Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Die bayerische Stadt Grafenau liegt im Landkreis Freyung-Grafenau im Regierungsbezirk Niederbayern. Der staatlich anerkannte Luftkurort im Bayerischen Wald erlangte 1376 die Stadtrechte und gilt somit als die älteste Stadt des Bayerischen Waldes. Grafenau ist Sitz der Nationalparkverwaltung „Bayerischer Wald“.
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt liegt im Mittelgebirge Bayerischer Wald auf einer Höhe zwischen 600 und 700 Metern über NHN unmittelbar am Nationalpark Bayerischer Wald. Entlang des östlichen und südlichen Stadtrandes fließt die Kleine Ohe. Sie speist einen 1976 künstlich angelegten See (siehe Foto) im Sport- und Erholungspark der Stadt.
Zur Stadt Grafenau gehören die Ortsteile Grafenau, Neudorf, Lichteneck, Haus i.Wald, Großarmschlag, Rosenau, Schlag, Elsenthal- Siedlung, Gehmannsberg, Grüb.
Topografische Karten von Grafenau des Bayerischen Landesvermessungsamts: TK 25 (7146), TK 50 (L7146).
Klima
Die Temperatur beträgt im Jahresmittel 7–8 °C. Grafenau erfüllt seit 1965 – nachgewiesen durch ständig erneuerte und kontrollierte Gutachten durch den Deutschen Wetterdienst – die bioklimatischen und lufthygienischen Voraussetzungen zum Führen des Prädikats Luftkurort.
In der näheren Umgebung werden vom DWD folgende Wetterstationen abgerufen:
- Sankt Oswald-Riedlhütte (ID 4392)
- Saldenburg-Entschenreuth (ID 4354)
- Waldhäuser (Nat.Park) (ID 5306)
- Mauth-Finsterau (ID 3211)
- Spiegelau-Klingenbrunn (ID 4778)
Die vierstelligen Ziffern in Klammern sind die entsprechenden Identifikationsnummern der angegebenen Stationen.
Geologie
Grafenau liegt in der Moldanubischen Region des kristallinen Grundgebirges in der Landschaft des hinteren Bayerischen Waldes. Das hier angesprochene nordostbayerische Grundgebirge ist der westliche Teil der Böhmischen Masse. Dazu gehören die Landschaften des Bayerischen Waldes, des Oberpfälzer Waldes, des Fichtelgebirges und des Frankenwaldes. Die Einheit der Böhmischen Masse bildet den Ostteil des europäischen variszischen Orogens. Die variszische (auch varistische oder variskische) Gebirgsbildung vollzog sich hauptsächlich in den Perioden des Devons und Karbons im Erdzeitalter des Paläozoikums.
Vorherrschend: Von mächtigen Granitkörpern durchdrungene Gneise.
Die Zuordnung Grafenaus zum Hinteren Bayerischen Wald wird durch ihre Lage (unmittelbar) östlich der Störungszone des Großen Pfahles reglementiert.
Geschichte
Der erste schriftliche Nachweis über Grafenau stammt aus dem Jahr 1255, 1376 erhebt Kaiser Karl IV. (HRR) sie zur ersten Stadt des Bayerischen Waldes. Kurz zuvor fällt das Gebiet um „Grafenau“, verwaltet vom Schloss Bärnstein aus, nach dem Aussterben der Grafen von Hals an Landgraf Johann I. von Leuchtenberg.
Im Mittelalter besitzt Grafenau eine gewisse Bedeutung für den Salzhandel mit Böhmen über den Goldenen Steig. 1450, 1468 und 1504 wird Grafenau von Böhmen überfallen und die Gulden Strass unpassierbar gemacht. Im 16. Jahrhundert geht der Salzhandel zurück und somit verliert Grafenau an wirtschaftlicher Bedeutung. Noch heute erinnert das jährliche Säumerfest, das 1976 zur 600-Jahr-Feier der Stadt erstmals veranstaltet wurde, an die Säumer genannten Salzhändler.
1521 erhält Grafenau sein erstes Rathaus.
Schon 1523 wurde Grafenau in der von Johannes Aventinus angefertigten ersten Landkarte von Bayern ausgewiesen.
Trotz der Pest im Jahre 1634 in der Folge von Einquartierungen fremder Truppen im Dreißigjährigen Krieg, dem Wüten der Panduren (ungarischen Husaren) 1742 und mehrerer Stadtbrände bis 1850 wird die Stadt immer wieder aufgebaut. Die Guldenstraße wird bis 1772 immer wieder repariert.
Im 2. Weltkrieg und auch beim Einmarsch der Amerikaner bleibt Grafenau unbeschädigt. Während der Diktatur der Nationalsozialisten wurde der Stadtplatz Grafenau unbenannt in Adolf-Hitler-Platz.
Am 3. Februar 1946 fanden die ersten Gemeindewahlen nach dem 2. Weltkrieg statt.
Seit 1965 ist Grafenau staatlich anerkannter Luftkurort.
Bis 1972 war Grafenau Kreisstadt. Im Zuge der Kreisreform verlor es diesen Status. Durch die Zusammenlegung der Altlandkreise Grafenau und Wolfstein entstand der Landkreis Freyung-Grafenau mit Verwaltungssitz in Freyung.
Bis 1974 wurde in Grafenau die Brasiltabakfabrik Bogenstätter betrieben. Zunächst in Perlesreut, unweit von Grafenau, wurde die Tabakfabrik bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs mit einer Dieselmotoranlage betrieben, die gleichzeitig den Ort mit Strom versorgte. Mit der Verknappung von Rohöl während der Kriegsjahre wurde die Anlage nach Grafenau verlegt um dort die Produktion - aus heutiger Sicht ihrer Zeit voraus - bis zur Stilllegung der Fabrik alternativ mit Wasserkraft aufrecht zu erhalten.
Wappen
Das Wappen Grafenaus bildet einen geteilten Schild ab, welcher im oberen Teil weiße und blaue Rauten zeigt. Im unteren Teil befindet sich ein schwarzer Bär zwischen Zinnen, welcher die Burg Bärnstein wiedergeben soll. Die Wehrhaftigkeit Grafenaus soll durch die Zinnenmauer dargestellt werden. Das Stadtarchiv verfügt über die Originalurkunde zur Verleihung des Stadtwappens aus dem Jahr 1508.
Verkehr
Straße
Die BAB 3 (= Europastraße E56) ist die nächstgelegene Bundesautobahn zu Grafenau. Dem aus nördlicher und westlicher Richtung kommenden Reisenden bietet die Abfahrt Hengersberg in knapp 40 Kilometern Entfernung die schnellste Verbindung über die B 533 und B 85 hin zur Stadt. Für den Reiseverkehr in südliche Richtung (Passau/Österreich) bieten sich die Auffahrten auf die BAB 3 bei Passau an. Zwischen Hengersberg und Passau liegen die Autobahnanschlussstellen Iggensbach, Eging und Schalding.
Zur Stadt Grafenau führt die B 533. Sie zweigt im Südenwesten von der B 85 ab und führt dann in West - Ost - Richtung auf der Grafenauer Südumgehung am Stadtrand vorbei. Im Westen zweigt die Staatsstraße 2132, welche nach Spiegelau führt, von der B 533 ab. Folgt man in östlicher Richtung der B 533, führt diese in die benachbarte Kreisstadt Freyung. Von dort aus führt die B 12 in westlicher Richtung weiter nach Passau und in östlicher Richtung zum nächstgelegenen Grenzübergang zur Tschechischen Republik bei Philippsreut. Dieser Übergang ist ca. 30 Fahrkilometer in östlicher Richtung von Grafenau entfernt.
Schiene
Mit der Bahn ist Grafenau über die KBS 906 - von Zwiesel aus zu erreichen. Sie wird von der Waldbahn (Marke der Regentalbahn) mit Regio Shuttles im Zwei-Stundentakt bedient. Die Inbetriebnahme der Strecke erfolgte am 1. September 1890.
ÖPNV
Der Grafenauer Busbahnhof wird von der RBO und weiteren privaten Busunternehmen bedient. Diese verbinden Grafenau mit Zielen in der Region. Daneben existiert ein Stadtbus, welcher stündlich auf 4 Linien verkehrt.
Der Busbahnhof liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bahnhof der Stadt. Im Zuge eines 1,3 Millionen teuren Umbaus, wird das gesamte Bahnhofgelände bis zum Jahr 2009 umgebaut und ein neuer Busbahnhof errichtet.
Luft
In ca. 4,5 km Entfernung (Luftlinie) an der Abzweigung B 85 / B 533 südwestlich der Stadt ist ein Flugplatz gelegen. Dieser wurde 1963 von einer örtlichen Speditionsfirma errichtet und später vom Flugsportverein Grafenau übernommen. Er besitzt eine 500 m lange Naturstart- und Landebahn.
Wirtschaft
In der zentralortlichen Hierarchie rangiert die Stadt als mögliches Mittelzentrum. Das Landesentwicklungsprogramm Bayern sieht als Ziel der Raumordnung und Landesplanung Grafenau als Mittelzentrum.
Medien
- Grafenauer Anzeiger (Lokalredaktion der PNP)
Freizeit/Tourismus
1964: Offizielle Eröffnung des Berliner Feriendorfes auf dem Grafenauer Schwaimberg am 24. Mai durch Wilhelmine Lübke, Gattin des damaligen Bundespräsidenten. Zu dieser Zeit war es mit 125 Bungalows das größte und modernste Feriendorf in Europa. Finanziert wurde die Anlage durch die Stiftung Berlin in Zusammenarbeit mit der ARD Fernsehlotterie Ein Platz an der Sonne. Heute wird die Anlage von der Nadenberg GmbH Bayernpark Feriendörfer betrieben.
Der nächstgelegene Campingplatz Camping am Nationalpark liegt im Nachbarort Spiegelau. Er ist ganzjährig geöffnet und hat eine Kapazität von 100 Plätzen (inkl. Wohnmobile).
Am Südrand der Stadt zum Benachbarten Stadtteil Schlag liegt eine Liftanlage mit zwei Schleppliften. Diese wird in den schneelosen Monaten zur Bobbahn (Schienengeführt) umfunktioniert. Die Gesamtlänge der Bahn beträgt über 1000 Meter. Der Höhenunterschied liegt bei knapp über 100 Meter.
Im August 2005 wurde der Golfclub am Nationalpark Bayerischer Wald e.V. eröffnet. Die Anlage umfasst 90 ha mit derzeit 9 bespielbaren Löchern. Der Spielbetrieb soll im laufenden Jahr 2006 auf 18-Loch erweitert werden.
Kino: Bis 1987 Delphi Kino, bis 2005 Kino-Center Grafenau (Atlantik und Metro, 242 Sitzplätze). Nächstgelegenes Kino ist das Royal-Filmtheater in Freyung.
Einrichtungen
Schulen
1950: 01. Oktober wird eine dreiklassige Staatliche Mittelschule für Knaben als Vorläufer der heutigen Realschule eröffnet.
1965: Am 07. September wird das Gymnasium als kommunale Schule gegründet. Heute: (Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasium)
Neben den erwähnten Schularten ist Grafenau Standort für Haupt- (Propst-Seyberer-Schule), Sonder- (Don Bosco-Schule), Grund-, Berufsfach, Berufs-, Musik- und Volkshochschule mit insgesamt durchschnittlich 2300 Schülern.
Verwaltungen
Die Stadt beherbergt seit 1976 im ehemaligen Rathaus den Sitz der Verwaltung des Nationalpark Bayerischer Wald.
Gesundheitswesen
Die Kliniken des Landkreises Freyung Grafenau GmbH betreibt in zentraler Lage ein Krankenhaus mit Helikopterlandeplatz.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Als Luftkurort besitzt die Stadt Grafenau ein Freibad, einen Kurpark und ist am „Golfplatz am Nationalpark Bayerischer Wald“ beteiligt. Des Weiteren verfügt Grafenau über drei Museen.
Museen
Das Stadtmuseum unterrichtet den Besucher über die Geschichte Grafenaus und bezieht dabei auch die Darstellung der früheren Stadtapotheke ein. Des Weiteren werden historische Handwerkstraditionen dargestellt. Im Kurpark sind zwei Bauernhäuser Ort für das Bauernmöbelmuseum, welches die Malereikunst der Bauernmöbel aus dem 18. und 19. Jahrhundert im Bayerischen Wald ausstellt. Des Weiteren zeugen zahlreiche zeitgenössische Gegenstände vom bäuerlichen Leben. Das Schnupftabakmuseum ist das weitweit einzige dieser Thematik und gibt über Geschichte, Herstellung sowie Verbreitung des Schnupftabaks Auskunft.
Religion
Die Geschichte der katholischen Seelsorge in Grafenau ist eng mit dem benachbarten Sankt Oswald verknüpft. Am 14. Juni 1389 wurde die Kirche in St. Oswald geweiht. Sieben Jahre später, am 5. August 1396, wurde die Gründung des Paulinerklosters St. Oswald beurkundet. Sowohl Kirche als auch Kloster sind Stiftungen des Landgrafen Johanns I. von Leuchtenberg. Über den Zeitpunkt der Errichtung der Stadtpfarrkirche und der Pfarrei in Grafenau ist nichts bekannt. Grafenau wurde zunächst als Säkularpfarrei vom Kloster St. Oswald seelsorgerisch betreut. In der Stiftungsurkunde des Klosters ist von der „Kürchen und Pfarr unser lieben Frau Marie Gottes Mutter in der Grafenau, die unser rechtes Erb ist...“ zu lesen. (Quelle: Hauptstaatsarchiv München GU Bärnstein 74). Ende des 16. Jahrhunderts wurde das Kloster St. Oswald aufgrund seiner hohen Verschuldung als Propstei von der Abtei Niederalteich (bei Deggendorf) übernommen. Ab 1604 wurde die Seelsorge Grafenaus einem dem Kloster St. Oswald angehörenden Vikar anvertraut. Während der Säkularisation wurde die Propstei St. Oswald aufgelöst. 1806 wurde Grafenau erneut Stadtpfarrei. Grafenau gehört zum Bistum Passau.
Kirchen der Stadt:
- katholische Kirche Mariä Himmelfahrt
- evangelische Christus-Kirche
regelmäßige Veranstaltungen
- Anfang Juli: Traditionelles Volksfest
- Anfang August: Säumerfest
- Ende August: Rockfestival Lichteneck (größtes Rockfestival Niederbayerns)
Städtepartnerschaften
Grafenau unterhält Städtepartnerschaften mit dem österreichischen Schärding (seit 1976) und mit dem tschechischen Kašperské Hory (deutsch: Bergreichenstein; seit 1991).
Wissenswertes
- Am 7. Juli 1947 erblickte der Liedermacher und Kabarettist Fredl Fesl in Grafenau das Licht der Welt.
- Unter der Regie von Klaus Lemke fanden unter anderem in Grafenau und Umgebung die Dreharbeiten zum Film Arabische Nächte statt. Der Film wurde 1979 uraufgeführt.
- Der Schauspieler Alfred Edel fand 1993 im Grafenauer Friedhof seine letzte Ruhestätte.
Literatur
- Kreistag des Landkreises Grafenau (Hrsg.) Das Bild Eines Altbayerischen Kreises - Grafenau. Verlag Morsak, Grafenau, 1972.
- Hermann Neumann: 600 Jahre Stadt Grafenau 1376 - 1976. Verlag Morsak, Grafenau, 1976, ISBN: 3-87553-063-2
Weblinks
- Website der Stadt Grafenau
- Wappen von Grafenau in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte