Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Idar-Oberstein ist eine "Große kreisangehörige Stadt" im Landkreis Birkenfeld, Rheinland-Pfalz, Deutschland.
Idar-Oberstein ist als Edelstein- und Garnisonsstadt bekannt. Hier befinden sich die Deutsche Diamant- und Edelsteinbörse, zwei wissenschaftliche Einrichtungen, die sich mit Edelsteinen befassen und ein Standort der Bundeswehr.
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat hat 40 Sitze, die sich auf sechs Fraktionen / Listen und ein Einzelmandat verteilen.
Die Sitze im Stadtrat verteilen sich zur Zeit (August 2005) wie folgt:
- CDU: 16
- SPD: 13
- Freie Liste: 3
- FDP: 3
- Bündnis 90/Die Grünen: 2
- Liste unabhängiger Bürger (LUB): 2
- parteilos: 1 (gewählt als Republikaner, dann aus der Partei ausgeschlossen)
Liste der Bürgermeister/Oberbürgermeister
Zum 1. April 1960 verlieh das Land Rheinland-Pfalz der Stadt Idar-Oberstein den gemeinderechtlichen Sonderstatus "große kreisangehörige Stadt". Seit diesem Zeitpunkt tragen die Verwaltungsleiter die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister.
von | bis | Name | Partei | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|
1923 | Ludwig Berger | Stadtbürgermeister in Oberstein | ||
30. Juli 1933 | Otto Schmidt | Stadtbürgermeister in Idar | ||
10. Mai 1945 | 29. April 1947 | Walter Rommel | Stadtdirektor (durch die französische Besatzungsmacht verhaftet und abgesetzt) | |
22. September 1946 | 4. Februar 1949 | Emil Lorenz | ehrenamtlicher Bürgermeister | |
5. Februar 1949 | 1953 | Ernst Herrmann | hauptamtlicher Bürgermeister | |
15. Dezember 1953 | 31. März 1960 | Leberecht Hoberg | CDU | Bürgermeister |
1. April 1960 | 8. April 1968 | Leberecht Hoberg | CDU | Oberbürgermeister |
1968 | 26. September 1974 | Dr. Wilfried Wittmann | SPD | (durch Abwahl aus dem Amt geschieden) |
1977 | 28. Februar 1991 | Erwin Korb | SPD | |
1. März 1991 | 28. Februar 2001 | Otto Dickenschied | SPD | |
1. März 2001 | 28. Februar 2007 | Hans Jürgen Machwirth | CDU | Erster urgewählter OB nach der Wahlreform 1994. Machwirth schied mit Erreichen der Altersgrenze für kommunale Wahlbeamte von 68 Jahren vor Ablauf der 8-jährigen Amtszeit aus. |
1. März 2007 | 28. Februar 2015 | Bruno Zimmer | SPD | Am 5. November 2006 durch Urwahl gewählt. |
Wirtschaft
Verbände
Der Bundesverband der Diamant- und Edelsteinindustrie e. V. hat seinen Sitz in Idar-Oberstein. Er vertritt die Interessen der Industrie gegenüber dem Gesetzgeber sowie Vertretern von Bund, Ländern und Gemeinden. Er berät die Mitglieder in Bereichen wie Umweltschutz, Wettbewerbsproblemen, Nomenklaturfragen etc. und stellt, wenn erforderlich, die nötigen Kontakte her. Zur Förderung von Entwurf und Qualität von Schmuck und Edelsteinen rief der Bundesverband 1970 den internationalen Wettbewerb um den Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreis ins Leben.
Die Deutsche Diamant- und Edelsteinbörse e. V. wurde 1974 als weltweit erste kombinierte Börse für Diamanten als auch Farbedelsteine eröffnet. Die Diamant- und Edelsteinbörse gehört als eine von 25 Börsen dem Weltverband der Diamantbörsen an.
Die Wirtschaftsjunioren Idar-Oberstein wurden 1972 gegründet. Hier engagieren sich Unternehmer und Führungskräfte für Wirtschaft, Kultur und Soziales in der Region.
Verkehr
Idar-Obersteins Bahnhof ist als Regionalexpress- und Regionalbahn-Halt über die Bahnstrecke Bingen–Saarbrücken (Nahestrecke: Bingen (Rhein) -> Langenlonsheim -> Bad Kreuznach -> Idar-Oberstein -> Türkismühle -> Saarbrücken) mit dem Saarland und dem Rhein-Main-Gebiet verbunden. Es gibt einen 1-Stunden Takt nach Saarbrücken, sowie einen 2-Stunden Takt nach Frankfurt/Main, wobei es nach Mainz zusätzlich einen 1-Stunden Takt gibt. Die Stadt gehört dem Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund an.
Die B 41 stellt die wichtigste Straßenverbindung dar. Einen direkten Autobahnanschluss besitzt die Stadt nicht. Die A 62 kann jedoch über die Anschlussstellen Birkenfeld (B 41) oder Freisen erreicht werden.
Ansässige Unternehmen
Der Topfhersteller Fissler hat hier seinen Hauptsitz. Bekannt wurde die Firma durch die Erfindung der fahrbaren Feldküche (Gulaschkanone) 1892. Auch Giloy und Söhne, einer der größten Diamentenhersteller Europas hat hier seinen Hauptsitz.
Wissenschaftliche Einrichtungen
- Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz unterhält in Idar-Oberstein das Institut für Edelsteinforschung. Die Abteilung Edelsteinforschung gehört zur Lehreinheit Mineralogie im Fachbereich Geowissenschaften.
- Die Fachhochschule Trier bietet an ihrem Standort Idar-Oberstein die Fachrichtung Edelstein- und Schmuckdesign an.
Institute
- Die Deutsche Gemmologische Gesellschaft e. V. wurde 1932 gegründet und entwickelte sich zu einer international renommierten Institution der technisch-wissenschaftlichen Gemmologie (Edelsteinkunde). Die erfolgreiche Teilnahme an den DGemG-Bildungsgängen Edelsteinkunde und Diamantenkunde führt zu einer urkundlichen Bestätigung der erbrachten Prüfungsleistungen, die zur Beantragung der Fachmitgliedschaft in der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft (F. G. G.) berechtigt. Mehr als 30.000 Lehrgangsteilnehmer aus 75 Ländern der Erde besuchten bisher die für die Ansprüche des Wirtschaftsbereiches Edelsteine und Schmuck konzipierten DGemG-Bildungsgänge.
- Auch das Forschungsinstitut für mineralische und metallische Werkstoffe Edelsteine/Edelmetalle GmbH (FEE) hat seinen Sitz in Idar-Oberstein. Das FEE ist spezialisiert auf die Kristallzucht und Herstellung optischer Elemente für Laser.
- Das Deutsche Diamantprüflabor GmbH bewertet seit 1970 die Qualität geschliffener Diamanten. Als erstem Labor seiner Art in Deutschland und weltweit als zweitem Labor wurde der DPL von der Deutschen Akkreditierungssystem Prüfwesen GmbH, Berlin, offiziell attestiert, dass sie die Qualitätsbestimmung nach Farbe, Größe, Schliff und Proportion von Diamanten kompetent nach international anerkannten Standards durchführen kann.
Messestadt
Seit über 20 Jahren findet in Idar-Oberstein die Internationale Fachmesse für Edelsteine, Edelsteinschmuck und Edelsteinobjekte - kurz Intergem - statt. Rund 130 Aussteller präsentieren exquisite Edelsteine in modernen und klassischen Schliffen, vollkommenen Schmuck, kunstvolle Gravuren, raffinierte Colliers mit Farbsteinen, Mineralien, Rohsteine, die ganze Zuchtperlenpalette und Zubehör. Die Messe findet im Jahnhaus im Stadtteil Algenrodt statt. Voraussichtlich ab dem Jahre 2008 findet die Messe in der geplanten Messehalle im neuen Gewerbepark Nahetal statt.
Als eine Messe der Region rund um Idar-Oberstein verstehen sich die von den Wirtschaftsjunioren Idar-Oberstein initiierten Idar-Obersteiner Wirtschaftstage, die auf dem Festplatz und in der Mikadohalle abgehalten werden.
Öffentliche Einrichtungen
Bildungseinrichtungen
Idar-Oberstein beheimatet zahlreichen Schulen aller Bildungseinrichtungen und ist seit 1986 Hochschulstandort. Die international renommierte Fachrichtung Edelstein- und Schmuckdesign des Fachbereichs Gestaltung der FH Trier bietet als einzige Bildungsstätte in Europa ein künstlerisch-wissenschaftliches orientiertes Designstudium in Bereich Edelstein und Schmuck. Zusammen mit ein Berufschulzentrum sowie die einzige Realschule der Stadt liegt es im "Schulzentrum Vollmersbachtal". Mehrere Hauptschulen sind über das Stadtgebiet verteilt. Vier Gymnasien hat die Stadt: Das Göttenbach-Gymnasium und das Gymnasium an der Heinzenwies können ab der fünften Klasse besucht werden, ein Technisches Gymnasium und ein Wirtschaftsgymnasium ab der elften Klasse.
Freizeit- und Sportanlagen
In Idar-Oberstein gibt es ein Hallenbad und seit dem September 2005 ein Naturfreibad. Am Stadtrand ist ein Naturfreundehaus gelegen, das (Rad-) Wanderern und Touristen kostengünstige Verpflegung und Unterkunft bietet. Des Weiteren befindet sich im nahe gelegenen Kirschweiler ein Golfplatz.
Kliniken
- Klinikum Idar-Oberstein
- KMT-Klinik: Klinik für Knochenmarktransplantation und Hämatologie
Aus den ehemaligen Städtischen Krankenanstalten hervorgegangenes Schwerpunktkrankenhaus und Lehrkrankenhaus der Uni Mainz als Teil der SHG (Saarland-Heilstätten-GmbH) mit ca. 500 Betten und ca. 1000 Mitarbeitern. Fachabteilungen Allgemeinchirurgie mit Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie, Innere Medizin mit Gastroenterologie und Dialyse, Kardiologie, Neurologie mit Stroke-Unit und Neurochirurgie, Psychiatrie mit Kinder- und Jugendpsychiatrie, Gynäkologie, Pädiatrie, Urologie, Knochenmarktransplantation mit Onkologie, Belegabteilungen Augenheilkunde und HNO, Röntgenabteilung mit interventioneller Radiologie, Strahlentherapie, Pathologie. Angeschlossen ist eine geriatrische Fachklinik in Baumholder, außerdem eine Pflegeschule. Weitere Informationen auf www.shg-kliniken.de
Städtepartnerschaften
Achicourt (F) seit 1966, Les Mureaux (F) seit 1971, Margate (GB) seit 1981. Der Stadtteil Kirchenbollenbach unterhält seit 1963 eine Partnerschaft mit Achicourt (F). Seit 2004 gehört die brasilianische Großstadt Goiânia, Hauptstadt des Bundesstaates Goiàs, zu den Partnerstädten Idar-Obersteins.
Stadtteile
Altstadt:
- Oberstein (8.794 Ew.)
- Idar (8.466 Ew.)
- Tiefenstein (2.642 Ew.)
- Algenrodt (2.382 Ew.)
→ Einwohner: 22.284
Neue Stadtteile:
- Göttschied (2.924 Ew.)
- Weierbach (2.703 Ew.)
- Nahbollenbach (1.970 Ew.)
- Mittelbollenbach (1.197 Ew.)
- Kirchenbollenbach (938 Ew.)
- Regulshausen (835 Ew.)
- Enzweiler (747 Ew.)
- Georg-Weierbach (709 Ew.)
- Hammerstein (573 Ew.)
→ Einwohner: 12.596
Stand 30. Juni 2005
Sport
Bekanntester Sportverein der Stadt ist der SC 07 Idar-Oberstein.
Entwicklung des Stadtgebiets
Im Jahre 1933 wurde Idar-Oberstein aus den bis dahin selbständigen Gemeinden Algenrodt, Idar, Oberstein und Tiefenstein gegründet. Der Ortsteil Tiefenstein selbst entstand im Jahre 1909 aus Obertiefenbach und Hettstein.
Eingemeindungen
Im Zuge der rheinland-pfälzischen Kommunalgebietsreform 1969 wurden die 9 Umlandgemeinden Enzweiler, Georg-Weierbach, Göttschied, Hammerstein, Kirchen-, Nah- und Mittelbollenbach, Regulshausen und Weierbach eingemeindet.
Gewerbegebiete
Insgesamt gibt es ca. 219,3 ha gewerbliche Bauflächen in Idar-Oberstein. Folgende Gewerbegebiete bieten weitere 28 ha Reserveflächen für wirtschaftliche Expansion:
- Gewerbe-und Industriegebiet "Dickesbacher Straße",
- Gewerbegebiet "Finkenberg Nord" und
- Gewerbegebiet "Am Kreuz"
Darüber hinaus steht der Stadt im Stadtteil Nahbollenbach die Konversionsfläche Gewerbepark Nahetal zur Verfügung, die 23 Hektar umfasst.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater/Musik
Das Stadttheater im Stadtteil Oberstein bereichert die Kulturszene mit seinem vielfältigen und abwechslungsreichen Programm.
Die Kleinkunstbühne Theaterchen bietet Comedy- und Theaterveranstaltungen, Kabarett, Konzerte, Lesungen und einiges mehr.
Alljährlich begeistert der Theatersommer Schloss Oberstein Einheimische und Besucher mit nationalen und internationalen Bühnenproduktionen vor der Kulisse des Schlosses Oberstein.
Junge Kultur und zahlreiche Konzertveranstaltungen bietet das Jugend- und Kulturzentrum Depot im Stadtteil Oberstein.
Museen
Überregional bekannt ist das Deutsche Edelsteinmuseum im Stadtteil Idar, das mit zahlreichen Edelstein-Exponaten aufwarten kann.
Das Museum Idar-Oberstein im Stadtteil Oberstein liegt direkt unterhalb der berühmten Felsenkirche und beschäftigt sich ebenfalls mit der Idar-Obersteiner Schmuckindustrie und der Edelsteinbearbeitung, speziell der Achatschleiferei. Auf vier Ausstellungsebenen, die thematisch geordnet sind, werden dem Besucher eine Vielzahl von Exponaten gezeigt. Besondere Beachtung finden auch die vielen Nachbildungen berühmter Edelsteine, die auf eindrucksvolle Weise präsentiert werden.
Einblicke in die Produktion von Art Deco-Schmuck, wie er um die Jahrhundertwende gefertigt wurde, bietet das ganzjährig geöffnete Industriemuseum Jakob Bengel.
Bauwerke
Mittelalterliche Bauten
Die weltbekannte Felsenkirche ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie entstand durch Wirich IV. von Daun-Oberstein (um 1415–1501), der 1482 auf den Fundamenten der "Burg im Loch" die heute protestantische Kirche erbaute.
Nach jetzigem Kenntnisstand war diese Burg die erste Wehranlage der Herren von Stein und Zufluchtsstätte für die Bewohner der Siedlung darunter, die in der großen Naturhöhle des "oberen Steins" (Felsen) an der Nahe errichtet wurde. (Daraus entstand der Name Oberstein.)
Diese "Burg im Loch" war die einzige Höhlenburg in unserem Raum. Die Felsenkirche ist heute für Besucher durch einen in der Neuzeit angelegten Felstunnel zugänglich.
Über dem kleinen Gotteshaus erhebt sich auf dem Felsbuckel (Bossel) die Burg Bosselstein, die seit 1600 aufgelassen wurde. Von ihr stehen lediglich noch ein Turmstumpf und einige Mauerreste. Im Mittelalter war sie eine schwer einnehmbare Burg mit ihrem Vorwerk, den zwei Halsgräben sowie ihren beiden Vorburgen.
Etwas oberhalb, wenig von der Burg Bosselstein entfernt, entstand um 1325 die dritte Burg, das heutige Schloss Oberstein. Es war bis 1624 die Residenz der Grafen von Daun-Oberstein. 1855 brannte es ab. In den Jahren 1926-1956 wurde das Schloss als Jugendherberge genutzt, danach diente ein Raum als Gaststätte.
1961 gab es einen Einsturz eines Teiles der Ostmauer. Der daraufhin 1963 gegründete Burgenverein Schloss Oberstein e. V. kümmerte sich bis heute um die Erhaltung der damals akut gefährdeten Bausubstanz der ehemaligen Vierturm-Anlage. 1998 wurde die Stadt Idar-Oberstein Eigentümer von Schloss Oberstein. Heute gibt es wieder eine kleine Gaststätte, die Wyrich-Stube, und es existieren jetzt einige vom Burgenverein restaurierte Räumlichkeiten, welche für festliche Anlässe und kulturelle Veranstaltungen gemietet werden können.
Naheüberbauung
In den 1980ern wurde der Fluss Nahe mit einer vierspurigen Straße, der Bundesstraße B 41 überbaut, so dass der Fluss jetzt unterirdisch unter der Stadt hindurchfließt. Dies ist einmalig in Deutschland. Erste Pläne für die Naheüberbauung (offiziell Nahehochstraße) lagen schon im Jahre 1958 vor, doch diese Pläne lösten eine Welle von Kritik aus, die weit über die Grenzen der Stadt noch Wellen schlug. So strahlte der Südwestfunk in den 80ern eine Talkshow aus, mit dem Thema Naheüberbauung - Ja oder Nein?. Das Bauwerk sollte der Entlastung des innerstädtischen Durchgangsverkehrs auf der B 41 dienen, die bis dato noch durch die heutige, sehr enge Fußgängerzone – mitten durch die Altstadt – verlief. Erst im Jahre 1980 begannen die Bauarbeiten. Insgesamt fünf Jahre dauerte es bis zur Fertigstellung der Nahehochstraße. Die Nahe wurde dabei in einen 2 km langen Flusstunnel gefasst. Ein Fachwerkhaus in der Nähe, das Sachsenhaus, wurde abgerissen und in nummerierten Einzelteilen eingelagert, so dass es im Falle einer Sprengung der Naheüberbauung durch künftige Generationen an Ort und Stelle wieder aufgebaut werden kann. 1986 wurde die Naheüberbauung für den Verkehr freigegeben und feierte somit 2006 ihr 20. Jubiläum. Für diesen Anlass wurde im Stadthaus Idar-Oberstein eine Ausstellung mit Fotogalerien über Planung, Bauzeit bis zur Fertigstellung ins Leben gerufen.
Historisches
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wanderten viele Menschen getrieben von Hungersnöten nach Südamerika aus. Im Jahre 1827 entdeckten Auswanderer aus Idar-Oberstein in Rio Grande do Sul/Brasilien die wichtigsten Achatvorkommen der Erde. Schon 1834 erreichte Idar-Oberstein die erste Lieferung aus Rio Grande do Sul. Die brasilianischen Achate kennzeichneten sich - im Gegensatz zu den Idar-Obersteiner Achaten - durch besonders gleichmäßige Lagen aus. Deshalb eigneten sie sich gut für die Gravur von Gemmen.
In den Edelsteinminen Steinkaulenberg, der einzigen für Besucher zugänglichen Edelsteinmine Europas, und der Historischen Weiherschleife kann man einiges über Schmuckverarbeitung und die Geschichte Idar-Obersteins erfahren. Siehe auch: Jaspis
Im Stadtteil Idar hielten sich um 1790 die Eltern des Räubers Johannes Bückler (1777-1803), genannt Schinderhannes, auf.
Der Stadtteil Oberstein war 1796 Schauplatz eines der ersten Vergehen des Schinderhannes. Dort vertrank er in einer Gastwirtschaft das Geld (1 Louisdor) des Gastwirts Koch aus Veitsrodt, für den er Branntwein hätte kaufen sollen (Peter Bayerlein: Schinderhannes-Chronik, S. 45).
Aus dem Stadtteil Weierbach stammt Juliana Blasius (1781-1851), die Geliebte des Schinderhannes, der in Mainz hingerichtet wurde. Das "Julchen" trat seit seiner Kindheit zusammen mit seinem Vater und seiner älteren Schwester Margarethe als Bänkelsängerin und Geigenspielerin auf Märkten und Kirchweihen auf. Zu Ostern 1800 sah der Schinderhannes das "Julchen" erstmals auf dem Wickenhof bei Kirn, wo die 19-jährige zum Tanz aufspielte. Aus der Verbindung des "Julchen" mit dem Schinderhannes gingen eine Tochter und 1802 der Sohn Franz Wilhelm hervor. Nach dem Tod des Schinderhannes heiratete das "Julchen" zunächst einen Gendarmen, mit dem es sieben Kinder zeugte, und nach dessen Tod einen Viehhirten und Tagelöhner. (Ernst Probst: Superfrauen 1 Geschichte, S. 10, Mainz-Kostheim 2001).
Regelmäßige Veranstaltungen
- Das Neujahrsgala-Konzert des Symphonischen Blasorchester Obere Nahe e. V. ist seit 1991 der kulturelle Startschuss ins neue Jahr.
- Die Internationale Fachmesse für Edelsteine, Edelsteinschmuck und Edelsteinobjekte (Intergem) findet jährlich im September/Oktober statt.
- Die regionale Verbrauchermesse, besser bekannt als Idar-Obersteiner Wirtschaftstage, wurde von den Wirtschaftsjunioren Idar-Oberstein 2003 ins Leben gerufen, und entwickelte sich zu einer richtigen „Erfolgsstory“. Sie wurde von 2003 bis 2005 durch die Wirtschaftsjunioren Idar-Oberstein organisiert und durchgeführt.
- Die Deutsche Edelsteinkönigin wird alle zwei Jahre aus der Region der Deutschen Edelsteinstraße gewählt.
- Das Spießbratenfest findet seit 1967 jeweils von freitags bis dienstags um das Wochenende des letzten Junisonntags statt. Es gilt als das größte Volksfest an der Oberen Nahe.
- Die Kinderkulturtage finden seit mehreren Jahren als Nachfolgeveranstaltung des Kinderliederfestivals statt. 15-20 Veranstaltungen für Kinder, Jungendliche und Junggebliebene.
- Jedes Jahr Anfang Juni finden die Jazztage statt. Hier treten regionale und überregionale Jazz-Größen auf mehreren Bühnen in der Fußgängerzone Idar auf.
- Diamantschleifer, Facetten- und Flächenschleifer sowie Achatschleifer demonstrieren die unterschiedlichsten Arbeitstechniken im Rahmen des Deutschen Edelsteinschleifer- und Goldschmiedemarktes. Auch Goldschmiede und Schmuckdesigner gewähren im historischen Ortskern Oberstein unterhalb der Felsenkirche Einblicke in ihr kreatives Schaffen.
- Das Kama Festival findet seit 1991 auf dem Gelände des Naturschutzgebietes Kammerwoog an Pfingsten statt. Es ist das größte Open-Air-Festival in Idar-Oberstein.
Kinos
Idar-Oberstein bietet zwei Kinos. In Idar das Gloria-Theater mit zwei Sälen und in Oberstein das Juwel-Theater mit ebenfalls zwei Sälen.
Verkehrslandeplatz I-O/Göttschied
Am Wochenende werden hier Rundflüge in den Sparten Motorflug, Motorsegelflug, Segelflug und Ultraleichtflug angeboten, um das schöne Naheland und den Hunsrück zu erkunden. Wer nicht fliegen will, kann sich auf der Besucherterasse des Flugplatz-Restaurants von den einheimischen kulinarischen Spezialitäten verwöhnen lassen und dabei den Flugbetrieb verfolgen.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Otto Decker (seit 22. Dezember 1947)
- Harald Fissler (seit 27. Januar 1995)
- Ida Purper (Ehrenbürgerin von Idar seit 24. Februar 1922)
- Bruce Willis - "Sonderbotschafter"
Söhne und Töchter der Stadt
- Jakob Bengel - Fabrikant
- Juliana Blasius - Räuberbraut des Schinderhannes aus dem heutigen Stadtteil Weierbach
- Peter Caesar - ehem. rheinland-pfälzischer Justizminister
- Bernd Cullmann - Leichtathlet
- Elke Ferner - Politikerin (SPD)
- Joelle Franzmann - Triathletin
- Sonja Gottlieb - Goldschmiedemeisterin, staatlich geprüfte Schmuckgestalterin (Ehrenringe der Stadt), Sängerin und Brecht-Interpretin
- Lars Hohlfeld - deutscher Komiker und Autor
- Ernst Rudolf Huber - Jurist und Rechtshistoriker
- Prof. Kurt-Ulrich Mayer * 27. Juni 1950, Politiker (CDU), Professor und Präsident der Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)
- Holger Müller - deutscher Komiker ("Ausbilder Schmidt")
- Max Rupp - Maler
- Paul Ruppenthal - Fabrikant und Schriftsteller
- Markus Schupp - Ehemaliger Profifußballer und jetziger Bundesligatrainer
- Alfred Treibs - Ingenieur und Geochemiker
- Wilhelm Treibs - Chemiker
- Martin Weller - Mundartsänger
- August Wild - Graveur
- Bruce Willis - US-amerikanischer Schauspieler
- Max Ziemer - Fabrikant
Militärstützpunkt
Seit 1938 ist die Stadt Idar-Oberstein Garnisonstadt. Während des 19. und 20. Jahrhunderts waren wechselnd französische und deutsche Soldaten hier stationiert. Mit dem Einzug der Wehrmacht wurden neue Kasernen errichtet. Die Kaserne, in der nach dem 2. Weltkrieg die amerikanischen Soldaten stationiert waren, nennt sich Straßburgkaserne, die andere Klotzbergkaserne, in der die französischen Truppen stationiert wurden. Nach 1956 wurde die Klotzbergkaserne von der Bundeswehr übernommen, die dort die deutsche Artillerieschule einrichtete, welche für das Heer als zentrale Ausbildungsstätte diente.
Ende der 60er Jahre wurde eine dritte Kaserne errichtet, die Rilchenbergkaserne, in der später die Artillerieschule untergebracht wurde. Dort absolvierten bis heute Tausende ihre militärische Aus- und Fortbildung. Im September 2003 wurden neue Internatsgebäude eingeweiht, sowie die neuen Lehrsäle, so dass die heutige Artillerieschule über eine zeitgemäße Unterkunftkapazität als auch ein modern ausgestattetes Ausbildungzentrum verfügt. Inbegriffen sind neue Audio-, Video- und Simulationstechniken. Bis zum 31. März 2003 war in der Klotzbergkaserne die älteste Artillerieeinheit der Bundeswehr, das Beobachtungspanzerartillerielehrbataillon 51, stationiert, wurde dann aber im Zuge der Bundeswehrreform aufgelöst und als Nachfolgenutzung ein Sprachausbildungszentrum für Offizieranwärter eingerichtet. Hintergedanke waren die zunehmenden Auslandseinsätze der Bundeswehr. Für die in Idar-Oberstein und Umgebung heimischen Betriebe stellt die Bundeswehr als Arbeitgeber und Auftragsgeber einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Seit 1988 besteht eine Partnerschaft zwischen der Stadt Idar-Oberstein und der Artillerieschule, im Jahr 1998 beschloss der Stadtrat die Anbringung eines zusätzlichen Ortsschildes mit der Aufschrift "Hauptstadt der deutschen Artillerie". 2006 wurde das Offizieranwärterbataillon Idar-Oberstein aufgestellt.
Klima
Die folgenden Werte beziehen sich auf den Zeitraum 1961-1990, also Werte des langjährigen klimatologischen Mittels. Bei den Temperaturen wird jeweils das arithmetische Mittel der Durchschnittstemperaturen an den Tagen der jeweiligen Monate berechnet. Bei den Niederschlagswerten wird die Summe aller gefallenen Niederschläge berechnet, die Einheit ist mm (Millimeter).
Temperatur
Jan -0,6 Feb -0,2 Mär 3,8 Apr 7,0 Mai 11,6 Jun 14,8 in °C Jul 16,9 Aug 16,4 Sep 13,0 Okt 8,8 Nov 3,1 Dez 0,3 ø 7,9
Niederschlag
Jan 68 Feb 52 Mär 66 Apr 51 Mai 68 Jun 67 in mm Jul 60 Aug 63 Sep 55 Okt 63 Nov 80 Dez 81 Gesamt: 774
Sonstiges
Natürliche Edelsteinvorkommen
Man findet in Idar-Oberstein Edelsteine aus der ganzen Welt, aber Auslöser für den Edelsteinhandel waren die natürlichen Vorkommen in der Region:
Kulinarische Spezialitäten
Gefüllte Klöße
Rohe Kartoffelklöße, die mit einem Hackfleischbrät gefüllt und mit einer Specksoße serviert werden.
Kartoffelwurst
(nach Mundart: Krumbierewurscht) Früher ein "Arme-Leute-Essen", heute eine Spezialität. Kartoffeln, Schweine- und Rindfleisch sowie Zwiebeln durch den Wolf gedreht und mit Bohnenkraut, Pfeffer und Salz gewürzt. Kann in Därme oder Einmachgläser gefüllt oder gleich gegessen werden.
Murde on Klees
Rohe Kartoffelklöße, die mit Karotten/Mohrrüben (Murde) und gepökelten oder geräuchertem Schweinefleisch zusammen gekocht und serviert werden.
Riewe on Draehurjel
Rüben mit gebratener Blutwurst
Schaales
Geriebene Kartoffeln in der Pfanne mit Dörrfleisch gebraten
Spießbraten
Man unterscheidet in erster Linie zwischen Idarer und Obersteiner Spießbraten. Idarer Spießbraten ist eine Art Schwenkbraten, während Obersteiner Spießbraten ein Rollbraten ist. Spießbraten ist fest verwurzelt im kulinarischen und kulturellen Brauchtum Idar-Obersteins und der umliegenden Region.
Beim häufiger konsumierten Idarer Spießbraten wird das Fleisch (original ist Hochrippe, heute oft auch Schweinenacken) am Tag vor der Zubereitung in rohen Zwiebeln, Salz und Pfeffer eingelegt. Die Zwiebeln werden gerne während der Zubereitung des Fleisches roh am Feuer zu einem Bier gegessen. Die Einheimischen verwenden bevorzugt Buchenholz, um den traditionellen Geschmack zu vollenden.
Geschichtlicher Hintergrund
Im 18. Jahrhundert ließen die Edelsteinfunde im Hunsrück nach und der Bevölkerung ging es nicht gut. Viele zogen aus, um in der Fremde ihr Glück zu finden. Einige verschlug es bis nach Brasilien. Dort konnten die Edelsteine im Tagebau gefördert oder in Flüssen und Bächen gefunden werden. Die bei den Einheimischen verbreitete Tradition der Zubereitung von Fleisch auf dem offenen Feuer (Churrasco) wurde von den Einwanderern übernommen und mit den Edelsteintransporten in die alte Heimat übermittelt.
Wanderungen
- Schleiferweg: 22 km langer ausgeschildeter Wanderweg rund um den Stadtteil Idar. Der Weg führt um die Stadtteile Idar, Oberstein, Göttschied, Algenrodt und Tiefenstein. Vor allem für anspruchsvolle Wanderer bietet der Schleiferweg durch einen hohen Pfadanteil durch dichte Wälder ein besonderes Wandererlebnis. Der Wanderweg führt an verschiedenen touristischen Attraktionen vorbei, wie z. B. die Weiherschleife, Steinkaulenberg, Kammerwoog oder auch das Spießbratenhaus "Wäschertskaulen". Durch die gute Anbindung an das städtische Verkehrsnetz kann der etwa 22 Kilometer lange Wanderweg in beliebig viele Etappen aufgeteilt werden.
Nach Idar-Oberstein benannt
Im Jahr 1997 wurde ein Airbus der Deutschen Lufthansa AG auf den Namen "Idar-Oberstein" getauft. Es handelt sich um einen Airbus A319-114 mit der Registriernummer D-AILN, in Dienst gestellt am 12. September 1997. Seit dem 30. Oktober 2004 ist die Maschine verleast an die Firma Germanwings und wurde kurz darauf mit stilisierten Urlaubsutensilien lackiert. Dabei wurde der Taufname von der Maschine entfernt.
Literatur
- Brandt, Hans Peter: Der neue "Schleiferweg" rund um Idar. Hunsrückverein Jahresheft 2001, S. 131-133