Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt
Geschichte
Erste Messungen
Bereits in den Jahren 1758 und 1759 wurden auf dem Hohenpeißenberg die ersten meteorologischen Beobachtungen durchgeführt. Diese wurden durch den Rottenbucher Konventualen Wittner vorgenommen. Bereits 1514 wurde auf dem Hohenpeißenberg eine Wallfahrtskirche errichtet und die Rottenbucher betreuten seit 1604 die Wallfahrt. Die Augustinerchorherren lehrten zu dieser zeit Philosophie und Theologie, widmeten sich aber offensichtlich auch für meteorologischen Aufgaben. Wittner sandte kurz nach der Gründung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften seine Beobachtungsdaten aus dem Zeitraum November 1758 bis Februar 1759 dem dortigen ersten Sekretär, Johann Georg von Lori, zu. Ob darüber hinaus noch weitere Beobachtungen durchgeführt wurden, ist nicht bekannt. Es ist auch nicht bekannt, welche Instrumente bei den Beobachtungen verwendet wurden. Wahrscheinlich handelte es sich um Barometerablesungen. Am 21. November 1759 wurden von verschiedene Autoren Aufsätze zur ersten ordentlichen Versammlung der Akademie der Wissenschaften eingesandt. Der Sekretär der Akademie, Westenrieder, vermerkte in seiner Geschichte der Akademie hierzu:
„Der regulierte Chorherr in Rottenbuch Anton Wittner legte eine wohlgearbeitete Tabelle 'observations Barometri in Hohenpeissenberg vom Jah 1758 und 59' vor.“
Die Aufzeichnungen von Wittner umfassten den Zeitraum von November 1758 bis Februar 1759 und enthielten je eine Beobachtung von etwa neun Uhr am Vormittag und etwa drei Uhr am Nachmittag. Ob die Messungen weitergeführt wurden ist nicht belegt. Weitere Berichte wurden nicht mehr eingesandt.
Das Kloster Rottenbuch stand zu diesem Zeitpunkt vor einer Auflösung, da die Aufklärung einen geistigen Kampf zwischen fortschrittlich gesinnten Menschen und Klerikern ausgelöst hatte. Es kam bei den Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften in München zu gegenseitigen Anfeindungen und Verunglimpfungen.
Planung der Sternwarte
Die Planungen für eine akademische Sternwarte auf dem Hohenpeißenberg reichen bis in das Jahr 1772 zurück. Die Anregung hierzu kam vom Geheimen Rat Johann Georg von Lori, dem Vertrauten des Kurfürsten Max II. Joseph von Bayern. Er war für alle zeitgemäßen Bildungsfragen zuständig und Begründer der Akademie der Wissenschaften in München. Er regte an, auf dem Hohenpeißenberg, der für die Mutter-Gottes-Wallfahrt sehr bekannt war, eine Hohe Warte für Naturforscher einzurichten. Im Verlaufe eines Gespräches im Jahre 1772 zwischen dem Kurfürsten und dem Rottenbucher Chorherrn Ambrosius Mösner, der ab 1775 Stiftspropst war, bemerkte Lori, dass der Hohenpeißenberg mit seiner exponierten Lage im Alpenvorland für astronomische Beobachtungen ideal wäre. Der Kurfürst ging auf die Bitte seines Vertrauensmannes ein und sprach den Wunsch aus, dass auf dem Hohenpeißenberg vom Stift Rottenbuch unter Mithilfe des Stiftes Polling eine Sternwarte geschaffen werden sollte. Der Rottenbucher Chorherr kam dieser Aufforderung gleich nach, da er sonst eine Auflösung der Klosters befürchtete.
Johann Georg von Lori war seit Beginn seiner Akademiepläne schon in enger Verbindung mit dem Stift Polling gestanden, nachdem der gelehrte Propst Franziskus Töpsl und andere wissenschaftlich bedeutende Chorherren wie Eusebius Amort und Prosber Goldhofer die Naturwissenschaften mit großem Eifer betrieben. Dementsprechend lautete auch das Schreiben von Lori, das er an Propst Polling schickte:
„Da es Uns zum besonderen Wohlgefallen gereichet, daß ihr in in dem euch anvertrauten Kloster dir nützliche Wissenschaften in aufnahm zu bringen euch allen Fleißes beeifert, und Wir Uns zu euch gänzlich versichern können, daß ihr selbe in Unseren Churlanden, und besonders unter euren Ordens Brüdern zu verbreiten von selbst allerdings geneigt seyet: so sehen Wir gern und wollen gnadigst, daß ihr dem Kloster Rottenbuch zu Errichtung des von Uns selbem aufgetragenen Geschäftes, und besonders beim Anfang derer auf dem hohen Peißenberg anzustellenden Astronomischen Beobachtungen mit Mathematischen Instrumenten, euren Einsichten und Beirath, auch mit Hilfe eurer Mathematik verständigen Religiosen, nach Möglichkeit an Handen zu gehen [...]“
Die Rottenbucher Chorherrn waren mit dem Auftrag, auf dem Hohenpeißenberg ein astronomisches Observatorium zu errichten, vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Es gab im Stift zwar viele Seelsorger, einige davon waren gute Theologen, aber keiner war in mathematischen Fächern vorgebildet. Das Stift durfte es sich aber nicht erlauben, die Bitte des Kurfürsten abzulehnen, weil man befürchtete, dass sonst das Stift Polling den Zuschlag zur Errichtung und Betreuung des Observatoriums auf dem Peißenberg bekäme.
Es wurden bei Beratungen des Stiftskapitals verschiedene Vorschläge erörtert. Einige vertraten die Ansicht, es wäre das beste, wenn man einen Professor der Mathematik aus einem anderen Kloster herbeiriefe, der den Novizen die nötigen Kentnissen beibrächte. Andere wiederum waren dafür, einen Priester aus dem Konvent nach Dillingen oder Ingolstadt zur Ausbildung in Mathematik und Physik zu schicken. Letztendlich wurde Professor Anselm Greinwald nach Polling entsandt, um dort mit Propst Töpsel die ganze Angelegenheit zu besprechen. Propst Töpsel bot an, den Rottenbucher Chorherrn Cajetan Fischer, der eine außerordentlich gute Auffassungsgabe besaß, Privatunterricht in höherer Mathematik und Physik in Polling zu erteilen.
Im Herbst 1773 kehrte Cejatan Fischer aus Polling, wo er seit dem 7. Januar 1973 studiert hatte, zurück. Das Stift kaufte für 400 Gulden einen Quadranten aus Paris sowie die nötigen Fachbücher und Instrumente. Außerdem wurde ein Observatorium portable von dem bekanten Mechaniker und Physiker Georg Friedrich Brander aus Augsburg gekauft. Das Stift ließ von ihm auch einen Plan für die Beobachtungsstätte anfertigen. Bei diesen Planungen war wohl das Stift Polling beteiligt, wo schon 1761 Propst Töpsl durch Propser Goldhofer eine kleine provisorische Sternwarte hatte errichten lassen.
Auf dem Dach des mit der Wallfahrtskirche zusammengebauten Priesterwohnhauses wurde eine Plattform als Beobachtungsstandort errichtet. Von dort war der ganze Himmelsumkreis sichtbar. Der Initiator der Sternwarte, Georg von Lori, konnte allerdings keine Finanzmittel aus der kurfürstlichen Hofkammer in München freimachen. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften in München war darüber hinaus zu dieser Zeit zu sehr mit inneren Rivalitäten belastet, als dass sie sich um die Organisation von auswärtigen astronomischen Beobachtungsstellen kümmern konnte. So wurde es nichts aus den Wunschvorstellungen Georg von Loris einer akademischen Sternwarte auf dem Hohenpeißenberg.
Station der Societas Meteorologica Palatina
Die Kulturbestrebungen in Bayern änderten sich durch die Übernahme des Kurfürstentums durch Karl Theodor von der Pfalz, es stellte sich ein weltoffener Zug ein. Er hatte schon 1763 in seiner Residensstadt Mannheim durch die mit der Academia Theodora Palatina eine bedeutende Pflegestätte naturwissenschaftlicher Forschung gegründet. Sein gelehrter Hofkaplan Johann Jakob Hemmer, der ein Fachmann auf dem Gebiet der Elektrizität und Meteorologie war, gliederte in den Jahren 1779 und 1780 der Mannheimer Akademie als dritte Klasse eine eigene Societas Meteorologica Palantina an. Diese sollte durch ein weitverzweigtes Stationsnetz Beobachtungen aus verschiedenen Ländern bearbeiten.
Kurfürst Karl Theodor wünschte auf Anregung seines Kabinettssekretärs Stephan von Stengel, dass bei der Akademie der Wissenschaften in München auch eine Abteilung für Meteorologie geschaffen werde. Diese Abteilung sollte zusammen mit eigenen Beobachtungsstationen innerhalb Bayerns der Mannheimer Gesellschaft unterstellt werden, damit die Ergebnisse koordiniert und publiziert werden konnten. Für ein Observatorium für Klima- und Wetterkunde bot der Hohenpeißenberg eine besonders günstige Lage an. Hierbei sollte die von der Akademie ungenützte astronomische Beobachtungsstätte genutzt und der Hohenpeißenberg direkt in das Mannheimer Beobachtungsnetz eingegliedert werden.
Das Mannheimer Beobachtungsnetz umfasste 39 Stationen, die in Europa, Grönland und Nordamerika lagen. 14 davon befanden sich in Deutschland, zwei waren Bergstationen, nämlich auf dem Sankt Gotthard und dem Hohenpeißenberg. Diese Stationen waren alle mit den gleichen Geräten ausgerüstet und führten ein einheitliches Beobachtungsprogramm durch. Es wurden hierbei die als Mannheimer Stunden bekannt gewordenen Messzeiten gewählt, wobei Messungen um sieben, 14 und 21 Uhr Ortszeit durchgeführt wurden. Diese Messzeiten haben sich für die Beobachter und die daraus folgenden Berechnungen des Tagesmittels bewährt. Die gemessenen Daten wurden in den Mannheimer Ephemeriden publiziert. Für die Jahre 1781 bis 1792 liegen zwölf Bände der Mannheimer Epheremerides Societatis Meteorologicae Palatinae vor. Die Station Hohenpeißenberg war gleichzeitig als Station des Bayerischen meteorologischen Messnetzes ausgewiesen. Dieses von der Akademie der Wissenschaften in München eingerichtete Messnetz schloss sich der Mannheimer Initiative an und umfasste 21 Stationen. Es befand sich ausschließlich in Bereich bayerischer Klöster.
Im Herbst 1780 kam der Geistliche Rat Hemmer persönlich nach Rottenbuch, um im Auftrag des Kurfürsten Karl Theodor die Messstation auf dem Hohenpeißenberg einzurichten. Er gab auch Cejatan Fischer die für den Betrieb der Station notwendige Unterweisung. Hierbei wurden einheitliche Instrumente, die zuvor in Mannheim geeicht worden waren, aufgestellt. Hemmer brachte auf Anweisung von Propst Ambrosius Mösner auf dem Klostergebäude in Rottenbuch und auf dem Hohenpeißenberg die ersten Blitzableiter an, was als Neuheit von der Bevölkerung bestaunt wurde. Der Blitzableiter hat sich auf dem Hohenpeißenberg in der Folgezeit vollauf bewährt, wie aus einem Manuskript des Chorherrn Primus Koch aus den Jahr 1781 und 1782 ersichtlich ist:
„Erst kürzlich zog sich ein schwere Donnerwolke über unser Kloster her, häufig sahen die Handwerksleit und Klosterdiener die elektrische Materie auf den Dächern herumfahren, auf dem Hohenpeißenberg hatte innerhalb der letzten 12 Jahre (vor 1781) siebenmal der Blitz in die Kirche oder das Hospisziumsgebäude eingeschlagen.“
Cejatan Fischer siedelte am 24. November 1780 auf den Hohenpeißenberg über und begann am 1. Januar 1781 mit den täglichen Beobachtungen, die sich nach dem Arbeitsprogramm der Mannheimer Meteorologischen Gesellschaft richtete. Die Beobachtungen und alle Messergebnisse wurden sorgfältig registriert und an die Societas Palatina nach Mannheim weitergegeben.
Cajetan Fischer wurde 1781 nach München berufen, wo er an der Akademie der Wissenschaften und am Lyceum die Fächer Höhere Mathematik und Physik lehren sollte. Als seinen Nachfolger schlug er seinen begabtester Schüler, Guarinus Schlögl vor, der schon im Noviziat seine hervorragende Begabung zeigte. Schlögl wurde kurz nach seiner Priesterweihe am 18. September 1779 auf den Hohenpeißenberg geschickt. Er war auch schon an der Einrichtung des meteorologischen Observatoriums 1780 beteiligt. Unmittelbar nach dem Weggang Fischers wurde er selbständiger Observator und führte die täglichen Beobachtungen und Messungen fort. Schlögl wurde jedoch schon im Oktober 1782 auf ins Stift Rottenbuch zurückberufen, um dort die Professur für Philosophie und Naturwissenschaften zu übernehmen.
Nachfolger Schlögls wurde ein anderer Mitbruder, Herkulan Schwaiger, der schon im Mai 1782 auf den Hohenpeißenberg geschickt worden war, um sich neben der Wallfahrtsseelsorge in die meteorologischen Aufgaben einzuarbeiten. Schwaiger galt als erster ordentlicher Observator der Mannheimer Meteorologischen Gesellschaft und übte diese Tätigkeit vom Oktober 1782 bis Oktober 1785 aus. Aufgrund seiner fleißigen und gediegenen Arbeit wurde er am 2. März 1784 von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München zu ihrem außerordentlichen Mitglied ernannt.
Guarinus Schlögl, der an einem schleichendem Lungenleiden litt, kam von Zeit zu Zeit zum Hohenpeißenberg, um seinen Schüler zu unterrichten oder eigene Beobachtungen durchzuführen. Aufgrund der Höhenluft besserte sich sein Lungenleiden zeitweilig, so dass die Hoffnung auf Genesung bestand. Propst Ambrosius Mösner schickte ihn daraufhin im Herbst 1784 abermals auf den Hohenpeißenberg, wo er auch seine Wohnung nahm. Bis 1787 konnte er trotz seines fortschreitenden Lungenleidens als Observator auf dem Hohenpeißenberg wirken. In diesem Zeitraum lieferte er neben den laufenden meteorologischen Beobachtungen auch eine genaue Beschreibung der Station auf dem Hohenpeißenberg.
Eine Beschreibung der Station, neben den laufenden meteorologischen Messungen, fertigte er für die in Mannheim erscheinenden Ephemeriden der Societas Palatina an. Aufgrund seiner sorgfältigen Messungen auf dem Hohenpeißenberg konnte er auch noch eine eigene Druckschrift veröffentlichen, bevor er im jungen Alter von 36 Jahren am 25. Januar 1788 verstarb.
Für die anstrengenden Beobachtungsarbeiten hatte ihm Propst Mösner bereits 1786 und 1787 mit Albinius Schwaiger, der ein naher Verwander von Herkulan Schwaiger war, zur Unterstützung gegeben. Schwaiger absolvierte 1784 seine Priesterweihe und bildete sich in der Naturkunde weiter, so dass er im Jahre 1788 nach dem Tode von Schlögl den Observatoriumsdienst übernehmen konnte. 1792 konnte Schwaiger, aufgrund der seit 1781 sorgfältig registrierten Forschungsergebnisse und seinen eigenen Studien den Versuch einer meteorologischen Beschreibung des hohen Peißenbergs veröffentlichen.
„Dieser hohe, einzelne, und von den Tyrolgebürgen ganz abgesonderte Berg ist im Reiche der Schöpfung ein Original der seltensten Vorzüge. So wie er von allen Seiten her wegen seiner sanft erhabenen und romantischen Lage das reizendste Ansehen darbeit; so eröffnet er auch in einem unermeßlichen Bezirk des Himmels und der Erde die manigfaltigste, feyerlichste Ansicht, und ist daher sowohl zur Stern- als Witterungskunde der auserlesenste Ort, den man sich irgend wünschen darf.“
Dieser Veröffentlichung lag auch eine von ihm angefertigte Karte bei, in denen er alle umliegenden Ortschaften in geometrischen Graden einzeichnete. Diese Karte wurde im Format von 60 zu 60 Zentimeter von Josef Anton Zimmermann gestochen. Dies ist der erster gemeinverständlicher Bericht über die landwirtschaftlichen Eigenarten des Hohenpeißenbergs und den Forschungstätigkeiten des Observatoriums, was in der Bevölkerung großen Anklang fand, dass eine zweite Auflage notwendig wurde.
1790 verstarb mit Jakob Hemmer der Sekretär der Meteorologischen Gesellschaft Mannheim. Hemmer war die Seele der Societas Palatina und sein Ausscheiden stürzte die weitgespannten Unternehmungen in eine große Krise. Die politischen Wirren der Französischen Revolution griffen immer weiter um sich, so dass das ganze System immer mehr zerbröckelte, und die Mannheimer Meteorologischen Gesellschaft löste sich schließlich 1793 ganz auf.
Die Verhältnisse waren aber auch selbst in Bayern nicht günstiger. Das Stationsnetz was die Akademie der Wissenschaften in München organisierte, funktionierte ohnehin nie so gut wie das von Mannheim. Die Schuldenlast der Staatskasse wuchs zunehmend, und innere Spannungen unter den Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften lockerte die Verbindung von München zu den außerhalb gelegenen Stationen zunehmend.
Station unter Leitung der Chorherrn
Die Rottenburger Chorherrn standen nach der Auflösung der Mannheimer Gesellschaft vor dem gleichen Problem wie schon bei der Errichtung der Akademischen Sternwarte, wo sie vom Staat den Auftrag für die Sternwarte erhielten, aber keine finanzielle Mithilfe erhielten. Es kam zum Entscheid, ob sie alleine weitermachen oder ob die Station aufgelassen werden sollte. Es war nicht nur die erhebliche finanzielle Belastung, sondern auch, ob es überhaupt noch Sinn macht, mit der Station auf dem Hohenpeißenberg die meteorologische Arbeiten als Alleinbetrieb weiterzumachen. Aus Forschungszwecken mit den internationalen Beobachtungsstationen, wie sie von der Mannheimer Gesellschaft erreicht wurden, war nicht mehr zu denken.
Propst Mösner und Albin Schwaiger trafen schließlich im Einvernehmen die persönliche Entscheidung die meteorologischen Beobachtungen auf dem Hohenpeißenberg in eigener Verantwortung weiterzuführen. Sie taten mit gewohnter Umsicht und Sorgfalt die meteorologischen Beobachtungen, Messungen und Aufzeichnungen wie bisher, obwohl abzusehen war, dass auf absehbare Zeit die Zusammenarbeit mit zentralen Stationen ins Stocken geraden würden.
Albin Schwaiger wurde als Pfarrvikar nach Oberammergau berufen und musste seine Arbeit als Observator auf dem Hohenpeißenberg am 22. Juli 1796 aufgeben. Chorherr Gelasius Karner übernahm 1796 die Nachfolge des Observator, der schon 1794 zum Hohenpeißenberg geschickt worden ist, um als Hausverwalter sich in die meteorologischen Arbeiten einüben zu können. Karner war für dieses Fach sehr begabt und absolvierte an der Universität Ingolstadt von 1785 bis 1788 sein Studium der Naturwissenschaften und der Theologie
Karner führte als Observator die meteorologischen Beobachtungsreihen mit größter Gewissenhaftigkeit weiter, und fertigte jährlich versandbereit die Berichte und Witterungskalender an. Die Münchner Akademie forderte allerdings zu Lebzeiten von Karner diese nicht an. Die verheerend gelaufene Säkularisation im Jahr 1803 bedeutete das Aus für das Stift Rottenbuch. Am 24. März 1803 wurde das Stift Rottenbuch und der Wallfahrtsort Hohenpeißenberg mit dem kompletten Observatorium enteignet. Die vier Chorherren, die zu dieser Zeit der Säkularisation auf dem Hohenpeißenberg wohnten, wurden mit einem Schlag heimatlos.
Die Chorherrn Karner und Koch fassten den Entschluss, obwohl keine klösterliche Mittel zur Fortführung der meteorologischen Beobachtungen vorhanden waren, dies in Eigenregie weiterzuführen. Dieser Entschluss fiel nun ohne Abstimmung mit dem Propst und sie finanzierten die notwendigen Materialien, wie Papier, selbst. Koch wurde der erste Pfarrer auf dem Hohenpeißenberg und Karner führte wie bisher die Beobachtungen weiter. Die Gesundheit von Karner veranlasste ihn allerdings im Jahre 1804, dass er nach Oberammergau umzog. Daraufhin übernahm Primus Koch, der auch als Lehrer an der von ihm 1802 gegründeten Volksschule unterrichtete, auch den Beobachtungsdienst. Dies geschah ohne jegliche Vergütung, um vor allem die in mühevoller 20-jährigen Arbeiten gewonnenen Forschungsarbeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Ihm war allerdings klar, dass er auf Dauer nicht alleine und ohne Rückhalt von staatlicher Stellen den Observatoriumsdienst termingerecht und finanziell bewältigen könne. Er bemühte sich 1806 darum, dass das Observatorium in die Obhut der Bayerischen Akademie der Wissenschaften übernommen zu werden. Er fertigte eine Reinschrift von zwölf Jahrgängen zu den meteorologischen Beobachtungen an und legte diese bei der Münchener Akademie der Wissenschaften vor. Koch schlug als Gehilfen für den Stationsdienst seinen jüngeren Bruder Franz Michael Koch vor. Dieser war als tüchtiger Schullehrer in Kissing bei Augsburg tätig. Professor Imhof von der Akademie teilte Primus Koch daraufhin mit, dass sie sich seinen Vorschlag annehmen, und sich bei der Königlich Bayerische Landesdirektion zu wenden, um sein Anliegen zu bewerkstelligen.
Beobachtungen durch Pfarrer und Lehrer
Von der Akademie der Wissenschaften kamen keine Reaktionen mehr, und so griff Primus Koch als Selbsthilfe schließlich selber in Tat. Er stellte einen aus der Pfarrgemeinde Hohenpeißenberg allgemeinen geachteten Mann ein, den 39-jährigen Johann Georg Schmautz. Schmautz, ein geistig regsamer Mensch, wurde als provisorischer Schulgehilfe und Mesner eingestellt. Koch schlug ihn dann bei der Regierung vor, die ihn tatsächlich aufgrund seiner in München abgelegten Prüfung als Lehrer anerkannte. Schmautz war zudem ein ausgebildeter Geometer und hatte somit Verständnis für mathematische Genauigkeit, so erwies er sich auch bei den meteorologischen Beobachtungen als ein zuverlässiger und geschickter Mitarbeiter.
Die Akademie der Wissenschaften benötigte allerdings noch eine ganze Weile, bis es mit der Besoldung klappte. Primus Koch beklagte sich noch am 13. April 1810:
„Bisher gab die Akademie weder dem Observator, noch seinem Gehilfen (Georg Schmautz) etwas für ihr Tagwerk und läßt uns noch immer in der Hoffnung schon seit ihrer neuen Organisation im Jahre 1807.“
Koch hatte aber schon am 12. August 1809 bei einer Audienz bei Minister Graf von Montgelas erreicht, dass nicht nur 775 fl. für die dringendsten Restaurierungen an Kirche und Pfarrhaus auf dem Hohenpeißenberg zugestanden wurden, sondern auch, solange er meteorologischer Observator sei, ihm jährlich 20 Klafter und seinem Gehilfen fünf Klafter Holz zu stünden. Es wurde schließlich festgelegt, dass der Observator als Jahresbesoldung 150 Gulden erhalten würde.
Durch seine unermüdliche Energie und seinen Hang zur Naturwissenschaft hatte Primus Koch es damit fertig gebracht, als letzter der Rottenbucher Observatoren, dass die Hohenpeißenberger Station mit der Hilfe der Münchener Akademie der Wissenschaften weiter erhalten werden konnte. Aufgrund seiner Verpflichtungen als Pfarrer und seiner fortschreitender Krankheit konnte er allerdings die wissenschaftlichen Pläne nicht mehr verwirklichen. Er blieb allerdings seinem Dienst bis zu seinem Tode am 20. März 1812 treu.
Nach dem Tode von Koch war die Pfarrei Hohenpeißenberg über ein Jahr unbesetzt, und konnte nur durch einander abwechselnde Vikare versorgt werden. Die Regierung erwog allerdings, wie aus einem Schreiben vom 15. März 1813 hervorgeht, da außer Georg Schmautz, der provisorisch die Beobachtungen der Station weiterführte, neben dem Pfarrseelsorger auch einen eigenen hauptamtlichen Observator für den Hohenpeißenberg einzustellen. Geplant war ein als Observator ein Geistlicher, da es nach der Säkularisation eine große Zahl von wissenschaftlich gebildeten Ordensleuten, die für eine solche Stellung geeignet wären. Die Stelle eines hauptamtlichen Observators wurde allerdings, wohl aus Sparsamkeitsgründen, nie wirklich besetzt, sondern blieb mit der des Pfarrers verbunden.