Horgen
Dieser Artikel befasst sich mit der Gemeinde Horgen im Kanton Zürich, für den Ortsteil Horgen der Gemeinde Zimmern ob Rottweil in Baden-Württemberg siehe unter Horgen (Rottweil), für das norwegische Dorf Horgen unter Horgen (Norwegen). Die Buchstabenfolge Horgen wird in verschiedenen Ländern sowohl als Vor- wie als Nachname verwendet.
Horgen ist eine politische Gemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Bezirks im Kanton Zürich in der Schweiz. Es liegt am linken, westlichen Ufer des Zürichsees und ist etwa 18 km von der Kantonshauptstadt Zürich entfernt. Es zählt zur Agglomeration Zürich. Die Einwohner nennen sich Horgner. Das Gemeindegebiet ist zur Hälfte bewaldet, ein Viertel dient der Landwirtschaft und ein Füntel der Gemeindefläche ist überbaut. Der Siedlungsraum umfasst das gesamte Seeufer und reicht nach Westen bis an die Autobahn A3.
| Wappen | |
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| Basisdaten | |
| Kanton: | Kanton Zürich |
| Bezirk: | Bezirk Horgen |
| BFS-Nr.: | 133 |
| Fläche: | 2107 ha |
| Koordinaten: | 47° 16' n. Br., 8° 36' ö. L. |
| Höhe: | 408 m ü. M. |
| Einwohner: | 18'110 (31. 12. 2003)[1] |
| dazu gehört auch: |
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| Gemeindepräsident: | Walter Bosshard (FDP) (2004) |
| Weblink: | |
| Karte | |
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Wappen
In der Chronik von Gerold Edlibach aus dem Jahr 1486 befindet sich die älteste Darstellung des Wappens, ein silberner Schwan auf rotem Grund. Seit der 1000 Jahr Feier 1952 verwendet die Gemeinde eine grafisch einfacher gestaltete, moderne Zeichnung des Schwans.
Geographie
Horgen liegt am Abhang des Zimmerbergs, eine Seitenmoräne, welche der Linthgletscher bei seinem Vorstoss nach der letzten Eiszeit zurückgelassen hat. Das Gemeindegebiet erstreckt sich vom See über das Sihltal hinweg bis zum Albis.
Bevölkerung
In Horgen hat sich die einheimische Bevölkerung, seit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, mit einem grossen Anteil von Zuwanderern vermischt. Die Zuwanderer fanden zuerst in der Textil- und Maschinenindustrie, dann in Dienstleisungssektor Arbeit. Bedingt durch die internationale Ausrichtung der Arbeitgeber findet sich in Horgen eine vielsprachige multikulturelle Gesellschaft.
Politik
In Horgen herrscht die schweizerische Basisdemokratie in Form einer allen Stimmberechtigten offenstehenden Gemeindeversammlung (Legislative). Der Gemeinderat lädt jeweils zur die Gemeindeversammlung ein, sie wird im Schinzenhof abgehalten. Geschäfte welche die Kompetenzen der Gemeindeversammlung übersteigen werden durch Urnenabstimmungen entschieden.
Die Mitglieder des Gemeinderats (Exekutive) stehen jeweils einem Amt vor. Die neun Gemeinderäte und der Gemeindepräsident werden an der Urne gewählt. In Horgen wird aktive Jugendpolitik betrieben.
Wirtschaft
Industrie
Die Industrialisierung hat Horgen seit Mitte des 19. Jahrhundert stark geprägt, zu Beginn war die aufkommende Seidenindustrie dominierend, später auch die Maschinenindustrie. Viele dieser grossen Betriebe sind seit ihren Anfängen international tätig und exportieren einen Grossteil ihrer Produktion.
Diensleistung
Im Laufe des 20. Jahrhunderts verschob sich das wirtschaftliche Schwergewicht immer mehr hin zu Dienstleistungsbetrieben. Verwaltungen, Versicherungen, Forschungsanstalten, Verarbeitungs- und Schulungzentren von Banken und Kreditkartengesellschaften sind die wichtigsten Arbeitgeber.
Verkehr

Die Gotthardlinie der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) (von Arth-Goldau durch den Zimmerbergtunnel kommend) liegt auf 483m.ü.M., die Linie von Chur liegt auf 409m.ü.M., beide führen weiter seeabwärts nach Richtung Zürich. Horgen besitzt 4 S-Bahnhöfe (Horgen See, Horgen Oberdorf, Sihlwald, Sihlbrugg Station), einen Anschluss an die Autobahn A3, eine Fährverbindung nach Meilen und Kursschiffverbindungen. Innerhalb der Gemeinde verkehren Buslinien.
Geschichte
Die ersten neolithischen, 5000 Jahre alten Seeufersiedlungen der Pfahlbauer wurden im Scheller und beim heutigen Schiffssteg gefunden. Die Menschen der nach ihrem Fundort benannten Horgner Kultur standen in Verbindung mit zeitgenössischen Siedlungen der Seine-Oise-Marne-Kultur an anderen Seen.
Aus dem 2.Jahrhundert stammen die beiden keltischen Frauengräber im Thalacker. Für die Zeit der Völkerwanderung im 7. Jahrhundert sind alamannische Gräber bei der Kapelle an der Stockerstrasse, im Entweder und im Bätbur belegt.
In der Urkunde, durch die König Ottos I. am 1. März 952 umfangreiche Ländereien Horgen dem Kloster Fraumünster in Zürich schenkte, wurde Horgen als Horga zum ersten Mal erwähnt.
Horgen erlebte im späten Mittelalter als Warenumschlagplatz einen Aufschwung. Im alten Zürichkrieg, während der Zürcher Reformation durch Ulrich Zwingli und der Gegenreformation war das Gebiet der Gemeinde Horgen ein Vorposten gegen die Innerschweiz. Religiöse Auseinandersetzungen gab es ab 1585 auch zwischen der Herrschaft in der Stadt und der Täufergemeinde im Horgenberg. Im Zug dieser Auseinandersetzungen wurde Hans Landis am 14. September 1614 in Zürich enthauptet.
Die napoleonischen Wirren, die Helvetik 1798 -1803 und die Auseinandersetzungen um die Mediationsverfassung 1803 gipfelten 1804 im Bockenkrieg.
Nachbargemeinden
Seit der Verselbständigung der Aussenwachten Hirzel und Oberrieden am 13. Mai 1773 sind diese, zusammen mit Wädenswil, Langnau am Albis, Hausen am Albis und Thalwil die Nachbargemeinden.
Gemeinschaftlichen Aufgaben sind in den regionalen Zweckverbänden geregelt, die wichtigsten sind Kehrrichtverwertung, Abwasserentsorgung, Seewasseraufbereitung und Spital Zimmerberg.
Spezielle Einrichtungen
Im Bezirkshauport befinden sich auch die Standorte vieler Institutionen von regiponaler und komunaler Bedeutung, neben der Bezirksverwaltung, dem Posten der Kantonspolizei und dem Bezirksgefängnis, auch das Bezirksgericht, die Stützpunktfeuerwehr und der Rettungsdienst des linken Zürichseeufers. Weitere sind:
- Spital Zimmerberg
- HUMANITAS Stiftung zur Förderung geistig Behinderter
- Gemeindebibliothek
- KVA
- Fernheizentrale
- Seewasseraufbereitungsanlage
- Abwasserreinigungsanlage
Kunst, Kultur
Kulturelle Anlässe wie Konzerte, Kunstausstellungen, Vorträge oder die Fasnacht, welche von den Schönegglern hochgehalten wird haben in Horgen Tradition.
Schule
Die Schule in Horgen besteht aus den Stufen Hort/Kindergarten, Primarschule und Oberstufe in Form einer drei geteilten Sekundarschule. Pläne zur Errichtung einer Kantonsschule wurden aus Kostengründen bisher nicht umgesetzt.
Die teilautonomen Schuleinheiten von Kindergarten und Primarschule sind den Bedürfnissen entsprechen auf die Ortsteile und Quartiere verteilt. Die Oberstufe ist im Oberstufenzentrum Berghalden/Rainweg zusammengefasst.
Sehenswürdigkeiten
Die Fabrikanten Villen und Parks im Herner, Villa Stünzi mit Park, Villa Seewart, Villa Stäubli, Bocken und andere sind nicht öffentlich zugänglich.
Bergwerk
Die Käpfnacher Kohle befindet sich in einem einzelnen Flöz mit einer Mächtigkeit von etwa 60 cm, welches in der oberen Süsswassermolasse vor zehn Million Jahren gebildet wurde. Es handelt sich dabei um eine sehr schwefelhaltige Pechkohle von minderer Qualität. Sie wurde im ehemaligen Braunkohle-Bergwerk vor allem in Notzeiten abgebaut. Das Bergwerk und ein kleiner Teil der 100 km langen Stollenanlage stehen dem Besucher offen. Ein kleines Bergwerkmusseum ist im ehemaligen Kohlemagazin untergebracht.
Sust
Bei der Sust wurde die per Schiff von Zürich kommenden Waren auf Saumtiere umgeladen. Der Saumpfad führte von hier über den Hirzelpass in die Innerschweiz. Sust ist auch der Name des dazu gehörenden imposantes Lager- und Verwaltungsgebäudes am Seeufer. Das Ortsmuseeum ist hier untergebracht.
reformierte Kirche
Die heutige Kirche wurde am 27. Oktober 1782 eingeweiht. Die im Grundriss querovale Zentralraum Kirche war damals eine kühne Lösung und wurde vom bekannten Kirchenbaumeister Johann Jakob Haltiner aus Altstätten im Rheintal gebaut. Die Stuckdecke stammt von Andreas Moosbrugger.
Villa Seerose
Die am See in prominenter Lage stehende Villa des Seidenfabrikanten Jaques Huber ist die bekannteste Fabrinkanten Villa in Horgen. Der Park und ein Teil des denkmalgeschützten schmiedeisernen Zauns wurden zum 100 Jahr Jubiläum von Park und Villa restauriert und neu gestaltet. Die beherbergt die Räume der Musikschule Horgen und es finden Konzerte und Wechselausstellungen statt.
Ortsteile
Dorf
Das Dorf ist das Zentrum von Horgen. In ihm finden sich auf kleinem Raum die gesamte Verwaltung von Gemeinde und Bezirk, sowie die Schauplätze des kulterellen und sozialen Lebens, die wichtigstens Einkaufsmöglichkeiten und den Verkehrsknotenpunkt Bahnhof See. Die vorherrschende Architektur ist modern städtisch. Ausser einigen schönen alten Gebäuden und Gassen ist kein einheitlicher alter Kern erhalten.
Arn
Arn liegt am südlichen Zipfel des Gemeinde Gebietes. Das Schulhaus beherbergt zwei Primarschulklassen einen Kindergarten, sowie eine Logopädie. Etwas Bekanntheit erlangte der Ortsteil im Jahr 1804, als im Gefecht bei der Bocken, die Aufständischen unter Hans Jakob Willi siegten.
Sihlwald
Der stark bewaldete Zimmerbergrücken nach Westen bis zum Albis bildet eine einzigartige Waldlandschaft. So hat in früherer Zeit das ganze Gebiet von Zürich bis zum Etzel ausgesehen. Der sich im Besitz der Stadt Zürich befindende Sihlwald ist das grösste zusammenhängende Waldgebiet im Kanton.
Im Sihltal beim Weiler Sihlwald und dem Bahnhof der Sihltalbahn gelegen befindet sich das Forsthaus und das Naturzentrum Sihlwald. Im ehemalige Primarschulhaus ist das Projekt Waldschule Sihlwald beheimatet.
Sihlbrugg Station
Sihlbrugg Station liegt zwischen dem Zimmerberg- und dem Albiseisenbahntunnel der SBB. Es ist der Endpunkt der Sihltalbahn einer Normalspurbahn die gegen Ende des 20. Jahrhunderts bis in den Haupbahnhof Zürich verlängert wurde.
Horgenberg
Der Horgenberg liegt im westlichen Teil des Gemeinde Gebietes, auf dem Zimmerbergrücken oberhalb der Autobahn A3. Er besteht aus den verstreut liegenden Weilern 'Würrenbach', 'Moorschwand', 'Chlausen', 'Widenbach' und anderen. Durch die eigene Primarschule mit zwei Klassen und das vielfältig genutzte Mehrzweckgebäude hat sich der Horgenberg eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt.
Der landwirtschaftlich geprägte Naherholungsraum im Horgenberg, vorallem die Gegend um den Bergweiher, wird von der Dorfbevölkerung sehr geschätzt.
Käpfnach
Käpfnach liegt im südlichen Teil des Gemeinde Gebietes, direkt am Zürichsee. Einige Bedeutung erlangte es durch die Förderung im einzigen Braunkohle-Bergwerk der Schweiz.
Durch Käpfnach fliesst der Aabach, welcher seit 1883 durch einen 14m hohen Erddamm im Aabachweiher gestaut ist. In einem Kleinkraftwerk wird aus der Wasserkraft elektrischer Strom erzeugt.
Sonstiges
Allmendkorporation Reiti
In der 1466 gegründeten Allmenkorporation Reiti haben sich auf sich auf einzigartige Weise die spätmittelaterlichen Besitzverhältnisse in der Allmend bewahrt und sind nicht wie andern Orts an die politischen Gemeinden über gegangen. Die Allmendkorporation betreibt eine konzservative Liegenschaftenpolitik und ist die grösste private Liegenschaftsbesitzerin in der Gemeinde.
Vereine
Angefangen von der 1685 gegründeten Schützengesellschaft über die Gesangsvereine bis zu den vielen ethnischen Bevölkerungsgruppen, die sich organisiert haben, sind in Horgen über 160 Vereine zu finden.
Die Sportvereine finden in Horgen gute Traingsmöglichkeiten. Neben den diversen Turnhallen sind das die Tennis- und Fussballplätze auf der Allmend und in der Waldegg, das Schwimmbad Bergli, die Badeanstalt Seerose, der Schiessplatz, die Reitställe und einige andere Anlagen.
Der Schwimmclub Horgen, 28-facher(Stand 2004) Schweizermeister im Wasserball, spielt im 25° C warmen Wasser des Sportbads Käpfnach, das bereits ab 1. Mai für jedermann geöffnet wird. Eine Eigenheit ist das Schwimmbecken, in welchem die Spiele stattfinden: ein im See verankerter Schwimmkörper aus Beton.
Persönlichkeiten
- Hans Heinrich Hüni (1813-1876), Seidenfabrikant, Nationalrat
- Johann Jakob Widmer-Hüni (1819-1879), Seidenfabrikant, Nationalrat
- Emil Steuli-Hüni (1839-1915), Seidenfabrikant, Gemeindepräsident
- Hans Stünzi-Stünzi (1853-1908), Seidenfabrikant
Literatur
- Johannes Strickler: Geschichte der Gemeinde Horgen nebst Hirzel und Oberrieden. Festgabe zur hundertjährigen Kirchweihfeier. Schläpfer, Horgen 1882
- Paul Kläui: Geschichte der Gemeinde Horgen. Horgen 1952
- Gemeinde Horgen (Hrsg.): Horgner Jahrheft. Erscheint jährlich seit 1977.
Weblinks
- www.horgen.net
- www.horgen.org
- GIS Karte der Gemeinde Horgen
- Jugendpolitik Horgen
- Jugendparlament Horgen
- Drehscheibe - Jugendprojektfabrik Horgen
- Kulturfabrik SEE LA VIE Horgen
- Sust Horgen (Ortsmuseum)
- Besucher Bergwerk Käpfnach
