Die mongolische Kriegsführung faßte alle Elemente des Steppenkrieges in ihrer bis dahin effektivsten und vernichtendsten Form zusammen.
Taktik
Die Mongolen verwendeten erstmalig das wirksame Konzept der "operativen Kunst":
Als Nomaden trugen sie alles, was sie benötigten mit sich zu Pferde. Sie transportierten gleichsam den gesamten Gegenwert einer Stadt auf dem Pferderücken. Somit waren sie flexibler als viele Armeen ihrer Konkurrenten, die für ihre Logistik an feste Städte gebunden waren.
Da ihre Kriegführung überlegen war (gegliederte leichte Kavallerie) mußten sie nicht jeden Kampf gewinnen. Die traditionelle Lösung dieses Problem war der Angriff auf die Logistik der Feinde (Nahrung, Felder, Wasser, usw.). Anders als die Mongolen waren die städtebewohnenden Feinde an ihre Logistik gebunden. Man schnitt den Städten die Nahrungsmittelzufuhr ab und zwang die Bauern zur Flucht in die Städte, so daß dort Seuchen ausbrachen. Die Städte wurden so erdrückt, bevor man sie überhaupt angriff. Manche Ruinenstädte (in Afghanistan, an der Seidenstraße) sind bis heute verlassen.
Dieses wirksame Konzept stellte einen schnellen Sieg gegen jeden möglichen Feind während ihrer Geschichte sicher.
Die modernere Entsprechung bildet der Flugzeugträger mit seiner Fähigkeit, mit einer gesamten Stadt vor das Land des Gegners zu rücken gezielte Schläge auszuüben und sich zurückzuziehen.
Die Mongolen setzten politischen Terror systematisch als psychologische Waffe ein. Normalerweise wurde der Oberschicht einer eroberten Stadt der Wechsel in eine neue Gegend befohlen. Bei Ablehnung wurde die gesamte Stadtbevölkerung vertrieben (bis auf eine Handvoll Spezialisten); Stadt und umgebende Felder wurden niedergebrannt. Im 14. Jhrd. errichteten sie ein Bauwerk aus Menschenknochen vor der zerstörten Stadt als Wahrzeichen ihres Durchzuges. Dann ließen sie einige Überlebende entfliehen, um den Schrecken in der Umgebung zu verbreiten.
Die Reiterei
Die Mongolen gründeten ihre Macht fast durchweg auf leichte Kavallerie. Leichte Reiterei besteht hauptsächlich aus Bogenschützen und leichten Schwertkämpfern zu Pferde. Beweglich und zahlreich, hat die leichte Kavallerie im Kampf gute Angriffs- und Rückzugsmöglichkeiten vor feindlicher schwerer Kavallerie. Schwere Reiterei geht ohne Bogenschützen vor mit dem Ziel, durch geballte Masse und Bewegung feindliche schwere Infanterielinien zu unterbrechen. Wenn also leichte Kavallerie auf schwere Kavallerie traf, besiegte die leichtere, zahlreichere, beweglichere, den Bogen nutzende, gut-gegliederte leichte Kavallerie in der Regel die konventionellen Ritter - die Spezialtruppen der europäischen Militärmächte.
Militärische Kommunikation
Die Mongolen bedienten sich eines entwickelten Systems von Horn- und Flaggensignalen, die vom Heerführer gegeben wurden, woraufhin sie ihre Truppen auf bestimmte Positionen des Kriegsschauplatzes verschoben bzw. zum Angriff, Rückzug oder in bestimmte Formationen übergingen. Zusätzlich verwendeten sie Unterführer, die die Entscheidungsverantwortung vor Ort zu tragen hatten.
Schutz
Die mongolische Bewaffnung unterschied sich wesentlich von der europäischen. Im Gegensatz zu europäischen Rittern mit Plattenpanzer (Helm, Kettenhemd und Metallteilen, die Blick und Bewegung einschränkten) verwendeten, hüllten die Mongolen sich in Seidentuch und in eisenverstärkte, aus Ringen zusammengesetzte Lederpanzer. Das gestand den mongolischen Kriegern größere Bewegungsfreiheit, Ausblick, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit gegen Waffen zu und stellte somit einen qualitativen Vorteil gegenüber dem Feind dar.
Wenn ein Pfeil einen Krieger verletzte, durchdrang dieser die Haut bis ins Fleisch. Ein mongolischer Feldarzt zog dann den Pfeil aus der Wunde, wickelte das Seidentuch um die Spitze, säuberte und verband die Wunde und brachte den Krieger zum Kampf zurück. Dieses einfache und hygienische Verfahren vermied Infektionen und rettete viele Leben.