Klavier

Tasteninstrument mit Saiten
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Für die Lautstärken piano und pianoforte siehe Tonstärke.


Das Klavier (frz.: clavier Tastenreihe, bzw. lat.: clavis Schlüssel) gehört zur Gruppe der Tasteninstrumente. Beim Klavier wird der Klang durch eingebaute Hämmer erzeugt, die auf die Saiten schlagen, von ihnen zurückprallen und von einer speziellen Mechanik (Repetitionsmechanismus) zurückgezogen werden. Dabei lösen sich die Dämpfer von den Saiten und verbleiben solange von ihnen losgelöst, bis die Taste losgelassen wird. Die Tasten selbst befinden sich hierbei auf einer Klaviatur (Tastatur) an der Vorderseite des Instruments.

Der ebenfalls übliche Name Piano ist eine Verkürzung der ursprünglichen Bezeichnungen "Pianoforte" und "Fortepiano" (von italienisch piano: leise und forte: laut), die sich darauf bezogen, dass es mit diesem Instrument im Gegensatz zu früheren Tasteninstrumenten möglich ist, durch unterschiedlich festes Anschlagen der Tasten nach Belieben leise oder laut zu spielen.

Flügel

Aufbau

Ein Klavier besteht aus den folgenden Komponenten:

  • Mechanik mit Tasten, Hämmern und Saiten
  • Resonanzboden aus Holz, der die Schwingungen der Saiten verstärkt und abstrahlt
  • Rahmen aus Metall, in dem die Saiten gespannt sind
  • Gehäuse
  • Pedale und Dämpfungsmechanismen

Bauformen

Man unterscheidet zwei hauptsächliche Bauformen des Klaviers:

  • Das Klavier oder Pianino (engl.: Upright Piano oder Vertical Piano), bei dem der Rahmen senkrecht hinter der Klaviatur steht, wobei die Hämmer nach hinten auf die Saiten schlagen. Diese Bauart ist sehr platzsparend.
  • Den Flügel (engl.: Grand Piano), bei dem der Rahmen waagerecht hinter der Klaviatur liegt und die Hämmer von unten gegen die Saiten schlagen. Bei einem Flügel lässt sich der Deckel aufklappen, um die Schallabstrahlung zu vergrößern, oder (vornehmlich in Neuer Musik) ins Klavier einzugreifen oder Saiten mit besonderen Gegenständen zu bearbeiten oder zu präparieren.
  • Als wichtige historische Klavierbauform ist noch das Tafelklavier zu nennen.

Klaviatur

 
Schematische Darstellung der Klaviatur

Die Tasten des Klaviers sind farblich gekennzeichnet. Pro Oktave gibt es je sieben große weiße Tasten (früher mit Elfenbein, heute mit Kunststoff beschichtet, die bis an die vordere Kante der Klaviatur reichen, die die Stammtöne (C-D-E-F-G-A-H) hervorbringen. Dazwischen befinden sich fünf kürzere, aber höhere schwarze Tasten (früher aus Ebenholz), die die fehlenden Halbtöne erzeugen.

Klaviere und Flügel, sowie einige Digitalpianos verfügen im allgemeinen über 88 Tasten, mehr als 7 Oktaven.

Pedale

Der Klang kann durch zwei beziehungsweise drei Pedale beeinflusst werden.

  • Das rechte Pedal sorgt dafür, dass alle die Saiten berührenden Dämpfer weg bewegt werden und der Ton somit nach dem Anschlagen und Loslassen einer Taste weiterklingen kann. Außerdem schwingen die nun ungedämpften Saiten anderer Töne mit, was dem Klavier einen volleren Klang gibt.
  • Das mittlere (nicht bei allen Klavieren vorhandene) Pedal hat bei Flügeln und Klavieren eine unterschiedliche Funktion. Bei Klavieren ist es einrastbar und schiebt einen Filzstreifen zwischen Hämmer und Saiten. Dadurch klingt das Instrument deutlich leiser. Beim Flügel dient das mittlere Pedal, auch "Sostenuto-Pedal" genannt, dem Halten einzelner Töne. Die Dämpfer der zum Zeitpunkt des Pedaldrucks niedergedrückten Tasten bleiben offen, während alle anderen Dämpfer ihre ursprüngliche Funktion wahrnehmen. Dieses Pedal findet vor allem in der Klaviermusik des 20. Jahrhunderts Gebrauch.

Bei der Benützung dieses Pedales kann es jedoch passieren, dass sich benachbarte Dämpfer trotzdem heben. Es sollte auch öfters neu eingestellt werden. Selten, aber doch kommt es auch vor, dass bei halten des mittleren Pedals, der Klang des Pianos in den Klang eines Cembalo umgewandelt wird

  • Das linke Pedal bewegt beim Klavier die Klaviermechanik näher an die Saiten, so dass die Kraft, die jeder Hammer bei Betätigung aufbauen kann, geringer ist. Somit wird das Spielen besonders leiser Stellen vereinfacht. Beim Flügel heißt das Pedal "Verschiebung". Die gesamte Mechanik wird nach rechts bewegt, so dass die Hämmer nicht mehr alle drei Saiten eines Saitenchors treffen – daher auch die Bezeichnung "una corda" (= eine Saite). Es verändert sich dadurch auch die Klangfarbe, weil nunmehr eine Saite existiert, die nicht direkt angeschlagen, sondern durch Resonanz erregt wird. Außerdem treffen bei der Verschiebung andere Stellen des Hammerfilzes auf die Saiten. Diese Stellen sind anders "intoniert" (= vom Klavierstimmer mit der Intoniernadel aufgeweicht bzw. mit einer Feile gehärtet) als die Filzstellen, die in Normalstellung die Saiten anschlagen.

Geschichte

Zu den Vorläufern des Klaviers gehört das Clavichord. Im 15. Jahrhundert wurde das erste Tasteninstrument mit Hammermechanik entworfen.

Bartolomeo di Francesco Cristofori entwickelte 1709 bzw. 1711 in Florenz das erste moderne Hammerklavier, bei dem ein Hammer mittels einer Stoßzunge gegen die Saite geschleudert wird, und sie zum freien Schwingen sofort wieder freigibt. Zwei weitere Erfindungen waren notwendig, um das Instrument spielbar zu machen:

  • ein Mechanismus, der das Zurückfallen des Hammers auf die Saite verhindert (wodurch ein zweiter Ton entstünde);
  • ein Dämpfer, der die Saite nach Loslassen der Taste dämpft.

Zusätzlich stammt von Christofori die Doppelsaite, bei der jeder Ton durch zwei gleich gestimmte Saiten erzeugt wird. Durch Betätigen des (heute linken) Pedals werden die Hämmer leicht seitlich verschoben, so dass nur eine Saite angeschlagen und der Ton somit leiser wird.
Er erfand ebenso das (heute rechte) Pedal, durch das die Dämpfer auch nach Loslassen der Taste nicht auf die Saiten fallen, der Ton also länger nachklingt.

Im Jahre 1726 hatte Christofori sein Instrument vollendet. Es umfasste vier Oktaven (heutige Klaviere haben über sieben). Heute gibt es noch zwei Originale, eines in Leipzig und eines in New York.

In Deutschland wurde kurz darauf das erste "Pianoforte" von Johann Gottfried Silbermann gebaut, und unter dem Namen Hammerklavier populär.

Weitere Entwicklungen folgten:


Klaviermusik

Das Klavier fand weitestreichende Verbreitung in fast allen Sparten der Musik. Ob als Soloinstrument mit oder ohne begleitendes Orchester, als begleitendes Instrument für Kunstlied, als Ensemble-Instrument in der Kammermusik, als markantes Instrument zur Begleitung von Stummfilmen – wohl für kaum ein anderes Instrument entstand eine derart reichhaltige Literatur, zu der von nahezu allen Komponisten beigetragen wurde und wird. Auch aus Jazz und Popmusik ist das Instrument nicht wegzudenken. Darüberhinaus dient das Klavier allgemein als Proben-Begleitinstrument (vgl. Klavierauszug, Korrepetitor), und zur Nachahmung von Instrumentalensembles und ganzer Orchester. Seit dem 20. Jahrhundert sogar zur Wiedergabe außereuropäischer Ensemblemusik durch Umstimmen von Tonalität und Mensur.

Eines der allgemein bekanntesten Musikstücke für das Klavier ist indes der Flohwalzer, den viele Klavierschüler bald auswendig können.

Professionelle Klavierspieler heißen Pianisten - offenbar nach der früheren Bezeichnung Piano(forte) für ein Klavier.

Siehe auch