Friedrich August von Gise

deutscher Diplomat
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juni 2007 um 21:49 Uhr durch Quackbot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ersetze Link auf Faulheitsredirect Niederlanden.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Friedrich August Theodor Edler von Koch, ab 1815 Freiherr von Gise (* 17. März 1783 in Regensburg; † 4. Oktober 1860 in München) war der erste Sohn des Gesandten des Herzogtums Oldenburg und des Fürstbistums Lübeck am Immerwährenden Reichstag in Regensburg Conrad Reinhard Ritter von Koch und seiner Frau Friederike Luise Ernestine, geb. Brandenstein (Tochter von Johann August und Maria Magdalena Ernestine, geb. Teufel von Pirkensee).

Diese Büste des Künstlers Johann Halbig von 1861 zeigt wahrscheinlich Friedrich August von Gise

Er war wie seine Eltern Protestant und trug wie sein Vater den Titel eines Domkapitulars des Fürstbistums Lübeck, das der einzige rein protestantische geistliche Reichsstand des Heiligen Römischen Reiches war. Von 1832 bis 1846 war er bayerischer Minister des königlichen Hauses und des Äußern.

Diplomatische Laufbahn

Friedrich August studierte an der Universität in Straßburg unter anderem bei seinem Onkel Christoph Wilhelm von Koch, der dort als Professor für Geschichte und Staatsrecht bereits Goethe und Montgelas unterrichtet hatte. 1807 begann er seine Laufbahn im diplomatischen Korps des Königreichs Bayern als diplomatischer Elève (Schüler) der Gesandtschaft in Paris, wurde 1808 zum Legationssekretär und 1810 zum Legationsrat befördert und wechselte noch im selben Jahr zur Gesandtschaft in Wien. Während der Befreiungskriege gegen Napoleon wechselte er 1813 ins Hauptquartier der alliierten Mächte, wo er 1814 Feldmarschall Carl Philipp von Wrede zugeteilt wurde. Bereits ein Jahr darauf wurde er zum bayerischen Gesandten in den Niederlanden ernannt. 1820 bekam er den Titel eines Geheimen Rats verliehen und 1824 bestellte ihn König Ludwig I. zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am kaiserlich russischen Hof in St. Petersburg.

Familie

Am 28.10.1815 wurde Friedrich August von Koch von Carl Philipp Wilhelm Freiherrn von Gise auf Lutzmannstein und Allersburg adoptiert, führte daraufhin den Namen von Gise, wurde zum Freiherrn erhoben und erbte schließlich die Güter Lutzmannstein und Allersburg. Am 08.12.1815 heiratete er in München die katholische Franziska Bertrand de St. Remy Gräfin de La Perouse (Tochter von Joseph Franz und Maria Anna, geb. Gräfin von Arco-Valley) mit der er die sechs Kinder Maximilian (1816-1890), Maria Anna (1821- ?), Caroline (1821-1900); Carl Rupert (*/+1825) und Ludwig (1828-1897) hatte, die alle katholisch erzogen wurden. Seine Frau erhielt von ihrer Mutter 1824 Patrimonialgericht und Schlossgut Teublitz, die sein Vater Conrad Reinhard erst 1821 an diese verkauft hatte und wo die Familie sich regelmäßig - vor allem im Sommer - aufhielt.

Minister des königlichen Hauses und des Äußern

Ende 1831 holte König Ludwig I. Friedrich August Freiherrn von Gise als Staatsrat im ordentlichen Dienst und Verweser des Staatsministeriums des königlichen Hauses und des Äußeren nach München. 1832 wurde er zum ordentlichen bayerischen Staatsminister des königlichen Hauses und des Äußern ernannt und blieb dies bis 1846. Über seine Amtsführung schreibt Gollwitzer, dass er „nicht nur die diplomatisch-höfische Routine vollkommen“ beherrschte, sondern sich auch „in seinen Ratschlägen stets als nüchterner, einsichtiger und gemäßigter Mann“ zeigte. Er zieht jedoch insgesamt ein sehr negatives Fazit seiner Amtszeit als Minister des Äußern, da er sich „überängstlich dem Willen des Königs unterworfen“ und deshalb „fast keine eigenen Initiativen ergriffen“ habe. Als Minister des königlichen Hauses ließ Friedrich August von Gise 1834/35 im Auftrag König Ludwigs I. ein neues Staatswappen für das Königreich Bayern entwerfen, in dem die Anfang des 19. Jahrhunderts neu hinzugekommenen Gebiete besser repräsentiert sein sollten und an das sich auch das heutige Wappen des Freistaats Bayern stark anlehnt. In dieses Ressort fielen aber beispielsweise auch die Heiratsangelegenheiten des Thronfolgers Maximilian. Spätestens seit 1840 nahm Friedrich August von Gise als Vorsitzender des Staatsrates eine gewisse Vorrangstellung unter den Ministern ein. Am 26.05.1846 wurde er von König Ludwig I. aus seinem Amt entlassen.

Friedrich August Freiherr von Gise starb am 04.10.1860 im familieneigenen Palais Gise in München, wurde nach Saltendorf an der Naab überführt und in der dortigen Familiengruft bestattet.

Quellen

  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Adelsmatrikel G 8; MA 75225; Staatsrath 3142.
  • Heinz Gollwitzer, Ludwig I. von Bayern. Königtum im Vormärz. Eine politische Biographie, München 1987 (2. Auflage).


--Matthias ha 13:20, 5. Mai 2007 (CEST)