayerischen Armee aus Châtillon vertrieben, die Franzosen mussten sich allerdings auf Grund von preußischer Artillerie zurückziehen.

General Carey de Bellemare kommandierte die stärkste Verteidigung nördlich von Paris bei Saint-Denis. Am 29. Oktober griff er, ohne einen Befehl dazu erhalten zu haben, die preußische Garde bei Le Bourget an und nahm die Stadt ein. Die Garde hatte allerdings nur geringes Interesse, ihre Positionen bei der Stadt zurück zu erobern, dennoch befahl Kronprinz Albert, die Stadt einzunehmen. In der Schlacht von Le Bourget gelang es den preußischen Truppen diese zurück zu erobern und ca. 1200 Franzosen gefangen zu nehmen. Nachdem man von den französischen Niederlagen bei Metz und Le Bourget erfahren hatte, begann die Moral der Pariser Bevölkerung zu sinken.

Die Bevölkerung begann unter den Auswirkungen der deutschen Blockade zu leiden. Darauf hoffend, die Moral zu erhöhen, veranlasste Trochu die größte Attacke von Paris aus am 30. November, obwohl er nur eine kleine Hoffnung auf einen Durchbruch hatte. Trotzdem sandte er Ducrot mit 80.000 Mann bei Champigny, Creteil und Villiers gegen die Preußen. In der Schlacht bei Villiers schafften es die Franzosen, Positionen bei Cretail und Champigny zu erobern und zu halten. Am 2. Dezember schlug das Württembergische Korps Ducrot zurück hinter die Verteidigungslinien und die Schlacht war am 3. Dezember beendet.

Am 19. Januar wurde ein letzter Durchbruchsversuch bei Buzenval nahe dem preußischen Hauptquartier westlich von Paris gestartet. Der Kronprinz schlug die Attacke mühelos zurück. Dieser Ausbruchsversuch forderte auf französischer Seite über 4000 Opfer, während die Deutschen nur 600 Tote zu beklagen hatten.

Trochu trat als Gouverneur zurück und ließ General Joseph Vinoy mit 146.000 Verteidigern zurück.

Während der Wintermonate begann die Spannungen im preußischen Hauptquartier zu steigen. Feldmarschall Helmuth von Moltke und General Leonhard, die die Belagerung kommandierten, waren in erster Linie mit einer geordneten Belagerung beschäftigt, die die alleinstehenden Festungen um die Stadt herum zerstören und zur langsamen aber sicheren Auflösung der Verteidigungstruppen bei minimalen deutschen Verlusten führen sollte.

Aber mit der Zeit kam die Befürchtung auf, dass ein unnötig in die Länge gezogener Krieg die deutsche Wirtschaft zu sehr belasten und eine andauernde Belagerung das französische Verteidigungsministerium davon überzeugen würde, dass Deutschland immer noch zu besiegen sei.

Eine verlängerte Belagerung würde Frankreich auch erlauben, seine Armee wiederherzustellen und neutrale Drittstaaten davon zu überzeugen, gegen Preußen in den Krieg zu ziehen.

Für Bismarck war Paris der Schlüssel, um die Macht der republikanischen Führer Frankreichs zu brechen, den Krieg in angemessener Zeit zu beenden und die friedlichen Beziehungen Preußens zu neutralen Staaten zu sichern. Moltke machte sich zudem Sorgen über den Nachschub während der Wintermonate, da Krankheiten wie Tuberkulose unter den belagernden Truppen ausbrachen. Zusätzlich dauerten auch die Kämpfe der Loire Kampagne gegen die zurückgebliebenen französischen Truppen an.

Am 25. Januar 1871 überzeugte Wilhelm I. Moltke und beorderte den Feldmarschall, sich über alle zukünftigen Operationen mit Bismarck abzustimmen. Bismarck wiederum befahl sofort, die Stadt mit schweren Krupp-Belagerungswaffen zu bombardieren. Dies hatte die Kapitulation der Stadt am 28. Januar 1871 zur Folge.

Ergebnisse

Die Preußen hatten sich den Sieg im Deutsch-Französischen Krieg gesichert. Am 18. Januar 1871 wurde in Versailles Wilhelm I. zum deutschen Kaiser proklamiert. Die 4 süddeutschen Staaten Königreich Bayern, Königreich Württemberg, Großherzogtum Hessen und Großherzogtum Baden wurden zusammen mit den Staaten des Norddeutschen Bundes unter der Führung Preußens zum neu gegründeten Deutschen Reich vereinigt, wie es bereits in den Novemberverträgen beschlossen worden war.

Der vorläufige Friedensvertrag wurde in Versailles und der abschließende Vertrag in Frankfurt am Main am 10. Mai 1871 unterzeichnet. Otto von Bismarck erreichte den Anschluss Elsaß-Lothringens an das deutsche Reich.

Eine andere Bedingung der Verträge war die Stationierung einer deutschen Garnison in Paris. Gegenüber der französischen Regierung wuchs zusehends der Unmut der Pariser Bevölkerung, der sich am 18. März 1871 zu einem offenen Aufstand in der Stadt entwickelte und die Zeit der Pariser Kommune einläutete.

Siehe auch

Pariser Ballonpost

Literatur