Unter Serben (serbisch: Срби/Srbi, früher auch Raszier genannt) versteht man sowohl die Staatsangehörigen Serbiens als auch eine Ethnie, deren Angehörige Serbisch sprechen.
Symbol und Wappen
Das serbische Nationalsymbol stellt ein weißes Kreuz in der Form eines griechischen Kreuzes mit vier gleich langen Armen auf rotem Schild dar, mit vier Feuereisen, welche so ähnlich wie der kyrillische Buchstabe C (in Latein S) aussehen, in den Feldern zwischen den Armen, das so genannte serbische Kreuz. Die Buchstaben stehen heute als Abkürzungen für Само слога Србина спашава (lat.: Samo sloga Srbina spašava, deutsch: Nur Eintracht rettet den Serben), dem serbischen Nationalspruch. Als sich der serbische Zar Stefan Dušan im 14. Jahrhundert zum Kaiser der Serben und Griechen (Byzantiner) krönen ließ, übernahm er dieses Wappen. Doch erst unter Stefan Lazarević, dem Sohn des in der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 gefallenen Fürsten Lazar Hrebeljanović, sollte das Wappen offizielles Staatswappen Serbiens werden. Die Buchstaben C standen für Serbien, kyrillisch Cрбиja. Der oben genannte Wahlspruch ist jüngeren Datums und wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert. Byzantinischen Ursprungs und älter als das serbische Kreuz ist der weiße (offiziell silberne) doppelköpfige Adler. Dieses Symbol war das Wappen der serbischen Herrscherdynastie der Nemanjiden (1169-1371), und wurde schon vom ersten Nemanjica, Stefan Nemanja, eingeführt. Andererseits findet sich der weiß-silberne Adler auf rotem Schild im Wappen Polens wie im Wappen des einst von Slawen besiedelten Landkreis Anhalt-Zerbst. Der weiße doppelköpfige Adler wird in der Regel zusammen mit dem serbischen Kreuz an der Brust und ebenfalls auf einem roten Schild dargestellt. Das Kreuz gilt als Symbol des serbischen Volkes, der Adler als Symbol für den serbischen Staat.
Die serbische Trikolore wurde 1835 eingeführt. Sie ist eine Umkehrung der damaligen russischen Zivilflagge, die ihrerseits auf die Flagge der Niederlande zurückgeht. Die Farben blau, weiß und rot gelten seit dem 19. Jahrhundert als panslawische Farben.
Ethnonym
Herkunft
Der Slawist Pavel Jozef Šafárik vertrat Anfang des 19. Jahrhunderts die Auffassung, dass Srbin (in vielerlei Varianten) Sippe, Verwandtschaft, Volk (lat. gens, natio) bedeute [1], während sein zeigenössischer Kollege Josef Dobrovský die Meinung vertrat, dass srb ursprünglich der Eigenname aller Slawen gewesen sei, weit älter als die Fremdbezeichnungen Wenden und Slawen.[2]
Heinz Schuster-Šewc schreibt in seiner Abhandlung Über die Geschichte und Geographie des ethnischen Namens Sorb/Serb/Sarb/Srb (Novi Sad, 1984-1985), dass das Ethnonym Serb von der indeoeuropäischen onomatopoetischen Stammsilbe serbh- / sirbh- / surbh- abstamme, die säugen, schlürfen, trinken, fließen bedeute. Ähnlichkeiten finden sich heute im Deutschen Verb schlürfen (mhd. sürfen), oder im Lateinischen sorbeo, ebenfalls für säugen, trinken und fließen. Die semantische Entwicklung mündete in Srb für „Brüder und Schwestern nach der Muttermilch“, die von der gleichen Mutter gesäugt wurden, ohne unbedingt blutsverwandt gewesen zu sein. Daraus folgte die Bezeichnung für Angehörige einer gleichen Familie oder Sippe und später für Angehörige eines gleichen Stammes.[3]
Mit dem historischen Auftreten sowohl der Serben wie auch der Sorben im 7. Jahrhundert stand der serbisch-sorbische Name jedenfalls für Stammesangehörige, Verwandte, Verbündete. [4]
Im 10. Jahrhundert interpretierte der byzantinische Kaiser und Gelehrte Konstantin VII. Porphyrogennetos in seinem Werk en:De administrando imperio die slawische Eigenbezeichnung srb als lat. servus (Sklave, Diener, Untertan). Diese eigenwillige Etymologie konnte sich lange behaupten. Sie hängt vermutlich damit zusammen, dass Serben laut Porphyrogennetos im 7. Jahrhundert unter Herakleios in den nordwestlichen byzantinischen Provinzen siedelten und die Suzeränität des byzantinischen Kaisers anerkannten. [5]
Sprache und Schrift
Die Serben sprechen die serbische Sprache, sowohl die ijekavische, wie auch die ekavische Variante dieser, aus der Gruppe der südslawischen Sprachen. Sowohl das kyrillische Alphabet als auch das lateinische Alphabet werden benutzt, wobei in der Verfasssung von 2006 nur Kyrillische den Vorzug vor der lateinischen Schrift besonders in Behörden als auch im Schulunterricht hat.
Nachnamen
Die meisten serbischen Nachnamen enden mit einem ić, wie beispielsweise in Milanković. Das ić wird dabei als ein weiches itsch ausgesprochen. Da der Buchstabe ć in Westeuropa nicht gebräuchlich ist, wurde er früher in der Regel umschrieben, als ich, itch, itsch oder itz.
Die weitfassende Bedeutung der ić-Endung lautet Nachkommenschaft. So bedeuten beispielsweise die serbischen Familiennammen Martinović, Konstantinović sowie Stefanović - Martins, Konstantins und Stefans Nachkommenschaft.
Die am weitest, verbreitetsten Familiennamen sind Jovanović ( von Johannes), Petrović/Pijetrović (von Peter) sowie Djordjević (von Georg).
Verbreitung
Serbien und Montenegro sind die traditionellen Kernländer der Serben. Große serbische Bevölkerungsteile leben auch in Kroatien und Bosnien und Herzegowina (wo sie neben den Bosniaken und Kroaten zu den drei konstitutiven Staatsvölkern Bosnien-Herzegowinas gehören), hauptsächlich in der Republika Srpska. Kleinere serbische Minderheiten gibt es in Albanien, Mazedonien, Rumänien, Slowenien und Ungarn.
Die größte städtische Bevölkerung von Serben ist in Belgrad, Novi Sad, Kragujevac und Niš in Serbien zu finden, und in Banja Luka in Bosnien-Herzegowina. In Serbien (ohne Kosovo) bildeten die Serben nach der 2002 durchgeführten Volkszählung 82,86% der Gesamtbevölkerung, in Montenegro (nach politischer Präferenz) 31,99 % (2003), in Kroatien 4,5% (2001, vor den Balkankriegen 1991 waren es über 12%), in Bosnien-Herzegowina 39%.
Außerhalb Serbiens, Montenegros und der Republika Srpska lebt die größte städtische Bevölkerung von Serben in Chicago, USA. In Deutschland ist Stuttgart die Stadt mit dem größten Anteil an Serben.
Religionen
Die Serben bekennen sich mehrheitlich zur Serbisch-Orthodoxen Kirche. Neben der orthodoxen Konfession gibt es Serben, die Protestanten, römische Katholiken, Muslime, Anhänger anderer Religionen oder Atheisten sind. Die serbische Identität und Kultur ist sehr stark vom orthodoxen Christentum geprägt. Die orthodoxe Kirche hat die ersten Bildungsinstitutionen bei den Serben eingeführt und im 12. Jahrhundert das erste geschriebene Gesetzbuch, das Nomokanon des heiligen Sava von Serbien, geschaffen. Außerdem gilt sie als Bewahrerin der serbischen nationalen Identität und als Fürsprecherin der Serben während der Jahrhunderte langen Fremdherrschaft der Osmanen und Österreich-Ungarns. Ähnliches gilt auch für andere Ethnien auf dem Balkan. Einige Ethnologen sind der Meinung, dass Serben, Bosniaken und Kroaten ihre nationale Identität vor allem durch ihre Religion definieren.
Diaspora
Nach Angaben des Ministeriums der Republik Serbien für die serbische Diaspora, beträgt die Zahl der außerhalb des ehemaligen Jugoslawiens lebenden Serben bis zu 4 Millionen. In den USA, Kanada, Australien, Deutschland und Österreich befinden sich die größten serbischen Gemeinschaften.
In Deutschland leben über 825.000 Menschen aus dem Gebiet von Serbien und Montenegro. Wie viele davon tatsächlich serbischer Nationalität sind (und nicht albanischer oder anderer), ist nicht bekannt. Ebenso wenig ist bekannt, wie viele Serben mit anderer Staatsangehörigkeit (kroatischer, bosnisch-herzegowinischer, mazedonischer u.a.) in Deutschland leben.
In Österreich leben gemäß der Volkszählung von 2001 etwa 177.000 Serben, davon etwa 70.000 in Wien. In der Schweiz sind es ca. 150.000 Serben.
Die erste große Auswandererwelle kam aufgrund des Bedarfs an Gastarbeitern in den 1960'ern, 1970'ern und 1980'ern, die zweite folgte mit dem Zerfall Jugoslawiens 1991 und den darauffolgenden Krisen. Heute leben in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt über eine Million Serben - in der ersten, zweiten und dritten Generation.
Auch die ökonomische Bedeutung der Serben in Deutschland nimmt langsam zu. Ihre Einkommen geben die deutschen Serben heute zu 80-90% direkt wieder in Deutschland aus, anstatt diese nach Serbien zu transferieren. [6] [7]
Berühmte Wissenschaftler
Naturwissenschaften
- Nikola Tesla Elektroingenieur, Erfinder
- Josif Pančić Botaniker
- Jovan Cvijic Geograph
- Mihajlo Pupin Physiker
- Milutin Milanković Klimatologe, Astrophysiker und Mathematiker
- Mihajlo Petrović Alas Mathematiker, Gründer der Mathematischen Schule in Belgrad
- Mileva Marić-Einstein erste Mathematikerin und Physikerin Serbiens, ebenso erste Frau Einsteins und seine Kommilitonin, Assistentin und Mitarbeiterin der ersten Jahre
- Pavle Savić Chemiker, Physiker, Zusammenarbeit Irène Joliot-Curie 1938 "1938 führte sie gemeinsam mit Pavlo Savitch (geb. 1909) Experimente durch, bei denen sie Neutronen auf Uranatome schossen und dabei statt dem erwarteten Transuran ein dem Lanthan ähnliches Element feststellen konnten. Diese Entdeckung führte Lise Meitner (1878 - 1948) und Otto Frisch (1904 - 1979) in Schweden zur physikalischen Erklärung der Kernspaltung." [8]
- Bogdan Maglich (Maglić) Atomphysiker, einflußreicher Aktivist der serb. Diaspora in den USA.[9]; [10]
Quellen
- ↑ Pavel Jozef Šafárik: Slowanské starožitnosti (Slawische Alterthümer). Prag, 1837, S. 115-116, 313-316
- ↑ Josef Dobrovský: Slovanka. Zur Kenntniß der alten und neuen slavischen Literatur, der Sprachkunde nach allen Mundarten, der Geschichte und Alterthümer. Prag, 1814-1815, S. 165
- ↑ Heinz Schuster-Šewc: Poreklo i istorija etnonima Serb.
- ↑ M. Budimir, Über die alte Erwähnung des serbischen Namens, 1959
- ↑ Milan V. Dimić: Who is a Serb? Internal Definitions and External Designations. Wien 2005, S. 4
- ↑ Serbien-Montenegro.de
- ↑ www.destatis.de
- ↑ http://www.physik.tu-darmstadt.de/website/frauen/allgemein/portraits/nobel.html
- ↑ http://www.twst.com/ceos/ABK604.htm
- ↑ http://www.fz-juelich.de/leap05/talks/21.05.05%20Saturday/Applications%20of%20Antimatter,%20Radiation%20and%20Particle%20Detection/Maglich.ppt
Literatur
- Milan V. Dimić: Who is A Serb? Internal Definitions and External Designations. In: Earle Waugh, Milan V. Dimic (Eds.): Diaspora Serbs. A Cultural Analysis. Edmonton: M.V. Dimic Research Inst. Univ. of Alberta 2004, pp. 15-54, pp. 281-307. "Kakanien revisited", Wien 20/05/2005.
- Milan V. Dimić: Primary and Secondary Sources on Serbian (and a few on Croatian) Identity, Nationalism, and History. (Bibliographie) "Kakanien revisited", Wien 20/05/2005.