Zu den Franken (wörtlich: die Freien oder "die Kühnen") im ethnologischen Sinn zählt man gewöhnlich die westgermanischen Stämme der
- Salfranken (seit 420) (ungleich Salier)
- Ripuarier (bzw. Rheinfranken)
- Chamaven
- Chattuarier
- Sugambrer (auch: Sigambrer)
- Brukterer
- Usipiter
- Ampsivarier
- später auch die Chatten (heute Hessen)
Geschichte
Seit etwa 200 n. Chr. begannen sich einige der kleinen westgermanischen Stämme entlang der römischen Grenze, etwa die Usipiter, Tenkterer, Sugambrer und Brukterer, zu einem größeren Stammesverband zusammenzuschließen, der sich selbst als "die Franken" (= die Freien, Kühnen) bezeichnete. Die Franken wurden erstmals um 250 n. Chr. als Francii von römischen Quellen erwähnt, anlässlich eines ihrer vielen Raubzüge über die Grenze in die römische Provinz Gallien hinein.
Während der Völkerwanderung drangen diese Stämme in Gebiete ein, die heute dem fränkischen Sprachraum zugeordnet werden (Region Franken in Nord-Bayern und Nord-Württemberg, Süd-Thüringen, Hessen, Nord-Baden, Rheinland-Pfalz, das nördliche Elsass, Lothringen, Saarland, Luxemburg, das Rheinland, die deutschsprachigen Gebiete Ostbelgiens, der Niederrhein, Limburg, Holland, Seeland, Brabant sowie Flandern). Siehe dazu: Spätantike.
Zu Beginn des 5. Jahrhunderts befand sich das Zentrum der Frankensiedlungen in und um Köln. Im Jahr 420 überschritt (nach viel späteren und unzuverlässigen Quellen) Herzog Pharamond mit seinen Anhängern den Rhein Richtung Westen und begründete damit die, in den folgenden Jahrhunderten noch bedeutsame, Teilung der Franken in die westlichen Salfranken und die östlichen Rheinfranken. Die archäologischen Quellen weisen dagegen auf eine zunächst friedliche, allmähliche Aufnahme ins römische Gallien, wo sie als laeti bzw. foederati angesiedelt wurden. Der Zug der Franken nach Südwesten wurde vermutlich auch durch die Wanderung der Sachsen nach England um 450 über die heutige niederländische Küste und entsprechende Konflikte mit den fränkischen Bewohnern ausgelöst.
Zur Großmacht wurden die Franken durch die Eroberungen des Merowingers Chlodwig I. (ca. 500 n. Chr.), der nacheinander das nordgallische Reich des Syagrius, die Alamannen und die Westgoten besiegte und somit die Grenze des Frankenreichs bis zu den Pyrenäen vorschob. Entscheidend war auch der Übertritt Chlodwigs und weiter Teile seines Volkes zum katholischen Christentum. Seine Söhne setzten seine Eroberungen fort, indem sie Burgund und das Thüringerreich dem Frankenreich angliederten, sodass ihr Reich im wesentlichen die Gebiete des heutigen westlichen Deutschlands, der Beneluxstaaten und Frankreichs umfasste. Chlothar I. vereinigte noch einmal das Frankenreich, unter seinen Söhnen kam es dann zur Bildung der fränkischen Teilreiche Austrasien und Neustrien, was die spätere Teilung im (Vertrag von Verdun 843) vorwegnahm, der zur Entstehung der Staaten Frankreich und Deutschland (deutscher Sprachraum) führte, wobei die politischen Grenzen bis in die Neuzeit zumeist keine Mundartgrenzen (Sprachgrenzen) waren.
Ein letztes Mal waren alle Franken in den Jahren 882 bis 887 unter einem König vereint, Karl III. dem Dicken. Danach blieb es bei den oben erwähnten Aufspaltungen.
Lediglich die Kreuzzüge ins Heilige Land brachten noch einmal ein gesamtfränkisches Bewusstsein hervor, als die insgesamt vier Kreuzfahrerstaaten gegründet wurden. Nicht nur, dass dieses Bewusstsein aus christlicher Sicht existierte, sondern auch die Moslems nahmen die westlichen Eroberer als Franken wahr und nannten sie "Fräng" und auch "Farandschi".
Europäische Bedeutung
Erstaunlich ist, dass zwar das römische Reich und die dem Mittelalter folgenden Nationalstaaten fest im Bewusstsein auch nicht historisch interessierter Bevölkerungskreise verankert sind, jedoch die Franken, die das Franken-Reich gründeten, das Heilige Römische Reich führten und die mehr als 800 Jahre die Geschichte Europas lenkten, praktisch unbekannt sind.
Franken heute
In großen Teilen Frankreichs und dem eher romanisch-keltisch geprägten Südteil Belgiens (Wallonien) ging die fränkische Sprache verloren, da sich - anders als im deutschen Siedlungsgebiet - hier nur vereinzelt Franken niederließen, weshalb die gallo-romanische Bevölkerung in der Mehrzahl blieb. Infolge setzte sich das Altfranzösische durch. Nur der Name Frankreich (France) blieb als Relikt neben ungefähr hundert anderen fränkischen Lehnwörtern, vor allem aus dem militärtechnischen Bereich und den Farbnamen für Braun=brun, Blau=bleu, in der altfranzösischen Sprache erhalten. Von der fränkischen Kultur blieb nur wenig übrig, unter anderem das "Fränkische Gehöft" (Ernhaus). Allerdings kann man die Theorie Wilhelm Peßlers, wonach "Volksstämme" sich in typischen Bauformen manifestieren, durchaus anzweifeln, da die Hausforschung gezeigt hat, dass ländliche Bauformen schon seit dem späten Mittelalter durch obrigkeitliche Bauvorschriften dominiert wurden und regionaltypische Bauweisen eben kein Ausdruck von Ethnizität, sondern von vordringender Landesherrschaft sind.
Diejenigen, die heute die fränkischen Mundarten (deutscher Dialekt, vom Rheinland über Hessen und Pfalz bis nach Franken in Bayern) sprechen, bezeichnen sich allgemein selbst nicht mehr als Franken; dies tun nur noch die Bewohner der Region Franken.
Historische Quellen zu den Franken
- Liber Historiae Francorum, spätmerowingische Chronik
- Historia Francorum, Hauptwerk von Gregor von Tours (538-594)
- Annales regni Francorum, schriftliche Auflistung von Ereignissen (von 741 bis 829), vor allem eine Art Tatenbericht Karls des Großen
- Gesta Francorum, Zeugenbericht über den ersten Kreuzzug
Siehe auch
Literatur
- Erich Zöllner: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Auf der Grundlage des Werkes von Ludwig Schmidt unter Mitwirkung von Joachim Werner neu bearbeitet. Beck, München 1970. (Standardwerk)
- Die Franken. Wegbereiter Europas. 5. bis 8. Jahrhundert. von Zabern, Mainz 1996, 1997. ISBN 3-88609-413-8
- Dieter Geuenich: Die Franken und die Alemannen bis zur "Schlacht bei Zülpich" (496/497). Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbd 19. de Gruyter, Berlin/New York 1998. ISBN 3-11-015826-4
Weblinks
- Edel und Frei. Franken im Mittelalter (Website zur Landesausstellung 2004 in Forchheim)
- Die Entwicklung Frankens (Beitrag aus dem Katalog zur Landesausstellung 2004 in Forchheim: Landschaftsmuseum Obermain)
- Artikel aus dem "Lexikon Alte Kulturen" (mit Literaturangaben)
- Pour en savoir plus sur les Mérovingiens.