Leingarten

Stadt in Deutschland
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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Leingarten ist eine Gemeinde im Landkreis Heilbronn (Baden-Württemberg), die im Zuge der Gemeindereform am 1. Januar 1970 aus dem Zusammenschluss der Gemeinden Großgartach und Schluchtern entstand.

Geografie

Geografische Lage

Leingarten liegt im Westen des Landkreises Heilbronn an der Lein, einem linken Nebenfluss des Neckars, am Fuße des Heuchelbergs.

Nachbargemeinden

Nachbarstädte und -gemeinden Leingartens sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Osten): Heilbronn (Stadtkreis), Nordheim und Schwaigern (beide Landkreis Heilbronn).

Gemeindegliederung

Leingarten besteht aus den Ortsteilen Großgartach und Schluchtern, die heute für nicht urstammige Einwohner und Besucher praktisch nahtlos zusammengewachsen sind. Trotzdem bestehen die zwei Orte noch heute in den Köpfen der Einwohner aus den Ortsteilen Schluchtern und Großgartach. Dieses Verhalten ist auf den Streit zwischen den beidern Orten, vor 1970 zurückzuführen. Somit sind die einzelnen Bewohner stolz auf Ihre Heimat.

Geschichte

Bereits in der Jungsteinzeit war die Gegend besiedelt. Davon zeugen Funde des Heilbronner Geologen Alfred Schliz von Hausgeräten aus Ton, deren charakteristische Verzierungen nach ihrem erstmaligen Fundort als Großgartacher Kultur (4800 bis 4600 v.Chr.) in der Fachwelt bekannt sind und zur Stichbandkeramischen Kultur gehören.

Im Lorscher Codex wird Großgartach vermutlich als Gardaha im Jahr 765 erstmals erwähnt. Aufgrund der Namensgleichheit zu Kleingartach und Neckargartach ist die Zuordnung von frühen Quellen zweifelhaft. Die erste gesicherte Zuordnung datiert auf 988 mit Mihelingarda (Michelgartach = Großgartach). Schluchtern wird im Jahr 767 als Slutra, 783 als Shlothrun und 793 als Sloctra erwähnt.

Den Ursprung der heutigen Gemeinde bildet der Siedlungskern von Großgartach, eine ursprünglich fränkische Hofsiedlung. Schluchtern war eine von Großgartach ausgehende Siedlungsgründung. Eine Kirche auf dem Michaelsberg bei Schluchtern ist seit 793 bezeugt. Die Ortsherrschaft in Großgartach lag um 1100 bei den Grafen von Lauffen, die örtliche Güter 1122 zur Ausstattung des neugegründeten Klosters Odenheim einbrachten. Ab dem hohen Mittelalter hatten die Grafen von Neipperg bedeutenden Besitz und Patronatsrecht in Schluchtern, auf sie geht vermutlich auch der Bau der Schluchterner Kirche um 1250 zurück. Das Patronatsrecht in Großgartach dagegen lag seit dem 12. Jhd. beim Kloster Odenheim.

Die Ortsherrschaft in Schluchtern kam im 13 oder 14. Jahrhundert an die Herren von Weinsberg, die Schluchtern 1403 an Ulrich von Heinberg veräußerten, dann jedoch wieder in den Besitz des Ortes kamen und diesen 1431 an die Kurpfalz verkauften, wo der Ort dem Amt Mosbach zugeschlagen wurde. Großgartach dagegen war bereits 1376 teilweise an Württemberg gekommen, so dass der Württembergische Landgraben als Grenzbefestigung mit Landturm in Großgartach die Orte trennte. Kirchlich blieben die Orte zunächst verbunden, da Schluchtern eine Filialkirche von Großgartach blieb.

Zur Zeit der Reformation wurde in Großgartach bereits um 1530 lutherisch gepredigt und von den württembergischen Landesherren 1535 der lutherische Glaube eingeführt. Schluchtern wurde mit der Kurpfalz bis 1556 ebenfalls lutherisch, ab 1559 jedoch kalvinistisch und im 17. Jahrhundert mit der Rückkehr der Kurpfalz zum Katholizismus wurden auch wieder Katholiken geduldet.

Im Dreißigjährigen Krieg und dem nachfolgenden Pfälzischen Erbfolgekrieg hatten Großgartach und Schluchtern wie die meisten Orte der Umgebung stark zu leiden. Das teilweise entvölkerte Schluchtern wurde durch die Ansiedlung von Auswanderern wieder bevölkert, wodurch insbesondere die katholische Gemeinde des Ortes erstarkte.

1803 fiel Schluchtern kurzzeitig an das Fürstentum Leiningen und von dort 1806 an Baden, während die umliegenden Gebiete an Württemberg gingen, so dass Schluchtern nun eine badische Enklave in Württemberg war. Mehrere Anläufe beider Seiten, den Ort an Württemberg zu übertragen, blieben ohne Ergebnis. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, am 25. Juni 1945, verfügte die amerikanische Besatzungsmacht, dass die Gemeinde fortan dem württembergischen Landkreis Heilbronn unterstehe. Nach der Bildung Baden-Württembergs wurde diese Übertragung noch einmal durch ein Landesgesetz bekräftigt.

Großgartach seinerseits war 1803 gemeinsamer Besitz von Baden und Württemberg geworden, der badische Anteil wurde jedoch 1806 an Württemberg abgetreten.

Am 1. Januar 1970 vereinigten sich Schluchtern und Großgartach zur neuen Gemeinde Leingarten. Die Gemeinde strebt an, zum 40-jährigen Jubiläum der Vereinigung im Jahr 2010 zur Stadt erhoben zu werden. Am 27. April 2007 beschloss der Gemeinderat, das Verfahren hierfür einzuleiten.

Religionen

In Großgartach und Schluchtern gibt es jeweils eine eigene evangelische Kirchengemeinde. In der Gemeinde sind auch eine katholische Kirchengemeinde, eine evangelisch-methodistische Kirchengemeinde und die Neuapostolische Kirche vertreten. Kirchliche Jugendarbeit in den beiden evangelischen Kirchengemeinden Großgartach und Schluchtern bietet die EJL (Evangelische Jugend Leingarten). Viele offene Angebote, Jugendgruppen, Kinderbibelwoche, Indiacade, Kreuzweg, Jungschartag und Freizeiten für rund 300 Kinder und Jugendliche von sechs bis 17 Jahren bilden einen festen Bestandteil im Gemeindeleben.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat Leingartens hat nach der Kommunalwahl vom 13. Juni 2004 18 Sitze. Die Wahl erbrachte folgendes Resultat:

  • CDU 36,9% (+0,4) - 7 Sitze (=)
  • FWV 24,4% (+2,4) - 4 Sitze (=)
  • SPD 20,5% (-0,9) - 4 Sitze (=)
  • GRÜNE 18,1% (+5,6) - 3 Sitze (+1)
  • Andere 0,0% (-7,5) - 0 Sitze (-1)

Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Bürgermeister.

Wappen und Flagge

Blasonierung: In gespaltenem Schild vorne in Rot ein gesenktes silbernes Schwert, hinten in Silber ein roter Rost.

Die Flagge Leingartens ist Rot-Weiß.

Das Wappen zeigt die Attribute der Kirchenpatrone der Vorgängergemeinden Großgartach und Schluchtern, das Schwert des Heiligen Pankratius und den Rost des Heiligen Laurentius.

Partnergemeinden

Partnergemeinden Leingartens sind Lésigny in Frankreich (seit Mai 1975) und Asola in Italien (seit 30. Oktober 2004). Lésigny und Asola sind auch untereinander Partnergemeinden, weshalb Leingarten die Partnerschaft als trilaterale Partnerschaft bezeichnet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Lorenzkirche im Ortsteil Großgartach

Leingarten liegt an der Württemberger Weinstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt.

Museen

Das 1975 gegründete Museum „Altes Rathaus“ wird vom Heimatverein Leingarten getragen und zeigt eine Dauerausstellung mit archäologischen und heimatgeschichtlichen Exponaten.

Bauwerke

Weithin sichtbares Wahrzeichen Leingartens ist die Heuchelberger Warte, ein 1483 auf dem Heuchelberg von Graf Eberhard im Barte erbauter Wachturm, der Teil des Württembergischen Landgrabens war. Heute ist die Heuchelberger Warte ein beliebtes Ausflugsziel mit Waldgaststätte.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jährlich am letzten Juniwochenende findet in Schluchtern das in der ganzen Umgebung bekannte Gassenfescht statt. Hierbei wird für Unterhaltung gesorgt durch Live-Bands, Vorführungen, einen Kinderflohmarkt, viele Essens- und Trinkstände und vieles mehr. Der Großgartacher Käsritt ist ein Heimatfest mit Festzug, Pferderennen und anderen Programmpunkten. Er wird alle drei Jahre im Herbst veranstaltet, zuletzt im September 2006.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Leingarten liegt an der B 293 von Heilbronn nach Karlsruhe und an der Kraichgaubahn (KarlsruheHeilbronn), die von der Heilbronner Stadtbahn als S4 befahren wird. Die Kraichgaubahn verfügt über vier Haltepunkte im Ort. Es gilt der Tarif des Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehrs.

Medien

Über das Geschehen in Leingarten berichtet die Tageszeitung Heilbronner Stimme in ihrer Ausgabe LT, Leintal und die Gemeindezeitung "Amtsblatt", die in Großgartach und Schluchtern [s'bläddle] das Blättchen genannt wird.

Bildung

Leingarten verfügt über eine Grundschule, die Hans-Sauter-Schule, und eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule, die Eichbottschule. Im benachbarten Eichbottzentrum befindet sich auch die Leingartener Bücherei.

Öffentliche Einrichtungen

Leingarten verfügt über eine Freiwillige Feuerwehr, das Jugendhaus Mühle Kinder- und Jugendkultur, eine Festhalle, ein Kulturzentrum, ein Hallenbad und ein Freibad.

Naherholungsgebiete

Als Naherholungsgebiet dienen die zwei Eichbottseen, die am Fuße des Heuchelbergs liegen. Es gibt in diesem Gebiet auch Biotope sowie ein Arboretum und einen Spielplatz.

Weinbau

In Leingarten wird auf rund 100 Hektar Wein angebaut, davon etwa 60 % Rotwein. Die Hauptlagen befinden sich am Heuchelberg, zu dessen Großlage im Bereich Württembergisch Unterland des Württembergischen Weinbaugebietes sie auch gehören. Der Wein wird von der Heuchelberg-Kellerei e.G. in Schwaigern und von diversen Selbstvermarktern vermarktet.

Energieversorgung

Zwischen Großgartach und Heilbronn-Neckargartach befinden sich zwei Umspannwerke: Eines für 220 kV und 110 kV der Süwag Energie und eines für 380 kV (mit SF6-Schaltanlage), 220 kV und 110 kV der EnBW AG.

Literatur

  • Gerhard Kiesow: Schluchtern. Ein kurpfälzisches Dorf im 16. Jahrhundert. BOD, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-0518-X (Quellentexte und Kommentar)
  • Gerhard Kiesow: Schluchtern. Eine kurpfälzische Dorfgemeinde im Kraichgau. BOD, Norderstedt 2006, ISBN 3-8334-4002-3
  • Heimatverein Leingarten e.V. (Hrsg.): Heimatbuch Leingarten. Wilhelm Röck, Weinsberg 1982, keine ISBN Nummer
  • Christoph Morrissey: Wallanlagen im Stadt- und Landkreis Heilbronn : Das Burgmal bei Heilbronn, der Michaelsberg bei Gundelsheim, die Frankenschanze bei Leingarten-Großgartach, die Harchenburg bei Leingarten-Schluchtern, das Hörnle bei Brackenheim-Dürrenzimmern. Hrsg. Landesamt für Denkmalpflege. Atlas archäologischer Geländedenkmäler in Baden-Württemberg. Konrad Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2087-2

Siehe auch

Territoriale Besonderheiten in Südwestdeutschland nach 1810

Commons: Leingarten – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien