Steinmetz

Steinmetzen oder Steinbildhauer (lat.: Aciscularius) bearbeiten Naturwerkstein und Kunstwerkstein mit Werkzeugen und Maschinen.
Überblick
Der Beruf des Steinmetz ist einer der ältesten Handwerkerberufe und reicht bis weit vor die antiken Hochkulturen zurück. Im Mittelalter waren Steinmetzen häufig in einer Bauhütte organisiert. Von ihnen kennt man Steinmetzzeichen, persönliche Zeichen, die die von ihnen bearbeiteten Werksteine markierten. Seit dem Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert war es bei den Steinmetzen üblich, dass ein Geselle nach der Lehrzeit auf die Walz ging.
Seit den 50ger Jahren hat sich der Beruf der Steinmetzen und Steinbildhauer in folgende Tätigkeitsfelder aufgeteilt:
Grabmal
Bau (Naturstein-Treppen, -bodenbeläge, -fensterbänke, -fassaden, -küchenarbeitsplatten und -waschtische)
Gartengestaltung (Natursteinmauern, -plastiken, -brunnen)
Denkmalpflege und Steinrestaurierung von historischen Bauten (siehe z.B. Frauenkirche Dresden und Schloss Berlin)
Steinbildhauerei (sowohl freie Steinbildhauerei oder auch Rekonstruktion in der Denkmalpflege)
Pflasterarbeiten (ist ein eigener Ausbildungsberuf)
Straßen-, Wege- und Brückenbau (soweit Naturwerkstein verwendet wird)
Heute ist es (in Deutschland) ein handwerklicher Ausbildungsberuf (um die 1.400 Lehrlinge in etwa 5.000 handwerklichen Steinmetzbetrieben) mit dreijähriger Ausbildung, die mit dem Anfertigen eines Gesellenstückes sowie einer theoretischen und praktischen Prüfung endet. Dieser handwerkliche Ausbildungsberuf unterscheidet zwei Fachrichtungen, in Steinmetz oder Steinbildhauer. In den beiden ersten Ausbildungsjahren erlernt der Steinmetz und der Bildhauer gleiche Ausbildungsinhalte. Im dritten Ausbildungsjahr erfolgt die entsprechende Spezialisierung, die dann themenbezogen in einem Gesellenstück (heute Prüfungstück 1 genannt, das der Prüfling frei wählen kann) und in einer Arbeitsprobe (heute Prüfungsstück 2 genannt, das dem Prüfling als Thema von der Prüfungskommission vorgegeben wird) als Abschlussprüfung endet. Man kann vereinfacht sagen, dass der Steinbildhauer plastische Steinstücke (Steinfiguren, freie Kunst aus Stein) formt, die sich Messmethoden wie Winkel und Meterstab entziehen; und der Steinmetz erarbeitet Werkstücke (massive Baustücke, Grabmale), die mit Winkel und Meterstab vermessen werden können.
Nach bestandener Gesellenprüfung kann ein Geselle sich im Handwerk weiterbilden und Ausbildungstätten besuchen, die mit einer Meisterprüfung abschließen. Im Bundesgebiet gibt es folgende Ausbildungsangebote im Handwerk anbieten (hier vom Norden nach Süden aufgelistet): Königslutter (Niedersachsen); Demitz-Thumitz (Sachsen); Soest, Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen); Mainz, Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz); Wunsiedel, Aschaffenburg, München (Bayern) und Freiburg (Baden-Württemberg).
Nach einem erfolgreichen Abschluss zum Meister im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk gibt es die Möglichkeit sich zum Restaurator im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in Wunsiedel oder in Königslutter fortzubilden.
Daneben gibt es den Ausbildungsberuf des Naturwerksteinmechaniker, Steinmetz und Bildhauer (ca. 60 Auszubildende in ca. 130 Steinindustriebetrieben) . Wobei der Beruf der Naturwerksteinmechaniker wiederum in 3 Bereiche untergliedert wird und diese Ausbildung der Industrie zugeschrieben wird und nicht dem Handwerk. Der Naturwerksteinmechaniker macht seine Facharbeiterprüfung im Schleiftechnik-, im Steinmetztechnik- oder im Maschinentechnikbereich,
Die Steinmetzen sind im heutigen Handwerk eine der wenigen Berufsgruppen, die noch viel Wert auf ihre Traditionen legen. Sieht man auf der Straße einen mit grauer Hose und Weste und meist schwarzem Jackett bekleideten jungen Mann unterwegs mit Schlapphut, Stenz und Bündel, ist das einer der Wanderburschen, von denen nur noch einige Hundert pro Jahr in Europa und Übersee unterwegs sind (nicht zu verwechseln mit den Zimmerleuten auf der "Walz" - eine ähnliche Tradition von Handwerkerburschen).
Handwerkszeug
Die Werkzeuge des Steinmetzen und Steinbildhauers für die Bearbeitung des rohen Werksteins sind typischerweise an ihren Spitzen gut verstählt und aus Eisen. Die im Steinbruch erfolgende rohe Bearbeitung nennt man Bossieren, während auf dem Werkplatz der Quader mit dem Zweispitz, der Fläche, dem Scharriereisen, dem schlag- und Beizeisen, Krönel und Stockhammer eine weitere Zurichtung erfährt. Typische Werkzeuge sind
- Hämmer: Knüpfel aus Holz, Metall oder Gummi, Fäustel
- Grobbearbeitung: Steinspaltwerkzeuge, Beizeisen, Sprengeisen (Pitscher, Prelleisen), Schlageisen, Spitzeisen, Zahneisen, Zweispitz
- Oberflächenbearbeitung: Scharriereisen, Steinbeil (Fläche), Zahnfläche, Krönel, Stockhammer, Steinhobel, Elektrische/Pneumatische Handschleifmaschine, Elektrische/Pneumatischer Winkelschleifer (Flex)
- Schrifteisen
- Meßwerkzeug: Winkel, Zirkel, Richtscheit, Punktiergestell
Siehe auch Oberflächen von Naturwerkstein
Steinmetzzeichen
Steinmetzzeichen ist meist ein geometrisches oder ornamentales, manchmal monogrammatisches Zeichen als persönliches Signum eines Steinmetzen, um die Abrechnung von Steinmetzarbeiten zu erleichtern, oder auch als Gütezeichen. Steinmetzzeichen kommen seit der Antike vor, werden aber erst in spätromanischer Zeit allgemein gebräuchlich. In der Gotik führt jeder Steinmetz als Angehöriger einer Bauhütte ein entsprechendes, persönliches Steinmetzzeichen, welches ihm von seinem Meister vergegeben wird. Dieses Zeichen ist vom Aussehen her an das des Meisters angelehnt, entspringt dem gleichen geometrischem Schlüssel, unterscheidet sich jedoch geringfügig. JEDES Steinmetzzeichen passt in einen der vier geometrischen Grundschlüssel. Als da wären: Triangulatur, Dreipaß, Quadratur, Vierpaß. Vor allem bei spätgotischen Bauten trägt jeder verbaute Stein ein Zeichen. Die leitenden Meister brachten ihr Zeichen im Schild an, das sogenannte Meisterzeichen.
Literatur
- Schneider Über die Steinmetze, 1872
- Max Hasak Haben Steinmetze unsere mittelalterlichen Dome gebaut?, 1895
- L. Schwarz Die deutschen Bauhütten des Mittelalters und die Erklärung der Steinmetze, 1926
- E. Weiß Steinmetzart und Steinmetzgeist, 1927
- R. Wissel Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, 1929
- R. Thiele Steinmetzarbeiten in der Architektur, Fachbuchverlag 1957, ISBN B0000BOJWM
- Kurt Müller: Sie formten den Stein. Nürnberger Steinmetzen beim Wiederaufbau. Zum Gedenken an
- Jakob Schmidt. In: Nürnberger Altstadtberichte, Hrsg.: Altstadtfreunde Nürnberg e.V., Heft 9 (1984)
- Günther Mehling, "Natursteinlexikon", Verlag Georg Callwey, München, 3. Auflage, 1986
- Theodor Krauth, Franz Sales Meyer, Das Steinhauerbuch, Die Bau- und Kunstarbeiten des Steinhauers, Schäfer-Verlag, Hannover; Auflage 03/2001 (Reprint nach d. Orig. v. 1896)