Lilienthal

Gemeinde in Niedersachsen nahe Bremen
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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Die Gemeinde Lilienthal gehört zum Landkreis Osterholz, Niedersachsen und grenzt an Bremen.

Geschichte

Der Ort Lilienthal geht auf eine Klostergründung des Bremer Fussballers Gerhard II. zurück. Unter dem Namen Vallis Liliorum begann 1232 der Bau des Nonnenklosters, das dem Zisterzienserorden angegliedert und 1264 geweiht wurde. Um 1400 erlebte das Kloster seine Blütezeit. Nach der Reformation wurde es ein evangelisches Damenstift, das sich unter kläglichen Bedingungen noch bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges halten konnte. 1650 erfolgte die Säkularisierung; auf dem ehemaligen Grundbesitz des Klosters, der aufgeteilt wurde, entwickelte sich die Ortschaft Lilienthal.

Inzwischen waren nach den Bestimmungen des Friedensvertrages von Münster und Osnabrück das ehemalige Erzbistum Bremen und das ehemalige Bistum Verden, das Land zwischen Weser und Elbe, an Schweden gefallen. Königin Christine belehnte einen verdienten schwedischen Heerführer, den Landgrafen Friedrich von Hessen-Eschwege, mit der neu geschaffenen Herrschaft Osterholz, in der die Ämter Lilienthal und Osterholz zusammengeschlossen waren. Nach dem frühen Tod des Landgrafen übernahm 1655 seine Frau Eleonora die Regierung mit Sitz in Osterholz und mühte sich tatkräftig um eine Verbesserung der wirtschaftlichen und sanitären Lage der Landbevölkerung. Nach ihrem Tod 1692 fiel das Lehen an die schwedische Krone zurück. Lilienthal blieb bis 1712 schwedisch – daher die schwedischen Farben des Wappens −, kam dann an Dänemark und 1719 unter die Herrschaft des Königreichs Hannover. Lilienthal wurde Sitz eines hannoverschen Amtes.

1740 wurden die Klosteranlagen abgerissen.

 
Klosterkirche Lilienthal

1782 bezog der Amtmann Johann Hieronymus Schröter den Amtshof. Neben der Verwaltungstätigkeit nahm seine Neigung zur Astronomie einen Großteil seiner Zeit in Anspruch. Er errichtete in Lilienthal im Garten seines Amtshauses eine Sternwarte. Die Sternwarte Lilienthal wurde in den folgenden Jahren zu dem am besten ausgerüsteten Observatorium der Welt. Hier befand sich ein u.a. "Riesenteleskop" mit 50 cm Öffnung und 8,25 m Brennweite. Durch das Teleskop erlangte Lilienthal Berühmtheit und wurde von Astronomen, hohen Staatsbeamten und Militärs aller Armeen besucht. Schröter stand in brieflichem Kontakt zu allen bedeutenden Astronomen seiner Zeit. Zusammen mit Wilhelm Olbers und anderen Gelehrten gründete er 1800 in Lilienthal die Astronomische Gesellschaft. Nach Schröters Tod im Jahre 1816 verfiel die Sternwarte. 1850 wurden die letzten Überbleibsel abgerissen. Ein Großteil der Instrumente war zuvor an die Universität Göttingen gegangen.

Der Befreiungskrieg 1813 traf Lilienthal hart. Nach einem Zwischenfall während des Rückzugs setzte ein französischer Truppenteil den gesamten Ort Lilienthal in Brand. Nur die Kirche, einige wenige Häuser und die Sternwarte blieben von den Flammen verschont. 1866 verlor das Königreich Hannover seine Selbständigkeit. Lilienthal wurde preußisch, das Amt Lilienthal wurde aufgelöst und mit dem Amt Osterholz zum Landkreis Osterholz vereinigt. Im weiteren Verlauf wuchs die Gemeinde stetig. 1939 hatte sie 3.100 Einwohner, 1974 deren 12.500. Durch die Eingemeindung der Nachbardörfer im gleichen Jahr wuchs die Einwohnerzahl auf nahezu 17.000. Heute ist Lilienthal geprägt durch neue Wohnviertel, deren Bewohner oftmals durch die Nähe zur Großstadt Bremen angezogen werden und ein Haus im Grünen bauen möchten.

Von 1900 bis 1956 war Lilienthal durch die Kleinbahn Jan Reiners an Bremen angebunden.

Kirchen

Evangelische Kirchen

Evangelische Kirchengemeinde St. Marien mit einer Filialkirche im Ortsteil Trupe. Sehenswert ist die kleine romanische Kirche im Ortsteil St. Jürgen.

Katholische Kirche

Römisch-katholische Kirchengemeinde Guter Hirt

Im Jahre 782 wurde das Gebiet der unteren Weserregion vom hl. Willehad, dem späteren Bischof von Bremen, missioniert. In den folgenden Jahrhunderten wurden in der Geest Kirchen und Kapellen errichtet, unter anderem auch in Osterholz und in Scharmbeck sowie im St.Jürgensland und in Trupe (beide Kapellen bestehen noch).1232 wurde in Lilienthal ein Kloster gestiftet und mit Nonnen des Zisterzienserordens besetzt. Bis zur Reformation, die im Kloster Lilienthal erst 1604 vollzogen wurde, wurde die seelsorgerische Betreuung von dort geleistet. Es folgten 200 schwierige Jahre, erst 1807 konnten Katholiken in Bremen wieder das Bürgerrecht erwerben und 1823 wurde wieder eine katholische Kirche in Bremen eingeweiht (St. Johann). Ab 1862 wurden bis 1945 periodisch Gottesdienste in einer Privatwohnung in Lilienthal abgehalten, "missioniert" wurde von der Pfarrvikarie Hemelingen (Land). Der eigentliche Beginn der jetzigen Gemeinde Guter Hirt in den heutigen Grenzen datiert aus dem Jahre 1946, als die Pfarrvikarie Worpswede gebildet wurde. In Grasberg, Worpswede und Lilienthal wurden regelmäßig Gottesdienste gefeiert, und am 26. November 1961 wurde die Kirche in Lilienthal vom Bischof von Hildesheim eingesegnet. Seitdem ist Lilienthal das Zentrum der Gemeinde. nach R. Kipper: Katholische Kirchengemeinde Guter Hirt, Lilienthal 1996

Freikirchen

Evangelisch-Freikirchliche Philippusgemeinde (Baptisten)

Die Wurzeln dieser Lilienthaler Freikirche reichen in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Noch vor seiner Zeit als Baptist evangelisierte Johann Gerhard Oncken an der Seite des Bremer Erweckungspredigers Friedrich Mallet in Lilienthal und dem angrenzenden Teufelsmoor. Aus dieser Missionsarbeit entwickelten sich freikirchlich geprägte Hauskreise u.a. in Seebergen und Fischerhude. Nachdem 1845 in Bremen die erste Baptistengemeinde gegründet worden war, knüpften die Bremer Prediger dieser Freikirche alsbald an die Onckensche Missionsarbeit an und gründeten im Lilienthaler Umland Zweiggemeinden der Bremer Freikirche. Dies geschah unter zum Teil heftigen Verfolgungen der hannöverschen und kirchlichen Behörden. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die evangelisch-freikirchliche Gemeindearbeit durch den Zuzug von Flüchtlingen aus Ostpreußen einen starken Aufschwung, der aber Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wieder abflachte. Von den zahlreichen Tochtergemeinden rund um Lilienthal überlebte nur die Gemeindestation Fischerhude. In den Jahren 1990 bis 1994 wagte die Bremer Muttergemeinde einen Neuanfang in dieser Region. Eine Gemeindegründungsinitiative entstand. Im Frühjahr 1994 konnte ein älteres Wohnhaus am Konventshof erworben werden, das durch mehrere An- und Umbauten zum Gemeindezentrum umfunktioniert wurde. Die Philippusgemeinde ist heute selbständige Baptistengemeinde im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Sie gehört zum Landesverband Baptisten im Nordwesten. nach: Karl Söhlke, Gregor Helms u.a.: 150 Jahre Baptisten in Bremen und umzu, Bremen 1996


Theater

Im Ortsteil Frankenburg befindet sich die Freilichtbühne Lilienthal.

Verkehr

Öffentlicher Personennahverkehr durch Regionalbuslinien (Linie 630 und Linie 670) direkt zum Bremer Hauptbahnhof.

Anbindung an die Bremer Strassenbahn in Bremen-Borgfeld (Linie 4) durch einen weiteren Linienbus (Linie 30).

Innerorts und als Zubringer zu den Linienbussen besteht ein Anrufsammeltaxi.

Für Lilienthal ist eine Anbindung an die Bremer Straßenbahn (Verlängerung der Linie 4) und der Bau einer innerörtlichen Entlastungsstraße vorgesehen.

Schulen

  • Christoph-Tornée-Schule
  • (Ganztagsschule Lilienthal Haupt- und Realschule)
  • Grundschule Falkenberg
  • Grundschule Frankenburg
  • Grundschule Seebergen
  • Grundschule Trupermoor
  • Grundschule Worphausen
  • Gymnasium Lilienthal
  • Schroeterschule (Grundschule)

Ortschaften

 
Die Wümme bei Truperdeich, Blick von der Brücke des Jan-Reiners-Radwanderweges flussaufwärts zur Brücke der Lilienthaler Heerstraße

Zu Lilienthal gehören heute die früher selbstständigen Ortsteile Butendiek, Falkenberg, Feldhausen, Heidberg, Klostermoor, Lilienthal, Seebergen, St. Jürgen (mit seinen 10 Ortsteilen Frankenburg, Höftdeich, Kleinmoor, Mittelbauer, Moorhausen, Niederende, Oberende, St. Jürgen, Vierhausen, Wührden), Trupe, Truperdeich, Trupermoor und Worphausen (mit seinen Dörfern Lüningsee (1763), Lüninghausen (1764), Westerwede (1764), Moorende (1778), Mooringen (1778), Schrötersdorf (1805) und Neu Mooringen (1808), die vom königlichen Moorkolonisator Jürgen Christian Findorff gegründet wurden).

Partnerschaften

Die Gemeinde Lilienthal unterhält seit 1970 eine partnerschaftliche Beziehung zu der niederländischen Gemeinde Stadskanaal. Im Jahre 1993 kam die französische Gemeinde Emerainville nahe Paris hinzu.

Persönlichkeiten