Bowling for Columbine

Dokumentarfilm von Michael Moore (2002)
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Film
Titel Bowling for Columbine
Produktionsland Kanada, USA, Deutschland
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 2002
Länge ca. 114 Minuten
Stab
Regie Michael Moore
Drehbuch Michael Moore
Produktion Charles Bishop
Musik Jeff Gibbs
Kamera Brian Danitz
Michael McDonough
Schnitt Kurt Engfehr
Besetzung

Bowling for Columbine ist ein satirischer Dokumentarfilm des US-amerikanischen Regisseurs Michael Moore aus dem Jahr 2002. Er wurde mit einem Oscar und zahlreichen anderen Preisen ausgezeichnet.

Hintergrund des Films

Ausgehend vom Schulmassaker von Littleton, bei dem zwei Schüler an der Columbine High School zwölf Mitschüler und einen Lehrer erschossen, ist Bowling for Columbine eine aufgezeichnete Konversation von Kanada- und US-Bürgern mit dem Filmemacher Michael Moore zum Thema US-Waffenhandel aus den Jahren 1999 bis 2001, wobei Moore nur kurz auf die Ereignisse vom 11. September 2001 eingeht (mehr Hintergrund dazu siehe Fahrenheit 9/11(2004)). Der Regisseur, Produzent und Autor Moore beschäftigt sich in diesem Film von 2002 mit Beiträgen aus der Waffenindustrie (Lockheed Martin), der US-Waffenlobby (NRA) und einem komprimierten Abriß über nordamerikanische Geschichte in Comic-Form; auch bekannte US-Bürger wie Charlton Heston und die Gruppe Marilyn Manson haben zu Bowling for Columbine beigetragen.

Moore versucht die Frage nach den Gründen des Massakers und der hohen Rate von Gewaltverbrechen (insbesondere mit Schusswaffen) zu beantworten, die höher ist als in anderen demokratischen Staaten wie Deutschland, Frankreich, Japan, dem Vereinigten Königreich, Australien und besonders Kanada. Moore kritisiert die Tatsache, dass man das Columbine-Massaker fast ausschließlich dadurch erklärte, dass die beiden Täter die Musik von Marilyn Manson gehört hatten. In Anlehnung daran, dass sie vor der Tat Bowlen waren (in Wirklichkeit schwänzten die Täter allerdings den Bowlingkurs), stellt er die Frage, ob es nicht genauso sinnvoll sei, das Bowlen für die Tat verantwortlich zu machen. Daraus leitet sich auch der Titel des Films her.

Moore argumentiert, dass die höhere schusswaffenbedingte Mordrate in den USA nicht mit der Zahl der Waffen zusammenhängt, da es in Kanada ebenfalls viele Waffen gibt. Er fragt nach anderen Gründen: Die gewalttätige Unterdrückung der Indianer in der Vergangenheit scheidet aus, da andere Nationen mit gewalttätigem Hintergrund wie Deutschland (Zeit des Nationalsozialismus), Japan (Besetzung Chinas im Zweiten Weltkrieg) oder Frankreich (Algerienkrieg) heute geringere Mordraten haben. Auch Militarismus, Rassismus und insbesondere die Angst der „weißen“ Bevölkerungsmehrheit vor der „schwarzen“ Bevölkerungsminderheit, sowie das Gesellschaftsmodell der USA (Wettbewerb, Einkommensunterschiede, Wohlfahrts- statt Sozialsystem) werden thematisiert. Breiten Raum nimmt die Betrachtung der US-amerikanischen Medienlandschaft ein, die mit ihrem Schwerpunkt auf Berichten über Gewalt und Kriminalität zu einem allgemeinen Gefühl der Verunsicherung und Angst beiträgt.

Der Film endet, ohne eine Antwort geben zu können, legt aber den Schluss nahe, dass die hohe Zahl von Gewaltverbrechen in den USA ihren Grund in einer Kultur der Angst hat.

What-a-wonderful-world-Segment

In einem Abschnitt zählt Moore folgende militärischen und geheimdienstlichen Aktionen der USA (zum Lied What a Wonderful World von Louis Armstrong) auf:

  1. 1953: Die USA stürzen im Iran Premierminister Mohammad Mossadegh und setzen den Schah Mohammad Reza Pahlavi als Diktator ein.
  2. 1954: Die USA stürzen den demokratisch gewählten Präsidenten Arbenz von Guatemala. 20.000 Zivilisten werden getötet.
  3. 1963: Die USA unterstützen die Ermordung des südvietnamesischen Präsidenten Diem.
  4. 1963-1975: Im Vietnamkrieg werden, unter Beteiligung des US-Militärs, ungefähr vier Millionen Menschen in Südostasien getötet.
  5. 11. September 1973: Die USA unterstützen einen Militärputsch in Chile. Der demokratisch gewählte Präsident Salvador Allende wird ermordet. General Augusto Pinochet wird als Diktator eingesetzt. 5.000 Chilenen werden getötet.
  6. 1977: Die USA unterstützen die Militärregierung von El Salvador. 7.000 Salvadorianer und vier amerikanische Nonnen werden getötet.
  7. 1980: Die USA bilden Osama bin Laden und befreundete muslimische Terroristen aus, um Sowjet-Soldaten zu töten. Die CIA finanziert dies mit drei Milliarden US-Dollar.
  8. 1981: Die Reagan-Regierung bildet die Rebellen in Nicaragua aus und finanziert sie, um die kommunistische Regierung zu bekämpfen. 30.000 Menschen sterben.
  9. 1982: Die USA leistet eine milliardenschwere Waffenhilfe für Saddam Hussein, um die Iraner zu bekämpfen.
  10. 1983: Das Weiße Haus gibt den Iranern heimlich Waffen, um die Iraker zu bekämpfen.
  11. 1989: CIA-Agent und Präsident von Panama Manuel Noriega folgt nicht mehr den Weisungen aus Washington. Die USA marschieren in Panama ein und setzen Noriega ab. 3.000 Zivilisten werden getötet.
  12. 1990: Der Irak überfällt Kuwait mit Waffen aus den USA.
  13. 1991: Die USA dringen in den Irak ein. Die kuwaitische Diktatur wird wieder eingerichtet.
  14. 1998: Die USA bombardieren eine sudanesische „Waffenfabrik“. Es stellt sich heraus, dass dort Aspirin hergestellt wurde.
  15. 1991 bis heute (zum Zeitpunkt des Filmes): Die USA bombardieren wöchentlich den Irak. Die Vereinten Nationen schätzen, dass 500.000 irakische Kinder an den Bombardierungen und den Folgen der Sanktionen sterben.
  16. 2000–2001: Die USA geben dem Taliban-beherrschten Afghanistan eine Finanzhilfe von 245 Mio. Dollar.
  17. Die letzte Einstellung der Montage zeigt den Angriff auf das World Trade Center am 11. September 2001, mit einer letzten Einblendung, in der zu lesen ist, dass Osama bin Laden seine jahrelange CIA-Ausbildung nutzte, um 3.000 Menschen zu töten.

Produktion und Veröffentlichung

Michael Moore konnte Bowling for Columbine nur durch die finanzielle Unterstützung der kanadischen Filmproduktionsfirma Alliance Atlantis und des deutschen Filmfonds Vif Babelsberger Filmproduktion GmbH & Co herstellen, da keine Produktionsfirma in den USA sich an einem Film zu diesem Themenbereich beteiligen wollte. Produziert wurde er von Moores Firma Dog Eat Dog Films. Die Produktionskosten beliefen sich auf vier Millionen US-Dollar.

Nach dem Erfolg bei den 55. Internationalen Filmfestspielen von Cannes kaufte Metro-Goldwyn-Mayers Tochterunternehmen United Artists auf Bestreben von dessen Firmenpräsidenten Bingham Ray die Rechte für den Vertrieb des Films auf dem US-amerikanischen Markt.

Bowling for Columbine ist der nach dem Kinoeinspielergebnis dritterfolgreichste Dokumentarfilm aller Zeiten. Die weltweiten Kinoeinnahmen belaufen sich auf 58.008.423 US-Dollar. Bis zum Erscheinen der Filme Fahrenheit 9/11 und Die Reise der Pinguine war dies der Dokumentarfilm mit dem höchsten und dann zweithöchsten Einspielergebnis. Der Kinostart in den USA fand am 11. Oktober 2002 in acht Kinos statt.

Die Standing Ovations bei der Filmvorführung im Rahmen des Internationalen Filmfestivals von Cannes dauerten 13 Minuten.

Preise und Nominierungen

u. a.

Kritiken

Der Film wurde und wird sehr kontrovers diskutiert. Zum Teil wird die Meinung vertreten, dass es sich bei dem Film um keine Dokumentation handelte, sondern um eine Polemik. Auch werde kaum ernsthaft über das Pro und Contra des Rechts auf Waffenbesitz diskutiert, da die Befürworter nicht mit ihren Argumenten zu Wort kämen, sondern durch Auswahl bestimmter Szenen und Situationen lediglich dem Spott des Publikums ausgesetzt würden. So habe Michael Moore Charlton Heston befragt, der zu diesem Zeitpunkt bereits an Alzheimer erkrankt gewesen sei und nur mühsam formulieren konnte. Eine kritische Betrachtung von Moores Arbeit in diesem und seinen anderen Filmen liefert der Film Manufacturing Dissent, der besonders den dokumentarischen Charakter seiner Arbeit anzweifelt.

Referenzen

Siehe auch

Andere Michael Moore-Dokumentationen:

Kritik