George Koppehele’sche Familienstiftung

deutsche Organisation
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Die George Koppehele’sche Familienstiftung, mit ehemaligem Sitz in Magdeburg und weiteren Filialen in anderen Städten ist eine im Jahr 1604 durch Georgius Koppehele gegründete Familienstiftung, welche die Nachfahren der Geschwister des Stiftungsgründers mit nach besonderen Grundsätzen vergebenen Stipendien und Unterstützungen förderte.

Gründung

Die Gründung der Stiftung erfolgte durch Testament des am 16. Dezember 1604 verstorbenen Georgius Koppehele. Dieser war 1538 im brandenburgischen Gräfendorf (nahe Jüterbog, Landkreis Teltow-Fläming) geboren worden, studierte Theologie und Jura und wurde schließlich Canonicus am erzbischöflichen Hof in Magdeburg, Vicarius an der Hohen Stiftskirche und an der erzbischöflichen Hofkapelle St. Gangolph. Des Weiteren versah er das Amt eines Stiftherrn am erzbischöflichen Kollegiatstift St. Gangolph. Sein Epitaph befindet sich im Magdeburger Dom.

Stiftungsgedanke

Georgius Koppehele verfügte in seinem Testament, dass sein Vermögen nicht angegriffen werden dürfe, sondern aus den jährlich aufkommenden Zinsen Stipendien und Unterstützungen an die Nachkommen seiner Geschwister:

  • 1. Thomas (1530-1630),
  • 2. Margarethe (1535-1601),
  • 3. Anna (1536-1575) und
  • 4. Elisabeth Koppehele

ausgezahlt werden sollen. Die Zugehörigkeit zur Familie Koppehele ist folglich nicht auf den Mannesstamm mit Namen Koppehele beschränkt, sondern schließt sämtliche Töchternachkommen sämtlicher folgender Generationen mit ein, sofern eine Blutsverwandtschaft zu den Geschwistern des Stiftungsgründers vorliegt. Stipendien wurden vergeben:

Des Weiteren erfolgte mit Stiftungsgeldern eine Unterstützung von Angehöriger im Alter. Die Stiftung kam mithin einer Vielzahl karitativer Aufgaben nach.

Stiftungsgeschichte

Das Domkapitel unter Aufsicht des Domherren verwaltete zwei Jahrhunderte lang die Stiftung und hielt durch Aufstellung von Stammtafeln erbberechtigte Zweige der Familie fest. Nach Auflösung des Domkapitels und Übernahme des Kirchenvermögens durch den Preußischen Staat kam die Stiftung unter Aufsicht der Preußischen Regierung, von welcher fortan die Stiftungsverwaltung wahrgenommen wurde. An der Spitze des Stiftung stand ein Kuratorium aus Familienmitgliedern mit Sitz in Magdeburg. Das Vermögen der Stiftung bestand in umfangreichem Grundbesitz u.a. in Halle, Jüterbog, Kleckewitz, Luckenwalde und Schönebeck. Im Jahre 1834 belief sich das Stiftungsvermögen auf 45 Grundstücke. Deren jährliche Erträge bildeten die finanzielle Grundlage zur Auszahlung der genannten Stipendien Bis zum Jahr 1896 hatten 10.000 Familienangehörige Stipendien der Stiftung erhalten.

1935 wurde von Familienmitgliedern der "Familienverband des Geschlechts Koppehele" mit Hauptsitz in Berlin (Ortsgruppen in Jüterbog, Luckenwalde, Magdeburg, Halle und Dessau) begründet. Dieser dem Nationalsozialismus nahestehende Familienverband hatte sich der "Sippenforschung" bzw. "Sippenpflege" verschrieben und publizierte in diesem Rahmen ein eigenes Periodicum. Wenngleich dessen Mitglieder sich zumeist aus dem Personenkreis der stiftungsberechtigten Familienangehörigen (Nachkommen der Geschwister des Stiftungsgründers) rekrutierten, handelte es sich beim Familienverband um eine separate, von der Stiftung unabhängige Körperschaft.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Frühzeit der DDR, bestand die Stiftung fort, wie Urkunden aus den Jahren 1954 (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt) bzw.1959 (Landeshauptarchiv Brandenburg) belegen, die die Koppehl'sche Stiftung weiterhin als Körperschaft führen. Erst in den 1960er Jahren scheint die Stiftung im für private Stiftungen ungünstig gewordenen politischen Klima der DDR aus gegenwärtig nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen langsam eingeschlafen zu sein.

Der 2005 gegründete „Interessenskreises der Koppehl’schen Familienstiftung 1604“ widmet sich der Erforschung der Stiftungsgeschichte und setzt sich für eine Wiederbelebung der alten Familientiftung ein.

Seit 2005 läuft auf Anregung des Interessenskreises ein offizielles Prüfungsverfahren, das die Wiederherstellung der Stiftung von Amswegen zum Ziel hat.

Stiftungsunterlagen

Umfangreiches Stiftungsmaterial, das die Jahre von 1604 bis 1962 umfaßt, ist in verschiedenen Archiven erhalten geblieben. Im Stadtarchiv Jüterbog befindet sich eine Aufstellung der stiftungsberechtigten Familienmitglieder. Es handelt sich um 3 Bände mit Stammlinien, die Angaben zu über 5000 Nachkommen der Geschwister des Georgius Koppehele beinhalten. Weitere Dokumente finden sich im Jüterboger Stadtmuseum, im Landesarchiv Oranienbaum des Landes Sachsen-Anhalt, sowie im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt zu Magdeburg. Des weiteren im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zu Berlin-Dahlem, im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam, im Archiv des genealogischen Vereins Herold, ebenfalls Berlin-Dahlem (Sammlung von Nachlässen), bei der Genealogischen Gesellschaft in Leipzig, sowie beim Fläming-Flandern e.V. der Lutherstadt Wittenberg. Die genannten Archivalien dürften auch von nicht unerheblichem genealogischen Interesse sein, da sie älteres Material bieten als viele Kirchenbücher derjenigen Ortschaften, in denen die Stiftungsangehörigen lebten.

Alternative Namen

Die Stiftung erschien in Akten und Urkunden unter einer Vielzahl uneinheitlicher Schreibweisen, die sich jedoch stets auf dieselbe Einrichtung beziehen. Eine kleine Auswahl der vorkommenden Bezeichnungen: Koppehele’sche Stiftung, Koppehel’sche Stiftung, Koppehl’sche Stiftung, Coppehele’sche Stiftung, Coppehl’sche Stiftung, Georgius Koppehele Familienstiftung Magdeburg 1604, usw. Letztere Bezeichnung findet sich im offiziellen Stempel des 1. Kurators der Stiftung in den 1930er Jahren.

Literatur

  • Emmermacher, K.W.: Art. „Koppehele“ in: Lexikon deutscher Familien. Beilage zur Monatsschrift "Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete" (Begr. 1924 von P. W. Böhme). Bearb. v. Albert Eberhardt Stange, Bogen 12, Görlitz (Starke) o.J. (um 1935)
  • ders.: "Mitteilungen des Familienverbandes des Geschlechts der Koppehele", Berlin 1935 ff.
  • Kühn, Gerlinde : Georgius Coppehele (1538 - 1604) aus Gräfendorf : Gründer der Koppehl'schen Familienstiftung ; die Stiftungsverwaltung im Wandel der Jahrhunderte / Gerlinde Kühn . - 1. Aufl . - Staufenberg : Selbstverl. Kühn , 2005 . - 44 S. : Ill., graph. Darst., Kt.-Skizze. ISBN 3-00-016188-0