Riesling ist eine weiße Rebsorte, die als eine der besten und wichtigsten Weißweintrauben gilt. Sie bringt die besten Ergebnisse in kühleren Gegenden und wird vor allem in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern angebaut.

Deutsche Riesling-Weine genießen ein hohes Ansehen auch auf den internationalen Märkten, viele deutsche Spitzenlagen sind ausschließlich mit Riesling bestockt.
Anbau und Charakter
Der Riesling stellt hohe Anforderungen an die Lage, da er sehr spät reift. Optimale Bedingungen bieten die wärmespeichernden steinigen Steillagen entlang der Flusstäler, wie sie etwa am Rhein, an der Mosel, der Saar, der Ruwer, an der Nahe, am Main in Franken oder in der Wachau gegeben sind. Die Weine der Schieferweinberge an Mosel, Saar und Ruwer gehören zur Zeit unter Liebhabern aufgrund ihrer besonderen Mineralität zu den begehrtesten Rieslinggewächsen der Welt. Die trockenen Rieslingweine aus dem Elsass sind in der Regel wuchtiger und säureärmer. Falls das warme Klima der letzten Jahre anhält (Klimawandel), ist davon auszugehen, dass gerade deutsche Spitzenlagen, die heute mit Riesling bestockt sind, in einigen Jahrzehnten andere Rebsorten sehen werden. Der sog. „Jahrhundertjahrgang 2003“ hat deutlich gezeigt, dass derartiges Klima jedenfalls für den Riesling eher schädlich ist.
Die Farbe kann von blass-gelb mit Grünstich bis goldgelb reichen. Der Geschmack zeichnet sich durch vielfältige fruchtige Aromen, wie Grapefruit, Limone, Zitrone, Apfel, Pfirsich und Passionsfrucht, aus. Normalerweise sind die Weine leicht bis mittelschwer, und werden als frisch, stahlig, rassig und mineralisch beschrieben. Der Riesling besitzt die Fähigkeit, den Charakter der jeweiligen Lage besonders gut zum Ausdruck zu bringen (→ Terroir). Aufgrund ihres relativ hohen Säuregehalts besitzen Rieslingweine eine sehr gute Lagerfähigkeit (5-10 Jahre). Die Fruchtaromen weichen im Laufe der Reifung mineralischen und Bodentönen. Altersgereifte Weine weisen zudem häufig eine „Petrolnote“ auf.
Der Riesling bringt auch hochwertige süße Weine hervor. Die besten Süßweine werden entweder als Eiswein geerntet, oder aber die Konzentration der Geschmacksstoffe erfolgt über die Edelfäule, die Botrytis cinerea. In beiden Fällen stellt sich ein honigwürziges Aroma ein. Edelsüße Rieslingweine bester Erzeuger, besonders Trockenbeerenauslesen, erzielen auf Auktionen extrem hohe Preise und sind ausgesprochene Raritäten.
Riesling eignet sich außerdem zur Herstellung von Schaumwein.
Abstammung und Geschichte
Die Abstammung des Rieslings von einer Wildrebe am Oberrhein hat sich nach Untersuchungen Dr. F. Regners aus Klosterneuburg als Legende erwiesen. Durch Untersuchung mittels molekularbiologischer Methoden wurden als Elternteile der Heunisch und ein Traminer-Sämling festgestellt. [1]
Vom oberen Rheintal aus verbreitete sich der Riesling am Ende des Mittelalters in die meisten deutschen Anbaugebiete. Erste Berichte über Riesling-Reben stammen aus Rüsselheim (1435), Bingen (1463) und der Mosel (1464/1465). Der erste Riesling-Weinberg wurde 1490 in Worms erwähnt. Die erste Erwähnung der modernen Riesling-Rebe ist 1552 im lateinischen Kreuterbuch des pfälzischen Botanikers Hieronymus Bock belegt. Wegen seiner geringen Erträge und der späten Reife konnte er sich aber nur langsam durchsetzen.
Bei der Neubestockung der Rheingauer Weinberge von Schloss Johannisberg im 18. Jahrhundert unter der Ägide der Fuldaer Erzbischöfe wurde fast ausschließlich auf den Riesling gesetzt. Im Jahre 1787 verfügte der Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen, dass in seinem Herrschaftsbereich nur noch Riesling zu kultivieren sei. Das hatte schließlich auch zur Folge, dass die Mosel das größte zusammenhängende Rieslinganbaugebiet der Welt wurde.
Staatliche Anbauempfehlungen im 17. Jahrhundert, das Streben nach höherer Qualität und hohe Weinpreise führten ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zu einer starken Zunahme. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren deutsche Rieslingweine ebenso hoch, teils höher eingeschätzt und erzielten gleiche Preise wie die großen Rotweine Frankreichs.
Anbauländer
Deutschland
Riesling ist in Deutschland mit 20.627 ha Anbaufläche (Stand: 31. Dezember 2004) und einem Gesamtertrag von 1.615.000 hl (Stand: 2003) die am weitesten verbreitete Rebsorte. Sie nimmt über 20 % der Rebfläche ein und wird in allen deutschen Weinbaugebieten kultiviert. Die größten Riesling-Anteile haben Mosel-Saar-Ruwer (6.400 ha), Pfalz (4.900 ha), Rheingau (3.200 ha), Mittelrhein (500 ha), Württemberg (2.600 ha), Baden (1.350 ha), Rheinhessen (2.300 ha), Nahe (1.100 ha) und Hessische Bergstraße.
Weißer Qualitätswein darf als „Riesling-Hochgewächs“ bezeichnet werden, wenn er ausschließlich aus Weintrauben der Rebsorte Riesling hergestellt worden ist, der zur Herstellung verwendete Most einen natürlichen Alkoholgehalt aufgewiesen hat, der mindestens 1,5 Volumenprozent über dem natürlichen Mindestalkoholgehalt liegt, welcher für das bestimmte Anbaugebiet oder dessen Teil vorgeschrieben ist, in dem die Weintrauben geerntet worden sind. In der amtlichen Qualitätsprüfung muss eine Qualitätszahl von mindestens 3,0 erreicht haben.
Die meisten deutschen Spitzenlagen sind mit Riesling bestockt. Bekannte deutsche Riesling-Lagen sind
Die letzten großen Riesling-Jahrgänge waren 1999, 2002 und 2005.
Österreich
In Österreich wird der Riesling in mehreren Anbaugebieten auf einer Fläche von ca. 1640 ha kultiviert. Unter den Anbaugebieten ist die Wachau das bekannteste. Die steilen Steinterrassen am Nordufer der Donau und im Spitzer Graben tragen durch ihre Fähigkeit, Wärme zu speichern, dazu bei, Spitzenweine mit ausgewogener Säure und fruchtigem Geschmack zu erzeugen.
Als weitere große Rieslinglagen konnten sich in den letzten Jahren das Kremstal bzw. das Kamptal um Langenlois etablieren. Die Urgesteinslagen (z.B. am Zöbinger Heiligenstein, Kremser Gebling) erbringen differenzierte, mittelschwere und sehr sortentypische-fruchtige Weine, die sich klar von der Wachau unterscheiden. Im Jahr 2006 wurde mit dem Traisental auch ein erster DAC-Wein dieser Rebsorte geschaffen. Eine weitere kleine, aber hochwertige Fläche findet sich im Wiener Stadtgebiet am Nußberg bzw. am Bisamberg.
Frankreich
In Frankreich wird der Riesling offiziell ausschließlich im Elsass angebaut. Die Anbaufläche beträgt dort 3.400 ha. Für das Elsass charakteristisch sind trockene Weine mit verlockendem Duft und kräftigem Alkoholgehalt (häufig 12 % oder mehr). Im trockenen Elsässer Klima besteht nur sehr wenig Fäulnisgefahr, und es sind ausgedehnte Reifeperioden möglich, die dann zu Vendanges Tardives oder den noch süßeren Sélections de Grains Nobles führen können.
Luxemburg
In Luxemburg sind etwa 10% der 1350 ha Gesamtfläche mit Riesling bestockt. Er erbringt trockene, dank Chaptalisation recht körperreiche Weine, die dem Elsässer Stil näher sind als dem der benachbarten Mosel-Saar-Ruwer .
Australien
In Australien wird der Wein auch als Rhine Riesling bezeichnet. Bis vor wenigen Jahren wurden dort jedoch nahezu alle fruchtigen Weißweine Riesling genannt. So bezeichnete man mit Hunter River Riesling die Sémillon-Traube. Aufgrund des warmen Klimas leidet der Riesling in Australien unter Identitätsproblemen; bisher kann man noch nicht flächendeckend gute Qualitätsweine erhalten. Schwerpunkte des Anbaus in Australien sind das Clare Valley / Watervale in den Höhenlagen, Eden Valley, die Adelaide Hills sowie Tasmanien. Die bestockte Rebfläche wird auf ca. 5300 ha geschätzt.
Neuseeland
Neuseeland ist ein Weinerzeugerland mit kühlem Klima. Dies trifft insbesondere auf die Südinsel zu. Insbesondere das Anbaugebiet Marlborough sowie das Gebiet um die Stadt Nelson bringt Rieslinge mit exzellenter Säure und von großer Delikatesse hervor. Da die Geschichte qualitativ hochwertiger Rieslingweine in Neuseeland noch sehr kurz ist (sie begann Ende der 1980er Jahre), verspricht die Zukunft noch vieles. Die Rebfläche beträgt ca. 580 ha.
Moldawien
Moldawien gehört mittlerweile zu den zehn größten Weinproduzenten der Erde. Die bestockte Fläche an Riesling beträgt 2400 ha; Riesling wird sortenrein oder in Form von Schaumwein ausgebaut.
USA
Riesling wird mehr und mehr in den USA angebaut. Winzer im Staat New York produzieren Rieslingweine in der Fingerlake-Region (Niagarafälle und Buffalo), und an der Westküste gibt es Anbaugebiete in Kalifornien und Oregon.
Neuzüchtungen
Der Riesling wird oft für Neuzüchtungen verwendet. Bei folgenden Sorten hat er als Vater- oder Muttersorte Pate gestanden: Albalonga, Aris, Arnsburger, Bacchus, Breidecker, Ehrenfelser, Grando, Johanniter, Kerner, Königsast, Merzling, Müller-Thurgau, Osteiner, Perlriesling, Primera, Quanyu B, Rabaner, Rieslaner, Rotberger, Ruling, Scheurebe, Witberger.
Literatur
- Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. Hachette Livre, 1. Auflage 2000 ISBN 2-0123633-18
- Dagmar Ehrlich: Das Rebsorten ABC, Reben und ihre Weine; Hallwag (Gräfe & Unzer), München, 2005, ISBN 3-7742-6960-2
- Synonyme: Klingelberger, Rajnai Rizling, Rheinriesling, White Riesling, Ryzlink Rynsky, Starovetski, Johannesberger
- Abstammung: Heunisch x Traminer-Klon