LSD

chemische Verbindung, Droge
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Oktober 2003 um 03:12 Uhr durch 217.231.148.58 (Diskussion) (In dieser und den vorigen ca. 20 Sitzungen: Ergänzungen des Textes, keine Löschungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Strukturformel von LSD
Strukturformel von LSD
Summenformel:C20H25N3

Lysergsäurediethylamidtartrat-25, abgekürzt LSD, ist eine psychoaktive Substanz, die von Albert Hofmann, einem bei Sandoz in Basel angestellten Chemiker, mit dem Ziel der Entwicklung eines kreislauf- und atmungsanregenden Medikamentes 1938 erstmals hergestellt wurde. Ihre halluzinogene Wirkung entdeckte Hofmann am 16. April 1943 durch Zufall. Eine bewusste Wiederholung dieses zufälligen Erlebnisses wiederholte er am 19. April 1943. Dieses Datum gilt heute als Zeitpunkt der Entdeckung psychoaktiver Eigenschaften des LSD. Der Tag wird "Bicycle-Day" genannt, da Hofmann nach Einnahme von 250µg LSD-25 (der kleinsten für ihn denkbar wirksamen Dosis eines Halluzinogens, verglichen mit dem damals stärksten bekannten, natürlich vorkommenden Halluzinogen Meskalin), also dem Doppelten einer wirksamen Dosis, auf dem Höhepunkt seines Rauscherlebnisses per Fahrrad nach Hause fuhr.

LSD wurde in der Vergangenheit zur Behandlung von psychisch Kranken sowie als sofort und gut wirksames Migränemittel (unter anderem auch bei Schüben des sogenannten Klusterkopfschmerzes) verwendet, aber auch als Rauschmittel, vor allem in der Hippiebewegung. LSD-25 wirkt durch einen Eingriff in den Serotoninhaushalt des Körpers, was durch seine Ähnlichkeit mit diesen Nerventransmitterstoff möglich wird. Die Substanz aktiviert einige Serotoninrezeptoren sehr stark, was zu verstärkten 'Querverschaltungen' zwischen sonst logisch getrennten Hirnregionen und dem Wegfall geistiger Filtermechanismen führt. Die so hervorgerufenen Synästhesien sind dafür bekannt, dass sie stark psychedelische Bilder erzeugen. Da Serotonin auch für Körperfunktionen wie Verdauungstätigkeit, Herzfrequenz, Temperatur und Blutdruck zuständig ist, werden auch in diesen Bereichen Wirkungen wahrgenommen. Der Trip dauert oft Stunden, natürlich abhängig von der Dosierung, und gelegentlich kommt es auch zu Flashbacks. Eine euphorische Grundstimmung - ausgelöst z.B. durch eine schöne, natürliche Landschaft und angenehme Musik - kann den ganzen Rausch über anhalten, oder aber vorher bestehende Ängste und Depressionen rufen einen "Horrortrip" hervor, der alles andere als angenehm ist. Auch sonst kann bei einem LSD-Trip die gesamte Umgebung, z.B. eine Stadt mit ihrem Schmutz und ihrem Autolärm, als total unangenehm empfundenen werden.

LSD wirkt bereits in sehr geringen Mengen. Die normale Dosis liegt bei 100 bis 350 Mikrogramm (wobei letzteres nur äußerst erfahrene Personen als Dosis in Betracht ziehen sollten). Die Droge wird normalerweise auf Papierstücke aufgebracht, so genannte Tickets oder Trips, und dann geschluckt. Man kann sie aber auch als Flüssigkeit auf Würfelzucker, als Kapsel oder in Tablettenform (spezielle Tabletten sind sehr kleine Krümelchen, die eine gewünschte Dosis enthalten und mit Mikro bezeichnet werden) einnehmen. Die Wirkung hält ungefähr 8 bis zwölf Stunden an. Konsumenten berichten, sie fühlten sich, als hätte eine Art von Dämon Besitz von ihnen ergriffen. Sie fühlten sich nicht mehr wie von dieser Welt, sondern irgendwie abwesend, als hätten sie sich quasi vom Körper losgelöst. Das Zeitempfinden ist verändert, alles läuft viel langsamer ab. Hinzu kommen optische und akustische Halluzinationen. Daher wird LSD auch zu den Halluzinogenen gerechnet. Reale Gegenstände werden sehr plastisch empfunden und wie in Bewegung erlebt. Man meint, Töne zu schmecken oder Farben hören zu können. Derartige Wahrnehmungsstörungen, von Konsumenten oft als "Bewusstseinserweiterung" missverstanden, werden deswegen im Gehirn hervorgerufen, weil LSD die Botenstoffe (Neurotransmitter) zwischen den Nervenzellen beeinflusst. Diese querverbindende Beeinflussung wirt sich auch längere Zeit nach einem LSD-Rausch aus, so wird die unbewußte Verareitung des Rauscherlebnisses einer Person von deren Umgebung oft als Kreativitätsschub, Ideenreichtum oder Nachdenklichkeit wahrgenommen (in dieser Wirkung kann vielleicht auch die tatsächliche "Bewusstseinserweiterung" gesehen werden).

Körperliche Symptome bei einem LSD-Rausch sind geweitete Pupillen, ein höherer Blutdruck, höhere Körpertemperatur, Appetitverlust und Schlaflosigkeit (diese beiden Wirkungen sind auf seine Nähe zu den Amphetaminen zurückzuführen). Es gibt bei LSD zwar keine körperliche Abhängigkeit, keine Vergiftungssymptome und auch keine Entzugserscheinungen beim Absetzen der Droge. Nimmt man LSD jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg häufig ein, kann dies zu Persönlichkeitsstörungen führen. Wobei allerdings zu erwähnen ist, dass die theoretische Werte sind. Personen wie Timothy Leary und andere "Psychonauten" nutzen das "Forschungsmittel" LSD teilweise äußerst exzessiv und in hohen Dosierungen ohne erkennbare Schäden davon zu tragen.

LSD baut bei sehr schnell eine Toleranz auf, was dazu führt, dass eine identische Dosierung bei schnell aufeinanderfolgenden Einnahmen (Einnahme einer weiteren Dosis nur einige Stunden nach Abklingen eines Trips) schwächer wirkt. Die Dosierung für ein gleichartiges Erleben müsste das Doppelte der Erstdosis sein, bei einem nochmals erneuten Versuch müsste schon das Vierfache der ersten Dosis verwendet werden usw. Bedingt durch den äußerst anstrengenden Charakter eines LSD-Trip kommt es zu keiner psychischen Abhängigkeit, wie sie z.B. bei Cocain auftritt.

Die Toleranzbildung des LSD wirkt sich auch auf die Toleranz gegenüber anderen verwandten Stoffen aus. So sind LSD, Psilocybin/Psilocin und Meskalin jeweils zueinander Kreuztolerant. Die Toleranz gegenüber einem der Stoffe wirkt auch gegenüber einem der anderen genannten Stoffe.

Im Zuge der Repressalien nahezu aller Regierungen in den 1970er Jahren gegen die alternative linke Szene wurde auch LSD als nicht verkehrsfähiger Stoff eingestuft. Eine wenn auch illegale Renaissance erlebt die Droge in den 1990ern in der Technoszene, allerdings in wesentlich geringerer Dosierung und durch weniger aufgeklärte Benutzer.

Literatur