Benutzer:Anaxo/Fangschluss

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Fangschluß heißt ein absichtlich herbeigeführter Fehlschluß. Fangschluss ist damit die Reaktion z.B. auf eine rhetorisch verfänglich gestellte Frage (Vexierfrage oder Fangfrage) oder auf eine andere Aussage (Prämisse). Der Fragesteller oder Vorredner versucht auf persuasive und suggestive Weise, seinen Zuhörer in eine logisch oder persönlich ausweglose Situation zu lenken, indem er eben durch diese Form seiner Aussage seinen Zuhörer zu einem Fangschluß zu verleiten bzw. in eine logische oder persönliche Falle zu locken versucht. In Abgrenzung vom Fehlschluss, bei dem die Voraussetzungen nicht absichtlich


Quellen: Siehe die Artikel zu Vexierfrage und Rhetorische Frage sowie die zum Begriff Vexierfrage einsehbare Diskussion mitsamt Quellenangaben.

Die bisherige Diskussion war:

--Anaxo 23:04, 29. Jun. 2007 (CEST)

Hier zunächst ein neuer Entwurf, natürlich noch sehr überarbeitungsbedürftig. Aber es sollte damit wenigstens ein gewisser Fortschritt gezeigt werden. Zunächst möchte ich eigentlich noch weitere inhaltliche Verbesserungen ausführen und mich erst dann der technisch formalen Seite der Darstellung widmen. Aber es kann ja nicht schaden, wenigstens einen weiteren Zwischenschritt vorzulegen. Ich hoffe, daß er ansatzweise in die richtige Richtung geht.

Was die mehr technischen Probleme betrifft: Da ist zunächst einmal die Schreibweise abzuändern (z.B. Fangschluß => Fangschluss). Dann ist das Problem mit den natürlich durchaus reichlich vorhandenen Literaturhinweisen, die aber bisher nur eher dürftig in laufenden Text eingearbeitet wurden, da mir die Technik des Verweises mit Hilfe von Fußnoten bei Wikipedia bisher leider noch nicht geläufig ist.

Hier also der aktuelle Stand des Produkts:



... gelöscht gegen 18:50 Uhr

--Anaxo 04:06, 2. Jul. 2007 (CEST)


Auf ein neues,

da diese Seite der Bearbeitung des Artikels dient und zuletzt doch nur das Wichtige und Richtige erhalten bleiben soll, habe ich mir erlaubt, die heute früh übersandte Fassung, die ich im Laufe des Tages doch sehr wesentlich überarbeiten mußte, zu löschen, damit ein gewisser Überblick gewahrt wird. Hier nun anstelle der gelöschten die neuere Version. Ich werde diese Version auch noch überarbeiten müssen, aber erst mal eine Pause einlegen, damit sich nicht immer der gleiche Text vor meinen Augen bewegt.



Definition

Fangschluß stellt eine Sonderform des Fehlschlusses (lat. fallacium) dar. Während ein Fehlschluss durchaus unbeabsichtigt und auch infolge eines unbemerkten eigenen Denkfehlers verursacht sein kann, handelt es sich beim Fangschluß infolge einer bewußt verfänglich gefaßten Aussage um einen absichtlich herbeigeführten Fehler. Der ausgelöste Fehler soll im ursprünglichen Sinne des Wortes (Fangschluß) zum Vorteil eines Wortführers ausgenutzt werden. Durch den Fangschluß soll eine andere Person „gefangen“ werden, in Verlegenheit gebracht werden, oder aber „befangen“ gemacht werden (lat. captatio mentis, engl. catch question). Daher versucht naturgemäß derjenige, der einen solchen Fehler bewirken und auslösen will, seine eigentlichen Absichten und Interessen möglichst geheim zu halten bzw. zu verbergen, siehe z.B. unten Beispiel Krokodilschluß (Prinzip Geheimhaltung).

Eine geeignete Methode ist es z.B. daher, dem anderen eine Fangfrage zu stellen. Auch durch andere Aussagen, die als Voraussetzungen (Prämisse) für den Fangschluß anzusehen sind, kann dieses Ziel erreicht werden. Die Fangfrage ist stets eine rhetorische Frage, d.h. eine Scheinfrage, bisweilen sogar eine Vexierfrage, – auch sie ist als Scheinfrage zu bezeichnen – weil sie mit herkömmlicher Logik unbeantwortbar ist bzw. eine schwierige und fast ausweglose Situation für den Befragten herstellt (Aporie). Durch das Stellen einer Fangfrage gibt sich der Fragesteller den Anschein, als wolle er selbst sein Wissen erweitern. Beim unkritischen oder geistig noch unreifen Zuhörer wird er damit sein Ziel erreichen, vgl. die unterschiedliche Bewertung von Begriffen wie pädagogisch und demagogisch (Pädagogik, Demagogik). Beim kritischen Zuhörer bewirkt der Fragende aber mit einer solch versteckten Technik gerade das Gegenteil. Der hellhörige Zuhörer bemerkt, daß der Fragesteller z.B. eine Suggestivfrage an ihn richtet. Damit wird für ihn deutlich, daß der Fragesteller eine geheime Absicht verfolgt, sei diese nun eigennütziger, überredender (Persuasion), überzeugender (Überzeugung), belehrender oder auch pädagogischer und therapeutischer Art.

Geschichte

Die Fangfrage war von jeher ein beliebtes Mittel, eigene Überlegenheit auf Kosten anderer zu bestätigen. Ein frühes geschichtliches Beispiel dafür ist die Maieutik oder Sokratische Ironie (grch. eironeia = Verstellung, Ausflucht, Vorwand; rhetorisch [a] der Anschein von Unwissenheit, den man sich gibt, um andere dadurch zu fangen und zu verspotten, [b] als rhet. Figur Äußerung des Gegenteils von dem, was man meint). Benseler, G.E. et al: Griechisch-Deutsches Schulwörterbuch. B.G. Teubner, Leipzig 1911, Seite 248. Verwandt ist grch. eironeia mit lat. error, was u.a. auch Irrfahrt (Abirren, Flucht) bedeutet. Auch wenn man zu diesem Begriff viel Pädagogisch-Therapeutisches lesen kann, so stammen doch viel bekannte Beispiele für Fangschlüsse aus dem Altertum und zeigen hier keinerlei Anhalt für pädagogisch-therapeutische Zielsetzungen. Sokrates war da vielleicht eine Ausnahme. Doch sind die Ziele seiner in den Platonischen Dialogen geäußerten Gedanken vielfach eben nicht ganz leicht durchschaubar. Offenheit sollte jedoch eine Grundbedingung der Sokratischen Ironie sein, vgl. dagegen die oben definitionsgemäß dargestellte Geheimhaltung des Kerns verfänglicher Aussagen.

Allerdings darf man bei den weiter unten erwähnten klassischen Beispielen für Fangschlüsse des Altertums nicht selbst einen logischen Fehler begehen. Die Darstellung der Prämissen, durch die der jeweils berühmte Philosoph oder Sophist ja gerade seine geistige Stärke, sein überlegenes Wissen usw. zur Darstellung bringen will, darf nicht schon von vornherein als Fangschluß bezeichnet werden. Alles hängt ja von der Art der Gegenargumentation ab, das sich seine Freiheitsgrade selbst verschaffen muß.

Als Fangschluß ist auch nicht ohne weiteres z.B. die Problematik des der Mutter geraubten Kindes zu bezeichnen. Das Krokodil wird sich vielmehr wohl kaum auf einen schlüssigen Disput mit der Mutter einlassen. Schon die Situationsbeschreibung des vom Krokodil geraubten Kindes läßt hier wenig Hoffnung für die Mutter erkennen. Eher ist sie als hilfloses Opfer einer nur ironisch gemeinten Fangfrage des Krokodils anzusehen. Dieses scheint sich eher an ihrer Hilflosigkeit mit zusätzlichem Spott zu weiden. Auch wenn die Mutter die ihr gestellte Frage verneinend im Sinne der Nichtrückgabe beantwortet, dem einzigen Ausweg logischer Argumentation zu ihren Gunsten, kann der Erfolg ihrer logischen Argumentation keinesfalls garantiert werden. Diese Logik erscheint in der Tat sophistisch, da sie offenbar um jeden Preis das Unrecht zu legitimieren sucht. Dies gilt auch für den Antistrephon. Immerhin gibt diese logische Darstellung vom Krokodilschluß einen Einblick in die für Sophisten zumindest sehr realistischen, weil einträglichen Möglichkeiten der formalen Logik, die hier eher destruktiv und demagogisch zu bewerten sind.

Doch gibt es auch Beispiele, daß schließlich auch ein Machthaber entgegen seinen Machtinstinkten (z.B. Friedrich II und der Müller von Sanssouci) bereit ist, auf die von ihm selbst häufig vorgetragene Scheinlogik (der erste Bürger des Staates zu sein) zu verzichten, doch auch Platon versuchte dies vergeblich (gescheiterter Versuch Platons, sein Staatsideal in Syrakus unter Dionysios I. zu verwirklichen). Der tiefere Sinn des Paradoxons Crocodilina liegt wohl in dem Grenzbewußtsein, daß die Macht faktischer politischer Gewalt (normaitve Kraft des Faktischen) nicht derjenigen einer nüchternen Logik folgt (normative Kraft des Geistes). Schön wär‘s.


Einige klassische Beispiele

Von den nachfolgend aufgeführten, üblicherweise als Fangschluß deklarierten 5 antiken Beispielen können nur zwei (Cornutus und Crocodilina) dem Kriterium einer strengen Definition von Fangschluß standhalten. Bekannt sind auch die Paradoxien des Zenon von Elea (etwa 490-430 v.Chr.), z.B. das Pfeil-Paradoxon oder den Wettlauf des Achilles mit der Schildkröte (Achilles und die Schildkröte). Diese können natürlich mit der reinen Vernunft aufgelöst werden, mit der mathematischen Logik aber erst seit Gallilei (1564-1642) und Einstein (1879-1955) durch ihre jeweiligen Relativitätstheorien (Relativitätstheorie) sowie seit Leibniz (1646-1712) durch seine Infinitesimalrechnung. Diese Paradoxien sollten offenbar dialektische Ziele gegen Heraklit (Prinzip der Bewegung) verfolgen und damit Antinomien zum Ausdruck bringen. - Moderne Enzyklopädien enthalten Aufzählungen von annähernd 200 verschiedenen Arten verschiedener Fehlschlüsse, unter denen sich auch eine größere Zahl von Fangschlüssen befinden.

a) Cornutus (Der Gehörnte): Ja- / Nein-Antworten stellen in der Tat Fangschlüsse dar, da sie rein formallogisch zum Nachteil des Befragten führen.

b) Crocodilina (Krokodilschluß): Auch hier kann das Kriterium des Fangschlusses bejaht werden, da die Mutter auf die Fangfragen des Krokodils eingeht. Es wird allerdings nicht berichtet, wie die Geschichte endet. Man befürchtet ein wenig, daß die Mutter ein Opfer der Fangfrage wird. Hier wird indirekt das Grenzbewußtsein von dialektischer Logik (Scheinlogik) und Realität bzw. die Nahtstelle zwischen Verstand und Vernunft berührt, siehe auch Abs. Geschichte und Kant, Kritik der reinen Vernunft, B 294 f..

c) Calvus (Sorites): Dieses Beispiel eignet sich gut für die Veranschaulichung von Sinn und Wert der Fuzzy-Logik (= paradoxe Logik). Hier wird nur von einer Fangfrage berichtet, von einer Reaktion ist nicht die Rede. Von Fangschluß kann also streng genommen auch nicht die Rede sein. Die Darstellung hebt offensichtlich auf das Gefühl der Verlegenheit des Lesers ab, wenn er sich selbst diese Frage stellt. Führt dieses schließlich intuitiv zur Erleuchtung führt?

d) Pseudomenos (Lügner = Paradoxon des Epimenides): hier wird nicht einmal von einer Fangfrage berichtet, geschweige denn von einem Schluß, sondern nur von einer Aussage („Alle Kreter lügen.“). Der aufmerksame Leser wird hier der begrenzten Reichweite verallgemeinernder und verabsolutierender Aussagen bewußt (Verabsolutierung).

e) Antistrephon (Sophismus des Euathlos): Auch hier kann nicht von einem Fangschluß die Rede sein, sondern vielmehr von einer Vereitelung der Fangfrage und damit auch des finanziellen Anspruchs des Philosophenmeisters. Man hat eher den Eindruck, daß hier der große Philosoph leer ausgeht. Antistrephon wird daher wohl besser als Trugschluß bzw. Sophismus bezeichnet, da das Ansinnen des großen Pythagoras hier wohl kaum aufgeht.


Wortbedeutung

Die ursprüngliche deutsche Wortbedeutung von „Fang“ ist wohl aus der Sprache der Fischerei entnommen, mhd. vach ist das Fischwehr, das eben dem Fischfang dient. Das französiche Wort für Fangfrage (question piège) verweist dagegen eher auf die Jägersprache, da piège die Fußfessel bzw. -falle (lat. pes, pedica) bedeutet. Die spanische Wortbedeutung (pregunta insidiosa) verweist auf den Hinterhalt, was ja auch militärisch (oder auch psychologisch) ableitbar wäre. Eindeutig ist dabei, daß die Fangfrage zunächst einmal zum Nachteil des Betroffenen, also des gedachten Zuhörers, gereichen soll, z.B. um der Größe eines philosophischen Meisters Ruhm und Ehre zu erweisen.


Kritik und Kunstlehre des Fangschlusses

Die Sokratische Ironie stellt ebenso wie die Rhetorik eine Gratwanderung, kein festes Besitztum dar. Das Ideal der Rhetorik (Gut-Reden = grch. eu legein) ist in sich doppeldeutig. Selbst das Philosophische Wörterbuch von Schischkoff (1982) führt zur Sokratischen Ironie auf Seite 323 aus, daß diese darin bestand, „daß sich der Weise Unwissenden gegenüber, die sich selbst für wissend und weise hielten, dumm stellte, um sie schließlich aus ihren Folgerungen ihre Unwissenheit und Torheit erkennen zu lassen und zur rechten Weisheit anzuleiten“. Mit dieser demaskierenden Zielsetzung [Habermas, Jürgen: Der Universalitätsanspruch der Hermeneutik (1970). In: Zur Logik der Sozialwissenschaften, Suhrkamp Taschenbuch, Wissenschaft 517, Frankfurt 51982, Seite 365 oben: Durchbrechen von maskiertem Selbstverständnis emanzipatorischer Reflexion versus Rolle des Spielverderbers, vgl. dazu Gadamer, Hans-Georg: Rhetorik, Hermeneutik und Ideologiekritik. 1967 In: Wahrheit und Methode. Gadamers Gesammelte Werke, Band II, Hermeneutik II, J.C.B. Mohr, Tübingen 1993, Seite 248 ff.] stellt sich jedoch die Frage, ob Sokratische Ironie mit dem ureigenem Wahlspruch des Sokrates zu vereinbaren ist: „Ich weiß, daß ich nichts weiß.“ – Denn wenn jemand andere mittels Sokratischer Ironie ihre Torheit erkennen läßt, so muß er doch zumindest vorher etwas von deren Torheit wissen. Damit ist auch die Sokratische Ironie in ihrem erkenntnistheoretischen Charakter als Fangschluß eindeutig bestimmt. Positiv ist aber anzuerkennen, daß zumindest das Einlassen auf einen Dialog trotz dieses Wissens um Torheit einen gewissen Vertrauensvorschuß bzw. ein Vertrauen auf die positiven (intuitiven) Auswirkungen des echten Dialogs darstellt (Intuition).

Was jedoch die psychotherapeutische oder pädagogische Relevanz von Fangfragen betrifft, so stellt sich natürlich die nicht anders als dialektisch zu beantwortende Frage, ob man Befürworter von äußerer Einflußnahme ist oder nicht. Neben aller freundlich abwartenden therapeutischer Abstinenz ist eben doch auch tragende Beziehung im Spiel (therapeutische Abstinenz). Und diese ist eben prägend.


Synonyme und Abgrenzungen

Trugschluss, Sophisma, Paradoxa, Paralogismus, Antinomie, Diallele, Zirkelschluss, Dilemma, Hermeneutischer Zirkel, Sokratische Ironie und interesseloses Wohlgefallen, Zuweisung,

Einige Erläuterungen ...

Stanford Enccyclopedia of Philosophy (IEP), Catchword Fallacies


Literatur

Wickert, Johannes: Einstein, Selbstzeugnisse und Bilddokumente. rororo Monographien, Hamburg, 19. Auflage 1995, Seite 43

Kirchner, Friedrich: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe. 1907

Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. 1904

Fromm, Erich: Die kunst des Liebens, Ullstein Materialien, Frankfurt / M, 1984, Seite 75 ff., Liebe zu Gott - Ausführungen zum thema der Paradoxen und orthodoxen (Aristotelischen) Logik

--Anaxo 19:41, 2. Jul. 2007 (CEST)