Balaklawa (russisch Балаклава) ist wie Chersones eine altgriechische Siedlung und ist seit 1957 ein Stadtteil von Sewastopol.
Geographie
Die Bucht von Balaklawa liegt rund 15 Kilometer südwestlich vom Zentrum der Hafenstadt Sewastopol und ist durch Berge vom offenen Meer geschützt. Breitengrad 44° 37', Längengrad 33° 31'.
Geschichte
Frühgeschichte
Historiker vermuten, dass Balaklawa schon vor 3.000 Jahren besiedelt war.
Antike
Die Griechen nannten diese Gegend Symbolon, was "die Bucht der Symbole" bedeutet. Den Griechen folgten die Römer, von beiden Kulturen sind aber heute keine Zeugnisse mehr zu finden. Homer bezeichnete Symbolon in der Odyssee als "enge Bucht, in der es keine Stürme gibt".
Mittelalter
Als die Genueser die Krimküste Mitte des 14. Jahrhunderts besetzten, bekam die Festung den Namen Tschembalo oder Cembalo. Die Reste des wichtigsten Stützpunktes der Genueser auf der Krim sind auf dem Hügel zwischen Bucht und offenem Meer heute noch gut zu sehen.
Neuzeit
Als 1475 die Türken die Stadt eroberten, gaben sie ihr wieder einen neuen Namen - Balaklawa (türkisch Balık Yuva), was auf deutsch "Fischbecken" bedeutet. Als die Krim im Jahre 1783 Russland angeschlossen wurde, ordnete Zarin Katharina II. die Ansiedlung von Archipel-Griechen an.
Während des Krimkrieges hatten die Briten ihre Basis in Balaklawa. Hier fanf die Schlacht von Balaklawa statt.
Weltkriege
Wie alle ihre Landsleute auf der Krim wurden auch die Archipel-Griechen von Balaklawa während des Zweiten Weltkrieges von Stalin deportiert.
Nachkriegszeit
Stalin ließ 1949 in der Bucht von Balaklawa einen geheimen U-Boot-Atombunker bauen, das so genannte "Projekt 856 GTU".
Sehenswürdigkeiten
Atombunker für U-Boote
Die im doppelten Sinne des Wortes größte Sehenswürdigkeit von Balaklawa ist paradoxerweise nicht zu sehen, es ist ein Atombunker. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde er teilweise geplündert und zerstört. Seit 2003 wird versucht, daraus ein Museum zu machen. Vierzehn Mitarbeiter führen Touristen durch Teile des 12000 Quadratmeter großen Bunkers.
Unter dem Einfluss der amerikanischen Atombombe von Hiroshima ließ Stalin 1949 in der Bucht von Balaklawa einen gigantischen Atombunker bauen. Die Bauzeit dauerte neun Jahre. Wie viele Bauarbeiter eingesetzt wurden - und wie viele bei den gefährlichen Bauarbeiten ums Leben kamen - ist unbekannt. Bekannt ist nur, dass im Ernstfall hinter dessen meterdicken Stahltoren 14 U-Boote und 30.000 Menschen Schutz gefunden hätten.
Das "Projekt 856 GTU" war eines der bestgehüteten Geheimnisse der Sowjetunion und sollte der Sprengkraft von 100 Kilotonnen und damit der zehnfachen Kraft der Hiroshima-Bombe standhalten.
Jahrzehntelang wurden in der Werft U-Boote der russischen Schwarzmeerflotte repariert. Auch die Atomraketen der Boote lagerten dort.
Kirchen
Außer den Ruinen von Tschembalo kann man in Balaklawa die Kirche "Zwölf Apostel" aus dem 14. Jahrhundert besichtigen. Sie liegt an der ul. Rubcova 41 (russisch ул. Рубцова) etwas außerhalb des Zentrums und wurde Anfang der 1990er Jahre restauriert. Die Kirche ist ein Podvore (russ. Подворъе), eine Außenstelle des St. Clemens-Klosters von Inkerman, und die Gottesdienste werden von den Mönchen von Inkerman zelebriert.
Bevölkerung
Die Bevölkerungszahl von Balaklawa ist unbekannt, sie dürfte aber unter 10.000 Einwohnern liegen.
Wirtschaft
Außer dem Tourismus sind in Balaklawa nur einige kleinere Betriebe bekannt, vor allem im Schiffbau.
Kommunikation
Vorwahl +380 (692), PLZ 99000.
Verkehr
Im Krimkrieg (1853-1856) bauten die Engländer 1855 die erste strategische Bahnstrecke in der Geschichte der Eisenbahn, um von Balaklawa zum Lager der britisch-französischen Belagerungsarmee vor Sewastopol ihren Nachschub zu sichern. Diese Bahnstrecke ist heute stillgelegt. Vom Zentrum von Sewastopol aus gelangt man aber mit den Trolleybussen Nummer 12, 13, 14, 17 und 20 in einer halben Stunde bis zu deren Endstation. Von dort aus mit dem Autobus Nummer 9 nochmals in einer halben Stunde bis zur Endstation Balaklawa.
Sport und Freizeit
Im 19. Jahrhundert wurde Balaklawa zu einem kleinen Kurstädtchen mitten in einem Naturschutzgebiet. Die Vegetation ist bis heute einzigartig: Entlang der Südküste sind die Berghänge bis direkt an das Meeresufer mit dichten Tannenwäldern bewachsen.
Persönlichkeiten
Alexander Kuprin: Der russische Schriftsteller gehörte mit Maxim Gorki, Alexei Nikolajewitsch Tolstoi und Anton Tschechow zu den erfolgreichsten russischen Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts. In seiner Erzählung "Laistrygonen" beschreibt Kuprin 1911 den Stolz der Fischer von Balaklawa, die für ihn ein Ideal verkörperten: das Leben in seinen elementaren Abläufen, in der Nähe zur Natur, im Rhythmus der Jahreszeiten, im Wechsel von harter Arbeit und gedankenloser Fröhlichkeit. Aber dieses Leben war bereits zu Kuprins Zeit eine romantische Idylle.
Siehe auch
Literatur
- Alexander Kuprin: Laistrygonen.