Drei Wochen in Jerusalem

Film von Amos Kollek (1993)
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Drei Wochen in Jerusalem von Amos Kollek

Inhalt des Films

Der Film „Drei Wochen in Jerusalem“ ist ein Politikthriller mit dokumentarischen Elementen. Der Film beginnt damit, dass eine Frau einen Anhalter mitnimmt, der ein Soldat ist und nun nach Hause will. Die Frau, Faye Milano (gespielt von Faye Dunaway, ist eine amerikanische Journalistin und wurde von ihrer Zeitung nach Jerusalem geschickt, um dort drei Wochen vor Ort über die israelisch-palästinensische Konfrontation zu berichten. Als der Anhalter im Laufe des Gesprächs anfängt, der Journalistin Avancen zu machen, da er seit seinem Militärdienst nun schon lange nicht mehr mit einer Frau gesprochen hat, lässt diese ihn prompt aussteigen. Zu Beginn ist Faye pro-palästinensisch eingestellt, da sie denkt, dass die Palästinenser die Opfer des Konflikts sind. Sie fühlt sich in ihrer Annahme bestätigt, als sie später Zeuge wird, wie israelische Polizisten auf kleine palästinensische Kinder einschlagen. Als ein Mädchen den Soldaten entkommt, versucht Faye ihr zu helfen, doch das Mädchen spuckt ihr einfach ins Gesicht und läuft davon. Es gelingt Faye, Bilder für einen Bericht von dem gewalttätigen Vorgehen der israelischen Polizisten, zu schießen. In einem Lokal versucht sie Kontakte herzustellen, die für ihre Recherchen erforderlich sind. Hier trifft sie plötzlich den Anhalter und erfährt, dass er der Neffe des Bürgermeisters von Jerusalem ist und David heißt. Als sie von einem Vorfall hört, bei dem ein palästinensischer Junge von Israelis erschossen wurde, versucht mit Mosches Hilfe, Kontakt zu den Angehörigen herzustellen, um darüber zu berichten. In dem Gespräch erzählt Schafik, der Vater des Opfers, dass eine israelische Frau einen Spender für eine Herztransplantation gesucht hatte und sein Sohn, der im Sterben lag, der einzige potentielle Spender war. Als die Ärzte anriefen und um eine Erlaubnis dafür baten, sei Mustafa, sein ältester Neffe, an das Telefon gegangen und habe die Bitte verweigert, was Schafik im Gegensatz dazu angeblich nicht gemacht hätte. Dadurch gewinnt Faye an Sympathie für die Palästinenser. Leider ist der Bericht für die Redaktion nicht brisant genug. Die Reporterin versucht es daraufhin mit einem Interview mit dem Bürgermeister von Jerusalem, welches David arrangiert, was sich aber ebenfalls als nicht sensationell genug erweist. Jedoch ist der Bericht über die israelischen Polizisten, die kleine palästinensische Mädchen geschlagen haben, ein Volltreffer, was aber auch negative Konsequenzen nach sich zieht. Die israelische Militärzensur fordert nun, dass alle Berichte zuerst vorgelegt werden müssen, bevor sie an die Öffentlichkeit kommen. Nun erfährt die Journalistin, dass Schafik ein wichtiger Führer der Intifada ist und deshalb in den Libanon abgeschoben wird. Sie kann es kaum glauben, da sie von ihm sehr freundlich aufgenommen und bewirtet wurde, als sie das Interview mit ihm führte. Bei einem Besuch wird sie sogar Zeuge, wie Mustafa, der ebenfalls ein wichtiger Führer der Intifada ist, von israelischen Soldaten abgeführt wird. Ihre Gefühle für die beiden Exponenten der verfeindeten Gruppen und ihr Verständnis für deren Haltung stürzen die Reporterin in einen inneren Konflikt. Sie weiß nun nicht mehr, wem sie glauben schenken kann und wer hier nun wirklich das Opfer ist. Im darauf folgenden Interview erklärt ein fanatischer Rabbi, dass er die Araber hasst, weil sie sein Land wollen. In Nablus wird Faye Zeuge, wie arabische Kinder israelische Soldaten attackieren, die Soldaten sich aber nicht zur Wehr setzen und einzig und allein von einem amerikanischen Juden vertrieben werden. Hier wird sie auch Zeuge, wie Israelis ein Haus der Araber sprengen, da ein Familienmitglied Beziehungen zur Intifada besaß. Dadurch, dass Faye von der Abführung Mustafas Bilder an die Öffentlichkeit gebracht hatte, wird ein Soldat, der auf dem Foto die Waffe an Mustafas Kopf hält, von Palästinenser umgebracht. Die Militärzensur zieht nun den Presseausweis von Faye ein, da sie sich nicht an die Vorgaben gehalten hat. Die Journalistin erfährt nun von einem Attentat, bei dem ein Bus von Arabern angegriffen wurde und dabei eine Mutter und drei Kinder getötet worden sind. Als Reaktion darauf wurden einige Palästinenser von Israelis brutal zugerichtet. Auch erfährt sie von einem kleinen palästinensischen Jungen, der angeblich von israelischen Soldaten schwer verletzt wurde und nun im sterben liege. Es gelingt ihr ein Bild von dem Jungen zu machen. Mit Davids Hilfe kann sie sich noch einmal mit Mustafa treffen. Unterwegs erzählt David, dass Israel früher noch unschuldig war und man auch bereit war für dieses Land zu sterben, jetzt hätten sich die Zeiten leider geändert. Von Mustafa erfährt Faye, dass Schafik beim Versuch der heimlichen Rückkehr aus seinem Exil verraten und getötet wurde. Faye gewinnt langsam Sympathie für die Palästinenser. Am Ende des Gesprächs nötigt Mustafa sie, eine Notiz an eine Person zu überbringen. Faye erkennt zu spät, dass Mustafa sie missbraucht hat, um einen Deserteur umbringen zu lassen. Faye ist geschockt und will Israel unverzüglich verlassen. In der Redaktion erfährt sie, dass der palästinensische Junge aus dem Krankenhaus nicht durch israelische Soldaten verletzt wurde, sondern sich eine Brandverletzung zugezogen hatte und daraufhin ins Krankenhaus geflogen wurde. Sie merkt, dass man sie vorsätzlich mit falschen Informationen versorgt hatte, doch eine Korrektur des Artikels ist nicht mehr möglich, da die Zeitung sich schon im Druck befindet. David besucht Faye und sagt, dass sie anders ist als alle Frauen, die er kennt. Als sie sich mit ihm auf eine Fahrt begibt, geht plötzlich ein Reifen kaputt und muss eingetauscht werden. In der Zwischenzeit macht Faye Bilder von Davids Tochter. Ein palästinensischer Junge kommt und will das Plüschtier von Davids Tochter gegen seinen alten Fußball tauschen, doch sein Wunsch wird ihm nicht erfüllt. Davids Tochter hat nun ein dringendes Bedürfnis und will sich erleichtern. Ihr Vater geht mit ihr dazu weg, während Faye alleine im Auto wartet. Kurze Zeit darauf erscheinen arabische Kinder mit dem Jungen, der seinen Fußball tauschen wollte und beginnen am Auto zu randalieren. Faye lässt sich nichts anmerken und versucht die bedrohlichen Gebärden der Kinder und Jugendlichen zu ignorieren. Doch als ihr der Fotoapparat entwendet wird und alle Versuche einer Kommunikation scheitern, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Die Ausschreitungen der Jugendlichen nehmen zu. Faye kann nur zusehen, wie das Auto von außen mit Steinen und Stöcken bearbeitet wird. Sie erinnert sich, eine Pistole in Davids Handschuhfach gesehen zu haben. Faye nimmt die Waffe zur Hand und steigt aus dem Auto. Auf dem Auto erhebt sich ein Jugendlicher mit einem Felsbrocken in der Hand und ist im Begriff, diesen auf Faye zu schleudern. Diese erkennt die prekäre Lage und zielt mit der Pistole auf den Palästinenser. An dieser Stelle endet der Film.

Analyse des Protagonisten Mustafa

Mustafa erweist sich im Film als ein typischer Vertreter der Palästinenser. Schon als er das erste Mal in Erscheinung tritt, nämlich als Schafik berichtet, dass Mustafa die Anfrage des Krankenhauses bezüglich der Herztransplantation für eine jüdische Frau ablehnt, wird klar, dass er ein fundamentalistischer, extremer Palästinenser ist. Er fühlt nicht mit, wenn Israelis vom Leid getroffen werden, im Gegenteil, es ist ihm sogar recht. Er begründet seinen Hass auf die Israelis damit, dass sie ihm „sein Land“ nehmen wollen. Er sieht die Palästinenser als die rechtmäßigen Erben des Landes, da ihre Vorfahren schon lange in diesem Land leben und sich damit verbunden fühlen. Die Anerkennung eines palästinensischen Staates ist ihr gutes Recht, davon ist Mustafa fest überzeugt und versucht auch den Rest der Welt zu dieser Einsicht zu bringen. Um die Öffentlichkeit auf dieses Problem aufmerksam zu machen und für seine Sache zu bekehren, ist ihm jedes Mittel Recht. Sein persönlicher Beitrag dazu sind die Aktivitäten in der Intifada. Schafik ist ein Mitglied von Rang in dieser Bewegung, was ja auch der Grund ist, weshalb dieser ins Exil geschickt wird. Der Weltöffentlichkeit versucht sich Schafik und seine Familie als Opfer zu präsentieren, dieses Ziel erreichen sie unter anderem dadurch, dass sie der Journalistin Faye gastfreundlich erscheinen und den Verlust ihres Sohnes, der bei einem Attentat ums Leben gekommen ist, instrumentalisieren. Es ist geradezu grotesk, wie der Tod des Sohnes genutzt wird, um Israel als zynischen, gewalttätigen und palästinenserfeindlichen Moloch darzustellen. Um seine Denunziationen zu verifizieren, lügt er Faye sogar vorsätzlich an, er nutzt die Presse als Bühne für seine Zwecke aus. Er erzählt Faye, dass der schwer verletzte palästinensische Junge im Krankenhaus ein Opfer der israelischen Willkür sei. Damit versucht er seine Opferrolle zu bekräftigen und seinen Hass auf die Juden rational verständlich zu machen. Typisch ist auch, dass Mustafa nach seiner Freilassung als Held von seinen Anhängern gefeiert wird. Mustafa ist skrupel- und kompromisslos, wenn es um die Bestrafung von Deserteuren geht. Dazu missbraucht er sogar Faye. Er schickt sie unter einem Vorwand zu einem Palästinenser und lässt diesen dann umbringen, als er Faye die Tür öffnet. Für seinen Kampf ist ihm nichts zu teuer und nichts zu wertvoll, so hat es zumindest den Anschein, da er trotz der Ermordung Schafiks nicht aufgibt, für die Souveränität und Anerkennung seines Volkes und die Vernichtung seines Feindes Israel mit allen Mitteln zu kämpfen. Dabei weiß er genau, dass er jederzeit Gefahr läuft, das gleiche Ende zu erleiden wie es bei Schafik der Fall war. Doch Mustafa ist zu keinen Kompromissen bereit, für ihn gibt es keinen Mittelweg.


Trägt der Film dazu bei den Nahostkonflikt verstehbarer zu machen?

Meiner Meinung nach eignet sich der Film sehr gut dazu, den Nahostkonflikt besser verstehbar zu machen. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Zum einen macht dieser Politikthriller die Beschäftigung mit diesem Thema interessanter, da man nicht alles nur selber lesen und sich das ganze im Kopf imaginär vorstellen muss, sondern in realistische Szenen eingeführt wird, die als Schauplatz auch wirklich diese Region nutzen. Die intelligente Kombination von künstlerischer Interpretation und Freiheit mit realen Tatsachen und Fakten ist geschickt gemacht und hilft so, dem Zuschauer sein Hintergrundwissen zu erweitern. Auch, dass der Regisseur echte Palästinenser und Israelis in dem Film auftreten lässt, verleiht dem Film mehr als nur einen Hauch von Authentizität. Die Einbettung der Interviews mit Vertretern aus beiden Lagern zeigt, dass der Nahostkonflikt ein wirkliches und nicht nur ein vom Regisseur inszeniertes Problem ist. Sehr gut finde ich, dass man hier eine Verknüpfung geschaffen hat, zum Beispiel ist der Bürgermeister im Film auch der tatsächliche Bürgermeister Jerusalems und Amos Kollek, der die Rolle Davids im Film spielt, auch tatsächlich der Neffe dessen. Zum anderen trägt der Film gut dazu bei den, Nahostkonflikt verstehbarer zu machen, weil er nicht nur Statistiken und Zahlen vorlegt, sondern die tatsächlichen Auswirkungen des Konflikts auf einen kleinen Personenkreis begrenzt. Hier wird das Schicksal einiger Personen und Familien betrachtet, dadurch wird dem Schicksal ein Gesicht verliehen. Man sieht dabei auch deutlich, welche Auswirkungen der Konflikt im Alltagsleben der Betroffenen hat, wie diese damit leben und damit umgehen. Beide Seiten werden gerecht dargestellt, was meiner Vermutung nach eine Herausforderung für einen israelischen Regisseur ist. Es gibt nicht den Bösen oder die Guten. Es wird ganz klar gezeigt, dass beide Seiten Schuld und Verantwortung tragen. Der Zuschauer kann sich selbst seine Meinung bilden, da das Ende offen bleibt und es zu keinem endgültigen Urteil kommt. Durch das offene Ende wird der Zuschauer dazu animiert, sich selbst Gedanken zu machen und für sich zu entscheiden, inwieweit die einzelnen Seiten Schuld tragen oder sich rechtfertigen dürfen. Eine Herausforderung ist auch sicherlich, dass der Film während der Intifada gedreht wurde und es somit nicht ganz unbedenklich für alle Beteiligten gewesen ist, über ein aktuelles und brisantes Thema einen Film zu drehen. Dass der Konflikt auch eine sehr starke irrationale Komponente beinhaltet, kommt zum Beispiel dadurch zum Vorschein, dass keine Seite bereit ist, Kompromisse einzugehen, oder, dass kleine Kinder Soldaten mit Steinen bewerfen und sich eigentlich gar nicht bewusst sind, warum sie das tun. Der Film ist originell und hat eine politische Bedeutung ohne dies zu offensichtlich zu thematisieren.


Quellen:

Film: Drei Wochen in Jerusalem