Als Prolet bezeichnet man umgangssprachlich jemanden, dessen Erscheinungsbild und Verhalten von anderen sozialen Schichten als ungepflegt oder geschmacklos wahrgenommen werden. Er verfügt über geringes kulturelles Kapital.
Geschichte
Das Wort Prolet leitet sich aus dem lateinischen Wort proletarius ab, welches in der Antike als Bezeichnung für alle Bürger der untersten Volksschicht verwendet wurde. Darin spiegelte sich in erster Linie die abwertende und geringschätzige Haltung aller höheren Volksschichten wider, vornehmlich aber die des Adels, der Patrizier und der Plebejer, gegenüber allen ungebildeten und ungepflegten Arbeitern. Im Gegensatz zu den Sklaven waren die als "proletarius" bezeichneten Bürger hingegen freie römische Bürger, die für ihr Schicksal somit selbst verantwortlich sein konnten, aber aus Sicht der oberen Schichten mangels finanzieller Mittel und Ausbildung nichts aus sich machten.
Der Begriff Prolet wurde wieder aufgegriffen im Zuge der Arbeiterbewegungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Insbesondere Karl Marx verwendete den Begriff des Proletariers als Sinnbild für die "malochende" Klasse der Bürger, die ausgebeutet und ausgenutzt wurden von den höheren Schichten. Dem Zufolge beruhte der feine Lebensstil der höheren Schichten - wie schon im alten Rom - vor allem auf der Tatsache, dass diese es verstanden, andere für sich auszubeuten. Die Proletarier aber bildeten - nach Marx - das Rückgrat des Staates, weil sie zahlenmäßig den Großteil eines Volkes darstellten, für einen Hungerlohn zum Wohle der anderen schuften mussten, sich dabei (gesundheitlich) aufarbeiteten und es ihnen deswegen nicht gelang, die Schicht der Proletarier durch bessere Aus- und Weiterbildung zu verlassen. Aus dem Begriff des "Proletariers" wurde die Kurzform "Prolet" abgeleitet (Prolet - wie lange noch? Wirf ab das Ochsenjoch!) oder (Proletarier aller Länder vereinigt euch!).
Heute
Der Begriff Prolet hat mit Ende des 2. Weltkrieges eine deutliche Wandlung vollzogen, vor allem in konnotativer Form, d.h. die ursprüngliche Wortbedeutung hat sich gewandelt. Während die Toleranz gegenüber anderen Lebensweisen bis in die 1970er Jahre fortschritt, änderte sich auch weiterhin die Anwendung des Begriffs. In der Nachkriegszeit stand dahinter zunächst nach wie vor die Aussage "diese Person gehört nicht zu 'meiner' Schicht"! Man wollte sich also von jener distanzieren, nahm für sich selbst aber in Anspruch aus einer höheren Schicht zu kommen. Diese Bedeutung wich allmählich einer Anwendung des Wortes nur noch aus konkretem Anlass.
Eine leichtfertige, ungerechtfertigte Verwendung des Begriffs "Prolet" fällt allerdings auf den Benutzer zurück und kann entlarven, dass er sich über Verhaltensweisen und das Aussehen von Personen aus einer anderen Schicht lustig macht, ohne zu bedenken, dass auch seine eigenen kulturellen Lebensweisen auf Außenstehende lächerlich wirken könnten.
Die humorvolle Darstellung von Proleten ist z.B. in folgenden Werken Kulturgut geworden:
- Werke des Berliner Karikaturisten Heinrich Zille
- frühere Witze über Manta-Fahrer
- der Film Ballermann 6
Eine Milieustudie über Proleten ist die Fernsehserie Ein echter Wiener geht nicht unter