Homo heidelbergensis

ausgestorbene Art der Gattung Homo
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Homo heidelbergensis ist eine Art der Gattung Homo (Menschen), die besonders im pleistozänen Europa vorkam. Er entwickelte sich entweder aus Homo antecessor, der vor etwa 780.000 Jahren in Europa lebte oder aus Homo erectus, welcher vor etwa 1,8 Millionen Jahren lebte. Früher wurde er manchmal auch als „archaischer Homo Sapiens“ bezeichnet, eine Bezeichnung, die alle Menschenformen umfasste, die morphologisch nicht mehr zu Homo erectus zu rechnen sind. Homo heidelbergensis entwickelte sich vor etwa 200.000 Jahren zum Neandertaler (Homo neanderthalensis) weiter.

Homo heidelbergensis
Schädel des H. heidelbergensis
Zeitraum
Pleistozän
Ca. 600.000 bis 200.000 Jahre
Fossilfundorte
Vorlage:Taxonomy
Altweltaffen (Catarrhini)
Menschenartige (Hominoidea)
Menschenaffen (Hominidae)
Echte Menschen (Hominini)
Menschen (Homo)
Wissenschaftlicher Name
Homo heidelbergensis
Schoetensack, 1908
Stammbaum-Modell
H. heidelbergensis - Gedenkstein an der Fundstelle, einer ehemaligen Sandgrube, die heute rekultiviert ist. Der Unterkiefer wurde in 17 m Tiefe unterhalb des heutigen Geländes geborgen.

Typusexemplar für den Homo heidelbergensis ist der Unterkiefer von Mauer bei Heidelberg. Er wurde am 21. Oktober 1907 in einer Sandgrube von dem Leimener Tagelöhner Daniel Hartmann (1854–1952) gefunden und 1908 von Otto Schoetensack wissenschaftlich beschrieben. Von einigen Anthropologen werden die Fossilien von Homo heidelbergensis als später Homo erectus klassifiziert.

Merkmale des Homo heidelbergensis in Abgrenzung vom früheren Homo erectus und Homo ergaster sind:

  • vergrößertes Gehirnvolumen von rund 1200 cm3
  • steilere Stirn
  • schlankerer Körperbau
  • größte Gehirnbreite im Bereich der Schläfen statt an der Basis
  • teilweise kleinere Überaugenwülste
  • weniger vorspringender Kiefer, jedoch robuster als bei Homo sapiens
  • kleinere Zähne
  • Körpergröße bis ca. 1,70 m (Männer) bzw. 1,60 (Frauen)

Homo heidelbergensis ist eine primär europäische und afrikanische Spezies. Fundstellen sind neben Mauer:

Viele Anthropologen rechnen auch die etwa 0,8 Millionen Jahre alten Fossilien von Homo antecessor zu Homo heidelbergensis. Als Nachfahre von Homo heidelbergensis wird in Europa der Neandertaler (Homo neanderthalensis) angesehen.

Homo heidelbergensis ernährte sich vermutlich hauptsächlich von der Jagd. Er war in der Lage, Großwild zu erlegen, beispielsweise Pferde (Schöningen) und Nashörner (Boxgrove). Er benutzte sorgfältig angefertigte, bis 2,50 m lange Wurfspeere sowie Feuersteinwerkzeug. Schneidemarken auf Knochen zeigen, dass er Fleisch von den Knochen abschabte. Knochen wurden auch als Werkzeuge für die Herstellung von Steinwerkzeugen benutzt. Wegen seiner entwickelten kulturellen Fähigkeiten vermuten bisweilen einzelne Forscher beim Homo Heidelbergensis schon Ansätze einer einfachen Sprache. Kulturell wird Homo heidelbergensis der altsteinzeitlichen Periode des Acheuléen zugeordnet.

Siehe auch

Literatur

  • Bärbel Auffermann, Jörg Orschiedt: Die Neandertaler - Eine Spurensuche. Stuttgart 2002. ISBN 3-8062-1514-6
  • A. Sauer: Erläuterungen zur Geol. Karte 1 : 25 000 Baden-Württ. Blatt 6618 Heidelberg-Süd (früher Blatt Neckargemünd). Stuttgart 1985.
  • O. Schoetensack: Der Unterkiefer des Homo heidelbergensis aus den Sanden von Mauer bei Heidelberg. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1908. (digitalisiert online)
  • H. Weinert: Dem Unterkiefer von Mauer zur 30-jährigen Wiederkehr seiner Entdeckung. in: Ztschr. f. Morphol. u. Anthropol. Schweizerbart, Stuttgart 37.1937,1, 102-113. ISSN 0044-314X
  • Ernst Probst: Deutschland in der Urzeit. Bertelsmann, München 1986, 1999. ISBN 3-570-01066-X
  • Ernst Probst: Deutschland in der Steinzeit. Bertelsmann, München 1991, 1999. ISBN 3-570-02669-8