Segen
Der Begriff Segen (v. althochdt.: segan Rückbildung aus segnen, lat. signare mit dem Zeichen [des Kreuzes] versehen) bezeichnet in der Religion das Aussprechen einer wohlmeinenden Formel oder eines Gebetes. Der Segen ist mit Gebärden verbunden (z.B.: Handauflegung, Segensgestus, Ausbreiten der Hände), die das wohltätige Wirken Gottes an der gesegneten Person oder der gesegneten Sache symbolisieren sollen (s. Segenszeichen). Segen ist dabei lebensfördernde Kraft. – Das Gegenteil des Segens ist der Fluch.
Im weiteren Sinne wird das Wort Segen heute auch verwendet, um die Freude über ein Geschenk oder eine Situation zu beschreiben. ("Dieses Kind ist ein Segen Gottes für uns.")
Segen und technische Machbarkeit
Ein Segen als symbolische Reinigung stand im Mittelalter höher als die physische Reinigung. Wenn Mäuse ins Weinfass gefallen waren, konnte der Segen eines Priesters den Wein reinigen. Dahinter stand die Auffassung, dass Reinheit sich nicht herstellen lässt, sondern stets als Gnade empfangen wird. Gegen die Vorstellung unangreifbarer symbolischer Reinheit setzte sich erst im 19. Jahrhundert die Machbarkeit und Messbarkeit der Reinheit durch (siehe Geschichte der Hygiene).
Der weitgehende Ersatz des Segens durch technische Machbarkeit bedeutete einen fundamentalen Wandel der westlich-zivilisierten Gesellschaft. Ein analoges Beispiel für Unreinheit aus religiöser Sicht ist die eheähnliche Gemeinschaft außerhalb des göttlichen Willens, also ohne tatsächlich verheiratet zu sein - siehe Ehe - und ohne kirchlichen Segen.
Altes Testament
- Das hebräische Wort segnen (barach) erscheint erstmals im 1.Mose 1, 22 + 28, als Gott die Schöpfung und die Menschen geschaffen hatte und sie segnete.
- Im 1.Mose 2,3 segnete Gott den siebenten Tag, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die er geschaffen hatte.
- In 4.Mose 6,24-26 sagt Gott, wie Aaron und seine Nachkommen die Israeliten segnen sollen, weshalb diese bis heute verwendete Formel "Aaronitischer Segen" heißt:
- Der Herr segne dich und behüte dich
- Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig
- Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
- und gebe dir Frieden.
Im Judentum spielt die Geschichte des Segens, sein individueller oder kollektiver Verlust bzw. seine Bewahrung eine existenzielle Rolle. Die priesterliche Segensspendung fand in das Christentum Einzug.
Neues Testament
- Der Segen, den Gott Abraham zugesprochen hatte, geht auf die Heiden über die in Christus Jesus sind:
Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns; denn es steht geschrieben (5. Mose 21,23): «Verflucht ist jeder, der am Holz hängt», damit der Segen Abrahams unter die Heiden komme in Christus Jesus und wir den verheißenen Geist empfingen durch den Glauben. (Galater 3,13-14)
- Jesus segnete die Kinder:
Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie. (Markus 10,13-16)
Kirche
Im katholischen, orthodoxen und evangelischem Christentum wird ein Segen meist mit der Geste des Kreuzes vollzogen. In der katholischen und orthodoxen Kirche wird diese Geste oft mit der Besprengung mit Weihwasser unterstützt (vgl. Asperges).
Weblinks
Siehe auch
- Aaronitischer Segen, Apostolischer Segen, Aussegnungsgottesdienst, Benediktionale, Einsegnungsgottesdienst, Eucharistischer Segen, Haussegen, Irischer Segen, Mainzer Segen, Segnungsgottesdienst,
- Fluch, Weihe