Heðin Brú (*1901 in Skálavík/Färöer, † 1987, eigentlich Hans Jacob Jacobsen) war ein färöischer Schriftsteller.
Heðin Brú gilt als der bedeutendste färöische Romanschriftsteller seiner Generation und wird für seinen frischen und ironischen Stil geschätzt. Sein Roman Feðgar á ferð (deutscher Titel: Des armen Mannes Ehre, in der DDR: Ketil und die Wale) ist Buch des 20. Jahrhunderts auf den Färöern.
Leben und Wirken
Hans fuhr, wie viele seiner Landsleute, in jungen Jahren als Fischer zur See. Nach zwei Jahren an Bord entschied er sich für eine landwirtschaftliche Ausbildung in Dänemark. Zurück auf den Färöern, betätigte er sich als Landwirtschaftsberater. Als solcher kam er im ganzen Land herum und in Kontakt mit der einfachen Dorfbevölkerung, was sein literarisches Werk maßgeblich prägen sollte.
1930 erschien Heðin Brús erster Roman Lognbrá, der von einem Jungen erzählt, wie er in einem färöischen Dorf aufwächst. 1935 kommt der zweite Teil Fastatøkur heraus, wo der inzwischen junge Mann als Fischer auf einer Schaluppe arbeitet. Beide Bücher erschienen 1946 in dänischer Übersetzung unter dem Titel Høgni.
Feðgar á ferð, sein bekanntestes Werk, erschien 1940 auf Färöisch, 1962 auf Dänisch (Fattigmandsære), 1966 auf Deutsch (Des armen Mannes Ehre, Übersetzung der dänischen Ausgabe) und 1970 in den USA auf Englisch unter dem Titel The Old Man and his Sons. Es war der erste Roman, der aus dem Färöischen ins Englische übersetzt wurde. Er erzählt von dem Wandel der bäuerlichen Gesellschaft zu einer modernen Fischereination und den sich daraus ergebenden Generationskonflikten.
1963 erschien mit Leikum fagurt eine Satire auf die färöische Politik zwischen beiden Weltkriegen. Men livið lær (1970) handelt von einem färöischen Dorf um das Jahr 1800, und Tað stóra takið von 1972 führt uns in ein färöisches Dorf um 1900. Neben diesen Romanen schuf Heðin Brú drei Novellensammlungen, zwei Shakespeare-Übersetzungen (Hamlet und den Sturm) und bis zu seinem Tode eine beachtliche Menge an weiteren Übertragungen der Weltliteratur ins Färöische. Zwischen 1959 und 1974 erschien seine sechsbändige färöische Märchensammlung Ævintýr I – VI mit Illustrationen von Elinborg Lützen, die seitdem Bestandteil des färöischen Volkstums ist.
Hans Jacob Jacobsens Sohn Bárður zählt auf den Färöern zu den wichtigsten bildenden Künstlern unserer Zeit.
Werke
- Lognbrá. 1930 (diverse Auflagen)
- Fastatøkur. 1935
- Högni : romanzo delle Faer-Öer; Übersetzung ins Italienische von Piero Monaci. (ohne Ortsangabe) A Mondadori, 1944
- Högni; Übersetzung ins Spanische von Angel Giménez Ortiz. Barcelona: Hispano Americana de Ediciones, 1946 - 325 S.
- Feðgar á ferð. Tórshavn: Varðin, 1940 - 160 S.
- Fattigmandsære; Übersetzung ins Dänische von Gunnvá und Povl Skårup; Vorwort von William Heinesen. Kopenhagen: Gyldendal, 1962 - 146 S.
- Fattigfolk på ferde; Übersetzung ins Norwegische von Ivar Eskeland; Vorwort von William Heinesen. Oslo: Det Norske Samlaget, 1964 - 152 S.
- Des armen Mannes Ehre; aus dem Dänischen übertragen von Alfred Anderau. Zürich: Flamberg, 1966 - 223 S.
- nîsarnarsuíngôk / nugterissok; Übersetzung aus dem Dänischen ins Grönländische von Jørgen Fleischer. Godthåb: Det Grønlandske Forlag, 1967 - 128 S.
- The old man and his sons; Übersetzung ins Englische und Vorwort von John F. West ; Zeichnungen von Bárður Jákupsson. New York: Paul S. Eriksson, 1970 - 203 S.
- Honor biedaka; Übersetzung ins Polnische Henryk Anders und Maria Krysztofiak. Poznañ: Wydawnictwo Poznañskie, 1970 - 154 S.
- Ketil und die Wale; Übertragung aus dem Dänischen von Ernst Walter unter Hinzuziehung des färöischen Originals. Rostock: Hinstorff, 1971 - 192 S.
- Fattigmans heder; Übersetzung ins Schwedische von Birgitta Hylin; Umschlagsbild von William Heinesen. Stockholm: Bokförlaget Pan/Norstedts, 1977 - 137 S.
- Ævintýr; Illustrationen: Elinborg Lützen. Tórshavn: Føroya lærarafelag, 1959-1974 - 6 Bände (färöische Märchensammlung. Die 2. Auflage erscheint seit 1974)
- Føroyingasøga. Übersetzung aus dem Altnordischen ins Färöische von Heðin Brú und Richard Long. Tórshavn: Skúlabókagrunnurin, 1962 - 105 S.
- Leikum fagurt ...; Einbandgestaltung von Bárður Jákupsson. Tórshavn: Eigenverlag, 1963 - 195 S. (diverse Auflagen)
- Men lívið lær. Tórshavn: Varðin, 1970 - 321 S. (diverse Auflagen, zuletzt 2001)
- Tað stóra takið; Umschlagsbild von Bárður Jákupsson. 1. Auflage, Tórshavn: Bókagarður, Emil Thomsen, 1972 - 251 S.
Übersetzungen
Folgende Werke der Weltliteratur hat Heðin Brú in die färöische Sprache übersetzt:
- Anton Pawlowitsch Tschechow: Másin (russ. Чайка). (ohne Verlag und Jahr. In der Landesbibliothek der Färöer vorhanden, 59 Blätter)
- William Shakespeare: Harðveðrið (engl. The Tempest). Tórshavn: Varðin, 1964
- William Shakespeare: Hamlet, prinsur av Danmørk (engl. Hamlet, Prince of Denmark). Tórshavn: Varðin, 1969 - 244 S.
- Henrik Ibsen: Hedda Gabler. Sjónleikur í fýra pørtum. Tórshavn: Havnar sjónleikarfelag, 1969 - 108 S.
- Knut Hamsun: Vælferðin; Zeichnungen von Bárður Jákupsson. Tórshavn: Bókagarður, Emil Thomsen, 1972 - 326 S.
- William Heinesen: Móðir Sjeystjørna; Titelbild von William Heinesen. Tórshavn: Emil Thomsen, 1975 - 135 S.
- Fjodor Michailowitsch Dostojewski: Tey á Steffansleiti. Tórshavn: Emil Thomsen, 1977 - 238 S.
- Fjodor Michailowitsch Dostojewski: Karamasovbrøðurnir; Umschlagsbild von William Heinesen. Tórshavn: Bókagarður, 1978 - 3 Bände
- Münchhausen greivi - sigur frá; Zeichnungen von Zacharias Heinesen. Tórshavn: Føroya lærarafelag, 1978 - 175 S.
- Brüder Grimm: Tann stóra ævintýrbókin. Tórshavn: Føroya lærarafelag, 1981 - 125 S.
- Emily Brontë: Harðförar hæddir (engl. Wuthering Heights); Titelbild von William Heinesen. Tórshavn: Bókagarður, Emil Thomsen, 1984 - 376 S.
- Astrid Lindgren: Søgur; Übersetzungen ins Färöische von Heðin Brú et al. Velbastað: Dropin, 1986 - 263 S.
- Brüder Grimm: Ævintýrbókin; Übersetzungen ins Färöische von Heðin Brú et al. Tórshavn: Føroya lærarafelag, 1989 - 251 S.
Weblinks
- RIT.fo - Faroese Writers' Association (englisch)