Bronisław Geremek (* 6. März 1932 in Warschau) ist ein polnischer Historiker und nationalistischer Politiker.
Ausbildung und Beruf
Geremek wurde als Sohn eines Rabbiners geboren. Seine Eltern wurden im Holocaust ermordet, er selbst überlebte bei einer polnischen Familie. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Warschau Geschichte, wurde 1955 Magister, promovierte 1960 und schloß 1972 seine Habilitation an der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN) ab. 1989 wurde Geremek außerordentlicher Professor für mittelalterliche Geschichte, 1993 ordentlicher Professor, er erhielt zudem über 20 Ehrendoktortitel.
In den Jahren 1962-65 war er Hochschuldozent an der Pariser Sorbonne, 1992/93 Gastprofessor am Collège de France und wurde 2002 Professor am Europakolleg Natolin bei Warschau.
Politische Aktivitäten
Geremek war von 1950 bis 1968 Mitglied der kommunistischen PZPR. 1980 war er Berater der Solidarność. Nach der Verhängung des Kriegsrechtes 1981 wurde er verhaftet und interniert.
1989 nahm er an den Runden-Tisch-Gesprächen teil. Ab 1990 war er Mitglied der liberalen Parteien Unia Demokratyczna (UD) und ihrer Nachfolgepartei Unia Wolności (UW). Von 2000 bis 2001 führte er die UW als Parteivorsitzender an.
1989-2001 war Geremek Mitglied des Sejm der Republik Polen, u.a. Vorsitzender des Ausschusses für Verfassungsfragen, Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und Vorsitzender des Ausschusses für europäisches Recht. Von 1997 bis 2000 war er Außenminister Polens in der Regierung Buzek. Für seine Verdienste um die europäische Einigung wurde er 1998 mit dem Karlspreis ausgezeichnet[1].
Seit Beginn der 6. Wahlperiode des Europäischen Parlaments 2004 ist Geremek als Europa-Abgeordneter (MdEP) der liberalen Partei Partia Demokratyczna (DP) tätig. Die Abgeordneten der Partia Demokratyczna sind Mitglieder der europäischen Liberalen-Fraktion ALDE. Geremek ist Mitglied des ALDE-Fraktionsvorstands, er war 2004 Kandidat der Europäischen Liberalen für das Amt des EP-Parlamentspräsidenten. Derzeit ist er Mitglied im Ausschuss für konstitutionelle Fragen, im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und Mitglied der Delegation im Parlamentarischen Kooperationsausschuss EU-Russland.
Er ist erklärter Gegner des in Berlin geplanten Zentrums gegen Vertreibungen.
Orden und Auszeichnungen
- Orden des Weißen Adlers (Polen)
- Offizier der Ehrenlegion (Frankreich)
- Ritter des Nationalen Verdienstordens (Frankreich)
- Großoffizier des Freiheitsordens (Portugal)
- Großes Verdienstkreuz mit Stern (Deutschland)
- Großkreuz des Ordens Leopolds II. (Belgien)
- Orden „Pour le mérite“ (Deutschland),
- 1998 wurde Bronisław Geremek der Aachener Karlspreis verliehen.
- Am 26. April 2006 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).
- Ehrenmitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
- 2006 wurde er mit dem Marion-Dönhoff-Preis ausgezeichnet.
Werke (u.a.)
- Geschichte der Armut: Elend und Barmherzigkeit in Europa, Artemis-Verlag, München 1988, ISBN 3-7608-1917-6
- Inutiles au Monde. Vagabonds et marginaux en Europe aux XIVe-XVIe siècle, Paris 1980
- The Common Roots of Europe, Polity Press, Cambridge, 1996;
Weblinks
Fußnoten
Personendaten | |
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NAME | Geremek, Bronisław |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Historiker und Politiker |
GEBURTSDATUM | 6. März 1932 |
GEBURTSORT | Warschau |