Ein Schirmmacher (in älteren Bezeichnungen auch Umbellarius, Parapluiemacher oder Parasolmacher) entwirft und fertigt Schirme. Der anerkannte Ausbildungsberuf wird in der Gruppe der Holzhandwerker geführt, obwohl in Regen- oder Sonnenschirmen längst viele Metall- und Kunststoffteile verwendet werden. Die Schirmmacher gehören einem mittlerweile seltenen Berufszweig an.

Geschichte
Es handelt sich um eine in der Menschheitsgeschichte sehr alte Tätigkeit, die ein Schirmmacher ausübt. Von ersten Sonnenschirmen wird bereits aus der Zeit der ägyptischen Pharaonen berichtet. Der Schutz vor Unbillen der Witterung durch Schirme war anfänglich Herrschern und Adligen vorbehalten, denn das Produkt hatte seinen Preis. In Südeuropa wurden im 17. Jahrhundert Sonnenschirme bereits in größerem Umfang verwendet. Im 18. Jahrhundert setzte sich der Schirm als Schutz gegen Regen zunächst in England durch, populär gemacht durch Jonas Hanway, und verbreitete sich anschließend in der Bevölkerung Mitteleuropas. [1]
Die große Nachfrage im Biedermeier führte bald zur industriellen Fertigung in Fabriken und der Niedergang selbstständiger Schirmmacher setzte ein. Handwerklich angefertigte Regen- oder Sonnenschirme kosten gegenwärtig deutlich mehr als Industrieprodukte, können aber in Qualität und Haltbarkeit Vorteile haben.
Produktfelder
Klassischerweise werden vom Schirmmacher alle Arten von Regenschirmen (veraltet Parapluie) und Sonnenschirmen (veraltet Parasol) für die Kundschaft hergestellt. Hinzu kommen Schirme für den Garten, für Camper oder die Gastronomie im Freien.
Aufgaben
Der Schirmmacher konzipiert Schirme für jeden gewünschten Zweck. Er erzeugt die dafür erforderlichen Bestandteile wie beispielsweise das Gestell, den Griff oder den Schirmstock, fertigt aus Stoffen die Schirmdecke an und fügt die einzelnen Teile zu einem funktionierenden Produkt zusammen. Der Schirmmacher repariert im Bedarfsfall den Schirm. Er kann Kunden beim Schirmkauf beraten.
Beruf, Aus- und Weiterbildung
Das Handwerk eines Schirmmachers kann in Deutschland in einer dreijährigen Ausbildung erlernt werden. Als Gesellenstück wird an ihrem Ende das Anfertigen eines Schirmes in maximal vier Stunden verlangt. Die Fachkenntnisse werden in einer theoretischen Prüfung vor der Handwerkskammer erfragt und bei ihrem Bestehen der Gesellenbrief ausgestellt. Nach weiterer Ablegung der Meisterprüfung kann sich der Absolvent selbstständig machen. Bestehende Unternehmen verfügen oftmals über ein Ladengeschäft, das die in der angegliederten Werkstätte hergestellten Schirme verkauft.
Fertigkeiten
Der Beruf setzt das Beherrschen verschiedener Techniken voraus.
- Der Umgang mit den Schirmstoffen verlangt unter anderem das Messen, Zuschneiden, Einschneiden, Näharbeiten per Hand oder mittels Maschine, das Dämpfen und gegebenenfalls ihr nachträgliches Imprägnieren.
- Das Gestell erfordert Fachwissen über den Einsatz von Bohrer, Feile und Raspel. Es kann nötig sein, die Einzelteile zu schleifen, in die Drehbank zu spannen, zu fräsen, sie zu verschrauben, zu vernieten oder miteinander zu verzapfen.
- Das Zusammenbauen der Werkstoffe geschieht ferner durch Verleimen oder Verkleben, es muss gebeizt und auch poliert werden. Griffe und Tops sind fachgerecht einzupassen. Das Gestell wird benäht und mit der Schirmdecke versehen.
- Die Aufspannautomatik des Schirms wird durch das Einsetzen und Verstiften von Federn bewirkt. Sein Zusammenlegen und Aufbewahren wird durch einen geeigneten Druckknopf sowie Reißverschluss gesichert.
- Seine kreativen Ideen muss der Schirmmacher in Entwurf und Zeichnungen darstellen und auch Schnittmuster anfertigen können.
Arbeitsmittel
Vom Schirmmacher werden in seiner Werkstätte oder an seinem Arbeitsplatz in einem Produktionsbetrieb bei den Arbeitsschritten verschiedene Werkzeuge verwendet. Die maschinelle Ausstattung kommt ohne Nähmaschine nicht aus.
Zukunft
Die industrielle Anfertigung von Regenschirmen und ausländische Konkurrenz haben dazu geführt, dass Schirmmacher selten geworden sind. Bundesbildungsministerin Annette Schavan will in Deutschland die Zahl der Ausbildungsberufe reduzieren und denkt an die Abschaffung dieses Berufsbildes[2]. Es ist davon auszugehen, dass der Beruf in absehbarer Zeit ausstirbt.
Schirmmuseum
In Italien bietet das „Museo dell’ombrello e del parasole“ in Gignese einen Einblick rund um den Schirm. Dabei wird auch das Leben der Schirmmacher in der Region sowie ihre Arbeitstechniken dargestellt.
Literatur
- Christiane Spary; Parasol- und Parapluimacher: Sozialhistorische Analyse eines regressiven Handwerks; Frankfurt am Main 1995; ISBN 3-631-48340-6
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.kultururlaub.at/sixcms/detail.php?template=det_kultur_tradition_artikel&id=436569&_main=6&_sub=5
- ↑ „Augsburger Allgemeine“ vom 21. Mai 2007