Die heutige Hohe Straße, im Zentrum der Innenstadt von Köln gelegen, verläuft zwischen dem sich im Norden anschließenden Wallrafplatz und der Straße Hohe Pforte im Süden. Sie ist 680 Meter lang und eine der meistfrequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands. Ihre Ursprünge liegen in der Römerzeit, denn ihr Vorläufer war die alte Nord-Süd-Römerstraße, der mittelalterliche Steinweg.

Lage
Die Hohe Straße durchquert die Stadtteile Altstadt-Nord und Altstadt-Süd des Stadtbezirks Köln-Innenstadt. Zahlreiche Straßen kreuzen die Hohe Straße beziehungsweise münden dort; es sind von Norden nach Süden gesehen Domkloster, Am Hof, Wallrafplatz, Minoritenstraße, Große Budengasse, Salomonsgasse, Brückenstraße, Obenmarspforten, Perlenpfuhl, In der Höhle, Schildergasse, Gürzenichstraße, Burghöfchen, Pipinstraße, Stephanstraße und Sternengasse. Danach heißt der Straßenverlauf Hohe Pforte.
Geschichte der Straße
Als Teil der Nord–Süd-Achse römischer Heerstraßen ist die Hohe Straße eine der geschichtsträchtigsten Straßen der Stadt Köln. Trotz der vergangenen Jahrtausende seit ihrer Entstehung blieben Verlauf sowie einmündende und kreuzende Straßen im Wesentlichen erhalten. Lediglich Straßenbreiten und Niveaulagen unterlagen erheblichen Veränderungen.
Der römische Ursprung
Die römische Stadt in Mitteleuropa lag in der Regel in der Ebene, direkt an den römischen Heerstraßen. Sie wurde im Normalfall gemäß der römisch-griechischen Tradition, wenn das Terrain es zuließ, mit einem rechteckigen Grundriss angelegt und gitternetzartig angeordnet, was zur Bildung der Quartiere (Insulae) führte.
Den Mittelpunkt der römischen Stadt bildete das Forum, der zentrale Markt und Versammlungsplatz, der meist am Schnittpunkt der beiden Hauptachsen, des cardo maximus (Nord-Süd-Achse) und des decumanus maximus (Ost-West-Achse, in Köln die nach Westen führende Schildergasse) lag.[1]
Der cardo maximus im römischen Köln

Der römische Ursprung der heutigen Hohe Straße, der alte cardo maximus, war die Lagerstraße der beiden dort stationierten Legionen, an der bis zu 12.000 Soldaten lebten. Die Logistik des römischen Militärs war exzellent organisiert. So gab es entlang und im Umfeld der innerstädtischen Lagerstraße Mannschaftsquartiere, Lazarette, Großküchen, Thermen, Latrinen, Lagergebäude, Getreidespeicher, Verwaltungsgebäude, Schmieden für Waffen und Gerät sowie Stallungen für Pferde und Lasttiere. Einer Kampfgemeinschaft (Contubernium) aus acht Soldaten standen unter anderem jeweils ein Maultier und ein Futterspeicher zur Verfügung.
Es gab ein Stabsgebäude (Principia) und ein luxuriöses Wohngebäude des Kommandeurs (Praetorium). Die vollen Speicher des Legionsstandortes am „cardo maximus“ gewährleisteten eine Notversorgung für zwei Jahre. Hinzu kam die römische Ingenieursleistung hinsichtlich der Trinkwasserversorgung ihres Standortes mittels einer Frischwasserzufuhr aus dem Vorgebirge und der Eifel sowie einer ausgeklügelten Abwasserentsorgung. Auf Grund dieser Anstrengungen kann man davon ausgehen, dass die Römer für die Region und die spätere Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) langfristig planten.
Frühe Infrastruktur
Die späteren Herrscher über Köln nutzten die erhalten gebliebene römische Infrastruktur, vor allem das Praetorium, in dem die Könige residierten, sowie Straßen, Wasserversorgung und die noch immer unter der Hohe Straße und Schildergasse vorhandene römische Kanalisation.
Im Laufe der Jahrhunderte wuchs die Hohe Straße in die Höhe, jedoch nicht in die Breite. Ehemals standen hier Heiligtümer, öffentliche Gebäude und Privathäuser reicher Bürger als Zierden der über 20 Meter breiten „Renommiermeile“.
Die ursprüngliche Hohe Straße liegt heute unter dem Schutt aus fast zwei Jahrtausenden in etwa 5,5 m Tiefe unter dem derzeitigen Niveau. So wurde in 9 Meter Tiefe auch unter der Kleinen Budengasse ein größerer Abschnitt der römischen Kanalisation gefunden. Ein ausgeschnittenes Teilstück hiervon wurde auf dem Laurenzplatz aufgestellt. Die dauerhafte städtische Präsentation der Ausgrabung „Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit“[2] unter dem Kölner Rathaus veranschaulicht dies.
Das geordnete römische Dasein der Straße wurde 355 durch die die Stadt erobernden Franken beendet. Es verblieb ein buntes Völkergemisch von Franken, weiteren anderen Germanen, Juden und den verbliebenen Römern.
Frühe Anlieger der Straße
Kleine Handwerkerviertel

Handwerker und Händler bildeten an und neben dem Straßenzug Kolonien oder kleine Viertel. So gab es die Schmiede und für das Feine Gold- und Silberschmiede, die Schilderer (Wappenmaler), die Fleischhauer, die Fetthändler, die Merger, Tuchhändler und Taschenmacher. Einen besonders starken Zuzug an Bauhandwerkern erfuhr die wachsende mittelalterliche Stadt, in der um die Wende zum zweiten Jahrtausend prächtige Häuser, Kirchen und Klöster erbaut wurden, durch den großen Bedarf an guten Steinmetzen. Alle diese Stände lebten von und mit ihrem Handwerk einträchtig nebeneinander.
Ein Judenviertel entsteht
Wann Juden überhaupt auf dem Boden des heutigen Deutschlands auftauchten, lässt sich nicht genau feststellen. Tatsache ist, dass zur Römerzeit Juden an den Rhein und an die Donau gelangt sind. Aufgrund der ungenauen Überlieferungen hierüber gibt es nur Vermutungen, die einen ersten jüdischen Friedhof im Süden der Stadt unmittelbar am „cardo maximus“ lokalisieren.[3] Zu jener Zeit kann man auch hier von einem gutnachbarlichen Zusammenleben von Juden und Nichtjuden ausgehen. Die Juden sprachen damals dasselbe Deutsch wie alle anderen.[4] Allerdings blieben sie im Gegensatz zu dem übrigen Völkergemisch im frühen Köln in ihrem östlich der Hohe Straße gelegenen Viertel unter sich.
Über einige kleine Nebenstraßen der Hohe Straße, wie zum Beispiel die Salomonsgasse oder die Große Budengasse, gelangte man mit wenigen Schritten zum rheinwärts (östlich) gelegenen „Judenviertel“.
Es wurde schon 321, kurz vor dem Ende der römischen Herrschaft, ein seit der Spätantike existierendes Wohnviertel der Juden in Schreinsbüchern, den Grundbüchern des Mittelalters, der früheren Laurenzpfarre erwähnt, zu der das Judenviertel im Mittelalter gehörte. In einer weiteren Urkunde von 341 ist vermerkt, dass die jüdische Synagoge mit kaiserlichen Privilegien ausgestattet war, dies ergänzt und belegt die frühe Existenz des Viertels. Seit wann ein Straßenzug Judengasse genannt wurde, ist allerdings nicht mehr zu klären. Um 1270 ist der Begriff „platea judeorum“ urkundlich belegt.[5] Köln besaß damit die erste nachweisbare jüdische Gemeinde nördlich der Alpen [6], die annähernd ein Jahrtausend als eine der bedeutendsten in Deutschland bestand.
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Rathausplatz und Glasdach der Mikwe
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Blick in das jüdische Bad
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Info zum Prätorium
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Rathausplatz, mittelalterlicher Brunnen (3. oder 9. Jahrhundert)
Zu Beginn des Kreuzzuges 1196 und im „Kölner Pestjahr“ 1349 wurde das jüdische Viertel im Laufe der einsetzenden Pogrome zerstört. 1424 wurden die noch verbliebenen jüdischen Einwohner vertrieben. 1426 erbaute man auf den Mauern der jüdischen Synagoge die Kirche Sankt Maria in Jerusalem.
Beginn des Steinweges am römischen Nordtor
Das um das Jahr 50 erbaute Nordtor der Colonia Claudia Ara Agrippinensium war Teil der ersten römischen Stadtbefestigung. Das auf dem in jüngster Zeit neu gestalteten Domplateau als Schaustück errichtete Torbogenteil des Nordtores ist auch als Nachbildung eine touristische Attraktion, das Original ist im Römisch-Germanischen Museum aufgestellt. Fundament des Gesamttores und Reste der Stadtmauer sind in einigen Metern Tiefe zu besichtigen. Nimmt man den Eingang zur Tiefgarage in der Trankgasse, findet man einige Treppen hinunter die freigelegten Reste des Torbaues, welche anlässlich eines Luftschutzbunkerbaues im letzten Weltkrieg entdeckt wurden.
Das Nordtor (siehe Bild Schautafel) war etwa 30,50 m breit, hatte zwei quadratische Türme von 7,60 m Seitenlänge und einen um 2,90 m zurückgesetzten, 15,30 m breiten Mittelbau mit drei Durchgängen. Die seitlichen wie auch der einzig verbliebene Westdurchgang waren je 1,90 m breit, der mittlere maß 5,60 m und war durch ein Fallgatter zu sichern (wie 1.000 Jahre später bei Severins-, Hahnen- und Eigelsteintorburg). Nach außen zur Feldseite hin trug die Tordurchfahrt die eingemeißelte Inschrift CCAA.
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Schautafel am Nordtor
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Fundament des Tores
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Fundament des Tores
So wie das Nordtor wurde auch das Peristylhaus mit dem Dionysosmosaik 1941 bei Schachtarbeiten zur Anlage eines Luftschutzbunkers in 5 bis 6 Metern Tiefe freigelegt. Auch dies dokumentiert die Niveaulage der alten Stadt.
Weitere archäologische Funde bis hin zur Gegenwart belegen den Werdegang der historischen Straße. Als einzigartig neben vielen anderen im Römisch-Germanischen Museum Köln ausgestellten bei tiefgehenden Schachtarbeiten unter der Hohe Straße geborgenen Artefakten gilt ein Steinplatte der römischen Pflasterung, die Wagenspurrillen aufweist.
Teilbezeichnungen und Herleitung
Die Straßenbezeichnung „cardo maximus“ der römischen Zeit wandelte sich über die Jahrhunderte zu dem um 1200 erwähnten mittelalterlichen Namen „strata lapidea“ (auch „via“ oder „platea“), dem „Steinweg“. Dieser Name bezog sich auf die Beschaffenheit der Straße innerhalb der Stadtmauer, er war als Teil der alten Römer- und Heerstraße von Neuss (Novesium) nach Bonn (Bonna) die einzige feste, durchgängig mit Pflaster versehene Straße der Stadt.
Mittelalterliche Teilabschnitte
Der 1,6 km lange Straßenzug des Steinwegs gliederte sich in viele speziell bezeichnete Abschnitte. Diese leiteten sich von ansässigen Handwerkern, die Straße kreuzenden Wegen, besonders herausragenden Patrizierhäusern oder kirchlichen Anwesen ab.
Erstes Teilstück der Straße, ab dem Nordtor der Stadt, war die hinter dem Domkloster gelegene kleine Straße Unter Fettenhennen.
Diese Bezeichnung war Anlass für ein als Geschäftsmarke gewähltes Emblem. Es zeigt die Abbildung einer fetten Henne des aus der Nähe von Kempen am Niederrhein am Anfang des 16. Jahrhunderts zugezogenen Buchdruckers Franz Birckmann [7] aus Hinsebeck. Das Logo der Henne, mal mit mal ohne Küken dargestellt, wurde auch vom späteren Inhaber der Druckerei Arnold Mylius für die an gleicher Stelle zusätzlich im Jahr 1585 gegründete Buchhandlung übernommen. Buchhandlung und Druckerei der Firma „Zur Fetten Henne“ waren im Viertel der alten Kölner Universität (1388 – 1798) rechtsseitig von der Hohe Straße äußerst günstig platziert. Sie bestanden über 200 Jahre am gleichen Ort.
Die Straße hieß dann 1706 Under Vetten Hennen und per französischer Verordnung von 1812/13 Rue du Temple (wegen des Kölner Doms), 1816 erhielt sie ihren heutigen Namen Unter Fettenhennen. Auf dies erste Teilstück folgte, benannt nach einer im 13. Jahrhundert erwähnten Schmiede, der Abschnitt An der hohen Schmiede. Dieser Platz, auf dem die Propstei stand, in der Ferdinand Franz Wallraf gewohnt hatte, wurde im 19. Jahrhundert ihm zu Ehren Wallrafplatz genannt.
Weiter Richtung Süden folgten die Bezeichnungen Unter gülden Wagen (nach einem Haus benannt), Unter Spormachern (auch Schaft oder Speermachern), Unter Wappenstickern in Höhe der schon damals so genannten Schildergasse (Straße der Wappenmaler, seit dem 12. Jh.).
Es folgte Vor den Augustinern zeitweise auch Gegenüber den Augustinern genannt. Hier stand in Höhe des heutigen Augustinerplatzes von 1264 bis zum Jahr 1802 ein Kloster der Augustinereremiten.
Das vorletzte Teilstück des Straßenzuges nannte sich nach einer Schmiede Unter Pfannenschläger, später Unger Panneschläjer. Das vor den Bachstraßen stehende Südtor, „de Huhpooz“, war Teil der südlichen Römermauer.
Am 27. Mai 1009 weihte Erzbischof Heribert von Köln die Stephanuskapelle ein. Sie stand an der nach ihr benannten, heute zum Marienplatz führenden Stephanstraße, Ecke Hohe Pforte. [8] Die Kapelle wurde 1472 durch einen Neubau ersetzt. 1772 wurde sie nochmals erneuert. Nach der Säkularisation wurde sie vom Tross der französischen Revolutionstruppen als Pferdestall und Wagenschuppen genutzt. Im Jahr 1834 wurde die Kirche abgerissen.
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Gürzenichstraße und Hohe Straße, Kaufhof
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Blick über die Pipinstr. auf die Straße Am Augustinerplatz
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Blick von der Hohe Straße auf die Straße Hohe Pforte
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Hohe Pforte gegenüber dem Waidmarkt
Das Tor wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts als „altea Porta“ bezeugt, im 13. Jahrhundert hieß es „hoinporce“. Ob dieses Tor einer Stadterweiterung oder einem Feuer zum Opfer fiel, ist nicht bekannt, es wurde in den folgenden Jahrhunderten nicht mehr erwähnt.
Das Südtor gab dem letzten Teilstück der Straße den Namen. Dieses endete an der „Huhpooz“, der „Hohen Pforte“, im 15. Jahrhundert auch „up der hoeportzen“, in der 2. Hälfte der 16. Jahrhunderts „über die Houpfotz“ und hieß dann im 17. Jahrhundert schließlich „uf der Hawportzen“.
Französische Zeit
Während der Franzosenzeit wurde die Straße für die kurze Zeit zwischen 1812 und 1813 zur Rue Haute Port und erhielt danach den heutigen Namen Hohe Pforte. Der Einfluss im Zuge der französischen Neuordnung bezüglich Straßennamen und Nummerierung der Häuser wirkte sich auf nahezu den gesamten Straßenzug des ehemaligen Steinwegs mit seinen in Abschnitten unterschiedlichen Benennungen aus. Ab dem Platz An der hohen Schmiede bis Unger Panneschläjer wurde der Straßenzug zur Rue Haute, der heutigen Hohe Straße.
Wallrafs Auftrag

Ferdinand Franz Wallraf erhielt 1812 durch die französische Verwaltung den Auftrag, für die Kölner Straßennamen objektive, neue Benennungen vorzuschlagen. Hierbei sollte nach Möglichkeit durch Wallraf der historische Hintergrund beziehungsweise die Form der Althochdeutschen, Mittelhochdeutschen und Altkölnischen Zusammenhänge und Überlieferungen geprüft werden, und ihren Niederschlag in der Neubenennung finden. [9]
Kirchen und Klöster am Straßenzug
Als ab 1794 Revolutionstruppen Köln besetzten, wurden Ordenshäuser und Kirchen häufig als Speicher oder Pferdeställe genutzt und verfielen zusehends, bevor sie durch Napoleons Dekret endgültig aufgehoben und einige letztendlich sogar abgerissen wurden, so die weiter oben beschriebene Stephanuskapelle/Kirche (1009 bis 1834).
1802 liquidierte man das Kloster der Augustinereremiten am Augustinerplatz. Das an der Rückseite des heutigen Kaufhofs an der Hohe Straße gelegene Kloster „St. Agatha“ (der Straßenname existiert noch), in ihm lebten Augustinerinnen beziehungsweise Benediktinerinnen, wurde ebenfalls 1802 aufgegeben. Die Minderbrüder des Franziskaner- beziehungsweise Minoritenordens hatten ihren Konvent auf dem Grundstück des heutigen Hotels „Königshof“. Wie dieser Orden verschwand auch um 1802 der Orden St. Maria in Bethlehem, ein An der Rechtschule sich befindender Klarissenkonvent. Zisterzienserinnen des Ordens St. Nikolaus, ihr Ordenshaus stand zwischen Große Sandkaul und Hohe Straße, mussten 1802 ebenfalls aufgeben.[10]
Ratskapelle

1426 erbaute man auf den Mauern der jüdischen Synagoge die Kirche Sankt Maria in Jerusalem. 1619 wurde sie zur Kölner Ratskapelle, 1798 wie viele andere zweckentfremdet und diente bis 1847 als Magazin. 1798, vier Jahre nach der Besetzung Kölns durch die Franzosen, wurde die Ratskapelle geschlossen. Sie diente dann meistens als städtischer Lagerraum, unter anderem 1847 bis 1862 als Steinhalle für Wallrafs Sammlung, die er seiner Stadt vermacht hatte.
Von 1862 bis 1875 war der Kirchenbau Heim eines Männergesangvereines und zwischen 1877 und 1907 einer altkatholische Kirche. Auf Betreiben Konrad Adenauers erhielt die anglikanische St.-Georgs-Gemeinde von 1931 bis zum Kriegeintritt der Engländer die auf Kosten der Stadt renovierte Kapelle zur Nutzung, [11] sie wurde im letzten Weltkrieg völlig zerstört.
Auf Grund dessen blieb der Dom, welcher mit seinen überragenden Spitzen von vielen Stellen des Straßenzuges aus zu sehen ist und die noch bestehende Minoritenkirche im von Kirchen übersäten Köln die einzigen unmittelbar anliegenden Kirchenbauten der Straße.
Wandel zur heutigen Geschäftsstraße
1735 hieß es in Köln „Tabakhandel lässt die Kassen klingeln“. Heinrich Joseph DuMont“, aus der Nähe von Lüttich stammend, gründete In der Höhle nahe der Hohe Straße die erste Kölner Tabakfabrik.
1785 führte die Stadtverwaltung ein „Wegegeld“ ein. Mit diesen zusätzlichen Einnahmen sollten die Steinwege in einen besseren Zustand versetzt werden. [12]
1835 ließ sich die Firma „Franz Kettner“, die noch heute auf der Hohe Straße 109 an gleicher Stelle zu finden ist, als Ausstatter für Jagdbedarf nieder.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870 bis 1871 wurde auch Köln von einem großen wirtschaftlichen und industriellen Aufschwung erfasst, natürlich profitierte davon auch die Hohe Straße.

Um 1890 lässt sich die aus Krefeld stammende Firma „Engelbert Kayser“ Ecke Brücken- und Hohe Straße in einem im Stil der Neo- Renaissance erbauten Haus nieder. Die Firma „J. P. Kayser Sohn“ gilt als Begründer des „Rheinländischen Jugendstil-Zinngeschirrs“.
Die spätere Kaufhof AG, fast am Ende der Straße gelegen, hatte hier ihr erstes Kaufhaus. Um 1891 eröffnete Leonhard Tietz hier mit einem Geschäft in der Hohe Straße. 1894 eröffnete die heutige Firma Jacobi ein Manufaktur-, Weiß- und Modewarengeschäft unter dem Namen „Michel & Cie.“ in der Hohe Straße 40.

1906 bis 1907 wurde nach Plänen des Kölner Stadtbauinspektors Carl Moritz ein Büro- und Geschäftshaus, das sogenannte „Stollwerck-Haus“ an der Hohe Straße errichtet. Auch Hermann Eberhard Pflaume, ebenfalls ein Kölner Architekt, erbaute auf der Hohe Straße um 1910 ein von holländischer Architektur beeinflusstes Bauwerk.

Es etablierten sich Bekleidungsgeschäfte des gehobenen Bedarfs neben den Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen, mittlerweile bedeutenden Warenhäusern, auch Gastronomiebetriebe und Kunsthandlungen. Neben feinen Tabakwarengeschäften, die Zigarette hatte um 1900 ihren Siegeszug angetreten, fand sich erlesenes Naschwerk in den „Confiserien“. Der „koloniale Sarottimohr“ reichte auf seinem Tablett Pralinés zur Kostprobe. Die Kölner Mittelschicht frequentierte die großen Warenhäuser, während die Oberschicht mit Kutscher und Einspänner in den Modegeschäften ihre Einkäufe tätigte. Am 11. Juli 1925 installierte das Kaufhaus „Tietz“ in seinem Haus auf der Hohe Straße die erste Rolltreppe Deutschlands. Am 24. Mai 1816 wurde im „Haus Fahrbach“ auf der Hohe Straße die Ausstellung „Kunst im Krieg“ eröffnet.
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg
Bis zu ihrer Zerstörung von ca. 90 % war der Grundriss der Kölner Innenstadt noch mittelalterlich geprägt. Die geringe Breite der Hohe Straße von nur acht Metern und die überwiegend kleinen Grundstücke machten die Straße einzigartig. Schmale, meist viergeschossige Häuser reihten sich an mächtige Eckgebäude im Stil der Wilhelminischen Zeit. Köln hat diesen Grundriss beim Wiederaufbau im Gegensatz zu anderen kriegszerstörten Städten beibehalten.
Nachkriegs- und heutige Zeit

Die vor dem Zweiten Weltkrieg recht lebendige Hohe Straße war bei Kriegsende 1945 ein einziges Trümmerfeld. Doch schon bald erwachte die Geschäftsstraße zu neuen Leben. Das Schuhhaus „Peter Voossen“, erstes nach dem Krieg eröffnetes Geschäft, hat bei der ansonsten ständigen Fluktuation von Namen, Firmen und Branchen als eines der wenigen Geschäfte aus der Nachkriegszeit noch heute Bestand. [13]
Neben Kaufhäusern unterschiedlichster Größenordnung findet man heute auf der Hohe Straße Schuh- und Bekleidungsgeschäfte, Optiker, Sportartikel- und Multimediageschäfte sowie Buchläden und Juweliere. Souvenirläden reihen sich an exklusive Modeboutiquen, die üblichen Bekleidungsfilialisten und „No-Name-Läden“. Daneben gibt es Banken, Hotels und Spielhallen.
Gastronomisch herrscht auf der Hohe Straße ein reiches Angebot an Fast-Food-Restaurants und Imbissbuden, aber auch die internationale Gastronomie ist hier oder in der Nachbarschaft vertreten, jedoch wenige kölsche Gastwirtschaften. Wegen der Enge der Straße und den unablässig in beide Richtungen strömenden Menschen sieht man Außengastronomie nur in den Nebenstraßen.
Die zur verkehrsfreien Zone umgestaltete Hohe Straße wurde im September 1967 durch den damaligen Oberbürgermeister Theo Burauen offiziell eröffnet. [14] Mit dieser Maßnahme hatte Köln eine der ersten Fußgängerzonen in einer deutschen Großstadt. Die Hohe Straße entwickelte sich zu einer der bekanntesten und meist besuchten Einkaufsstraßen. 2006 war sie "Der Spitzenreiter unter den deutschen Einkaufsstraßen". [15]
Verkehrsanbindung
In der Nähe gelegene Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel sind: Neumarkt, Heumarkt, Dom/HBF, Appellhofplatz. Ein Parkleitsystem zeigt dem Besucher freie Plätze an.
Anmerkungen
- ↑ Siehe H. Heineberg, Stadtgeographie.
- ↑ Titel eines Sachbuchs von Rudolf Pörtner.
- ↑ Ein römischer Grabstein mit Aufschrift „Leo“ wird im Römisch-Germanischen Museum ausgestellt - es gilt als möglich, dass er zu einem jüdischen Grab gehörte: Kirsten Serup-Bilfeldt: Zwischen Dom und Davidstern, S. 14
- ↑ Rabbiner Dr. Joel Berger.
- ↑ http://www.museenkoeln.de/bild-der-woche/default.asp?bdw_02.asp~inhalt
- ↑ Monika Grübel: Seit 321...Juden in Köln
- ↑ siehe WP Source, Band 2, ab Seite 663.(Quelle)ADB:Birkmann
- ↑ “Die Chronik Kölns“, S. 56
- ↑ Adam Wrede, Band III, S. 5.
- ↑ http://www.lvr.de/kultur/regionalgeschichte/klosterbuch/rkb_k%C3%96ln_2.doc., Datum des Zugriffs 30. Mai 2007
- ↑ http://www.anglicanbonncologne.de/index.php?option=com_content&task=view&id=15 - 25k - Zugriff 14. juni 2007
- ↑ „Die Chronik Kölns“, S. 212
- ↑ Eigene Recherche vor Ort – W. Horsch
- ↑ Die Chronik Kölns, Seite 493
- ↑ http://www.focus.de/immobilien/mieten/einkaufsmeilen/einkaufsstrassen_aid_23119.html] Zugriff Juni 2007
Literatur / Quellen
- Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 3 Bände A – Z, Greven Verlag, Köln, 9. Auflage 1984, ISBN 3-7743-0155-7
- Peter Glasner: Die Lesbarkeit der Stadt. Kulturgeschichte und Lexikon der mittelalterlichen Straßennamen Kölns. 2 Bände. DuMont Verlag, Köln 2002,
- Rudolf Pörtner: Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit, Econ-Verlag, München 1959; zuletzt Gondrom, Bindlach 1993, ISBN 3-8112-1060-2.
- Die Chronik Kölns, Chronik Verlag, Dortmund 1991, ISBN 3-611- 00193-7
- Werner Eck: Köln in römischer Zeit. Greven Verlag, Köln 2004.
- Klaus Grewe: Römische Trinkwasserversorgung am besonderen Beispiel der Stadt Köln. In: Praxis Geschichte, Heft 4, 1989.
- Joel Berger, Rabbiner Dr.: Stuttgart Zukunft -5. Jahrgang Nr. 3 / 24. März 2005 - 13. Adar II 5765, Zentralrat der Juden in Deutschland (Hrg.)
- T. Nagel: Straße ohne Bewohner - Bild der 24. Woche - 13. bis 19. Juni 2000 - Serie: Kölner Straßen-Geschichten: Folge 7
- Heinz Heineberg: Grundriß Allgemeine Geographie, Teil X, Stadtgeographie / Geographische Stadtforschung, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn, 1989, S. 63.
- Robert Hoeniger, hrsg. unter Mitw. von Moritz Stern: Das Judenschreinsbuch der Laurenzpfarre zu Köln, Verlag Simion, Berlin 1888 – XXVIII
- Monika Grübel: Seit 321...Juden in Köln. Hrsg.: Synagogen-Gemeinde Köln. Stadt Köln, Köln 2000, ISBN 978-3-927396-78-4 ([1] [abgerufen am 23. Juni 2007]).
- Kirsten Serup-Bilfeldt: Zwischen Dom und Davidstern - jüdisches Leben in Köln von den Anfängen bis heute. Hrsg.: Ulrike Mast-Kirschning. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, ISBN 3-462-03508-8.