Einrad

Fahrzeug, auch Sportgerät und Artistenwerkzeug
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Das Einrad ist ein mit Muskelkraft angetriebenes Pedalfahrzeug, das vor allem als Sportgerät, aber auch von Artisten im Zirkus oder Varieté genutzt wird. Da es - wie der Name sagt - nur ein Rad besitzt, muss der Fahrer es aktiv in einer labilen Balance halten. Er sitzt dabei freihändig auf einem Bananensattel senkrecht über der Radnabe und tritt zwecks Bewegung und Balance in die Pedale - ähnlich wie beim Fahrrad. Durch das so genannte Pendeln bei dem der Einradfahrer das Rad eine halbe Umdrehung vor- und zurück bewegt kann das Einrad auch auf der Stelle gehalten werden. Sehr gute Einradfahrer können jedoch auch lange ohne Pedalbewegung auf dem Rad balancieren.

Einrad 24 Zoll

Die Kurbeln sind über die Tretlagerwelle fest mit der Radnabe verbunden. Anders als beim Fahrrad gibt es keinen Freilauf - gebremst wird daher durch Muskelkrafteinwirkung auf das Pedal gegen die Drehrichtung der Kurbel.

Normale Fahrradteile eignen sich nicht ohne weiteres, um daraus ein Einrad zusammenzubauen, da sie anders geformt sind (Sattel, Gabel) oder den Belastungen, die beim Einrad aufgrund der Kraftverteilung auf nur ein Rad an manchen Stellen höher ausfallen als beim Fahrrad, nicht stand halten (Speichen).

Einräder gibt es in verschiedenen Größen, von Miniatureinrädern mit einer Radgröße von 12 Zoll bis zu großen Einrädern mit einem Raddurchmesser von 50 Zoll. Die verbreitetsten Größen sind 20 und 24 Zoll. Kleinere Einräder sind wendiger und eignen sich so besser für Einradtricks, größere Einräder laufen ruhiger und ermöglichen höhere Geschwindigkeiten. Ähnlich verhält es sich mit der Kurbellänge: kürzere Kurbeln ermöglichen eine schnelle, kraftvolle Beschleunigung, z.B. gut für das Fahren von Pirouetten, lange Kurbeln bieten eine bessere Hebelwirkung, gut fürs Geländefahren. Einräder mit einer eckigen Gabel ermöglichen es, bei verschiedenen Tricks die Füße darauf zu stellen.

Neben dem normalen Einrad gibt es noch ein Hoch-Einrad oder Hochrad, auch Giraffe genannt. Beim Hoch-Einrad ist das Tretlager nach weiter oben verlegt und über eine oder zwei Ketten mit der Radnabe verbunden.

Routinierte Einradfahrer bewegen sich auf dem Einrad so sicher wie Fußgänger und bewältigen problemlos auch längere Strecken; es gibt z.B. Berichte zu einer Fahrt über die Alpen und auch über die Durchquerung der USA. Dazu wurden Einräder mit besonderen Satteln und Handbremsen ausgestattet.

Auf dem Einrad lassen sich verschiedene Einradspiele und Sportarten betreiben, wie z.B. Hockey als Einradhockey oder Basketball als Einradbasketball. Ebenfalls werden Trials gefahren, oftmals mit speziellen, besonders robusten "Trialeinrädern" oder "Mountain Unicycles" (MUnis). (Vgl. Mountain Bike.)

Regelmäßig finden Einradwettkämpfe, z.B. die Unicon, und auch Einradconventions statt. In Wettkämpfen gibt es verschiedene Diziplinen wie Einradrennen und Einradküren.

Regelmäßige Einradtreffen in Deutschland finden bei unterschiedlichen Vereinen, KiZi und Universitäten statt.

Einradtricks

  • Pendeln: Sich auf dem Einrad auf der Stelle halten, indem der Reifen durch eine "Pendelbewegung" kurz hin-und her bewegt wird.
  • Einbeinig Pendeln: Der obere Fuß befindet sich statt auf dem Pedal auf der Gabel oder wird vor dem Rad ausgestreckt.
  • Einbeinig Fahren: Fußposition wie beim einbeinigen Pendeln und mit dem unteren Fuß holt man soviel Schwung, dass der obere die ganze Fahrt an der Gabel bleibt.
  • Sattelfrei fahren: Der Sattel wird hinter oder vor dem Körper festgehalten, ohne dass man selber auf dem Sattel sitzt.
  • Wheel Walking: Beide Füße befinden sich vorne auf dem Reifen eines Rades. Dieser wird durch kleine "Tippelbewegungen" langsam angedreht.
  • Springen: Der Sattel wird zwischen den Oberschenkeln eingeklemmt oder mit den Händen gehalten. Durch Druck auf beide Pedale kann der Einradfahrer samt Rad hochspringen und auf der Stelle hüpfen. Bei Meisterschaften werden Wettkämpfe im Hochsprung ausgetragen. Das Springen ist auch eine wichtige Technik im Einrad-Trial und MUni.
  • Stand up: Beim stand up steht man mit einem Fuß auf der Gabel und treibt mit dem anderen den Reifen an. Das geht entweder vorwärts, das ist dann so wie 1ft wheel walk im stehen oder rückwärts, dass ist dann so wie kosh kosh im stehen.


Einradrennen

Einradrennen werden in unterschiedlichen Disziplinen ausgetragen:

  • 100m, 400m, 800m, 10 km, Halbmarathon, Marathon, Staffel
  • Einbein
    • Einrad einbeinig fahren.
  • Radlauf
    • Beim Radlauf wird das Rad nicht wie üblich mit den Pedalen angetrieben, sondern direkt mit den Füßen auf dem Rad "gelaufen".
  • Obstacle
    • Hindernisparcour
  • Coasting/Gliding
    • Beim Coasting wird ohne zu treten gerollt, dabei stehen beide Beine auf der Gabel. Das Gliding erfolgt analog, nur darf hier ein Fuß auf dem Rad schleifen.
  • Hochsprung/ Weitsprung
  • langsam Vorwärts/Rückwärts

Diese Disziplinen sind weltweit anerkannt und werden in Meisterschaften, Cups, Einradtagen, Eurocycles und Unicons durchgeführt.

Wettkampfbestimmungen für das Einradfahren des BDR (Ausgabe 3/2002)]

Literatur

  • Sebastian Höher: Einradfahren. Rowohlt Hamburg 1994 (ISBN 3499186543)
  • Björn Dinklage - Bettina Bardell: Die Kunst des Einradfahrens. Edition Aragon (ISBN 3-89535-405-8)