Als Weltraumtourismus werden Vergnügungs- oder Studienreisen in die suborbitale Bahn oder den Erdorbit bezeichnet. Ziele sind zurzeit die Erdumlaufbahn als Flugereignis und die Internationale Raumstation (ISS) für einen Besuch. Die US-Firma Space Adventures plant in Kooperation mit Russland, künftig auch Flüge um den Mond herum anzubieten.

Geschichte
Nach Einschätzungen, Befragungen und Studien der Tourismuswirtschaft besteht grundsätzlich bei vielen Menschen ein ausgeprägter Wunsch, in den Weltraum zu fliegen. Nach Meinung von Raumfahrtexperten könnte dieser Wunsch mittelfristig zu einer wichtigen Triebfeder für die weitere Entwicklung der Raumfahrt werden.
Auftrieb erhielt die Idee durch die am 25. Juli 1998 von der NASA erstellte Studie General Public Space Travel and Tourism.
Allgemein wird die Reise von Dennis Tito zur ISS vom 28. April bis zum 6. Mai 2001 als die Geburtsstunde des Weltraumtourismus gewertet. Der zweite Weltraumtourist war Mark Shuttleworth, der am 25. April 2002 als erster Südafrikaner ins All startete und die ISS besuchte. Beide bezahlten für ihren Flug mit dem russischen Sojus-Raumschiff etwa 20 Millionen US-Dollar. Am 1. Oktober 2005 startete der US-Amerikaner Gregory Olsen, Unternehmer der Sensor Unlimited Inc., mit einem Sojus-Raumschiff zur ISS. Zuerst wurde er nach medizinischen Tests für den Flug nicht zugelassen, später aber erhielt er die Genehmigung. Als erste Weltraumtouristin startete die gebürtige Iranerin Anousheh Ansari am 18. September 2006 mit einem Sojus-Raumschiff zur ISS. Auch der russische Unternehmer Sergei Polonski aus Sankt Petersburg plant einen Flug zur ISS.
Privat finanzierte Projekte bemühen sich außerdem seit Jahren, eigene Trägerraketen und Raumfahrzeuge zu entwickeln. Eine weitere Stimulation gab es durch die 1996 erfolgte Ausschreibung des Ansari X-Prize. Dieser belohnte den ersten von einem privaten Betreiber verwirklichten bemannten Raumflug mit zehn Millionen US-Dollar. Am 21. Juni 2004 wurde der erste bemannte Suborbitalflug, bei dem das Raumfahrzeug allein aus privaten Mitteln geplant und gebaut wurde, durchgeführt. Erklärtes Ziel der Entwickler ist es, den Weltraum für Touristen zu einem einigermaßen erschwinglichen Preis zugänglich zu machen.
Trainingseinheiten für angehende Weltraumtouristen, beispielsweise Testflüge mit Raumschiffsimulatoren oder Parabelflüge werden im Juri-Gagarin-Kosmonautentrainingszentrum im Sternenstädtchen bei Moskau sowie mit kleineren Flugzeugen auch in Deutschland und Österreich bereits jetzt kommerziell [1] angeboten.
Am 4. März 2004 beschloss das US-Repräsentantenhaus, dass Privatunternehmen künftig schneller Genehmigungen für Tests mit Raumschiffen für kommerzielle Flüge ins Weltall bekommen sollen. Die staatliche Flugaufsichtsbehörde soll den Weltraumtourismus künftig überwachen und Anforderungen für die Qualifikation der Raumfahrtcrews festlegen. Das Gesetz muss noch im US-Senat verabschiedet werden.
Unternehmen und Anbieter
Uneingeschränkter Marktführer ist zurzeit die Firma Space Adventures. Dieses Unternehmen hat als Dienstleister alle bisherigen vier Weltraumtouristen in den Weltraum befördern können. Ab 2011 will das russische Unternehmen RKK Energija in Kooperation mit Space Adventures Flüge um den Erdmond mit einem modifizierten Sojus-Raumschiff für ca. 100 Millionen US-Dollar anbieten. Die Besatzung soll aus einem professionellen russischen Kosmonauten und zwei Touristen bestehen; der Flug eines einzelnen Touristen wäre laut RKK Energija nicht profitabel[2].
Die Firma Virgin Galactic des britischen Unternehmers Richard Branson wurde eigens zum Zwecke des Weltraumtourismus gegründet. Er kündigte an, ab 2008 auf Basis der Technologie des SpaceShipOne Linienflüge ins Weltall anzubieten und durchzuführen. Nach eigenen Angaben kann das Unternehmen bereits 7000 Interessenten für einen Flug zum Preis von rund 200.000 US-Dollar vorweisen. Im Jahr 2007 soll das Raumschiff, mit dem die suborbitalen Flüge durchgeführt werden sollen, im Rahmen einer Erprobungsserie zum Jungfernflug starten[3].
Die Firma Bigelow Aerospace arbeitet an der Entwicklung eines Weltraumhotels. Dieses soll bis zum Jahr 2015 realisiert werden. Ein erster Testsatellit mit Namen Genesis 1 wurde am 12. Juli 2006 gestartet.
Liste der ISS-Weltraumtouristen
- Dennis Tito (US-Amerikaner), Abflug am 28. April 2001
- Mark Shuttleworth (Südafrikaner), Abflug am 25. April 2002
- Gregory Olsen (US-Amerikaner), Abflug am 1. Oktober 2005
- Anousheh Ansari (US-Amerikanerin, Iranerin), Abflug am 18. September 2006
- Charles Simonyi (US-Amerikaner, Ungar), Abflug am 7. April 2007
Weblinks
- Auf ins All! – Artikel von Technology Review, vom 2. Juli 2007
- Ganz in Weiß ins All – Branson stellt Pläne für Raumschiff vor – Artikel von Tagesschau.de, vom 29. September 2006
- Russischer Weltraumtourismus – Flugreisen nach und in Rußland – Artikel von NachRussland.de
- Tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten – Artikel von Raumfahrer.net, vom 6. Jili 2003
- Weltraumtourismus – Artikel von Raumfahrer.net, vom 13. September 2003
- Weltraumtourismus – Linksammlung zum Thema von FERNWEH.COM
Quellen
- ↑ Weltraumtouristik
- ↑ „Nowosti Kosmonawtiki“: News (russisch), 10. August 2006
- ↑ Raumfahrt 24: SpaceShipTwo soll 140 Kilometer erreichen., 20. Juni 2006
- ↑ ARD: Erste Weltraumtouristin erreicht Raumstation ISS, 20. September 2006