Geschichte der Binnenschifffahrt

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Die Geschichte der Binnenschifffahrt beginnt schon mit ältesten Kulturen. Zum Überwinden von Gewässern und Transport von Nahrung wurden zunächst Flöße und Einbäume benutzt.

Flößerei

Um das Jahr 50 v. Chr. wird der Transport von Menschen und Gütern auf dem Rhein mit Flössen erwähnt. Die Blütezeit der Flößerei war das 17. Jahrhundert. Damals wurden große Mengen Holz nach Holland transportiert. Die sogenannten Holländerflöße waren bis zu 500 m lang, 70 m breit und hatten bis zu 2,40 m Tiefgang. Sie bestanden aus fünf Lagen Holz. Das Floß bestand aus einem Feststück das mit mehreren Kniestücke flexibel verbunden war. Die Besatzung, die bis zu 500 Personen zählen konnte, war in Hütten an Bord untergebracht und wurde dort auch verpflegt. Ab 1860 wurden kleine Dampfschlepper zur Kurshaltung eingesetzt, und so verringerte sich die Besatzung auf ca. 25 Personen. Das letzte gewerbliche Floß auf dem Rhein fuhr 1968.

Treidelschifffahrt

Traditionell wurden Boote und Kähne durch Segel, Ruder, Staken oder - nur in der Flussschifffahrt: - Treidel (Bomätschen) fortbewegt. Seit der Erfindung der Dampfmaschine Ende des 18. Jahrhundert wurden diese Techniken zurück gedrängt. Ab 1850 deutete sich der Niedergang der Treidelschifffahrt an. Eine Ausnahme bildete der Teltowkanal. Dort wurden nach seiner Eröffnung 1906 bis zum Jahr 1945 die Lastkähne von elektrischen Treidellokomotiven gezogen.

Tauerei und Kettenschifffahrt

 
3-fach Expansions-Dampfmaschine aus einem Rheinschlepper.Rhein-Museum Koblenz

Bevor Schaufelraddampfer und Schraubendampfer technologisch ausgereift waren, wurde auf Elbe, Main und Neckar Kettenschifffahrt betrieben, bei der eine in der Fahrrinne verlegte Kette maschinell über und durch das Schiff gezogen wurde. Von 1873 bis 1904 waren auf der Gebirgsstrecke St.Goar – Bingen, Seilschlepper, auch „Tauer“ oder „Hexe“ genannt, eingesetzt. Diese zogen sich an einem 43-mm-starken Seil, welches in der Fahrrinne verankert war, zu Berg. Bei gleicher Schleppleistung benötigten sie 25 % weniger Kraft als ein Dampfschlepper und nur 10 anstatt 16 Mann Besatzung. Da zu dieser Zeit die Schifffahrt immer mehr zunahm, und die Seilschiffe nicht ausweichen konnten, wurde diese Transportart 1904 eingestellt.

In Frankreich ist heute noch ein Kettenschiff auf dem Canal de St.Quentin im Betrieb. Es ist 25 m lang, 5 m breit und hat 1m Tiefgang. Angetrieben wird es von einem 600 Volt Elektromotor. Das Kettenschiff kann bis zu 32 Penichen durch den 5,67 km langen Tunnel von Riqueval ziehen. Die Geschwindigkeit beträgt 2,5 km/h. Die im Kanal verlegte Kette ist 8 Kilometer lang und wiegt 96 Tonnen. Das Kettenschiff wird eingesetzt, weil die Penichen wegen mangelnder Entlüftung des Tunnels nicht mit eigener Motorkraft hindurchfahren dürfen.

Dampfschifffahrt

 
Erstes Dampfschiff auf dem Rhein
 
Dampfradschlepper

Im Jahr 1824 fuhr das erste Dampfschiff, „De Zeeuw“, mit einer Antriebsleistung von 50 PS bis nach Kaub. 1829 zieht der erste Dampfschlepper auf dem Rhein, „Herkules“ bis zu 6 Segelschiffe mit je 125 Tonnen Ladung. Um 1880 wurde der erste Schraubenschlepper eingesetzt. Alle anderen Schlepper waren Seitenradschlepper. Von den bis 1929 gebauten 170 Räderbooten waren 1935 noch 135 in Fahrt. Bis 1970 hatte sich der letzte Dampfschlepper vom Rhein veabschiedet. Auf der Elbe wurden noch bis 1948 Heckradschlepper eingesetzt. Die Seitenradschlepper (Museumsschiff „Oscar Huber“) waren bis in die 1960er Jahre hinein die „Kraftpakete“ auf dem Rhein schlechthin. Sie zogen bis zu 10 Schleppkähne (ohne eigenen Antrieb). Danach kam die Schubschifffahrt auf.

Motorschifffahrt

Bereits im Jahre 1910 wurde der erste Dieselmotor in ein Binnenschiff eingebaut. Diese Antriebsart setzte sich immer mehr durch. Die Dampfschlepper wurden durch Dieselschleppboote ersetzt, die eine Leistung von bis zu 4000 PS hatten. Die stärksten Schlepper waren die Boote „Uri“, „Schwyz“ und „Unterwalden“. Diese verschwanden aber mit der Einführung der Schubschifffahrt.

Siehe auch