Das Garde-Schützen-Bataillon war ein Infanterie-Verband des preußisch-deutschen Heeres. Mit dem Garde-Jäger-Bataillon bildete es die Leichte Infanterie im Gardekorps.
Das Fürstentum Neuchâtel hatte ab 1807 Napoleons Grande Armee ein Infanterie-Bataillon gestellt, dessen Inhaber Marschall Berthier war. Ab 1814 war das Fürstentum wieder in Personalunion mit Preußen verbunden, wurde aber zugleich der Schweizer Kanton Neuenburg. Aus den Resten von Berthiers nunmehr aufgelöstem Bataillon und angeworbenen Mannschaften wurde am 19.5.1814 das preußische Garde-Schützen-Bataillon errichtet. Das Bataillon war ausgesprochen populär, weil in ihm die ersten Einjährig-Freiwilligen aus bürgerlichen Kreisen ihren verkürzten Wehrdienst ableisten konnten. Nachdem 1845 die Schützen der Linienkorps in Jäger umbenannt worden waren, verblieb das Bataillon als einziger Schützenverband im preußischen Heer. Die Uniform folgte der allgemeinen Entwicklung der Jägertruppe, jedoch mit schwarzen, rot vorgestoßenen Abzeichen und fränzösischen Ärmelaufschlägen.
Es hatte seinen Standort bis 1884 in Berlin in der Kaserne des Infanterie-Regiments von Pfuel am Schlesischen Tor.
Bei der Niederwerfung der Revolution von 1848/49 wurde es am 18. März 1848 im Straßenkampf in Berlin eingesetzt.
1849 im Krieg gegen Dänemark kämpfte es bei Schleswig (23. April), bei der Beschießung von Fredericia (8. Mai) und bei Sattrup/Horsens (5. Juni).
Von 1856 bis 1858 stand eine seiner Kompanien in der Burg Hohenzollern. Nach der Auflösung der Personalunion von Neuenburg und Preußen 1857 verblieb es beim preußischen Heer. Obwohl das Bataillon nun aus preußischen Staatsangehörigen bestand, hielt sich der Spitzname "Neuchateller" (im Berliner Dialekt: "Neffschandeller"). 1866 nahm es im Krieg gegen Österreich an der Schlacht von Königgrätz teil. 1870/71 im Krieg gegen Frankreich kämpfte es bei Gravelotte, Sedan, Le Bourget und der Belagerung von Paris.
Der Umzug 1884 in neue, gut ausgestattete Gebäude in der neu gegründete Villenkolonie Lichterfelde-West fand etwa zeitgleich mit dem Umzug der preußischen Hauptkadettenanstalt in neue Anlagen am Südende der Villenkolonie statt. Der Gründer der Villensiedlung, Johann Anton Wilhelm von Carstenn, hatte sich mit anderen wohlhabenden Bewohnern für die Ansiedlung stark gemacht und Teile der städtischen Infrastruktur bereitgestellt.
Die am 01. Oktober 1902 errichtete Garde-Maschinengewehr-Abteilung Nr. 2 war dem Bataillon zugeteilt.
Das Garde-Schützen-Bataillon wurde nach Ende des Ersten Weltkriegs aufgelöst. Heute sind in den weitgehend erhaltenen Gebäuden in Lichterfelde West Abteilungen des Bundesnachrichtendienstes untergebracht.
Kommandeure
- 1814 v. Meuron
- 1816 v. Witzleben
- 1818 v. Tilly
- 1829 v. Grabowski
- 1830 v. Thadden
- 1840 v. Brandenstein
- 1847 v. Arnim
- 1848 Vogel v. Falckenstein
- 1850 v. Thiesenhausen
- 1851 v. Eberstein
- 1854 v. Kalckstein
- 1860 v. Bülow
- 1863 Falkenstein v. Fabeck
- 1866 v. Besser
- 1870 Falkenstein v. Fabeck
- 1870 v. Boeltzig
- 1879 v. Nickisch-Rosenegk
- 1884 v. Beneckendorff u. v. Hindenburg
- 1888 v. Scholten
- 1894 v. Pawlowski
- 1897 v. Roeder v. Diersburg
- 1902 v. Winckler