Nach dem 2.Weltkrieg und der staatlichen Teilung Deutschlands hatte sich 1949 in der Bundesrepublik das "Nationale olympische Komitee für Deutschland" mit dem Anspruch der alleinigen Vertretung für ganz Deutschland konstituiert. Dieses wurde auf der 45. Session des IOC 1951 anerkannt, der Aufnahmeantrag des kurz zuvor gegründeten NOK der DDR wurde dagegen abgelehnt, "da es auf einem Gebiet nicht 2 NOKs geben könne". Diese Entscheidung ist nur verständlich vor dem Hintergrund, daß das IOC damals noch westlich dominiert war und die Sowjetunion, die der "bürgerlichen" olympischen Bewegung lange Zeit ferngeblieben war, erst in derselben Session aufgenommen wurde. Das Angebot des IOC, in einer gemeinsamen Mannschaft mit der Bundesrepublik anzutreten, lehnte die DDR ab, auch mit der Begründung, nicht einer von angeblich aus ihrer Tätigkeit im dritten Reich vorbelasteten Funktionären geleiteten Mannschaft angehören zu wollen.
So trat zu den olympischen Spielen 1952 in Oslo und Helsinki jeweils nur eine deutsche Mannschaft an, der ausschließlich Mitglieder aus der Bundesrepublik angehörten, wenn man von der Skurillität einer eigenen, wenngleich sehr kleinen, Mannschaft des Saarlandes absieht, dessen NOK bereits 1950 IOC-Mitglied geworden war. 1955 wurde dann das NOK der DDR vom IOC vorläufig anerkannt unter der Bedingung, daß es gelänge, mit dem NOK der Bundesrepublik eine gemeinsame Mannschaft zu bilden. So wurden 1956 (Cortina/Melbourne), 1960 (Squaw Valley/Rom) und 1964 (Innsbruck/Tokyo) durch innerdeutsche Ausscheidungswettkämpfe die Teilnehmer gesamtdeutscher Mannschaften ermittelt, die unter gemeinsamer Flagge (1956 schwarz/rot/gold, das damals in beiden Staaten Staatsflagge war, 1960 und 1964, nachdem der DDR-Flagge Hammer, Zirkel und Ährenkranz zugefügt worden waren, als Kompromißlösung schwarz/rot/gold mit weißen olympischen Ringen im roten Feld) und gemeinsamer Hymne (Beethovens "Freude schöner Götterfunken") antraten. Das protokollarisch wichtige Amt des "Chef de Mission", des nominellen Mannschaftsleiters, ging jeweils an den zahlenmäßig stärksten Mannschaftsteil, dies war 1956 und 1960 noch Westdeutschland, 1964 waren dann die DDR-Sportler erstmals in Überzahl, und der Ostdeutsche Manfred Ewald wurde erstmals Chef de Mission. Auch das Vorschlagsrecht für die ehrenvolle Funktion des Fahnenträgers bei der Eröffnungsfeier fiel dem stärkeren Mannschaftsteil zu. Bei den 6 Spielen zwischen 1956 und 1964 ergab sich aber mit Anderl Ostler, Karl-Friedrich Haas, Fritz Tiedemann, Helmut Recknagel, Georg Thoma und Ingrid Engel-Krämer eine ausgewogene Ost-West-Verteilung.
Während in der Bundesrepublik in weitgehendem öffentlichem Konsens immer die Gemeinsamkeit betont wurde und die westdeutsche Bevölkerung in ihrer Anteilnahme keinen Unterschied zwischen West- und Ost-Sportlern machte und Goldmedaillen von Wolfgang Behrend, Helmut Recknagel, Ingrid Krämer, Ursula Happe, Armin Hary und Georg Thoma etc. gleichermaßen bejubelte, vielen oft gar nicht bewußt war, aus welchem Teil Deutschlands der einzelne Sportler kam, trennte die SED-gesteuerte DDR-Publizistik sehr scharf und veröffentlichte getrennte Medaillenspiegel für DDR und stets gekürzelter "BRD", selbst die aus je 2 West- und Ost-Sportlern bestehende erfolgreiche 4x500m Kajak-Staffel von Rom wurde auf diese Weise nachträglich auseinandergerissen und 1964 gab es dann sogar noch eine getrennte Statistik für "die selbständige politische Einheit Berlin-West", als Willi Kuhweide im Segeln eine Goldmedaille errang.
Das Streben der DDR nach einer eigenen Mannschaft hatte 1965 schließlich Erfolg. So traten 1968 (Grenoble/Mexico) getrennte deutsche Mannschaften an, die Bundesrepublik einschließlich West-Berlin (dieses immer unter Protest der DDR) als "Deutschland", die DDR als "Ost-Deutschland", allerdings noch unter gemeinsamer Flagge und gemeinsamer Hymne. Mit der Bezeichnung "Ost-Deutschland" waren beide Seiten unzufrieden. Die DDR hatte auf ihrem Staatsnamen bestanden, im Westen war dieser Begriff damals noch für die unter polnischer und sowjetrussischer "Verwaltung" stehenden Ostgebiete jenseits von Oder und Neisse reserviert, während für die "sogenannte DDR" noch der Begriff "Mitteldeutschland" verwendet wurde. Zu den Spielen 1972 (Sapporo/München) wurden der DDR dann vom IOC ihre eigenen nationalen Symbole zugestanden, und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß "Spalter-Flagge" und "Becher-Hymne" ausgerechnet in München erstmals olympisch wurden. Das Ende der gemeinsamen Olympiamannschaft wurde in der Bundesrepublik einerseits bedauert, andererseits war man der unendlichen protokollarischen Querelen der Ausscheidungswettkämpfe enthoben, zudem konnten sich die Sportler gezielter auf den Saisonhöhepunkt der olympischen Spiele vorbereiten, ohne bereits Wochen zuvor zu den Ausscheidungen in Hochform sein zu müssen. Außerdem wurde seit den späten 60er Jahren und insbesondere seit der neuen Ostpolitik der sozialliberalen Regierung auch im Westen die Eigenstaatlichkeit der DDR, zunächst zunehmend in der öffentlichen Meinung, schließlich auch im sogenannten Grundlagenvertrag staatsrechtlich akzeptiert.
Jetzt kämpfte die DDR, deren Sportler mit dem internationalen Kürzel GDR (German Democratic Republic) starteten, letztlich erfolgreich, noch darum, der Bundesrepublik das Kürzel GER (Germany) als letztes Relikt des Alleinvertretungsanspruchs zu entreißen und diese mit den Buchstabe FRG (Federal Republic of Germany) oder noch besser GFR (German Federal Rebublic) zu versehen. Daß 20 Jahre nach München wieder eine gesamtdeutsche Mannschaft des wiedervereinigten Deutschland unter gemeinsamer Flagge und Hymne in Albertville und Barcelona antreten würde, war 1972 natürlich noch nicht absehbar, und der Gedanke daran wäre ins Reich der Illusionen verwiesen worden. In der Zwischenzeit wurde die DDR zur gemessen an ihrer Bevölkerungszahl und den errungenen Medaillen erfolgreichsten Sportnation der Welt, ohne damit aber letztlich den angestrebten Nachweis zu erbringen, daß Erfolge im Sport auch der Spiegel eines erfolgreicheren Gesellschaftsmodells sind.