Norn, eine heute ausgestorbene Sprache, war bis in das 18. Jahrhundert hinein die Landessprache auf den Shetlands und auf Orkney.
Norn | ||
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Gesprochen in |
Orkney- und Shetland-Inseln (bis ins 18. Jahrhundert) | |
Sprecher | ausgestorben | |
Linguistische Klassifikation |
Indogermanische Sprache
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Diese Inselgruppen gehörten einst zu Norwegen, waren aber schon vor Ankunft der Wikinger im 9. Jahrhundert besiedelt. Norn war eine nordgermanische Sprache. Bis heute ist das Schottische Englisch und besonders die schottischen Dialekte auf den Shetlands und auf den Orkney stark vom Norn beeinflusst. Norn war, wie heute noch Isländisch und Färöisch eine westskandinavische Sprache (Inselskandinavisch). Das heutige Färöisch kommt dem Norn am nächsten.
Noch heute haben besonders auf den Shetlands viele Bewohner eine besondere Beziehung zu Skandinavien. Die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Shetlands, Orkney, Hebriden und Färöern werden auch auf offizieller Ebene in den letzten Jahren intensiviert.
Das Vaterunser
Matthäus 6:9-13, "The Lord's Prayer in Foula Norse" (nach Low 1774):[1]
- Fy vor or er i Chimeri. Halaght vara nam dit.
- La Konungdum din cumma. La vill din vera guerde
- i vrildin sindaeri chimeri.
- Gav vus dagh u dagloght brau. Forgive sindorwara
- sin vi forgiva gem ao sinda gainst wus.
- Lia wus ikè o vera tempa, but delivra wus fro adlu idlu.
- For do i ir Kongungdum, u puri, u glori, Amen
Matthäus 6:9-13, "Wallace's specimen of Orkney Norn" (Wallace 1700, zitiert nach Low 1774, s. o.):
- Favor i ir i chimrie, Helleur ir i nam thite,
- gilla cosdum thite cumma, veya thine mota vara gort
- o yurn sinna gort i chimrie,
- ga vus da on da dalight brow vora
- Firgive vus sinna vora sin vee Firgive sindara mutha vus,
- lyv vus ye i tumtation, min delivera vus fro olt ilt, Amen.
Zu den vorstehenden Versionen ist anzumerken: Das Shetland-Beispiel zitierte Low als "Foula Norse" (nicht, wie gelegentlich behauptet wird, als "Shetland Norn"), da er den 1774 noch auf der entlegenen Insel Foula gesprochenen Dialekt für die ursprünglichste, noch erhaltene Form des Norse hielt. Gleichzeitig stellt er zum Norse, wie es 1774 auf Shetland insgesamt gesprochen wurde fest: "The Norse language is much worn out here, yet there are some who know a few words of it; it was the language of the last age, but will entirely lost by the next." Die Typographie seiner Aufzeichnung, die dem heutigen "Neufäröisch" wesentlich ähnlicher sein müsste, ist nicht korrekt, da Low nach eigenem Bekunden, die Worte nur nach seinem "Hörverstehen" notierte. Seine Informanten (durchweg einfache Leute = "lower class people"), beherrschten Norse auch nur als gesprochene Sprache, nicht als Schriftsprache (… who cannot be supposed to have a thorough knowledge either of one Language or the other, p. 107), konnten seine Aufzeichnungen darum auch nicht korrigieren.
Diesen Foula-Befund stellt er dann Wallace's specimen of Orkney Norn, wobei er Wallace als bekannt beim Leser voraussetzt und offen lässt, was und woraus genau er zitiert. Auch hierbei kommt es zu (geringfügigeren) typographischen Abweichungen im Vergleich zu den fraglichen Wallace-Veröffentlichungen (1694 und 1699).
Matthäus 6:9-13, Altnordisch:
- Faþer vár es ert í himenríki, verði nafn þitt hæilagt
- Til kome ríke þitt, værði vili þin
- sva a iarðu sem í himnum.
- Gef oss í dag brauð vort dagligt
- Ok fyr gefþu oss synþer órar,
- sem vér fyr gefom þeim er viþ oss hafa misgert
- Leiðd oss eigi í freistni, heldr leys þv oss frá öllu illu.
Matthäus 6:9- 13 (16) (Neufäröisch nach Jacob Dahl und Kristian Osvald Viderø, 1961):
- Faðir vár, tú sum ert í himlunum! Heilagt verði navn títt;
- komi ríki títt, verði vilji tín
- sum í himli so á jørð;
- gev okkum í dag okkara dagliga breyð;
- og fyrigev okkum skuldir okkara,
- so sum vit fyrigeva skuldarum okkara;
- og leið okkum ikki í freistingar; men frels okkum frá tí illa.
- (Tí at um tit fyrigeva monnum misgerðir teirra,
- so skal himmalski faðir tykkara eisini fyrigeva tykkum;
- men fyrigeva tit ikki monnum,
- so skal faðir tykkara ikki heldur fyrigeva misgerðir tykkara.)
- Amen!
- Quelle: bibelselskabet.dk
References
- ↑ Gerge Low: A Tour through the Islands of Orkney and Schetland (1774), first published: Kirkwall 1879, pp 104 – 107
Literatur
- Michael P. Barnes: The Norn Language of Orkney & Shetland. Shetland Times 1998. ISBN 1898852294 (72 Seiten, einzige Monographie zum Thema)
- Gillian Fellows-Jensen: Scandinavian influence on the place-names of England, in: Ureland/ Broderick (eds.): Language Contact in the British Isles. Tübingen 1991 337-354.
- Jakob Jakobsen: An Etymological Dictionary of the Norn Language in Shetland. 2 Bände. London/Copenhagen 1928-32 (Neudruck 1985).
- O. Werner: Die Erforschung des Inselnordischen, in: Zeitschrift für Mundartforschung Supplement, NS 6, 2: 459-519. (1968).