Erasmus Sarcerius

lutherischer Theologe und Reformator
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Erasmus Sarcerius, (* 19. April 1501 in Annaberg; † 18. November 1559 in Magdeburg) war ein lutherischer Theologe und Reformator.

Erasmus Sarcerius auf einem Kupferstich aus dem 16. Jahrhundert

Leben

Über Sarcerius Jugend ist kaum etwas zu erfahren. Er soll die Schule in Freiberg und die Universität Leipzig besucht haben. Nach dem Tode seines humanistischen Lehrers Petrus Mosellanus, ist er 1524 nach Wittenberg gezogen und hat sich Martin Luther und Philipp Melanchthon angeschlossen. In den folgenden Jahren soll er zuerst an Schulen in Österreich, später in Rostock tätig gewesen sein. 1531-36 wirkte er als erster Subrektor am Katharineum zu Lübeck. Schon in diesen Jahren machte er sich durch seine Schriften einen Namen.

1536 ist er daraufhin als Rektor der Lateinschule nach Siegen berufen und im folgenden Jahre vom Grafen Wilhelm von Nassau zum Superintendenten des Landes bestellt worden. Mit Eifer führte er hier die Visitation durch und hielt Synoden ab. In seinen theologischen Arbeiten prägt sich seine pädagogische Erfahrung aus. Sarcerius schrieb Katechismen, praktische Schrifterklärungen und veröffentlichte Predigten. Den gleichen Motiven entstammt sein dogmatisches Kompendium „Methodus divinae scripturae locos praecipuos explicans“ 1539/40.

Seine Arbeitskraft muss groß gewesen sein. So hat er während des Reformationsversuchs des Erzbischofs Hermann von Wied als Prediger in Andernach und 1545 im Ländchen Babenhausen gedient. Während er noch in Nassau wirkte, erhielt er einen Ruf als Professor nach Leipzig, aber Graf Wilhelm ließ ihn nicht fort.

Nach dem Augsburger Interim konnte ihn freilich auch der Graf nicht halten. Sarcerius hoffte, zuerst nach Lübeck oder Rostock zu kommen, entschloss sich aber schließlich, das Pfarramt an St. Thomas in Leipzig zu übernehmen. Durch seine Tätigkeit im Westen wie in seiner sächsischen Heimat gewann er in kirchlichen Kreisen großen Einfluss. Die Zeitgenossen hielten ihn für eine bedeutende Gestalt und behandelten ihn mit großem Respekt.

Von Leipzig wurde Sarcerius als Superintendent nach Mansfeld berufen, wo er als Visitator und Organisator ein großes Wirkungsfeld vor sich sah. Die Grundlegung dafür gab er in seiner Schrift „Form und Weise einer Visitation für die Graf- und Herrschaft Mansfeld“ 1554. Als streng lutherisch gerichteter Theologe hatte er hier gegenüber den Anhängern Georg Majors keinen leichten Stand. Seine Haltung entfremdete ihn schließlich seinem früheren Lehrer Melanchthon völlig, dem er beim Wormser Religionsgespräch 1557 gegenüberstand.

Aus seiner kirchlichen Wirksamkeit sind zahlreiche Schriften erwähnenswert, so sein „Vorschlag einer Kirchengemeinde“, sein „Prozessbüchlein“ (1556) oder sein „Pastorale oder Hirtenbuch vom Amt, Wesen und Disziplin der Pastoren“ (1559). Sarcerius wird als tief frommer, theologisch selten belesener Mann gerühmt. Dass er in den innerprotestantischen Auseinandersetzungen Stellung nehmen musste, darf uns nicht wundern. Ein selbständiger theologischer Denker ist er nicht gewesen, meinte er doch der Linie Luthers folgen zu können.

Im Grunde war er um das religiöse Leben besorgt und hat immer die praktischen kirchlichen Fragen im Auge behalten. Seelsorge und Kirchenzucht waren seine Hauptanliegen. Auch im konfessionellen Kampf trat er nicht ohne Erfolg auf. Durch die Verhältnisse in Mansfeld dazu bestimmt, nahm er 1559 den Ruf als Senior nach Magdeburg an. Nach seiner 4. Predigt ist er dort gestorben.

Literatur

  • Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, Band 17 Seite 482
  • Erasmus Sarcerius. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
  • M. v. Engelhardt: Erasmus Sarcerius in seinem Verhältnis zur Gesch. d. Kirchenzucht und des Kirchenregiments (Zeitschrift für historische Theologie 20, 1850, Seite 70)
  • A. W. Röselmüller: Das Leben und Wirken des Erasmus Sarcerius Annaberg 1888
  • Eskuche: Erasmus Sarcerius als Erzieher und Schulmann. Schul-Progr. Siegen 1901 (mit Schriftenverzeichnis).
  • E. Weber. Reformation, Orthodoxie und Rationalismus, 1, Gütersloh 1937, Seite 200-203
  • Robert Stupperich: Erasmus Sarcerius (Zs. Siegerland 44, 1967, Seite 33-47)