Kurt Binder (* 10. Februar 1944 in Korneuburg, Österreich) ist ein österreichischer Physiker.
Leben
Binder wurde im Zweiten Weltkrieg als Sohn von Eduard Binder und Anna geb. Eppel geboren. Nach dem Schulbesuch 1950 bis 1962 in Wien studierte er von 1962 bis 1967 Physik an der dortigen Technischen Universität. 1969 wurde er am Österreichischen Institut für Kernphysik in Wien promoviert. Er blieb noch einige Monate als Assistent von Gustav Ortner, bevor er Ende 1969 an die Technische Universität München wechselte, wo er bis 1974 bei Heinz Maier-Leibnitz und Herbert Vonach forschte, unterbrochen von einem einjährigen Forschungsaufenthalt am IBM-Forschungslabor Zürich. 1974 war er Research Consultant bei den Bell Laboratories in Murray Hill (USA).
1973 erfolgte ein Ruf der Freien Universität Berlin, den er ablehnte. Ende 1973 habilitierte er sich und war von 1974 bis 1977 Professor für Theoretische Physik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Dann wechselte er an die Universität zu Köln und war gleichzeitig Institutsleiter an der Kernforschungsanlage Jülich. Seit 1983 ist er Professor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist seit 1989 externes Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft.
Seit 1977 ist Binder mit Marlies Ecker verheiratet, mit der er zwei Söhne hat.
Wirken
Forschungsschwerpunkte von Kurt Binder liegen in der Statistischen Physik, der Festkörperphysik und der Materialforschung. Besonders herausragend sind seine Pionierarbeiten zur Monte-Carlo-Methode, die entscheidend dazu beigetragen haben, dass Computersimulationen sich neben der Theoretischen Physik und der Experimentalphysik als ein dritter Zugang zur Analyse thermischer Eigenschaften von Vielteilchensystemen entwickeln konnten. Grundlegende Fortschritte sind ihm dabei u.a. in seinen Untersuchungen zu einer Vielzahl von Phasenübergängen, zu Spingläsern und auf dem Gebiet der Polymerphysik gelungen. Er ist weltweit einer der meistzitierten Physiker.
Binder ist Mitherausgeber zahlreicher physikalischer Fachzeitschriften und seit 1992 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und seit 2005 Mitglied der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Er ist zudem Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft sowie der European Physical Society.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1969 Karoline und Guido Krafft-Medaille der Technischen Universität Wien
- 1993 Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
- 2001 Berni Alder CECAM prize der European Physical Society
- 2003 Staudinger-Durrer-Preis der ETH Zürich
- 2007 Boltzmann-Medaille der International Union of Pure and Applied Physics
- 2007 Ehrendoktorwürde der Marie Curie-Sklodowska Universität in Lublin
Schriften
- Berechnung der Spinkorrelationsfunktionen von Ferromagnetika. Dissertation, 1969
- Beiträge zur statistischen Mechanik des Ising-Modells. Habilitationsschrift, München 1973
- Monte Carlo methods in statistical physics. Springer, Berlin [u.a.] 1979, ISBN 3-540-09018-5
- Applications of the Monte Carlo method in statistical physics. Berlin, Springer 1984, ISBN 3-540-12764-X
- The Monte Carlo Method in Condensed Matter Physics. Springer, Berlin 1992, ISBN 3-540-54369-4
- Theories and mechanism of phase transitions, heterophase polymerizations, homopolymerization, addition polymerization. Springer, Berlin 1994, ISBN 3-540-57236-8
- Monte Carlo and Molecular Dynamics Simulations in Polymer Science. Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-509438-7
- Computer-Simulation von Flüssigkeiten und Festkörpern. Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08753-2
Weblinks
- Vorlage:PND
- Offizieller Internetauftritt
- Informationen auf www.cecam.fr (englisch)
- Mitteilung zur Boltzmann-Medaille 2007
- „Steckbrief" auf isiknowledge.com
Personendaten | |
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NAME | Binder, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 10. Februar 1944 |
GEBURTSORT | Korneuburg, Österreich |