Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges

kriegsgefangene Soldaten im Zweiten Weltkrieg ab 1939
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Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg gab es auf Seiten der alliierten Streitmächte und der Achsenmächte.

Deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft

Insgesamt befanden sich 11.094.000 Angehörige der Wehrmacht und Waffen-SS in Kriegsgefangenschaft, davon 7.745.000 auf Seiten der Westmächte und 3.349.000 auf Seiten der UdSSR.

Etwa 3.630.000 Soldaten der Wehrmacht befanden sich in britischen Lagern in Großbritannien, Deutschland, Kanada, Malta, Madagaskar, Äthiopien und anderen Ländern. Darunter waren auch 58.600 Österreicher. Ungefähr 3.100.000 deutsche Kriegsgefangene befanden sich in amerikanischen Lagern, zumeist in den Vereinigten Staaten.

Bereits ab Mitte Mai 1945 begannen die USA mit der Entlassung von Kriegsgefangenen, überstellten jedoch wegen des Arbeitskräftebedarfs auch 740.000 Gefangene an Frankreich, 123.000 an Großbritannien, 14.000 an die Niederlande, 30.000 an Belgien und 5.000 an Luxemburg. Zur Wiedergutmachung wurden Gefangene auch an Polen und die Tschechoslowakei übergeben.

Während der Moskauer Konferenz im März und April 1947 waren in Großbritannien noch 435.295, in Frankreich 641.483 und in den USA noch 14.000 Gefangene. Die Konferenz einigte sich darauf, bis zum 31. Dezember 1948 alle Gefangenen nach Deutschland zu entlassen. Die letzte größere Entlassung von Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion fand jedoch erst 1955 statt.

In amerikanischen Lagern in Frankreich und in Deutschland (zum Beispiel in den Rheinwiesenlagern) gab es aufgrund mangelhafter Versorgung und Unterbringung viele Todesfälle.

Die Haftbedingungen in der Sowjetunion waren schlecht, die Gefangenen litten an Unterernährung, Kälte und Infektionskrankheiten. In Lagern in Polen und in Jugoslawien soll es auch zu Massenerschießungen gekommen sein.

Am 30. November 1945 kam es in Schweden zu einer Massenselbstverstümmelung unter deutschen Gefangenen, der Tag wird auch als Blutiger Freitag bezeichnet. An diesem Tag lieferte Schweden die ersten Internierten deutschen Soldaten an die Sowjetunion aus.

Es gibt Schätzungen, dass etwa 600.000 bis 1.000.000 Soldaten in der Kriegsgefangenenschaft umkamen. Laut den Angaben des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes ist das Schicksal von weiteren 1.300.000 deutschen Militärangehörigen ungeklärt, sie gelten als vermisst.

Siehe auch: Heimkehrer, „Disarmed Enemy Forces

Japanische Soldaten in Kriegsgefangenschaft

Insgesamt gab es etwa 208.000 japanische Kriegsgefangene. Der Großteil davon wurde von den Amerikanern gefangen genommen. Einige tausend Mann gerieten gegen Ende des Krieges in sowjetische Gefangenschaft; von diesen kamen viele beim Arbeitsdienst in sibirischen Bergwerken um.

Der Artikel über Operation_Auguststurm (sowjetische Eroberung vom japanisch besetzten teil Chinas) spricht allein hier von über 500.000 japanischen Kriegsgefangenen.

Siehe auch: Sakamaki Kazuo – der erste japanische Kriegsgefangene im Pazifikkrieg

Alliierte Soldaten

Soldaten der Sowjetunion in Kriegsgefangenschaft

Zwischen 1941 und 1945 gerieten weit über 5 Millionen sowjetische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Die Gesamtzahl der ermordeten oder auf sonstige Weise umgekommenen sowjetischen Kriegsgefangenen beträgt knapp unter 3 Millionen.

Hunderttausende von ihnen liegen heute - ebenso wie gefallenen Soldaten der Roten Armee und sowjetische Zwangsarbeiter der NS-Zeit - auf Sowjetischen Kriegsgräberstätten in Deutschland.

Der sowjetische Staatschef Stalin ließ eine große Zahl aus der deutschen Kriegsgefangenschaft entlassener oder befreiter Sowjetsoldaten nach ihrer Rückkehr als Häftlinge in die Zwangsarbeitslager des Gulag verbringen, da in Gefangenschaft geratene Rotarmisten generell als Verräter und Feiglinge angesehen wurden. Ferner muss erwähnt werden, dass es den Rotarmisten verboten war sich in Kriegsgefangenschaft zu begeben. Stalin machte da bei seinem Sohn keine Ausnahme.

Westalliierte Soldaten in deutscher Kriegsgefangenenschaft

Diese Soldaten stammten insbesondere aus Belgien, Frankreich, Holland, Norwegen, Polen, Großbritannien, den USA, Serbien und nach dem Bruch des Bündnisses auch aus Italien.

Man kannte als Bezeichnungen „Stalag“ (Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager, im Wesentlichen der Wehrmacht unterstellt), „Stalag Luft“ (Luftwaffen-Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager, der Luftwaffe unterstellt) und „Marlag“ (Kriegsmarine-Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager, unterstellt dem Allgemeinen Marinehauptamt), ferner „Oflag“ (Kriegsgefangenen-Offizierslager), „Dulag“ (Kriegsgefangenen-Durchgangslager), „Heilag“ (Kriegsgefangenen-Heimkehrerlager) und „Ilag“ (Internierungslager).

„Die Fortsetzung der deutschen Argumentation hätte nun darin liegen können, aus dem Ende der Existenz eines Staates auch zu schließen, dass dieser keine Soldaten mehr habe und daher die Kriegsgefangenen automatisch ihren Status verlören. So weit zu gehen blieb den Westalliierten vorbehalten, als sie bei Kriegsende 1945 deutsche Kriegsgefangene mit dieser Begründung zu ‚Disarmed Enemy Forces‘ erklärten. Die Wehrmacht hingegen beließ den verbleibenden polnischen Kriegsgefangenen ihren Status. Selbst als vorgeschlagen wurde, die Soldzahlungen für polnische Offiziere zu vermindern oder gar einzustellen, weil ja nach Kriegsende kein polnischer Staat die Ausgaben ersetzen würde, lehnte das OKW mit einem charakteristischen Argument ab: Ein solches Abweichen von den Genfer Konventionen könne zu Repressalien seitens Großbritanniens oder Frankreichs führen.“

Rüdiger Overmans: Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches 1939 bis 1945. Seite 749f.

Jedoch wurden zum Teil einige alliierte Soldaten, nachdem sie aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurden, unter bestimmten Voraussetzungen und Bestimmungen erschossen, einige wurden in Konzentrationslager verbracht, im Übrigen war der Arbeitseinsatz üblich (Rüstungsindustrie und andere Industriezweige, Bergbau, Aufräumarbeiten). [1]

Siehe auch: Militärinternierter

Alliierte in japanischer Kriegsgefangenschaft

Während des Pazifikkriegs gerieten britische, niederländische, australische, neuseeländische und amerikanische Soldaten in japanische Kriegsgefangenschaft. Da die Japaner die zweite Genfer Konvention von 1929 und auch die Haager Landkriegsordnung nicht anerkannten, behandelten sie ihre Kriegsgefangenen nach ihrere eigenen Ordnung. Kriegsgefangene galten als Menschen ohne Ehre, da sie nicht in Ehre für ihr Land gefallen waren, das heißt nicht bis in den Tod gekämpft hatten. In aller Regel waren sie daher mit „minderwertiger Arbeit“ zu betrauen, die zwar für die Japaner von Wichtigkeit war, in deren Augen aber nur von ehrlosen Menschen ausgeführt werden konnte. In den Lagern verstarben auf Grund von Wasser- und Nahrungsmangel, sowie der unmenschlichen Behandlung eine große Anzahl alliierter Soldaten.

Kriegsverbrechen der Japaner an alliierten Gefangenen:

Quellen

  1. Lexikon der Wehrmacht: Das Kriegsgefangenenwesen der Wehrmacht

Literatur

  • Christian Streit: Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941–1945. Verlag J.H.W. Dietz. Nachf., Bonn 1997. ISBN 3801250237. – Aktualisierte Neuausgabe des Standardwerks von 1978.
  • Alfred Streim: Die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im „Fall Barbarossa“. Eine Dokumentation. C.F. Müller Juristischer Verlag. Heidelberg/Karlsruhe 1981. ISBN 3811422812. – Wertvolle Ergänzung zu Streit wegen der starken Einbeziehung deutscher Strafverfahren durch den inzwischen verstorbenen Leiter der „Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen“ in Ludwigsburg.
  • Rüdiger Overmans: Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches 1939 bis 1945. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 9/2. München 2005
  • Reinhard Otto: Wehrmacht, Gestapo und sowjetische Kriegsgefangene im deutschen Reichsgebiet 1941/42 (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Bd. 77). R. Oldenbourg Verlag. München 1998. ISBN 3486645773. – Otto beschreibt, unter Benutzung auch von Dokumenten aus ehemals sowjetischen Archiven, detailliert die Selektionen sowjetischer Kriegsgefangener aus den Lagern der Wehrmacht durch Einsatzkommandos der Gestapo und die von der Polizei begangenen Massenmorde im Reichsgebiet.