Herzogtum Berg

Territorium des Heiligen Römischen Reiches ab 1380, Nachfolger der Grafschaft Berg
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Berg war bis zum Jahr 1380 eine Grafschaft und bis 1815 ein Herzogtum (Ducatus Montensis) im westfälischen Kreis des alten Deutschen Reichs.

Es war am rechten Rheinufer, zwischen dem Erzbistum Köln, dem Fürstentum Nassau-Siegen, dem Herzogtum Westfalen, der Grafschaft Mark, dem Herzogtum Kleve und dem Fürstentum Mörs gelegen. Berg zählte auf 2975 km2 262.000 Einwohner und gehört jetzt teils zu den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln. Die Mittelgebirgsregion Bergisches Land, bestehend aus dem Kreis Mettmann, aus Wuppertal, Solingen, Remscheid, dem Oberbergischen Kreis und dem Rheinisch-Bergischen Kreis, verdankt ihren Namen dem Herzogtum Berg.

Die Ämter von Berg

Das Herzogtum war verwaltungstechnisch in Ämter unterteilt, sie hießen:

Amt Löwenburg - Amt Porz - Amt Miselohe - Amt Monheim - Amt Ratingen - Amt Mettmann - Amt Solingen - Amt Elberfeld - Amt Beyenburg - Amt Blankenberg - Amt Bornefeld - Amt Steinbach - Amt Windeck - Herrschaft Schöller - Herrschaft Broich - Herrschaft Hardenberg - Amt Kaster - Amt Bergheim - Amt Jülich - Amt Aldenhoven - Amt Eschweiler - Amt Wilhelmstein - Amt Düren - Amt Nörvenich.

Geschichte

Ursprünge der Grafschaft Berg

Das Herzogtum war beim ersten Erscheinen der Römer von Ubiern, später von Tenkterern und Sigambrern, nach der Völkerwanderung von ripuarischen Franken bewohnt und Grenzland zu den Sachsen. Das Christentum fand hier zuerst um 700 Eingang durch Suitbert, Bedas Schüler, der auf einer Rheininsel bei Düsseldorf das Stift Kaiserswerth gründete.

Die ersten Grafen

Die Vorfahren der Grafen von Berg besaßen das Vogteiamt über die Abteien Deutz, Werden und Siegburg. Die Vögte waren eine Art Schutzpatrone für die großen Güter und Besitzungen. 1068 nennt sich ein Adolf, der zweite dieses Namens, zuerst mit dem Zusatz "vom Berge", aber noch nicht Graf. Erst im Jahr 1101 führt er in einer Urkunde des Kaisers Heinrich IV. (HRR) den Grafentitel. Von diesem Zeitpunkt an wird er Graf Adolf I. von Berg genannt, und man beginnt jetzt mit der Zählung. Adolf I. starb im Jahr 1106.

Nachfolger von Adolf I. wird sein Sohn Adolf II. von Berg. Er regierte von 1106 bis 1160. Er erbaute die neue Burg in Schloß Burg an der Wupper am gleichnamigen Fluss Wupper gelegen (dieser Ort gehört heute zur kreisfreien Stadt Solingen). Die alte Stammburg Burg Berge in Altenberg wurde aufgegeben. Die Liegenschaften rund um die Stammburg wurde den Zisterziensern übergeben, die dort 1133 eine Zisterzienserabtei einrichteten.

Erste Blütezeit - Engelbert II. als Erzbischof

Nachdem Adolf II. im Jahr 1160 Mönch in Altenberg wird, teilen seine beiden Brüder Everhard und Engelbert I. das Erbe, so dass jener Altena, dieser Berg erhielt. Engelbert vermehrte seine Besitzungen bedeutend, nahm am Kreuzzug Kaisers Friedrich I. Barbarossa teil und starb dabei Anfang Juli 1189 bei Kovin in Serbien als zweiter Berger auf dem Wege zum Heiligen Land. Mit seinen Söhnen Adolf III. von Berg (1189-1218) und dem 1225 ermordeten Engelbert II., der als Engelbert I. von Köln dort Erzbischof wurde, erlosch der Mannesstamm.

Das Herzogtum Berg fiel nun an Heinrich von Limburg, Schwiegersohn des Grafen Adolf III. Sein Enkel Adolf V. von Berg (1259-1296) nahm in der Schlacht von Worringen den Erzbischof von Köln, Siegfried von Westerburg, gefangen und erklärte in demselben Jahr (1288) Düsseldorf zur Stadt; er hatte seinen Bruder Wilhelm I. zum Nachfolger. Diesem folgte sein Neffe Adolf VI. von Berg (1308 bis 1348), unter dessen Regierung Berg durch Überschwemmungen, Missernten, Pest und den Krieg zwischen Friedrich von Österreich und Ludwig dem Bayern viel zu leiden hatte.

Berg wird Herzogtum

Da Adolf ohne Kinder starb, fiel die Grafschaft Berg an seine Schwestertochter Margarete, Gräfin von Ravensberg und Gemahlin Gerhards, Sohns des Herzogs Wilhelm von Jülich. Gerhards Sohn Wilhelm II. erhielt 1380 vom König Wenzel für Berg die Herzogswürde und starb 1408. Sein Sohn Herzog Adolf I., zugleich Graf von Ravensberg (1408-1437), erwarb nach dem Tode des Herzog Herzogs Rainald IV. von Jülich und Geldern 1423 ersteres Land. Berg blieb von da an bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts mit Jülich vereinigt.

Nach dem Erlöschen des Jülich-Bergschen Hauses (1511) folgten Fürsten aus dem Haus Kleve, und nach deren Aussterben (1609) erhob sich ein Erbfolgestreit, der damit beendigt wurde, dass die Nachfolge in Jülich und Berg dem Haus Pfalz-Neuburg zufiel.

Von 1652 bis 1690 war Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg der Herzog, sein Sohn Herzog Johann Wilhelm II. (1679-1716), Kurfürst von der Pfalz (1690-1716) folgte ihm nach und ist bis heute in seiner Residenzstadt Düsseldorf und im Bergischen Land als "Jan Wellem" in Erinnerung geblieben. 1742 kam das Land an den Kurfürsten Karl Theodor aus der Sulzbacher Linie und nach dessen Tod 1799 an den Herzog Maximilian Joseph von Pfalz-Zweibrücken, welchem es 1801 im Lüneviller Frieden verblieb.

Berg wird napoleonisch

1806 wurde Berg an Frankreich abgetreten, und Napoleon I. bildete nun daraus ein Großherzogtum unter dem französischen Reitergeneral und Schwager Joachim Murat. 1807 wurden dazu noch die Grafschaften Mark, Tecklenburg und Lingen, das Herzogtum Münster, die Abteien Elten, Essen und Werden geschlagen, so dass das Ganze auf einer Fläche von ungefähr 17,350 km2 878.157 Einwohner zählte, und seit 1808 in vier Departements geteilt wurde: in das Rhein-, das Sieg-, das Ruhr- und das Ems-Departement. Nach Murats Erhebung zum König von Neapel folgte im Großherzogtum, das Düsseldorf zur Hauptstadt hatte, 1809 unter kaiserlicher Vormundschaft ein vierjähriger Neffe von Napoleon I.. Napoléon Louis Bonaparte war der zweitälteste Sohn des Königs von Holland und Bruder Napoleons III.

Das Herzogtum löst sich auf

Bald nach der Völkerschlacht bei Leipzig löste sich das Großherzogtum auf. Die meisten Landesteile fielen zusammen mit dem eigentlichen Herzogtum durch den Wiener Kongreß Preußen zu. Mit den Preußen hielt eine völlig neue Verwaltungsgleiderung Einzug.

Literatur

  • Göcke, Das Großherzogtum Berg unter Joachim Murat, Napoleon I. und Louis Napoleon 1806-1813, Köln 1877
  • Bernhard Schönneshöfer, Die Geschichte des Bergischen Landes, Elberfeld 1908
  • Charles Schmidt, Das Großherzogtum Berg, 1806-1813, Neustadt/Aisch 1999, ISBN 3-87707-3535-5
  • Erich Philipp Ploennies, Topographia Ducatis Montani (1715), zweibändig bestehend aus Buch und Kartenwerk, ISBN 3-87707-074-4



Siehe auch: Bergisches Land